Emotionaler IQ

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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vulnerata
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Emotionaler IQ

Beitrag Do., 06.06.2013, 19:26

Ich habe in den vergangenen Jahren viel an emotionaler Kälte erlebt und frage mich ob der "Emotionale IQ erlernbar ist? Doch man müsste sich zuerst die Frage stellen, besitzt denn jeder Mensch einen emotionalen IQ? Wenn ja, durch welche Faktoren wird er geschmälert? Ein verschütteter IQ als Folge eines Traumas, Folge einer Persönlichkeitsstörung in irgendeiner Form?

Wieso psüren andere nicht wenn sie einen unsagbar verletzen? Demnach müsste eine hoch narzistische Veranlagung den IQ gänzlich zum erliegen bringen, was zumindest andere Menschen betrifft.
Sind Menschen die in ihrem Leben immer und immer wieder schlechte Erfahrungen gemacht haben gefährdet ihren emotionalen IQ zu verlieren, sodass sie nicht mehr fähig sind Gefühle aufzunehmen? Oder sind die meisten dann so hoch sensibilisiert dass nur jede kleinste Äußerung auf der Seele brennt. Oft wird emotionale Nähe dann vermieden und jeder der zu Nahe kommt wird buchstäblich in "die Flucht" geschlagen. Wie es so schön heißt "gebranntes Kind scheut das Feuer". Wie kann sie nach derartig schlechten Erfahrungen wieder ins Leben gerufen werden?

Im Moment beschäftigen mich diese Gedanken, denn in den letzten Jahren habe ich immer nur Aggressivität, Gewalt und emotionale Kälte erleben müssen....
Ich reise durch die Zeit,
um zu befreien meine Seele von des Schmerzes Leid,
um zu sehen bei jeder Rückkehr weder schwarz noch weiß die Welt,
sondern immer mehr eingekleidet in ein buntes Zelt...
(vulnerata)

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Nico
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Beitrag Do., 06.06.2013, 19:34

Ich halte die Bezeichnung IQ in diesem Zusammenhang für nicht sonderlich glücklich.
Ausserdem muss eine unsagbare Verletzung nicht immer am Ausmaß der ausgeübten emotionalen Gewalt liegen sondern kann auch eine Überempfindlichkeit des Verletzten als Ursache haben.

Ich nehme einmal an du meinst mit emotionalem IQ Sensibilität und Empathie ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Nico
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Beitrag Do., 06.06.2013, 19:36

Ne sorry hab gegooglt du meinst EQ
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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ENA
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Beitrag Do., 06.06.2013, 19:37

Ich glaube, das selbst kleine Kinder mitfühlen können. Mit der Zeit, wenn sie mehr "begreifen", können sie sich auch immer besser in andere hinein versetzen. Das beobachtet man schon im Kindergarten, zumindestens dort bei den älteren Kindern.
...und ich glaube, das schlechte Erfahrungen diese Fähigkeit beträchtlich stören können bzw. dafür sorgen können, dass sie wieder zurück geht, dass sie sich nicht weiter aufbaut, dass sie verschüttet wird, das man härter und "kälter" wird. Ich glaube schon, dass es vom Grunde her Menschen gibt, die sensibler für andere sind, mehr mitbekommen, als andere. Ich glaube, das ist einfach so, genauso wie Menschen in anderen Dingen verschieden sind.
Ich glaube aber auch, dass Vieles daran erlernt und erfahren wird: wie gingen meine Eltern mit mir um? Was habe ich erlebt, wie meine Familie, Freunde,...mit anderen umgegangen ist? Wie ist man mit mir umgegangen? Was habe ich in letzter Zeit erlebt? Was erlebe ich heute?

