Ist das sexueller Missbrauch??

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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negra
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Ist das sexueller Missbrauch??

Beitrag Mo., 14.12.2009, 01:44

Also ich komme mit bestimmten Erlebnissen einfach nicht zurecht. Ich kann es einfach nicht einordnen.

Ich möchte kurz einige Erlebnisse schildern, das fällt mir schwer aber ich brauche dringent ein paar Meinungen dazu.

- Ich war ungefähr +/- 3 Jahre alt, mein Vater hat oft mit mir und meiner Schwester zusammen gebadet. Dabei haben wir sein Geschlechtsteil angefasst, das kam eigentlich bei jedem Bad vor...

- Seit meiner Jugendzeit erzählt mir mein Vater von seinem Sexualleben, zum Teil auch sehr ausführlich...es war mir zwar unangenehm, doch erst als eine Therapeutin daraufhin einmal sehr entsetzt reagiert hat ist mir aufgefallen das das wohl nicht normal ist. Es war mir oft unangenehm, konnte ihm aber keine verbalen Grenzen setzen.

Wie würdet ihr so etwas einordnen?

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MrN
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 10:15

Hallo negra,
was Du da schreibst, finde ich so ziemlich grenzwertig. D.h. es hängt wohl maßgeblich von Deinem Empfinden ab, ob es Mißbrauch war...

Zum ersten Punkt finde ich es ganz normal, daß man sich als Kleinkind für die Geschlechtsteile anderer (und besonders eben vertrauter) Menschen interessiert. Das Anfassen hat etwas mit Neugier zu tun. Man sagt ja auch, "etwas begreifen".
Nur das "oft" in Deiner Schilderung macht mich nachdenklich. Gabe es dafür vieleicht einen Grund?
Ich bin im Ländlichen aufgewachsen. Gebadet wurde im Waschzuber. Und es wurden immer soviel Kinder in ein Bad gesteckt, wie gerade noch ging, weil das Wasser auf dem Ofen angeheizt worden ist. Alle paar Monate durften wir bei Oma und Opa baden. Da gab es eine Badestube mit Badeofen und einer richtigen Badewanne. Wir Kinder haben es genossen, wenn dann auch noch ein Elternteil da mit hineingepaßt hat. Das war jedes Mal ein Festtag!
Für einen Mißbrauch bräuchte es, galube ich, schon noch ein wenig mehr: Z.B. ob Euch Euer Vater irgendiwie (spielerisch?) animiert hat, ihn anzufassen, ob es ihn erregt hat, ob Mama davon wissen durfte, oder nicht usw.

So ähnlich geht es mir mit dem zweiten Punkt. Dein "unangenehm" (gleich 2x) spricht aber eine deutlichere Sprache. Damit wurde bei Dir auf jeden Fall eine Grenze überschritten, was auf Dauer traumatisch geworden sein kann.
Dennoch würde ich nur bedingt von einem echten Mißbrauch sprechen. Vielleicht wollte Dich Dein Vater nur besonders gründlich aufklären und Dich so vor schlechten ersten Erfahrungen schützen?!
Nach meinem Empfinden wäre das aber wohl eher die Aufgabe der Mutter gewesen...

Ich könnte hier noch einiges ergänzen, was mir spontan so durch den Kopf gegangen ist. Aber ich will bei einem so sensiblen Thema nicht ins Blaue hinein phantasieren.

Wie ist denn Dein Verhältnis zum Vater heute?! Hast Du ihm wirklich etwas vorzuwerfen?
LG
MrN

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negra
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 12:39

Danke MrN für deine Antwort.

Ja es ist wie du sagst eine grenzwertige, nicht ganz greifbare Geschichte und das ist typisch für unsere Familienverhältnisse im Allgemeinen. Mein Empfinden sagt mir einfach "iiih" wenn ich daran denke. Ich kann mich nicht mehr erinnern ob er uns dazu animiert hat, ob er körperliche Reaktionen gezeigt hat, die zeigen würden es hat ihm gefallen. Es war eine spielerische Situation. Meine Mutter wusste das sie sagte mir einmal ein guter Freund der Familie sagte, das würde ja fast an Missbrauch grenzen. Warum wusste der gute Freund davon? Allerdings wusste meine Mutter auch, das ihr neuer Freund der später bei uns einzog uns geschlagen hat, da hat sie geschwiegen.

