Opfer zu Täter

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 16:00

Hi Kimba&Blacky

Das ist nicht unwahrscheinlich (und ich finde es echt ..euphemistisch gesagt..gar nicht gut, was die mit Dir gemacht haben). Beeindruckt hat mich, wie Du in einem Beitrag beschrieben hast, wie Du den behinderten Jungen NICHT geschlagen hast, obwohl Du anscheinend in einem sehr gewalttätigen Umfeld gewesen bist, in dem das "normal" war.

Ich war "zum Glück"? in einem Alter, in dem ich das überstehen konnte.
Aber es hat mir auch die Augen ein Stück weit geöffnet, weil eben auch immer diese Selbstzweifel vorhanden waren, "wieso wehrst Du Dich nicht richtig? etc.." das ging so weit, daß mich die Gedanken dafür bestraften und quälten, daß ich zu schwach war erhebliche bis mehr als nur erhebliche Gewalt gegen meinen Vater anzuwenden. diese Gedanken zogen dann das Resüme "siehst Du, Du bist selber schuld"

Vermutlich kommen viele in Anstalten und verkraften das nicht, bzw. werden dann mit der chemischen Keule
zahm und fügsam gemacht.

(heute denke ich ein wenig anders über diese Gedanken, ich halte sie eher für die "Balkonmuppets" des Grauens, irgendwo zwischen Muppetshow und Lovecraft angesiedelt)
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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 16:25

Ich muss dazu sagen, dass ich den verhaltensauffälligen Klassenkameraden kannte, bevor das mit meinem Bruder passiert ist.
Ich fing immer mehr an mich zu wehren, desto älter ich wurde.

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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 16:40

Würdest Du sagen, daß dieses "Opfer werden zu Täter"-Konzept stimmt?
Werden frühere Opfer tatsächlich signifikant öfters zu Tätern als solche aus anderen Kollektiven hervor gehen?
Ich bin mir da nicht so sicher
sicher bin ich mir jedenfalls, als ich zum ersten Mal mit diesem Konzept konfrontiert wurde, daß es mir
wie schwarze Pädagogik vorkam (das tut es heute auch noch).

So wie der Spruch: Zum Streiten gehören immer zwei.

Und dann wird der oder die sich gewehrt hat vielleicht noch härter bestraft als der Aggressor.
Und darf sich denn noch dessen Häme gefallen lassen.

Ein anderes Killer-Argument: Man muss eben anders damit umgehen.
Leichter gesagt als getan, vorgezeigt haben es mir die Erwachsenen damals nicht, wie das gehen soll.
Ich erinnere mich noch daran, wie ich in der Schule versucht habe einen aggressiven Konflikt durch Reden zu entschärfen. Als Ergebnis wurde ich geschlagen und als Feigling verspottet. Die Lehrerin: Zum Streiten gehören immer Zwei.
In Wirklichkeit sind sehr viele Kinder gewalttätig, wenn einem dann auch noch die Eltern dafür die Hölle heiß machen, wenn man sich mal wehrt, dann hat man gar keine guten Karten in diesem "Spiel" (weil die Eltern der schlimmsten Schläger in der Schule immer hinter ihren Sprößlingen standen und den Lehrern Widerstand boten, wohingegen meine Eltern mir regelmäßig in den Rücken gefallen sind)
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Julini
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 18:27

"witzig" ... das mit dem "in den Rücken fallen der Eltern"

weil, ... mein Vater hat mich auch immer gegen Aussenstehende verteidigt, aber zu Hause hab ich immer kassiert.

und zwar NUR ich. Meine beiden Schwestern (ich bin die Mittlere) haben es NIE abbekommen. Das hat mich schon sehr früh verstört.

Ich hab mir das so erklärt:
meine ältere Sis war einfach so ruhig & streberhaft und soweit ich mich erinnere, hat sie auch nie was ausgefressen.

meine jüngere Sis war sowieso der absolute Liebling meines Vaters (und allen anderen Verwandten & Bekannten, so hab ich das als Kind immer wahrgenommen), so klein & zart, mit ihren riesen grossen Kulleraugen und dem hübschen, süssen Gesichtchen.

Ich liebe meine Schwestern, aber zu meiner kleinen Sis hatte ich immer ein besonders inniges Verhältnis (wobei wir auch nur 10 Monate auseinander geboren wurden!). Ich konnte auch immer gut verstehen, dass sie alle Herzen gebrochen hat, als Kind.