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vulnerata
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Beitrag Do., 06.06.2013, 20:04

Hallo Nico,

Nico schrieb: Ne sorry hab gegooglt du meinst EQ

Neologismus!
Ich reise durch die Zeit,
um zu befreien meine Seele von des Schmerzes Leid,
um zu sehen bei jeder Rückkehr weder schwarz noch weiß die Welt,
sondern immer mehr eingekleidet in ein buntes Zelt...
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Nico
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Beitrag Fr., 07.06.2013, 05:38

vulnerata hat geschrieben: Neologismus!
Vulgo Neudeutsch.....
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Emoticoala
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Beitrag Fr., 07.06.2013, 05:48

Meiner Meinung nach suggeriert dieser Begriff, dass es wie beim IQ neurologische Grenzen gibt. Als Laien können wir das aber garnicht beurteilen.

Wichtiger scheint mir die Erkenntnis, dass man das Zulassen und das Aushalten von Gefühlen trainieren kann. Habe da positive Erfahrungen mit Verhaltenstherapie gemacht. Ein Ableger der Gesprächstherapie, die gewaltfreie Kommunikation, verfolgt einen ähnlichen Ansatz, wird aber in Deutschland nicht von den Krankenkassen bezahlt.

Durch konkrete Übungen wird die abstrakte Fragestellung dann auch besser begreifbar. Letztlich geht es dann mehr um soziale Kultur, als um neurologische Messung.

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hawi
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Beitrag Fr., 07.06.2013, 07:50

Hallo vulnerata,

ich fang mal von vorn an. Jedenfalls da, wo ich den Start, den Anfang vermute, sehe.

Mensch hat zig Eigenschaften. Die wenigsten davon sind starr, unveränderlich. Und sie sind ganz überwiegend auch Teil des Gesamtsystems Mensch.
Zu Mensch gehört auch das Bedürfnis, sich und andere verstehen zu wollen, sich mit anderen zu vergleichen. So kommt es dann zu Maßstäben, an denen Mensch Mensch misst, das zumindest versucht.

IQ und EQ?
Beide Kürzel stehen für den Versuch, menschliche Kompetenz zu messen, messbar, vergleichbar zu machen.
Allzu gut gelingt das, wie ich finde, nicht. Sehr menschlich unzulänglich, jedenfalls gemessen an dem, was Mensch damit möchte, auch, welchen Wert grad IQ oft bekommt.

Immerhin sollte heute bekannt sein, dass Mensch schon komplexer ist, variabler, auch in Sachen Emotionalität und Verstand, als es sich über IQ-, EQ-Werte auch nur erfassen, beschreiben ließe, geschweige denn verstehen.

Ein EQ gibt dir, glaube ich, kaum Antworten, auf das, was dich bewegt.
Vielleicht sogar eher im Gegenteil. So ein Wert, mal ermittelt, suggeriert ja vieles.
Grad auch so was wie Vergleichbarkeit, Normalität oder eben nicht.

Ich selber zweifle bereits, ob sich EQ und IQ überhaupt so getrennt voneinander betrachten lassen?

Aber auch wenn das der Fall wäre. Was wenn z.B. du einen sehr hohen EQ hättest?
Womöglich so hoch, dass vieles „normal“ emotionale bei dir bereits „kalt“ ankommt.
Zugegeben, eine sehr theoretische Annahme von jemandem, der über EQ und IQ nicht grad viel weiß. Ist also ziemlich ins Blaue gedacht.
Auch die Annahme, dass hinter manchem, das der Umwelt unemotional kalt scheint, womöglich sehr viel (zu viel?) Emotionalität steht. Oder einfach andere, eine Emotionalität, die eben nicht kompetent ist, von den meisten jedenfalls nicht so gesehen wird.

Weiteres Problem: Ist der ermittelte EQ niedrig, passt das auch zur Wirkung auf andere, zur sich äußernden Gefühllosigkeit, dann sagt das über die Gründe, warum dem so ist, immer noch gar nichts. Welche Anteile, welches Zusammenwirken von Genen, Grundpersönlichkeit und der Summe aller äußeren Einflüsse hat zum EQ geführt? Was führt dazu, dass sich der EQ erhöht? Mag durchaus sein, dass sich manches grob dazu feststellen lässt. Aber ich tippe, das wird dann so allgemein sein, dass es jeweils individuell nie richtig passt.