Es gibt keinen Grund denke ich in Kind oft (jedes Mal beim Baden) an seinen Geschlechtsteilen herum spielen zu lassen denke ich. Ist ein Mal schon okay um es zu "begreifen"? Ich bin mir nicht sicher, denn diese Erfahrungen kann ein Kind mit Gleichaltrigen machen. Ein Kind hat doch an den Geschlechtsteilen von Erwachsenen nichts zu suchen bzw. braucht es den Erwachsenen der dann eine Grenze setzt, damit das Kind ein Gefühl für Grenzen bekommt.

Ja Grenzen, das ist wohl das ganze Thema das dahinter steckt... Darüber denke ich weiter nach.

Nein besonders gründlich aufklären wollte mein Vater mich nicht, denn es waren Geschichten die er sich von der Seele redete, es kam nie das Thema Verhütung zur Sprache oder ähnliches. Nein es fehlten ihm wohl einfach die Grenzen und ich konnte sie nicht errichten, dort wo ich spürte ich brauche welche. Das hat dann eventull dazu geführt, dass ich Männern gegenüber keine Grenzen kannte und sie so auch nicht zeigen konnte (schon in der frühen Jugend viele ONS bei denen der Mann eigentlich "machen konnte was er wollte") Vielleicht fühle ich mich deswegen auch so missbraucht.

Mein Verhältnis zu meinem Vater ist sehr ambivalent, ich habe ihm aus weiteren Gründen etwas vorzuwerfen und versuche diese Geschichte, die mich einfach oft beschäftigt irgendwie einzusortieren.

LG negra

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candle
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 12:43

Also ich kenne viele Badegeschichten, die nachhaltig spaßig erzählt wurden in Familienkreisen. Ich bin auch so ein Badekind.

Es liegt da wohl doch stark an Deinen Gefühlen und evtl. Vorfällen, aber überbewerten sollte man das auch nicht.

Es ist schwierig heutzutage. Als Elternteil würde ich vermutlich schon Angst bekommen was darf und was nicht.

Was allerdings Dein Vater so erzählt hat, könnte da wesentlich aufschlußreicher sein.

Wieso war Deine Therapeutin denn schockiert?

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negra
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 12:50

hmmm...meine Therapeutin war schockiert darüber das mein Vater mir von seiner Sexualität erzählt. Das er seine intimen Gedanken mit seiner jugendlichen Tochter teilt (damals war ich Jugendlich)...sie meinte das teilt "man" mit Freunden oder dem betreffenden Sexualpartner, nicht mit seiner Tochter. Da ist finde ich was dran, denn man will doch seinen Vater nicht auf der sexuellen Schiene wahrnehmen, oder in Gedanken seine sexuellen Probleme mit der neuen Partnerin lösen...

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candle
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 12:56

OK als Jugendliche. Nun, er könnte das gut gemeint haben im Sinne seiner "sexuellen Aufklärung" für Dich. Wie intensiv und wie lange er das getan hat, weiß ich ja nicht. Wenn das ausgeartet ist in Form dessen, dass er Dich da als gleichwertigen Partner wahrgenomen hat oder Du das so gespürt hast, dann verfolge das. Nur DAS ist wichtig wie es Dir damit ging.

Als Jugendlich und in der Pubertät erst recht, ist dann das Thema Sexualität noch zusätzlich mit Scham behaftet.

In meinen Fall stand das mit handfesten Demütigungen im Zusammenhang. Das ist dann schon sexueller Mißbrauch.

Wofür brauchst Du nun die exakte Wortdefinition und wie ordnet es Deine Therapeutin ein?

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Xanny
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 16:28

Hmmm...bin grad sehr nachdenklich. Auch ich kenne viele Badegeschichten. Und bei mir wurde die Grenze weitaus mehr überschritten, als bei Dir, dennoch halte ich auch Deine Erfahrungen für grenzwertig und bedenklich.

Das hat meiner Meinung nach auch nichts mit sexueller Aufklärung zu tun. Mein Vater hat mir auch gerne seine Bettgeschichten erzählt und ich kam damit nicht klar. Soetwas teilt man nicht mit der (auch jugendlichen) Tochter.

Ich finde es ekelig.

Andererseits mag es ja Familien geben, die ihre Sexualität offen leben und keinerlei Scham vor den Kindern haben. Bei mir gings leider weit darüber hinaus.

