Wurde ich als kind sexuell missbraucht?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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atoll
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Wurde ich als kind sexuell missbraucht?

Beitrag Mi., 09.12.2015, 02:59

Hallo an alle

meine vorgeschichte:

Älterer Bruder hat mich wie ich ein kleinkind war schwer traumatisiert (zumindest ist das bisher in meiner Therapie hervorgekommen, hatte bis dahin nur immer eine verzerrte erinnerung dass mich eine unbekannte kraft ins Zimmer gezogen hat und ich völlig machtlos war, ich war richtig Starr vor angst und konnte nicht schreien oder irgendwas machen), das lag oftmals daran da mein Vater noch meine Mutter (mittlerweile geschieden) sich je richtig um uns gekümmert haben. Meine Mutter selber scheint auch sehr große Psychische probleme zu haben da sie mich komplett emotional vernachlässigt hat.
Nicht nur dass seitdem ich von meinem Bruder Traumatisiert war habe ich immer regelmäßig hysterische anfälle gehabt in situationen in denen ich machtlos/ohnmächtig war. Anstatt mich mal zum psychologen zu schicken haben sie mich entweder unter die Kalte dusche gestellt, oder mich ins zimmer für 1-2 Stunden allein oder mit meinem Bruder eingesperrt bis ich mich beruhigt habe. Ich habe sogar in der volksschule oder in komplett banalen situationen weinen müssen und das mit 14 jahren, z.B. wenn mir was nicht geschmeckt hat. Ich wurde von meiner Mutter verwöhnt bis zum geht nicht mehr, in der Volksschule wars noch nicht ganz so schlimm, erst als sich meine eltern scheiden lassen haben und ich ins Gymnasium ging. Dort wurde ich übergewichtig und computersüchtig und wurde dazu noch gemobbt. Mit 15 hab ich es nicht ausgehalten und war ein halbes Jahr bei meiner Tante im Ausland in einer anderen Schule. Dort habe ich zum ersten mal gelernt mich selbst zu respektieren, leider hab ich mich auch komplett dissoziiert(denk ich mal) um dort überhaupt klarzukommen. Danach hab ich eine Lehre gemacht, Zivildienst und bin seitdem arbeitslos. Ich hab immer versucht der Brave und normale zu sein. Mein Bruder war immer sehr laut, hyperaktiv hat mich oft kopiert und mir sehr oft geschadet, seitdem ich ihn kenne. Ich habe mittlerweile einen großen hass gegen ihn und meine Mutter. Mein Vater war immer äusserst distanziert und zu ihm hab ich auch keine gute bindung.

Das ist die Geschichte die ich mir bisher mit meiner Therapeutin erarbeitet habe.

Zu mir:

Ich bin mittlerweile männlich 22, laut therapeutin ist meine diagnose "Angst und Depressionen" wobei ich daran ziemliche zweifel habe, die zweifel habe ich auch angesprochen aber sie verneint es mit manchmal wiedersprüchlichen argumenten.

Meine Frage:

Ist mir etwas peinlich und die frage klingt vermutlich noch dämlicher aber hab vor kurzen etwas über feigwarzen gelesen und da ist mir eingefallen dass ich und mein Bruder als Kinder Analwarzen hatten, bei mir mussten diese sogar weggelasert werden(ich war in der Volksschule soweit ich noch weiß), hab gelesen dass diese hinweis für Kindesmissbrauch sein können. Angesichts meiner vorgeschichte kann es natürlich auch sein das ich nur etwas suche um mich in noch eine "größere" opferrolle zu begeben, das möchte ich keinesfalls ich sehe jedoch die möglichkeit, dass wenn ich schon so ein Trauma hatte das ich gewisser weise vergessen hatte, ich doch so einen vorfall ebenfalls vergessen haben könnte. Darum frage ich eben hier nach.
Woher griegt man als Volksschüler Analwarzen? ist das normal? kann man etwas schlimmes wirklich komplett vergessen?

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Candykills
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Beitrag Mi., 09.12.2015, 04:18

Atoll - es wird sich keiner wagen zu sagen, dass sowas stattfand oder nicht. Es wäre möglich, allerdings können die Dinger auch über die Geburt und schmutzige Handtücher weitergegeben werden - laut Google.
Meist ist es so, dass auch wenn man sich nicht direkt an den Missbrauch erinnern kann, man unbewusst zum Beispiel bei späteren sexuellen Kontakten den Missbrauch wiederholt oder gedanklich beim Onanieren oder einen Flashbacks heimsuchen.
Das kannst du dir am besten beantworten.
Und eventuell könntest du auch mit deinem Bruder mal sprechen, ob er sich an was erinnert - auch wenn euer Verhältnis wohl ziemlich schlecht ist?

