Die Ursachen von Mobbing werden oft Begleitumstände angegeben, unter denen sich Mobbing ereignet. Doch es gibt nicht nur Ursachen, sondern auch Ursachen von Ursachen so wie jedes Kind nicht nur Eltern hat, sondern auch Großeltern. Die Frage nach dem „Warum“ ist die Frage nach einem Teilbereich aus einem zeitlich gesehen unendlich großen Netz aus Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen mit einer chaotischen Struktur. Studien und Experimente können diese Frage gar nicht beantworten, da sie nur Korrelationen aufdecken können. Sie können nur Hinweise liefern. Experimente bezüglich Mobbing verbieten sich zudem aus ethischen Gründen. Über die Ursachen können wir also nur Hypothesen aufstellen oder Theorien heranführen. Im wissenschaftsgläubigen Deutschland wird man damit natürlich in der Regel wenig ernst genommen. Ich denke aber, wir alle haben mehr oder weniger ein Gespür für Menschen und Beziehungen und genau dieses sollten wir ernst nehmen und auch als Grundlage von Diskussionen im sozialen Bereich miteinbeziehen und nicht nur Begleitumstände und Korrelationen.
Zunächst zur Definition von Mobbing, welche ich meinem Text zugrunde lege. Mobbing ist eine Form regelmäßiger seelischer oder körperlicher Gewalt an vor allem schwächeren Menschen über einen längeren Zeitraum. Als seelische Gewalt können in Abwertungen, abwertende Maßnahmen mit und ohne körperliche Einwirkung, Ausgrenzung, Zwangsmaßnahmen gesehen werden. Ob ein Mensch darunter leidet oder nicht hängt davon ab, ob der Täter die Gewalt ernst meint und das Opfer dies auch so interpretiert.
Ich sehe vor allem zwei Ursachen von Mobbing: Interessenskonflikte und erfahrene Gewalt in Verbindung mit stressauslösenden Begleitumständen, welche Menschen dazu bringen moralische Prinzipien – falls vorhanden - nicht anzuwenden. Vor allem Kinder müssen moralische Prinzipien auch erst lernen durch Erfahrung und Beobachtung.
Interessenskonflikte um knappe, lebensnotwendige Güter würden wohl auch die friedlichsten Menschen dazu bewegen, Gewalt anzuwenden. Darin sehe ich aber in unserer Gesellschaft nicht den Hauptgrund.
Die Hauptursachen sehe ich in erfahrener seelischer oder körperlicher Gewalt, v.a. in der Kindheit. Wenn wir als Kinder immer wieder auch subtile Formen von Gewalt erfahren, z.B. in Form autoritärer Zwangsmaßnahmen, Abwertungen, emotionale Vernachlässigung, hohe Erwartungen und damit geschürte Verlustängste, dann wächst in uns Aggression. Diese Aggression verschwindet nicht einfach so. Natürlich baut sich Aggression auch wieder ab, wenn die Gewalt nicht dauerhaft ist und man wieder Liebe erfährt oder wenn man sie z.B. durch körperliche Betätigung oder Wutausbrüchen nach außen führen kann. Doch intensives Mobbing über einem längeren Zeitraum kann so viel Aggression erzeugen, dass ein Abbau nicht mehr möglich ist und dann sucht sie sich andere Wege. Sie staut sich auf, richtet sich gegen den Träger der Aggression (Alkohol, depressive Zustände, Hautkrankheiten, Selbstabwertung,...) oder gegen andere in Form von Gewalt (Mobbing, Schlägereien). Wenn sie nicht mehr aufgetaut werden kann, dann richtet sie sich auch gegen die Person selbst (z.B. Suizid, Ritzen…) oder gegen eine andere Personen (z.B. Amoklauf). Gewaltdarstellungen in Videospielen, gewaltverherrlichende Musik senken meiner Meinung nach nur die Hemmschwelle, diese Aggression nach außen zu tragen, sind aber nicht die wahre Ursache der Gewalt.
