Ziehen manche Menschen ein Leben lang Gewalt an?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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haluro
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Beitrag Di., 17.09.2013, 19:34

Hallo Dorottya,

mir ist gestern auf der Heimfahrt was komisches passiert.

Ich kam an eine Stelle mit abknickender Vorfahrt und war auf der Innenbahn und wollte geradeaus weiterfahren. Auf der Außenbahn der Vorfahrtsstraße kam einer, der die Vorfahrtsstraße weiterfuhr, ich musste ihn vorbei lassen. Dummerweise war die Vorfahrt erst frisch geändert worden, und es scheint eine sehr kritische Stelle zu sein, man hat zwei Schupos aus Plastik aufgestellt und blinkende Warnbaken. Jedenfalls, auf jeder Einmündung warteten Autos und der, den ich vorbei lassen musste, hatte das Handy am Ohr.

Ich rechne damit, dass ich mal von einem telefonierenden Schussel plattgemacht werde, mag auch keine Handys usw., auf jeden Fall ging mir die Hutschnur hoch und guckte den nur an.

Keine Ahnung, was in dem ablief. Der legte das Handy weg, bog in die andere Richtung ab und hielt an der nächsten Bushaltestelle und telefonierte schon wieder, als ich dann vorbeikam.

Hast du eine Erklärung dafür?

Mfg
haluro

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Dorottya
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Beitrag Di., 17.09.2013, 19:36

haluro hat geschrieben:Hallo Dorottya,

mir ist gestern auf der Heimfahrt was komisches passiert.

Ich kam an eine Stelle mit abknickender Vorfahrt und war auf der Innenbahn und wollte geradeaus weiterfahren. Auf der Außenbahn der Vorfahrtsstraße kam einer, der die Vorfahrtsstraße weiterfuhr, ich musste ihn vorbei lassen. Dummerweise war die Vorfahrt erst frisch geändert worden, und es scheint eine sehr kritische Stelle zu sein, man hat zwei Schupos aus Plastik aufgestellt und blinkende Warnbaken. Jedenfalls, auf jeder Einmündung warteten Autos und der, den ich vorbei lassen musste, hatte das Handy am Ohr.

Ich rechne damit, dass ich mal von einem telefonierenden Schussel plattgemacht werde, mag auch keine Handys usw., auf jeden Fall ging mir die Hutschnur hoch und guckte den nur an.

Keine Ahnung, was in dem ablief. Der legte das Handy weg, bog in die andere Richtung ab und hielt an der nächsten Bushaltestelle und telefonierte schon wieder, als ich dann vorbeikam.

Hast du eine Erklärung dafür?

Mfg
haluro

Nein, habe keine Erklärung dafür.
Es gibt halt viele Verrückte.

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haluro
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Beitrag Di., 17.09.2013, 20:10

Der war nicht verrückt.

Der hat genau gewusst, dass er nicht fahren und telefonieren darf, und er hat wahrscheinlich gedacht, ich bin ein Bulle, und morgen hat er eine Anzeige.

Tätige Reue nennt man sowas.

Sonst ist dir nichts aufgefallen?

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Thread-EröffnerIn
Dorottya
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Beitrag Di., 17.09.2013, 20:29

haluro hat geschrieben:Der war nicht verrückt.

Der hat genau gewusst, dass er nicht fahren und telefonieren darf, und er hat wahrscheinlich gedacht, ich bin ein Bulle, und morgen hat er eine Anzeige.

Tätige Reue nennt man sowas.

Sonst ist dir nichts aufgefallen?

Hmm...nein, sonst ist mir nichts aufgefallen.
Vielleicht erklärst du es mir?

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Freifrau
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Beitrag Di., 17.09.2013, 20:57

Dorottya hat geschrieben:Bei der Untersuchung meines Rachens rückte er mit seinem Stuhl so unglücklich an mich ran, dass er dabei sein Geschlechtsteil fest gegen meine Beine presste! Das war so unangenehm und ist mir bisher auch noch nie passiert.
Als er mit der Untersuchung fertig war, nahm er meine Hand und streichelte sie so komisch!
Ich war hinterher so irritiert, dass ich zuerst den Ausgang der Paxis nicht fand und in die falsche Richtung ging.