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 09.12.2015, 04:37

@ Atoll
dass ich und mein Bruder als Kinder Analwarzen hatten, (...), hab gelesen dass diese hinweis für Kindesmissbrauch sein können.(...)Woher griegt man als Volksschüler Analwarzen?
Z.B. nach einem Schwimmbadbesuch?
Kinder und Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko für Warzen. Kommt ihr Immunsystem das erste Mal mit den Erregern in Kontakt, kann sie der Körper noch nicht ausreichend bekämpfen.
http://www.apotheken-umschau.de/Haut/Wa ... 958_2.html

Es gibt für alle Symptome mehrere Erklärungen und Ursachen.
Ob Du missbraucht wurdest oder Du Dir die Warzen wonanders eingefangen hast, ... das wird Dir hier keiner sagen können Und auch Google wird es Dir nicht sagen können Das kannst nur Du wissen.

Alles Gute für Deine weitere Therapie.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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mondlicht
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Beitrag Mi., 09.12.2015, 20:31

Hallo Atoll,

willkommen im Forum!
Ich kann Dir auf Deine Frage bezüglich der Warzen und eines möglichen Zusammenhangs mit einem Missbrauch nichts sagen. Wie seid Ihr in der Therapie darauf gekommen, dass Dein Bruder Dich traumatisiert hat, möchtest oder kannst Du dazu etwas sagen? Das Thema interessiert mich wegen meiner eigenen Geschichte.
atoll hat geschrieben:Dort habe ich zum ersten mal gelernt mich selbst zu respektieren, leider hab ich mich auch komplett dissoziiert(denk ich mal) um dort überhaupt klarzukommen.
Wie meinst Du das: komplett dissoziiert?

Liebe Grüße!

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Möbius
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Beitrag Mi., 09.12.2015, 21:19

Hallo Atoll,

die Frage, die Du stellst, kann in einem internet-Forum unmöglich beantwortet werden. Die Umstände, die Du als Indizien beschreibst, sind wirklich nur "Indizien": es könnte so sein - aber Beweise sind es nicht, denn das, was Du beschreibst, kommt auch aus anderen Gründen vor. Auch die wenig schönen Verhältnisse Deiner Familie müssen nicht unbedingt mit sexuellem Mißbrauch einhergehen.

Wenn es einen Mißbrauch von Dir gegeben hat, dann ist er verdrängt - denn Du kannst Dich nicht mehr an ihn erinnern. Das ist fast der Regelfall, soweit ich weiß. Das Bewußtsein von Kindern ist von so einem Vorgang völlig überfordert, und schiebt ihn weg.

Es gibt nur zwei Wege, die mir bekannt sind, wie man über soetwas Klarheit schaffen kann, nämlich die therapeutische Hypnose und die Psychoanalyse. Ihr Ziel ist dasselbe: durch bestimmte Techniken einen künstlichen Zugang zu dem herzustellen, was wir verdrängt haben. Die Seele hat keinen Ausgang, und alles, was wichtig gewesen war, ist noch in unserem Unbewußten in irgendeiner Form abgespeichert.

Von Hypnose weiß und verstehe ich überhaupt nichts - von Psychoanalyse schon. Denn ich habe eine solche Psychoanalyse absolviert, im wesentlichen als "Selbstanalyse", und diese hat nach 40 Jahren zutage gebracht, daß ich als Kind im Alter von 5-7 Jahren von meiner Mutter mißbraucht worden bin.

Du befindest Dich in einer Therapie - also sprich mit Deiner Therapeutin über Deinen Verdacht und über die Möglichkeiten, Dir darüber Gewissheit zu verschaffen !