Wenn erfahrene Gewalt wieder Ursache von Gewalt sein kann, dann kann sie sich auch über Generationen ausbreiten. Die Frage ist, wie können wir Mobbing verhindern, wie können wir eine gewaltfreiere Kultur schaffen? Ich denke, ein Schlüssel hierzu wäre, Kinder als junge Menschen zu betrachten und ihnen den gleichen Respekt zuzugestehen wie auch Erwachsenen, sie mit Würde zu behandeln. Dazu gehört auch, Zwangsmaßnahmen auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren und nicht zu versuchen, sie durch Erwartungen, Bewertungen, Gewalt und das Schüren von Ängsten zu formen, sondern sie sich entwickeln zu lassen und dabei kommt auch etwas Sinnvolles heraus, wenn das Umfeld stimmt, denn im Endeffekt wird ein Jeder ein Stück weit zu einem Spiegelbild seines sozialen Umfeldes.
Dies stellt die gesamte Kultur in Frage, wie wir als Gesellschaft mit Kinder umgehen. Es stellt unser Schulsystem in Frage. Wenn es eine komplett andere Kultur gäbe, wie wir unsere Kinder erziehen, dann werden sie auch als Erwachsene anders sein und andere Bereiche unserer Kultur, unserer Gesellschaft in Frage stellen. Und davor haben wohl auch manche Angst.
Der wahre Feind ist nicht der Boss, nicht die Mitschüler, nicht die Kollegen, nicht die Nachbarn. Der wahre Feind hat kein Gesicht.
Es ist Teil unserer Kultur, die den Nährboden für Mobbing bereitet. Dagegen sollten wir friedlich aufbegehren.
Deshalb habe ich diesen Text geschrieben, denn die Gesellschaft braucht eine Diskussion über die Ursachen der Ursachen.
Ursachen von Mobbing/Gewalt und Auswege
- Werbung
Also ich glaube nicht, dass Mobber generell Leute sind, die selber Gewalt erfahren haben.
Ich denke, es handelt sich beim Mobbing um instinktives Verhalten, das dazu dienen soll, eine Gruppenidentität zu schaffen vor dem Hintergrund, dass Leute in Gruppen stark und geschützt sind. Eine Gruppe kann sich aber nur in Abgrenzung zu anderen bilden. Daher muss man dafür Einzelne ausschließen oder sich gegen andere Gruppen stellen. Beim Mobbing geht es um Einzelne, die ausgeschlossen werden.
Es gibt dabei aktive und passive Mobber. Die aktiven Mobber werden wohl Leute mit weniger Einfühlungsvermögen sein (irgendwo zwischen Normalität und Psychopathie). Die passiven Mobber sind Konformisten, die sich nicht trauen, ihre Position als Mitglied der Gruppe zu gefährden.
Aggressionen liegen in der Natur der Menschen, man kann sie nicht eliminieren.
Gegen Mobbing unter Kindern kann nur vorgegangen werden, indem Erwachsene sich klar positionieren und auch eingreifen. Außerdem müssen passive Mobber animiert werden, sich ebenfalls gegen Mobbing zu positionieren.
Unter Erwachsenen wird es schwieriger, aber auch da hilft nur, dass möglichst viele gegen Mobbing Position beziehen.
Das Problem dabei ist aber immer auch, dass Mobber es sehr gut schaffen, ihr Opfer als "mobbingwürdig" darzustellen. So denkt auch jeder ein bisschen, "der wird doch zu Recht gemobbt". Zu erkennen, dass etwas wirklich falsch läuft und so nicht sein darf, erfordert ein bisschen kritische Distanz. Das schaffen aber nicht viele.