Wenn es für Dich belastend ist, dann wurde definitiv eine Deiner Grenzen überschritten.
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lingaroni
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 17:54

@negra

ich denke, es ist nicht so wichtig, deine erfahrungen einzuordnen.

ich persönlich habe leider eine menge erfahrung mit missbrauch, finde aber deine erzählungen irgendwie überhaupt nicht schockierend.

weißt du, letztendlich zählt nur, wie du dich als kind gefühlt hast. hattest du angst, fandst du es als kind eklig? oder kriegst du nur jetzt im nachhinein einen moralischen anfall, weil das thema im moment so hochmodern ist?

es geht nicht darum zu sagen: das ist missbrauch pfui. das ist kein missbrauch, brav.

es geht einzige und allein um DEINE empfindungen. hast du panikattacken, sexuelle störungen, bist du voller hass auf deinen vater deswegen ... kurz: leidest du darunter oder sagst du: naja, war vielleicht ungewöhnlich intim, aber eigentlich fühle ich mich nicht geschädigt.

LG

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negra
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 21:37

Danke für eure Gedanken dazu.

Ja es geht um meine Empfindungen dazu und die kann ich einfach nicht einordnen deswegen habe ich das Thema öffentlich gemacht.

Im Moment kann ich nicht richtig schreiben ich lasse eure Antworten auf mich wirken. Im Moment habe ich keine Therapie, ich schlepp dieses Thema mit vielen andern mit mir rum-merke aber jetzt das ich ohne Begleitung lieber mal langsam mache mit der Auseinandersetzung.

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candle
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Beitrag Mo., 14.12.2009, 23:55

Was war denn jetzt der Auslöser dieser Fragestellung?

candle
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negra
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Beitrag Di., 15.12.2009, 08:58

Hm der Auslöser war im allgemeinen die Auseinandersetzung mit dem Thema "Männer". Ich versuche Erlebniss einzuordnen und mir zu erklären warum ich oft Angst vor Männern und vor Sexualität habe. Es klingt jetzt so als würde ich alles auf diese Erlebnisse mit meinem Vater zurück führen. Nein so ist es nicht, es ist ein kleiner Teil meiner Überlegungen. Bei eben diesen Überlegungen brauchte ich mal ein paar andere Sichtweisen um es irgendwo einzuordnen und ich denke ich ordne diese Erlebnisse als grenzwertig ein. Ich weiß nicht welche Absichten mein Vater damit hatte, er hat denke ich einfach die Grenze zwischen Vater/Tochter nicht beachtet.

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lingaroni
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Beitrag Di., 15.12.2009, 18:27

liebe negra,

du kannst dich ja einmal durchchecken lassen von einem spezialisierten therapeuten. das ist mit ein bis drei stunden erledigt. dann weißt du mehr über dich und kannst entscheidungen fällen, wie es weiter gehen soll.

in österreich gibt es den verein tamar, da geht das sogar gratis. wenn man glück hat, bekommt man dort sogar eine gratis therapie. allerdings sind die finanziellen mittel dieses vereines begrenzt.

eventuell gibt es ja in deutschland ähnliche einrichtungen.

LG

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negra
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Beitrag Di., 15.12.2009, 21:25

@lingaroni

Danke für diesen Tip. Ich habe schon einige Therapien hinter mir aber ich war bisher noch nicht in der Lage zu diesem Thema vorzustoßen da ich so viele andere Baustellen zu bearbeiten hatte und habe. Demnächst werde ich wieder eine Therapie beginnen, ich denke dann ist die Zeit dafür Reif. Danke noch einmal.

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lingaroni
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Beitrag Mi., 16.12.2009, 16:36

@negra
ja sowas passiert. manchmal kann es dauern, bis man auf des pudels kern stößt. aber du brauchst keine angst zu haben. man kann auch mit missbrauchserfahrungen erfüllte liebesbeziehungen und ein erfülltes leben haben. nur hat man halt eine menge arbeit mit der aufarbeitung ... und ich meine wirklich EINE MENGE ARBEIT.

alles gute!

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negra
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Beitrag Do., 17.12.2009, 21:35

Ja ich weiß es ist eine Menga Arbeit ich bin ja schon seit Jahren dran. Vielen Dank nochmal.

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