Eine Psychoanalyse setzt einen entsprechend ausgebildeten Psychotherapeuten voraus, und ist eine sehr aufwendige Angelegenheit. Sie braucht viel Zeit, meist mehrere Jahre. Ich selbst habe es bis zum "Wiederleben des Traumas", also dem Hervortreten der Erinnerung an den Mißbrauch, in 7 Monaten geschafft, aber ich denke, daß dies eine Ausnahmesituation ist, die man nicht verallgemeinern kann. Die Arbeitsfähigkeit leidet während der Analyse regelmässig, häufig wird man arbeitsunfähig. Damit muß man im wirtschaftlich-sozialen Sinne klarkommen können. Sie ist eine Rosskur, der härteste "Selbsterfahrungstrip", den man sich vorstellen kann, wird nur allzuleicht zum Horror-Trip.

Wie gesagt - einen konkreten Ratschlag hier in einem Internet-Forum zu geben, halte ich für vermessen. Ich wiederhole mich: sprich mit Deiner Therapeutin darüber ! Sie kann Dir auch gegebenfalls helfen, einen geeigneten Analytiker zu finden, wenn sie selbst keine Analyse betreibt.

Gruß

Möbius

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mondlicht
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Beitrag Mi., 09.12.2015, 23:13

OT:
* Möbius:

Darf ich fragen, was eine "Selbstanalyse" in diesem Zusammenhang ist? Hast Dich einer Psychoanalyse therapeutisch begleitet unterzogen oder einen anderen (eigenen) Weg eingeschlagen?

Und noch etwas würde mich auch sehr interessieren - aber vielleicht ist die Frage etwas platt: hat sich Deine Lebensqualität durch die Aufdeckung des Missbrauchs verbessert?

Viele Grüße, Mondlicht


Jenny Doe
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Beitrag Do., 10.12.2015, 06:46

@ Möbius
Von Hypnose weiß und verstehe ich überhaupt nichts
Wenn du von Hypnose nichts verstehst, dann solltest Du Hypnose auch nicht als Aufdeckungstechnik empfehlen
Hypnose ist denklich ungeeignet zuverlässige richtige Erinnerungen "aufzudecken". Ich fühle mich leider zu krank, um jetzt die entsprechenden Belege rauszusuchen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


leberblümchen
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Beitrag Do., 10.12.2015, 08:24

Vielleicht ist das Wichtigste, sich zu verdeutlichen, dass das Aufdecken immer auch fehlerhaft sein kann. Oder - wie in meinem Fall - nicht ganz stimmig. Ich kann mich erinnern, dass mein Therapeut öfter mal meinte, da müsse ein sexueller Missbrauch vorgelegen haben. Ich hatte dann das Gefühl, ihm etwas Entsprechendes mitbringen zu müssen und hab damals - als mir noch nicht klar war, was wirklich passiert war (das war auch ein sexueller Missbrauch, aber verbunden mit anderen Dingen) - fast krampfhaft nach "Erlebnissen" gesucht, die ich mir so unter sexuellem Missbrauch vorgestellt hab (also, das, was sich Otto Normalo darunter vorstellt). Ich kann mich an einen Traum erinnern, den wir beide dann so ausgelegt haben, dass es passte.

Jetzt weiß ich, dass diese Fragestellung, die auch du stellst, nicht immer die richtige sein muss. Du könntest auch von der anderen Seite ausgehen, also nicht so: "Hat mein Bruder mich penetriert?" (o.ä.), sndern: "Wie geht es mir jetzt? Mit meinem Körper, mit meiner Sexualität? Wie war die Beziehung zum Bruder und zu den Eltern oder sonstigen Bezugspersonen? War ich da als Individuum angenommen? Hat man mich benutzt, auch emotional?" und so fort. Das sind keine Fragen, die man mit einer Checkliste abarbeiten kann; das wäre viel zu ungenau. In dieser Hinsicht muss ich Möbius teilweise zustimmen, wenn er sagt: Die Seele hat keinen Ausgang, und die Psychoanalyse ist eine (eine andere kenne ich nicht!) Möglichkeit, die Seele zu ergründen. Das Entscheidende muss am Ende nicht die Frage sein, ob es eine Penetration oder Ähnliches gegeben hat, sondern evtl. könntest du ein viel umfassenderes, komplexeres Bild von deiner Lebensgeschichte bekommen, das sich nicht mit Schlagworten begnügen muss.