Ich habe das wieder als so unnormal empfunden.
Vielleicht bin ich auch inzwischen so sensibiliert, dass ich schon teilweise unvermeidlichen bzw. nett gemeinten Dingen zu viel Beachtung beimesse.
Das kenne ich auch. Dieses nicht meiner Wahrnehmung trauen können und unsicher sein, ob ich überreagier oder nicht. Ich finde, Du solltest Deiner Wahrnehmung trauen. Es ist wichtig, wie es Dir geht und was Du empfindest. Du brauchst dafür keine Erlaubnis. Wenn es Dir unangenehm ist, dann ist es Dir eben unangenehm und dann kannst Du das zeigen oder sagen. Der andere kann es dann immernoch richtig stellen. Also -demonstrativ Bein weg ziehen und deutlich irritiert schauen. Hand weg ziehen, Deine Verwunderung zeigen.. Oder sagen, dass es Dir unangenehm ist...

Übrigens passieren in Gruppentherapien oder hier in Foren meist so Parallelprozesse... Wie jetzt zum Beispiel mit Haluro...



@Haluro

Sag mal Haluro - was schreibst Du denn eigentlich für einen Scheiß?!

Wenn Du Dorottya was mitteilen willst, dann mach es doch einfach ganz konkret. Ich kapier jedenfalls gar nicht, was Du willst und fühl mich da echt irrititiert.

Was willst Du mit dem komischen Beispiel sagen?? Mir wäre da Klartext lieber.

Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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haluro
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Beitrag Mi., 18.09.2013, 01:25

Liebe Freifrau,

ich habe es satt, so plump von der Seite angerempelt zu werden, wie Du es machst.

Gut, Du siehst keine Verbindung von meinem Post zu dem Thema hier. Das kann passieren und ich finde das auch nicht weiter schlimm, denn schließlich habe ich es ja auch nicht leicht gemacht.

Mir fällt dabei auf, dass ich so ähnliche Geschichten wie die thread-Erstellerin eigentlich nie erlebe, während solche Sachen wie dieser Handy-Mensch eigentlich an der Tagesordnung sind.

Die Frage ist nur, warum ist das so.

Weil Männer sich nun mal gerne prügeln, und jeder Prügelei geht der abschätzige Blick voraus, wie stark denn der andere nun ist, und das geht in Sekundenbruchteilen, unterbewusst, das ist das allererste, was man macht. Und danach, nach dem Einschätzen der physischen Stärke, kommt das Einschätzen der mentalen Stärke, weil mit jemandem, der wie ein Wahnsinniger kämpft, legt man sich auch nicht an, und das ist meiner Meinung wichtiger.

Und mit einer Frau legt man sich schon überhaupt nicht an, die hat nämlich erstens mindestens einen Bruder und zweitens hat man alle anderen Frauen gegen sich.

Upps. Naja, im Forum hier gilt das hoffentlich nicht.

Ich denke, ich habe zumindest einen Ansatz geliefert, über den man nachdenken kann ...

... und bin hier raus.

Mfg
haluro

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Dorottya
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Beitrag Mi., 18.09.2013, 08:27

Haluro, ich verstehe immer noch nicht die Intention deiner Antwort.
Wolltest du damit sagen, dass ich die Männer, die mir Gewalt angetan haben, mit abschätzigen Blicken taxiert und sie damit provoziert habe?
Damit machst du es dir aber sehr einfach und bist auch komplett auf dem Holzweg!
Also einen Ansatz hast du keineswegs geliefert.

Ja, ist wohl besser, wenn du hier nichts mehr schreibst!

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Freifrau
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Beitrag Mi., 18.09.2013, 10:05

@Haluro

Ja, ich war tatsächlich etwas schroff und entschuldige mich bei Dir. Das hätte ich anders formulieren sollen.