Zugegeben, geschrieben auch sehr aus meiner Sicht heraus. Einer, die nach und nach immer weniger von generellen Maßstäben bestimmt wird. Eher davon, dass Menschen, ihr Verhalten zueinander, oft nicht passen, dass es dabei häufiger mal zu Störungen, Verletzungen etc. kommt. Aber auch, dass es für mich ob der Komplexität von all dem eigentlich viel rätselhafter ist, dass es sehr oft funktioniert, dass es über alles betrachtet nur sehr wenig Verletzungen gibt. Für die meisten normal. Aber mich erstaunt auch grad dies.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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vulnerata
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Beitrag Mi., 12.06.2013, 17:35

Hallo,

es gibt hier in den Postings Ansätze die zum Nachdenken anregen:

Wie z.b. der Grundstein für den emotionalen IQ wird in der Kindheit schon gelegt,
wird und kann von einigen Faktoren beeinflusst werden wie eine "verletzende Vergangenheit",
wobei dieser Faktor nur die bitteren Erfahrungen beinhaltet und diese können somit nicht als objektiv betrachtet werden..

hawi schieb: Aber auch wenn das der Fall wäre. Was wenn z.B. du einen sehr hohen EQ hättest?
Womöglich so hoch, dass vieles „normal“ emotionale bei dir bereits „kalt“ ankommt.

Ein sehr hoher emotionaler Faktor lässt einem bereits bei geringen Verletzungen aufhorchen...wobei ich wiederum denke dass dies aus vergangenen Erfahrungen herrührt die meist aus einer "Urerfahrung" herrührt?

Würde ich hier nicht mit der "Logik" fortfahren und überlegen wie : Ich handle anders als die anderen, weitaus sensibler, wie kann das sein, warum handle ich so......?

Mit Absicht hatte ich ja den Thread mit emotionaler IQ begonnen, da das eine nicht getrennt vom anderen betrachtet werden kann wie auch "hawi" bereits anmerkte.
Verhalte ich mich in einer Situation hochprozentig emotional, greift die Logik, zwar nicht im selben Moment doch später kommt man oft zu dem Schluss wie z.b. warum ist dies oder jenes passiert...... Was hat dazu geführt? Jedoch sehe ich im umgekehrten Falle eine Art "Einbahnstrasse"...Nach emotionalen Ausbrüchen gebrauche ich meinen Verstand, meine Logik....wobei man hier wie ich denke nicht von Proportionalität sprechen kann. Folge ich logischen Gesetzmäßigkeiten, so ergeben sich nicht automatisch emotionale Ausbrüche....
Ich reise durch die Zeit,
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Raziel
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Beitrag Di., 09.07.2013, 09:52

Moin Moin, alle miteinander

Es gab ja schon verschiedene Abhandlungen und Bücher zu dem Thema EQ. Ein paar davon hab ich gelesen, geht in erster Linie nicht um die Emotionen selbst, sondern eher um den Umgang damit. Dazu werden einige Techniken beschrieben, die man erlernen kann. In sofern würde emotionaler IQ also nicht wirklich passen, da IQ wohl nichts ist, was sich erlernen lässt.

Emotionaler IQ ist mMn allein schon deshalb unglücklich gewählt, weil der tatsächliche IQ auf logisch-strukturierten Richtlinien basiert. Emotionen sind aber meist Empfindungssache. Sie beruhen auf persönlichen Erfahrungen und deren Interpretation. 5 Leute in derselben Situation können zu 5 unterschiedlichen Interpretationen führen und damit 5 unterschiedliche Konsequenzen daraus ziehen. Da gibt es kein richtig oder falsch. Deshalb wäre IQ hier irreführend.

Es würde auch schon reichen, wenn sich jeder einzelne bewusst wäre, dass jeder Mensch anders mit seinen Erlebnissen umgeht und folglich diese auch anders nach außen kommuniziert. Und dass man selbst diesen Umstand bei der Kommunikation berücksichtigt.
Man liest sich
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Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers.

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