Kann es (noch) nicht als schlimm empfinden...

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
paeonia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 29
Beiträge: 11

Kann es (noch) nicht als schlimm empfinden...

Beitrag So., 20.06.2010, 18:45

Hallo Ihr,

ich hatte letztens einen Thread "Sind das noch normale Doktorspiele.." eröffnet. Habe mittlerweile mit einer Therapeutin darüber gesprochen. Sie sagte, dass es sich hier um einen Missbrauch handelt. D.h. der ca. 14-jährige Junge hätte wissen müssen, dass man einer 7-jährigen kein Fieberthermometer in die Harnröhre steckt. Er hatte es ein paarmal hintereinander versucht. Ich hatte brennende Schmerzen.

So jetzt zu meiner Frage...

Ich habe einiges erlebt, kann es aber weiterhin nicht als schlimm empfinden. Es ist zwar so, dass ich es nicht aushalten kann darüber zu reden, mir wird dann komisch, habe dann mit Disso`s zu tun. Aber ich finde immer, dass es Anderen viel schlimmer ergangen ist und das nur diese Menschen das Recht dazu haben, leiden zu dürfen. Ein innere Stimme sagt immer zu mir ich solle mich nicht so anstellen....Wenn die Therapeutin dann näher auf die Themen eingeht, finde ich es auch kaum zum aushalten. Sobald die Stunde rum ist, schalte ich um und dann ist alles nicht mehr so schlimm. (Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll.)

Meine Mutter hat mich oft verprügelt, mich mit Liebesentzug bestraft. Mein Vater hat meine Mutter fast ertränkt. Ich stand dabei (ich war drei). Ich habe bei einem Onkel im Ehebett geschlafen und die Frau im Nebenzimmer (das erscheint mir heute komisch, zumal ich diesen Onkel immer seltsam und eklig fand). Na ja, sonst habe ich keine Erinnerungen daran.

Wir haben eine Wasserleiche gefunden. Obengenanntes Erlebnis mit dem Jungen. Sexuell belästigt von drei Jungen in der 5.Klasse. Ich wurde 6 Jahre lange gehänselt, weil ich zu dünn war, eine Brille trug. Wurde nochmals zweimal sexuell belästigt als ich älter war. Jedesmal ging es mit einem Kampf daher.

Mir wurde eine Pistole an den Kopf gehalten (hinterher stellte sich raus, dass es ein Feuerzeug war / sehr witzig).

In einer sexuellen Beziehung schlug mich der Mann, weil ich nicht machte was er wollte. Ich lies ihn gewähren, bin nach innen gegangen. Hinterher sagte er noch zu mir, dass ich das nie wieder tun dürfte. Bei anderer Gelegenheit "beglückte" mich der gleiche Mann im Auto. Er war grob, ich weinte. Das hielt ihn nicht davon ab weiter zu machen. Ich habe mich nie gewehrt und hab mich auch noch weiter mit ihm getroffen. Kann mein Verhalten überhaupt nicht verstehen.

Ist das alles wirklich nicht so schlimm? Warum bin ich so unsicher? Manchmal geht es, wenigstens die Beziehung zu meiner Mutter zu betrauern. Dann kann ich weinen...Aber der Rest...

Ach, Mist ich weiß auch nicht was los ist...

Eure Paeonia

Werbung

Benutzeravatar

lingaroni
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 666

Beitrag So., 20.06.2010, 19:06

Hallo paeonia

es ist so schlimm, wie du es empfindest. du bist in therapie ... dort ist es schlimmer ... lass dir einfach zeit, gehe weiterhin zur therapeutin und achte auf deine empfindungen. du darfst und sollst schon auch kritisch gegenüber der therapeutin sein.

auch die frage ob es missbrauch war, kannst nur du beantworten. es hängt davon ab, ob auch du dieses sexuelle herumprobieren wolltest.

LG

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
paeonia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 29
Beiträge: 11

Beitrag So., 20.06.2010, 19:33

Ne, ich wollte es nicht. Hatte ja Angst und Schmerzen. Ich war aber nicht in der Lage, aus der Situation zu gehen. Ich wußte nicht, ob ich das darf....