Trotzdem versteh ich es auch nicht, was Du damit sagen willst und finde Deinen Beitrag immernoch irritierend. Ich glaub aber trotzdem, dass Du helfen wolltest.
Dorottya hat geschrieben:Wolltest du damit sagen, dass ich die Männer, die mir Gewalt angetan haben, mit abschätzigen Blicken taxiert und sie damit provoziert habe?
Dass er das sagen wollte, glaub ich irgendwie nicht.
haluro hat geschrieben:Weil Männer sich nun mal gerne prügeln, und jeder Prügelei geht der abschätzige Blick voraus, wie stark denn der andere nun ist, und das geht in Sekundenbruchteilen, unterbewusst, das ist das allererste, was man macht. Und danach, nach dem Einschätzen der physischen Stärke, kommt das Einschätzen der mentalen Stärke, weil mit jemandem, der wie ein Wahnsinniger kämpft, legt man sich auch nicht an, und das ist meiner Meinung wichtiger.
Zum Glück sind nicht alle Männer so.
haluro hat geschrieben:Und mit einer Frau legt man sich schon überhaupt nicht an, die hat nämlich erstens mindestens einen Bruder und zweitens hat man alle anderen Frauen gegen sich.
Mit einer Frau legt man sich zumindest körperlich schon mal gar nicht an. Und zwar nicht aus den von Dir genannten Gründen, sondern weil man eine Frau als Mann nicht zu schlagen hat. Umgekehrt natürlich auch nicht. Gewalt ist keine Lösung, so oder so nicht. Ausnahmsweise höchstens als Notwehr.

Liebe Dorottya,

ich glaube, dass Du traumatisiert bist. Das, was Dir bei dem Arzt passiert ist, hat Dich wahrscheinlich getriggert. Deswegen warst Du so geschockt und irritiert, dass Du den Ausgang nicht gleich gefunden hast. Man ist da wie in so einem Nebel. Ich kenne das auch. Wie schon erwähnt, ich würde mir Hilfe suchen, um die traumatische Kindheit zu bearbeiten.

Liebe Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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Co-Libri
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Beitrag Mi., 18.09.2013, 11:26

Also mit dem Arzt, das ist natürlich schwer zu sagen. Es hilft dir auch gar nichts, wenn dir jemand sagt, ach, stell dich nicht so an, der wird das gar nicht gemerkt haben. Wenn du es so empfindest, ist es dein gutes Recht und basta. Jeder ist da anders. Es gibt Menschen, die kein Problem damit haben, dass man den Arm um sie legt, obwohl man sie eigentlich kaum kennt. Ich gehöre zu den Menschen, die das eben nicht mögen. Und es ist mein gutes Recht. Ich kann mir zudem nur sehr schlecht vorstellen, dass man das nicht merkt, wenn man sein bestes Stück an das Bein einer fremden Person drückt. Aber auch da mag jeder wieder anders empfinden?!

Allerdings gehöre ich auch zu den Leuten, die dann sehr leicht zur Salzsäule werden und es einfach geschehen lassen. Es ist nicht immer so, dass man sich nicht nur nicht traut, was zu sagen, sich wegzudrehen oder die andere Person mit einem bestimmten Blick zu bedenken. Es ist so als würde man sich tot stellen und kann irgendwie überhaupt nicht reagieren. Das ist extrem unangenehm und macht es einem auch extrem schwer, die Dinge so zu nehmen wie sie kommen, weil man genau weiß, dass man sich in so einer Situation, die wohl jedem mehr oder weniger mal passieren kann, gar nicht angemessen zur Wehr setzen kann (Satzende ;o)).

Bei meinem ehemaligen Chef habe ich übrigens auch mal losgelassen, dass ich endlich mal gemobbt werden will. Der hat es einfach ignoriert, weil der sicher dachte, die spinnt. Hinterher dachte ich auch: oh Gott. Aber ich war das so gewohnt, mies behandelt zu werden und konnte mit dem besseren Arbeitsklima erstmal nicht so viel anfangen. Ich dachte, das ist überall so furchtbar auf der Arbeit.

