meine unverzeihlichen Taten

[clawi]

Hexe, ich danke dir für deine Antwort. Genau das hab ich gemeint als ich sagte, dass eine Therapie keinen Sinn hat. Du hast es auf den Punkt gebracht: Ich kann keinen Frieden finden, solange ich nicht weiß, dass er mir vergeben hat. Vorher kann ich mir selber unmöglich vergeben. Ich kann mir immer wieder einreden, dass ich noch ein Kind war und vielleicht auch vorbelastet war, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ICH es war, die sein Leben ruiniert hat. Es ist für mich einfach keine Rechtfertigung. Ich würde ihm soo gerne sagen, wie schrecklich Leid mir das alles tut. Solange ich so tu als wäre nichts gewesen, glaubt er womöglich es ist mir völlig egal. Ich weiß nicht ob ich mich schon immer so oft bei ihm entschuldigt habe. Es ist mir ja gar nicht aufgefallen und erst bewusst geworden, als er mich darauf aufmerksam gemacht hat. Ach. :(

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[ballpoint]

Clawi, was du in deinem dritten Beitrag beschreibst finde ich schon sehr bewundernswert. Die Aufrichtigkeit deiner innerlichen Wende wird der Bruder denn auch nicht in Frage stellen, wie seine Offenheit dir gegenüber wohl beweist. Viel mehr solltest du dir vielleicht vorläufig nicht wünschen. Die Tatsachen konkret zu thematisieren ist anscheinend nicht sein Ding. Er mag sie verdrängt haben, ähnlich wie du ja schreibst die Taten des Cousins 'vergessen' zu haben. Oder er mag bewusste Gründe haben. Ich würde an deiner Stelle mit der heutigen Lage schon sehr zufrieden sein und abwarten ob sich mal eine Gelegenheit ergibt ihm zu sagen dass du früher netter zu ihm hättest sein sollen. Als Antwort wenn du dich mal wieder zuviel entschuldigst oder so. Wer weiß nimmt er diese Einladung an weiter zu reden. Wärst du meine Schwester, mich hättest du schon überzeugt wie sehr es dir Leid tut!

[kirschkompott]

clawi - alleine die Art wie du schreibst zeigt, dass du kein böses Monster bist.

Du warst ein Kind. Du wurdest selbst missbraucht. Viele missbrauchte Kinder sind auch im Erwachsenenalter noch Täter - weil sie nie gelernt haben oder die Stärke nicht haben, sich ihrem eigenen inneren Kind zuzuwenden und sich ihren Dämonen zu stellen.

Du bist durch deine Geschichte im Kindesalter selbst zur Täterin geworden. Dein inneres Kind konnte sich durch deine Erfahrungen nicht ganz optimal entwickeln - und so hast du Dinge getan, die du nun verurteilst.

Ich verurteile dich nicht. Ich habe selbst in meiner Kindheit Missbrauch erfahren und dafür anders reagiert - ich habe aus "Spaß" ein Tier gequält. Auch das beschäftigt heute noch manchmal, ich war damals ca. 6 Jahre alt. Aber ich habe erkannt, dass meine Wunden so tief sind/waren, ich wurde vom Opfer selbst zur Täterin. Ich habe mich so lange dafür verurteilt, gelitten, mich gequält. Davon wurde meine Tat nicht ungeschehen. Aber wir waren selbst Opfer, und wir sind heute in der Lage - und auch bereit dazu - Verantwortung zu übernehmen. Ich werde so etwas nie wieder tun, und du - da bin ich sicher - auch nicht mehr.

Versuche mal, das aus einer Beobachterposition zu sehen. In meinem Falle - da ist ein Kind, das von den Eltern ständig ausgelacht und gequält wurde. Es war ständig die Witzfigur, es hat in seinem Leben niemals Liebe oder eine Umarmung bekommen. Es war nie willkommen, ständig eine Last. Es war emotional taub. An welchem Beispiel soll das Kind denn soziales Verhalten lernen? Es hat doch gelernt, dass "das Recht des Stärkeren" gilt. Woher soll es lernen, was richtig oder falsch ist? Woher soll es LIebe kennen? Soll man das Kleine deswegen verurteilen? An welchem Beispiel musste es lernen?

Woher solltest du lernen, was richtig oder falsch ist? An welchem Beispiel hast du gelernt? Wer trägt Verantwortung? Das Kind, das soziales Miteinander nicht anders kennengelernt hat? Ist es wirklich Schuld, oder führt es nur eine lange Tradition weiter, die der Cousin und der Onkel nicht durchbrechen konnten?

Ich denke du solltest wirklich versuchen, das in einer neuen Therapie aufzuarbeiten. Wenn du einen fähigen Therapeuten hast, dann kannst du nur gewinnen.

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