Dennoch hat es bei mir tiefe Narben in meinem Selbstwertgefühl hinterlassen, dass ich - obwohl ich mich immer ganz besonders um die Liebe & Anerkennung meines Vaters gesehnt & bemüht habe - sehr wohl auch Eifersuchtsgefühle ihr gegenüber hatte. Heute ist das gsd nicht mehr da. Aber als Kind, spürte ich Eifersucht darauf, dass mein Vater ihr immer positive Zuneigung & Aufmerksamkei & Anerkennung nachgeschmissen hat, aber für mich nur Verachtung und Schläge übrig gehabt hat.

Aber trotzdem hatte ich eine sehr schöne & glückliche Kindheit! Die Schläge die ich abbekommen habe, waren kaum der Rede wert, hab ich meinen Vater wegen seiner Arbeit ja auch nur wochenends gesehen. Davor hatte ich zwar immer Angst, aber er war jetz kein echter Schläger, sondern eher ein unbeherrschter Choleriker, dem halt einfach aus Frust öfters die Hand ausgerutscht ist. (es gab nur wenige extremere Ausnahmesituationen, wo es schlimmer war)

Aber da sieht man mal, wie selbst die einfache fehlende Aufmerksamkeit & Anerkennung tief ins Selbstwert schneiden können!

Ich war nie Opfer. Hab ich auch nie so empfunden, aber es interessiert mich sehr das Thema.

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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 18:47

hi
Julini
sicher ist es ein zweischneidiges Schwert, sich als Opfer zu bezeichnen.
andererseits
"jetzt blicke ich mal aus einer völlig distanzierten neutralen Warte mit der Maxime der Urteilslosigkeit auf meine Vergangenheit zurück" was ich da sehe ?

ist ein Opfer, mir fällt kein besserer Ausdruck dafür ein

ähhh, das kann jetzt als etwas schnippisch von mir aufgefasst werden darum ergänze ich mit:

mfg
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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 21:14

blade hat geschrieben: Mo., 08.01.2018, 16:40 So wie der Spruch: Zum Streiten gehören immer zwei.
funktioniert den Streiten allein?
Laut Statistik ist dem wirklich so, dass die Quote signifikant höher ist
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 21:32

Gute Frage.
Wenn es alleine nicht geht, wie erklärt man sich dann innere Konflikte?

Aber gesichert geht Streiten auch zu dritt. Sogenannter maroder Dreier.
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Skorpi83
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 21:36

Anscheinend hat der Mensch den "Fabel", erlebtes bzw. vorgelebtes weiterzugeben. Warum dies vielleicht so ist, kann ich nicht erklären.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 23:35

Ich denke, es ist, weil man nicht der Einzige sein möchte, dem sowas unangenehmes passiert ist.
Dadurch lässt sich das Gefühl minimieren, vielleicht selbst schuld an dem Erlebten zu sein bzw. dass man es nicht durch irgendwas provoziert hat.

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Julini
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Beitrag Di., 09.01.2018, 09:28

Hallo Blade,

seit ich als Kind mal in der Schule gemobbt wurde, weiss ich, dass zum streiten nicht immer zwei gehören!

lg Julini

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blade
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Beitrag Di., 09.01.2018, 15:15

ich frage mich gerade
wie es wohl für andere ist, für Leute, die ein normales Leben haben, deren Kindheit überwiegend glücklich war
und deren Grundgefühl von Normalität (Urvertrauen?) vermutlich durch das was ich oft schreibe, erschüttert wird/werden kann.

das habe ich mich so noch nie gefragt.
aber vielleicht ist das einer der Gründe warum manchmal aggressiv (re)agiert wird.

ist ein unerwartetes ethisches Problem/Fragestellung für mich

Jugendschutz für Erwachsene?
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RonRonRon
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Beitrag Di., 09.01.2018, 15:32

Weil authentisch, echt = unerträglich, bedrohlich?
Das Gefühl MUSS vernichtet werden?
Noch schlimmer: Lebensfreude.

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blade
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Beitrag Di., 09.01.2018, 15:52

Nein, so meinte ich das nicht.

ich meinte, daß Erlebniswelten zusammenprallen (inklusive der Gefühle auf beiden Planeten, den Ausdruck Seiten wollte ich vermeiden)

ich meine: in meinem Thread "Gnosis" da schreibe ich alles, aber es ist definitiv "Hardcore"
letztlich kam ich zu der Frage vor Jahren: kann ich ein Sinn-loses Leben akzeptieren und leben ohne Fragen zu stellen?
meine Antwort war: Nein. Weil Sinn etwas ist, was mich erfüllt und ich als grundsätzlich positiv bewerte.

Nur die Antworten, die ich fand, die sind Hardcore und können schon ziemlich erschüttern.
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