Was haluro wohl sagen wollte ist, dass der Handymann sich unbeobachtet gefühlt hat und es ihm daher egal war, dass er telefonierend über die Kreuzung fuhr. Bis der dem bösen Blick von haluro begegnete und merkte, er wird gesehen und die Leute finden das überhaupt nicht komisch. Dann fuhr er bei nächster Gelegenheit rechts ran und telefonierte dort weiter. Viele überschätzen sich auch sehr und denken, sie haben alles unter Kontrolle beim Telefonieren.

Ein Blick reicht also manchmal schon, um sich zu wehren. Sollte das die Lektion sein?

Das absolut Blöde bei der Sache ist aber, dass man in solchen Situationen wie in einem Schockzustand ist. Man ist quasi wie gelähmt vor Angst und nicht mal in der Lage, den bösen Blick aufzusetzen. Hinterher ärgert man sich dann. Die Frage wäre wohl, wie schafft man es, nicht mehr so viel Angst zu haben, damit man entsprechende Abwehrtechniken zum Einsatz bringen kann? Es ist ein Teufelskreislauf.

LG

Co-Libri

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Freifrau
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Beitrag Mi., 18.09.2013, 12:16

Co-Libri hat geschrieben:Es hilft dir auch gar nichts, wenn dir jemand sagt, ach, stell dich nicht so an, der wird das gar nicht gemerkt haben. Wenn du es so empfindest, ist es dein gutes Recht und basta.
Genau! Das ist der erste Schritt, dass man sich selber und seine Gefühle und Bedürfnisse ernst nimmt. Auch wenn der andere es nicht merkt oder böse gemeint hat. Man kann (möglichst ruhig und sachlich) sagen, dass man das nicht möchte. Man muss dabei nicht mal unhöflich werden.
Co-Libri hat geschrieben:Allerdings gehöre ich auch zu den Leuten, die dann sehr leicht zur Salzsäule werden und es einfach geschehen lassen. Es ist nicht immer so, dass man sich nicht nur nicht traut, was zu sagen, sich wegzudrehen oder die andere Person mit einem bestimmten Blick zu bedenken. Es ist so als würde man sich tot stellen und kann irgendwie überhaupt nicht reagieren. Das ist extrem unangenehm und macht es einem auch extrem schwer, die Dinge so zu nehmen wie sie kommen, weil man genau weiß, dass man sich in so einer Situation, die wohl jedem mehr oder weniger mal passieren kann, gar nicht angemessen zur Wehr setzen kann (Satzende ;o)).
Ich auch. Ich erstarre dann und würde mich am liebsten unsichtbar machen. Ist aber bei mir ein Verhalten, das ich aus der Kindheit noch habe. Heute bin ich erwachsen und habe andere Möglichkeiten. Ich bin nicht mehr klein und hilflos. Es ist aber noch nicht so, dass mir das immer bewusst ist. Ich muss es erst lernen.

Von April bis Mai war ich in einer psychosom. Klinik. Dort wurde vor allem mit der Patientengruppe therapiert. Die Therapie lief auch außerhalb der eigentlichen Therapiestunden ab. Zum Beispiel musste ich mich ständig abgrenzen, weil irgendjemand meinen Raum nicht beachtet hat. Eine Frau z.B. hat bei mir mit im Bungalow gewohnt. Als ich kam meinte sie, sie wäre froh, weil ich ja so lieb und warmherzig wirke. Nach und nach hat sie immer mehr Raum genommen, hat meine Badewanne, meinen Balkon und meine Toilette benutzt. Die Freifrau ist ja so lieb, die wird schon nichts sagen. Ich war immer wieder gezwungen, sie in ihre Schranken zu weisen und meinen Bereich zu schützen. Ich fand es sehr schwer. Ich hab manchmal mich in mich hinein geärgert und nichts gesagt. Manchmal hab ich gemotzt und mich im Ton vergriffen. Selten hab ich es geschafft, aus einer sicheren selbstbewussten Haltung heraus es ganz einfach normal zu sagen. Ich hatte auch oft die Sorge, dass man mich dann nicht mehr mag. Aber ich hab dann erkannt, mit meiner "lieben" Haltung wurde ich zwar meist gemocht, aber nicht respektiert.

