Stana hat geschrieben: So., 23.01.2022, 15:29
Vielen Dank peponi, dass du mir von deiner Erfahrung aus einer ähnlichen Situation erzählt hast. Mit einem Kontaktabbruch könnte ich glaube ich besser umgehen als mit diesem seltsamen Verhältnis zu ihnen, wie es momentan ist.
Ja, aber kannst du mit dem umgehen, was einem Kontaktabbruch voraus geht?
Was ich damit meinte, ist Folgendes: Wenn eine meiner Schwestern mich darauf ansprechen würde, dann würde mich das wahrscheinlich in eine tiefe Krise stürzen. Und ich bin in psychotherapeutischer Behandlung und arbeite das auf, aber das wäre nicht die Art von Aufarbeitung, die ich momentan brauche und möchte und mit der ich umgehen kann. Ein Kontaktabbruch wäre dann nur ein Akt der Verzweiflung, der Überforderung. Genau das ist auch der Grund, warum ich mit meinen Schwestern nie geredet habe, obwohl ich den Gedanken schon öfter hatte: Ich weiß nicht, was es bei ihnen auslöst und ich möchte nicht diejenige sein, die sie mit etwas konfrontiert, was sie beispielsweise noch sehr stark verdrängen und von sich wegschieben. Das fände ich egoistisch, gerade wenn es mir um eine Bestätigung vager Erinnerungen ginge: Dann habe ich mein Seelenheil und andere haben den Schaden. Würde ich so nicht wollen.
Ich hoffe, du kannst nachvollziehen, was ich meine.
Den Hinweis von Tupsy zur Beratungsstelle finde ich sehr wertvoll. Dort kannst du offen reden, hast kompetente Ansprechpartner:innen, die wissen, was zu tun ist. Denn Nichts-Tun stellt aus meiner Sicht wirklich keine Option dar.
Ich denke, dass es schon ein Spagat ist, den du in dieser Hinsicht ausführst: Einerseits den Schutz deiner kleinen Nichte vor deinem Vater und andererseits dein eigener Schutz. Polizei wäre für mich auch nicht die erste Anlaufstelle und ich kann jede:n nachvollziehen, der oder die niemanden anzeigen möchte. Denn das wäre eine enorme Belastung auch für einen selbst, eine mögliche Retraumatisierung mit sehr ungewissem Ausgang. Aber ein (zur Not anonymer, wenn es nicht anders geht) Hinweis ans Jugendamt, dass du dir Sorgen um die Kleine machst, dass sie mal bitte jemanden vorbei schicken, der mit ihr spricht, sie untersucht und ggf. eingreifen kann, damit wärst du selbst nicht in der Schusslinie und schaust trotzdem nicht tatenlos bei einem möglichen Missbrauch eines Kindes zu. Oder eben ein Brief an die Eltern, wie Sydney vorgeschlagen hat, das finde ich auch eine gute Idee. Aber da wärst du eben selbst direkter involviert und ob dir das gut tut, kannst nur du allein entscheiden.