Wunsch nach Bestrafung

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Felix0710
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Wunsch nach Bestrafung

Beitrag Fr., 05.05.2017, 23:36

Hallo,

Ich hab keine Beiträge gefunden die soetwas beinhalten.
Und zwar hab ich ein Problem mit einem ziemlich starken Wunsch nach Bestrafung. Das bezieht sich auf meine Bezugspersonen und hat überhaupt nichts mit Sexualität zu tun.
Ich weiß nicht woher das kommt. Ich möchte dann am liebsten noch provozieren bis ich geschlagen oder beleidigt werde.
Das ist voll die Belastung für mich. Weil sowas natürlich nicht passiert fühle ich mich verzweifelt und könnte dann weinen (wie unlogisch ist das).
Manchmal hab ich diese Vorstellungen dann auch im Kopf und das ist wie ein Drang etwas zu tun nur dass da der Drang ist das jemand anderes etwas tut.
Ich denke dann dass ich mich danach erleichtert fühle und nicht mehr so angespannt bin und Angst habe.
Ich finde das komisch, weil ich ja nicht gerne schmerzen habe (wer hat das schon) es geht mir dann um Danach.
Hab mich gefragt was das für einen Grund hat. Das kommt oft wenn ich das Gefühl habe immer was falsch zu machen oder denke irgendwas hab ich bestimmt falsch gemacht und wenn ich nur sitze und atme, oder wenn ich das Gefühl habe meine Bezugsperson nimmt mich gar nicht so wahr also dass ich irgendwie in deren Wahrnehmung nicht existiere obwohl es nicht so ist dass ich keine Zuwendung kriegen würde. Kennt jemand sowas? Woher kommt das? Wie kann man damit umgehen?
Es macht mich wirklich fertig, wenn ich dann auch noch gut behandelt werde, das kann richtige Verzweiflung auslösen.
Das ganze ist ja total paradox...zu denken Was habe ich falsch gemacht, warum werde ich NICHT geschlagen...

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isabe
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Beitrag Sa., 06.05.2017, 07:43

Deine Erleichterung könnte damit zusammenhängen, dass du, wenn dich jemand schlägt, derjenige bist, der Macht "zurückbekommt": Du kannst dann innerlich triumphieren und dich "moralisch" über denjenigen stellen, der dich schlägt; vermutlich traust du dich im echten Leben nicht, über andere zu triumphieren und wählst deshalb diesen Umweg.

Außerdem schafft so ein Schlag "klare Verhältnisse" und beendet Zweifel und Grübeleien. Du wirst irgendwelche verbuddelten Schuldgefühle von früher haben (die könnte man weiter ausdifferenzieren), die dich dazu bringen, dich immer wieder infrage zu stellen. Wenn dich jemand schlägt, dann ist "die Sache" klar und du hast den endgültigen Beweis für deine Schlechtigkeit, wie ein Zeugnis.

Das Ganze ist nicht nur für dich blöd, sondern auch für dein Gegenüber, weil du den - selbst wenn du es nicht aussprichst - in eine Rolle drängst und ihn zum "Schuldigen" machen willst - aber wer will sich so was schon andrehen lassen...

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 06.05.2017, 07:48

Und warum sollte das nicht was sexuelles sein? Geht ja nicht immer um einnen Orgasmus, aber vll brauchst du eine prof. Domina. Rest hat Isabe schon gesagt.
..:..

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Felix0710
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Beitrag Sa., 06.05.2017, 09:55

Weil ich das nicht bei Beziehungspartnern habe, sondern eben bei Bezugspersonen (in meinem Fall Betreuern) die ich eher in Richtung Ersatzeltern wahrnehme

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shesmovedon
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Beitrag Sa., 06.05.2017, 09:57

Das kenne ich von früher von mir. Das hängt mit irgendwelchen Schuldgefühlen zusammen, die man als Kind eingetrichtert bekam, weshalb man immer das Gefühl hat, man macht alles falsch oder man macht tatsächlich mal was falsch und gehörte dafür richtig verprügelt. Man bettelt quasi drum geschlagen zu werden, vor allem, wenn man es als Kind so erlebt hat. Das ist auch eine Form der Selbstverletzung.

Bei mir hat sich das durch meine jetzige Therapie völlig aufgelöst. Frage mich nicht, wie die Therapeutin das hinbekommen hat mit uns, aber das Verlangen ist nicht mehr da. Ich kann freundlicher mit mir umgehen, mir Dinge verzeihen und möchte nicht mehr verprügelt werden.

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 06.05.2017, 10:47

Mit Traumavergangenheit ist das aber auch ein ganz anderer Kontext.
..:..

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Felix0710
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Beitrag Sa., 06.05.2017, 16:18

Ich hab auch einen Traumahintergrund, aber nicht mit körperlicher Gewalt bzw unsicher ob es so war oder nicht aus Mangel an Erinnerungsfähigkeit

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Kaonashi
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Beitrag Sa., 06.05.2017, 17:44

Es könnte vielleicht auch damit zusammenhängen, dass auch Bestrafung eine Form von Zuwendung ist. Zum Beispiel ist es so, dass Kinder, die keine positive Zuwendung bekommen, gerne provozieren, bis sie bestraft werden, weil man sie dadurch wenigstens beachtet. Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist ignoriert zu werden.

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Felix0710
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Beitrag So., 07.05.2017, 13:19

Das würde erklären warum ich das Gefühl habe egal zu sein und den Drang zu weinen habe, wenn ich weiß dass ich das nicht kriege.
Ist aber anderseits auch unlogisch, weil im jetzt ja diese Personen mich gar nicht ignorieren, es also keinen Grund gibt so zu denken.
Zum Beispiel mein Betreuer weiß das (ist ja ein therapeutischer Kontext) und ist dann absichtlich noch netter zu mir, was ich aber noch unerträglicher finde....wie komisch ist das.

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Kaonashi
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Beitrag So., 07.05.2017, 17:51

Vielleicht weil du die nette Form der Zuwendung nicht annehmen kannst?
Welche Art von Aufmerksamkeit hast du denn in der Kindheit bekommen? Sowas prägt ja auch für's weitere Leben, und man erwartet dann von seinen Mitmenschen das, was man gewohnt ist.

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Felix0710
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Beitrag Mo., 08.05.2017, 00:26

Also mein Vater war eher sachlich, emotional unnahbar. Meine Mutter impulsiv und ambivalent. Habe mich von dem woran ich mich erinnern kann viel alleine beschäftigt.
Hatte eher immer das Gefühl gar keine Beziehung zu denen zu haben. Positive Zuwendung von meiner Mutter wie Umarmungen etc fand ich eher total unangenehm oder habe dabei sogar Ekel empfunden.

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