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stern
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Beitrag Do., 10.12.2015, 10:07

Ergänzend zu Jenny: Auch ein Psychonanalyse ist kein Instrument zum Aufdecken, ob ein Missbrauch stattgefunden hat... das kann nie und nimmer verlässlich sein. Noch ungeeigneter ist Hypnose. Es ist ernüchternd: Entweder erinnert man sich irgendwann bzw. Hinweise verdichten sich eindeutig... oder das passiert nicht. Auf jeden Fall würde ich -soweit wie möglich- schauen, ob es objektive Anhaltspunkte gibt. Die Frage nach den Feigwarzen würde ich dazu rechnen... kann ich jedoch nicht beantworten, aber ich würde auch sagen: Diese kann man sich vermutlich anderweitig auch einfangen. Insofern ist das kein Eindeutiges Indiz. Oder Befragungen. Natürlich kann man sich nicht verlassen, dass jeder die Wahrheit sagt... aber vielleicht ist doch etwas verwertbares dabei, und wenn es irgendwelche Reaktionen sind. So konnte ich auch etwas dingfester machen... hier aber leider nur bis zu einem gewissen Punkt. Oder es kann ja ein traumatisches Ereignis gegeben kann - aber vielleicht ein ganz anderes. Versuche es umgekehrt anzugehen: Welche Beeinträchtigungen hast du... und davon ausgehend kann man dann schauen, wie sich das bei dir verhält. Falls indiziert, kann man das im Rahmen einer PA machen... oder in deiner Therapie. Ihr erarbeitet ja einiges. Nur ist eben darauf aufzupassen, dass kein Missbrauch eingeredet wird. Das kann gut und gerne passieren, wenn man nicht mehr ergebnisoffen ist. Ein Therapeut kann das auch nicht wissen... insofern Vorsicht mit Mutmaßungen.

Wie alt seid ihr denn damals gewesen? Meinst du, mit deinem Bruder lässt sich reden, was sich damals zugetragen hat?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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(alte Weisheit)

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blade
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Beitrag Do., 10.12.2015, 12:11

kann man etwas Schlimmes vollständig vergessen?

Ja.

Aber leider nur die rationale Erinnerung der Fakten, nicht die Auswirkungen auf anderen Ebenen, das ist das Gemeine dabei, oder eines der Gemeinen dabei.

Opferrolle? Was soll das sein?


Gedankenspiel:
Wenn ich alle Lügen widerlegen konnte, bin ich dann bei der Wahrheit angelangt?
Nein, bin ich nicht.
Ich bin es deshalb nicht, weil Lüge zwar das Gegenteil von Wahrheit ist,
aber Wahrheit nicht das Gegenteil von Lüge.

Also:
Ist die Forschung nach dem was war nicht der Ausweg.

Die Forschung nach dem was ist schon.
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Möbius
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Beitrag Do., 10.12.2015, 13:35

Auf den aphoristisch vorgebrachten Einwand von blade will ich kurz Stellung nehmen:

Erinnerung, die verdrängt worden sind, führen im Unbewußten ein Eigenleben weiter, das leider nur allzu häufig pathogenen Einfluß auf die Gesamtpersönlichkeit hat, nicht nur die Seele, sondern auf psychsomatischem Wege nur allzu häufig auch auf den Körper. Sie sind deswegen verdrängt worden, weil sie "dissoziiert" sind, dh nicht wie normale Erinnerungen an belastende Ereignisse verarbeitet werden konnten, "erledigt" werden konnten. Die Methaphern eines Dämons oder Gespenstes, eines "Geistes" aus der Vergangenheit, der einen nicht mehr los lässt passen garnicht so schlecht. Gerade einer der ersten und bedeutensten Schüler Freuds, C.G. Jung, hat sich intensiv mit diesen Methaphern beschäftigt, die nichts anderes sind, als poetische Beschreibungen eben jener Vorgänge, mit denen sich die Psychoanalyse befassen muß: Traumata, die nicht verarbeitet werden konnten, in den Gruften verschwunden sind, aber immer wieder daraus hervorsteigen und mitunter grausamen Unfug anstellen - in unsere normale Lebenswelt hinein "spuken". Dieser grausame Unfug kann so weit reichen, daß Traumapatienten selbst zu Verbrechern werden. Die Story von Hitchcocks "Psycho" ist keinesfalls phantastisch oder unrealistisch - wenn auch natürlich mit einigen melodramatischen Effekten zu "kintop" aufgehüpscht. Die entsprechenden Abteilungen "geschlossenen" Anstalten müssen nicht umsonst tausende solcher Verbrecher aufbewahren.