Ich denke, es handelt sich beim Mobbing um instinktives Verhalten, das dazu dienen soll, eine Gruppenidentität zu schaffen vor dem Hintergrund, dass Leute in Gruppen stark und geschützt sind. Eine Gruppe kann sich aber nur in Abgrenzung zu anderen bilden. Daher muss man dafür Einzelne ausschließen oder sich gegen andere Gruppen stellen. Beim Mobbing geht es um Einzelne, die ausgeschlossen werden.
Es gibt dabei aktive und passive Mobber. Die aktiven Mobber werden wohl Leute mit weniger Einfühlungsvermögen sein (irgendwo zwischen Normalität und Psychopathie). Die passiven Mobber sind Konformisten, die sich nicht trauen, ihre Position als Mitglied der Gruppe zu gefährden.
Aggressionen liegen in der Natur der Menschen, man kann sie nicht eliminieren.
Gegen Mobbing unter Kindern kann nur vorgegangen werden, indem Erwachsene sich klar positionieren und auch eingreifen. Außerdem müssen passive Mobber animiert werden, sich ebenfalls gegen Mobbing zu positionieren.
Unter Erwachsenen wird es schwieriger, aber auch da hilft nur, dass möglichst viele gegen Mobbing Position beziehen.
Das Problem dabei ist aber immer auch, dass Mobber es sehr gut schaffen, ihr Opfer als "mobbingwürdig" darzustellen. So denkt auch jeder ein bisschen, "der wird doch zu Recht gemobbt". Zu erkennen, dass etwas wirklich falsch läuft und so nicht sein darf, erfordert ein bisschen kritische Distanz. Das schaffen aber nicht viele.
Ich denke nicht, dass es allein ein Verhalten ist, dass zur Schaffung oder Bewahrung einer Gruppenidentität dient. Meine Erfahrung ist, dass es auch Gruppen gibt, die gewisse Menschen nicht aufnehmen oder ausgrenzen ohne sie direkt zu mobben, z.B. durch regelmäßige Abwertungen. Es war ja auch wohl nicht so, dass die Ausgrenzung von Juden im 3. Reich nur dazu gedient hat, die Gruppenidentität zu stärken. Dafür gab es ja auch noch andere Gründe.
Es ist auch so, dass solche, die als nicht der Gruppe zugehörig empfunden werden, eine potenzielle Gefahr für die Gruppe darstellen. Um die potenzielle Gefahr zu verjagen, beschwört man die Gruppenzugehörigkeit. Dabei ist es wichtig für den Einzelnen, dass er selber zur Gruppe gehört und nicht etwa außerhalb steht.
Diese Dinge fließen alle ineinander und haben eine Dynamik.
Regelmäßige Abwertungen sind auch Mobbing. Das unterscheidet sich ja nur in der Ausprägung von aggressiverem Mobbing. Vielleicht ein Tribut an die Zivilisation...
Interessanter ist, dass es manchmal Außenseiter gibt, die zwar nicht dazugehören, aber geduldet und völlig in Ruhe gelassen werden. Ich denke, das sind dann wahrscheinlich Außenseiter, die bewiesen haben, dass sie harmlos sind. In der Schule war ich so einer.
Diese Dinge fließen alle ineinander und haben eine Dynamik.
Regelmäßige Abwertungen sind auch Mobbing. Das unterscheidet sich ja nur in der Ausprägung von aggressiverem Mobbing. Vielleicht ein Tribut an die Zivilisation...
Interessanter ist, dass es manchmal Außenseiter gibt, die zwar nicht dazugehören, aber geduldet und völlig in Ruhe gelassen werden. Ich denke, das sind dann wahrscheinlich Außenseiter, die bewiesen haben, dass sie harmlos sind. In der Schule war ich so einer.
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 63 Antworten
- 8708 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Krang2
-
- 88 Antworten
- 9998 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von traumakind
-
- 51 Antworten
- 2202 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von montagne
-
- 189 Antworten
- 9226 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Vincent
-
- 0 Antworten
- 2092 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von forums-bot