Das ist eben ein Lernprozess und den empfinde ich als sehr, sehr schwierig. Aber ich denke, damit bin ich nicht alleine.
Co-Libri hat geschrieben:as absolut Blöde bei der Sache ist aber, dass man in solchen Situationen wie in einem Schockzustand ist. Man ist quasi wie gelähmt vor Angst und nicht mal in der Lage, den bösen Blick aufzusetzen. Hinterher ärgert man sich dann.
Das hab ich in der Klinik auch gelernt. Wenn mir das passiert ist, bin ich dann eben später nochmal hin gegangen und hab gesagt: "Du, das hat mich geärgert." Es ist nicht unbedingt ein Beinbruch, wenn man es nicht gleich schafft. Man kann es nachholen oder eben für das nächste Mal lernen und sich vornehmen, dass man das nächste Mal anders handelt.

Liebe Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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Co-Libri
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 10:47

Eine Frau z.B. hat bei mir mit im Bungalow gewohnt. Als ich kam meinte sie, sie wäre froh, weil ich ja so lieb und warmherzig wirke. Nach und nach hat sie immer mehr Raum genommen, hat meine Badewanne, meinen Balkon und meine Toilette benutzt. Die Freifrau ist ja so lieb, die wird schon nichts sagen. Ich war immer wieder gezwungen, sie in ihre Schranken zu weisen und meinen Bereich zu schützen. Ich fand es sehr schwer. Ich hab manchmal mich in mich hinein geärgert und nichts gesagt. Manchmal hab ich gemotzt und mich im Ton vergriffen. Selten hab ich es geschafft, aus einer sicheren selbstbewussten Haltung heraus es ganz einfach normal zu sagen. Ich hatte auch oft die Sorge, dass man mich dann nicht mehr mag. Aber ich hab dann erkannt, mit meiner "lieben" Haltung wurde ich zwar meist gemocht, aber nicht respektiert.
Ja, das ist das. Die denken dann, die andere kann ja was sagen, wenn's ihr nicht passt. Das geht ganz automatisch bei vielen. Und man will dann nicht überempfindlich sein und gleich bei allem rummeckern, fühlt sich hinterher aber dann total blöd und fängt an sich zu ärgern. Oft sage ich halt auch nichts, wenn mich was stört, weil ich nicht den richtigen Ton finde und auch nicht rumplärren will oder so. Ich verpasse da irgendwie meist den Punkt, an dem ich was sagen sollte und merke erst später, dass mir das eigentlich gar nicht so recht ist. Oder es liegt einfach daran, dass die Leute nicht mal fragen. Die anderen können natürlich auch nicht immer wissen, wenn sie zu weit gehen und es ist nicht jeder so überzurückhaltend wie ich, die dann aus lauter Rücksicht auf andere schon fast gar nix mehr macht, was sie selbst eigentlich gerne möchte. Man ist aber natürlich viel hellhöriger, auch was die Bedürfnisse anderer angeht, da man selber weiß wie blöde das ist, wenn man ständig überfahren wird. Aber es ist doch auch sehr anstrengend so zu leben, dass man sich zu viele Gedanken um andere macht, was ihnen passt und was nicht. Da fehlt ein Gleichgewicht bei der Sache.

Bei mir ist es auch so, dass ich nicht wegen jeder Kleinigkeit meckern will, da ich das nur zu gut kenne, dass quasi grundlos kritisiert und gescholten wurde. Dadurch habe ich wohl auch kein Gefühl dafür, wann das denn mal wirklich angebracht wäre. Und auch wie man mal anders deutlich macht, wenn einem was nicht passt, ohne andere gleich anzumoken, das lerne ich auch seit einiger Zeit - und es dauert noch.

Du hast Recht. Später dann sagen, was man denkt ist vielleicht doch noch besser als gar nichts zu sagen.

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