Der Sinn und Zweck der Psychoanalyse besteht nach einer glücklichen Formulierung Freuds schlicht darin, das Unbewußte unter die Kontrolle des Ichs, des Bewußtseins zu bringen. Es geht darum, eben jene Geister der Vergangenheit zu stellen und - wie in all den entsprechenden Dichtungen - entgültig unter die Erde und "zur Ruhe" zu bringen, damit die Toten Seelen ihre Ruhe haben - und wir Lebenden auch unsere Ruhe vor ihnen.

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RSjabber
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Beitrag Do., 10.12.2015, 18:26

Therapeuten wollen einem oft (ungerechtfertigt, nicht immer, aber oft) irgendwas mit Missbrauch überstülpen. Wollte meine auch schon bis ich klipp und klar gesagt habe: VERGISS DAS SOFORT! Dann meinte sie: "Kann ja auch nur ein Klaps von deinem Bruder auf den des anderen gewesen sein......." Wollte mir also noch überstülpen ich wäre schwul....

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atoll
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 03:40

Danke für die vielen antworten, also was meine Erinnerung betrifft hatte ich bis ich in die Therapie gegangen bin, immer nur ein Bild bei dem mich eine unbekannte Kraft ins Zimmer gezogen hat und ich wie gelähmt, ohnmächtig, ohne stimme meistens reingezogen wurde. Und mein Vater dabei vom Wohnzimmer aus zugesehen hat und nichts unternommen hat. Im laufe der Therapie kam dann eben raus, das mein Vater oftmals zu faul war, während meine Mutter grad in der Küche oder sonst wie beschäftigt war, mich von meinem Bruder zu trennen(ältere brüder sind ja oftmals eifersüchtig). Dieser hat dann mich oftmals ins Zimmer geschleppt ich muss da 2-4 Jahre gewesen sein dort hat er mich Gewürgt, geschlagen sich auf meinen Brustkorb gesetzt so dass ich keine Luft bekommen hab. Mittlerweile glaub ich selber nicht dass ein Sexueller Missbrauch stattfand, was mich jedoch so in verzweiflung bringt ist meine Therapeutin die mir ständig sagt ich bin so in der Opferrolle(da ich z.B: einfach nicht über den hass auf meinen Bruder und meiner Mutter hinwegsehen kann, und mich auch noch mit ihm vergleiche, er hat ne freundin, verdient super, ich bin arbeitslos depressiv, hab vermutlich für immer chronische schmerzen von einer akuten pankreatitis und darf nie wieder alkohol trinken... diese Ungerechtigkeit macht mich wahnsinnig) und gefühlsmässig(aus meiner sicht zumindest) impliziert sie zu mir dann ich sei selbst schuld daran. Mittlerweile hasse ich mich dadurch selber so sehr dafür das ich nicht arbeite, da es ja "nur" ein kleines trauma ist, zumindest hab ich das gefühl dass sie mir das ständig impliziert. Ich weiß aber einfach nicht mehr weiter, ich kann über diese geschehnisse und dinge, einige die bis jetzt noch immer davon andauern und passieren nicht einfach bloß drüber hinwegsehen. Ich habe nie Elterliche Gewalt erfahren oder wurde vergewaltigt, bis auf eben die Physische Misshandlung von meinem Bruder die auch öfters und wiederholt passiert ist bis ich älter wurde. Es ist einfach nur diese Jahrelange psychische Folter der ich daraufhin von klein auf ausgesetzt war, ich hatte mein leben lang weinattacken, sogar in der Schule hat man nichts unternommen, und irgendwie kommt es mir so vor als ob mich keiner ernst nimmt oder gar wahrnimmt, ich weiß zeitweise einfach nicht wie es weitergehen soll... einerseits will ich arbeiten, andererseits müsste ich diesen unglaublichen Hass,wut,zorn,trauer hinter mir lassen um das zu bewerkstellingen,was ich persönlich für unmöglich halte, ausserdem kommt dann noch meine perspektivlosigkeit dazu.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 05:41

@ atoll
Mittlerweile glaub ich selber nicht dass ein Sexueller Missbrauch stattfand
Bleib bei Dir selber.
So plausibel die Verdrängungstheorie auch klingen mag, sie hat einen gravierenden Haken. Therapeuten können nicht wissen, ob etwas verdrängt wurde oder nicht. Einfach willkürlich drauf los zu suchen - nur weil man ein Symptom hat, für das es zahlreiche Ursachen geben kann - ob was gewesen sein könnte, ob es etwas Verdrängtes gibt, bringt die Gefahr von Fehlinterpretationen mit sich.
Wenn es außer den Analwarzen - für die es noch andere Erklärungen gibt - keine Belege gibt, dann versteif dich nicht auf die Missbrauchsidee, sondern sei und bleib offen für alle möglichen Erklärungen. Sich auf etwas zu versteifen, egal auf was, kann zu Fehlinterpretationen führen.
Dieser hat dann mich oftmals ins Zimmer geschleppt ich muss da 2-4 Jahre gewesen sein dort hat er mich Gewürgt, geschlagen sich auf meinen Brustkorb gesetzt so dass ich keine Luft bekommen hab.(...) da es ja "nur" ein kleines trauma ist
Eine solche Erfahrung ist gewiss nicht nur ein "kleines" Trauma. Das, was Du erleben musstest ist schlimm. Das was Du erleben musstest reicht völlig aus um spätere Probleme zu entwickeln.
zumindest hab ich das gefühl dass sie mir das ständig impliziert.
Hast du mit ihr mal drüber gesprochen, dass Du das Gefühl hast, dass sie Deine Erfahrungen auf "kleines Traum" runterspielt? Was hat sie dazu gesagt?
Ich denke, dass Du mit ihr darüber reden solltest.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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blade
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 07:06

Hallo atoll,

so wie Sie Ihre Situation schildern, ist das kein kleines Trauma.

und ich finde den logischen Fehlschluss, der hier unausgesprochen im Raum zu stehen scheint, schlicht falsch.
ich bin so frei diesen in Worte zu kleiden:

"Wenn es kein sexueller Missbrauch war, dann kann es ja so schlimm nicht gewesen sein."

Das ist falsch.
Das wäre ja etwa so als würde der Arzt sagen: "Was haben Sie denn, beide Beine sind ja noch dran?!"

und dabei ignorieren, dass seinem Patienten das Blut aus der Halsschlagader spritzt.

Andererseits:

Wenn man zu sehr darauf beharrt, daß andere das anerkennen sollen, was einem passiert ist, dann kann das auch nach hinten losgehen.
Vielleicht können Sie sich ja mit dem Gedanken anfreunden, daß Sie die passende (emotionale) Antwort auf das was mit Ihnen gemacht wurde, bereits gegeben haben??

Eben Wut und Ablehnung.
Die ist durchaus angemessen, wenn ich Ihre Schilderungen lese.

Sie brauchen diese Antwort aber nicht ständig zu wiederholen und auch nicht immer lauter zu rufen.
Damit schaden Sie sich selbst. (Hass ist verfestigte Wut, bzw kreisende immer wieder neu belebte Wut und lässt keinen Platz mehr für andere Dinge).
Ich bin sicher Ihre Antwort wurde bereits gehört, dort wo es zählt.
Die, die Ihnen das angetan haben ignorieren das zwar und tun wie immer so als hätten sie Sie nicht gehört

(vielleicht sogar in der Hoffnung, daß Sie sich selbst durch ohnmächtigen Zorn ins "Out" befördern)

aber darauf wird es letztlich nicht ankommen (darauf, dass die das gerne durch Ignoranz aus der Welt schaffen würden).

Das zeitnahe Auftreten von Pankreatitis und Wut/Hass habe ich schon mehrfach beobachtet (kann natürlich auch mit dem nicht seltenen Alkoholgebrauch zusammenhängen, wenn man vor Wut nicht weiß wohin mit sich), bei Wut und Leber weiß man aber schon, daß Wut auch ohne Alk. die Leber angreifen kann (wenn sie in den falschen - kreisenden und vor allem selbstdestruktiven Bahnen läuft - auch einer der Gründe, warum einem immer eingeredet werden soll, man wäre selbst schuld, hätte sich nicht ausreichend gewehrt, etc....)

Die Wut, nicht die Leber..ähem.







Das heisst aber nicht, daß sie selbst schuld sind (ich kann die Implosion aus Wut und Hass förmlich nachvollziehen, die dieser sich aufdrängende Gedanke in Ihnen hervorruft).


Mein Rat an Sie:

Lassen sie die Schuld und das Unrecht einfach in Warteposition stehen und wenden Sie sich vorzugsweise erfreulicheren Dingen zu.
Gary Larson-Comics zB

Herz-lich(s)t
Blade
abgemeldet

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