Hm, vielleicht hätte ich mir den Beitrag sparen sollen. Ich kann es so schlecht erklären....

Benutzeravatar

salonkatze
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 56

Beitrag So., 20.06.2010, 21:56

Ich kann dir leider keinen guten Ratschlag mitgeben, nur dass ich diese scheinbare "Härte" sich selbst gegenüber selbst gut kenne. Wenn ich meinem Therapeuten etwas aus meiner Vergangenheit erzähle, bekomme ich häufig die Rückmeldung von ihm, dass es eigentlich tragisch ist, was ich erlebt habe. Und ich stehe ihm dann irritiert gegenüber und denke: Mein Gott, der hat doch viel "schlimmere Fälle" in seiner Praxis, will der mich auf dem Arm nehen?
Und wie oben schon geschrieben, es ist so schlimm, wie du es empfindest! Aber wahrscheinlich erlaubst du es dir zur Zeit noch nicht, es als schlimm zu empfinden.
Es hat keinen Sinn zu warten bis es besser wird, dass bißchen besser, wär das Warten nicht wert!

Werbung

Benutzeravatar

Xanny
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 36
Beiträge: 1063

Beitrag So., 20.06.2010, 21:58

Mir geht es ähnlich. Mein Therapeut sagt mir das gleiche. Ich glaube, das liegt daran, dass man sich selber schützt. Man verschließt die Augen und redet sich ein, es war ja alles nicht so schlimm, wo jeder andere total betroffen ist. Aber, es war und es ist schlimm. Wenn man das erstmal akzeptiert hat, dann ändern sich auch die Empfindungen darüber.

Wenn ich in meinen Sitzungen an schlimme Geschichten komme, fange ich unbewusst an zu lächeln und erzähle, als ob ich irgendwas in der Zeitung gelesen habe, nur um den Schmerz nicht wirklich an mich ranzulassen, vielleicht ist es bei Dir ähnlich?
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
paeonia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 29
Beiträge: 11

Beitrag Mo., 21.06.2010, 15:22

Vielen Dank Ihr Zwei...

Ich glaube ihr versteht mich. Ich ziehe in den Sitzungen vieles ins Lächerliche, lache das Unangenehme einfach weg. Gott sei Dank, dass es mir nicht alleine so geht.

Eure Paeonia

Benutzeravatar

lingaroni
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 666

Beitrag Mo., 21.06.2010, 18:11

hallo

ich finde, du erkllärst recht gut.

kannst du empfinden, was du damals empfunden hast? oder ist das noch zu heftig?

LG

Benutzeravatar

Yep
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 44
Beiträge: 31

Beitrag Mi., 23.06.2010, 12:02

lingaroni hat geschrieben: auch die frage ob es missbrauch war, kannst nur du beantworten. es hängt davon ab, ob auch du dieses sexuelle herumprobieren wolltest.

Ein 7-jähriges Kind soll entscheiden, ob es sexuelle Handlungen wünscht? Hallo? Und wenn es sie "wünschen" würde, dann wäre es keine Misshandlung? Joa!

Zur TE:

Die Erlebnisse ins Lächerliche zu ziehen bzw. sie als "nicht so schlimm" zu bewerten sind vorliegend wohl klassische Abwehrmuster. In beiden Fällen möchte man diesen Erlebnissen den Schrecken rauben.

Ich denke, dass Du Dich in einem Prozess befindest, in dem es darum geht, wieder fühlen bzw. spüren zu können. Schritt für Schritt also auch die unangenehmen Emotionen, welche mit den ungünstigen Erlebnissen gekoppelt sind, zulassen zu können.

Das dauert natürlich ein Weilchen. Lass Dir Zeit und sei Dir gegenüber verzeihlich und großzügig. Du bist auf dem richtigen Wege und das ist gut so.

Grüße

Yep

Benutzeravatar

lingaroni
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 666

Beitrag Mi., 23.06.2010, 16:41

hallo yep

noja paeonia hat es entschieden. Joa. und andere habens das auch. Joa. und nein, wenn es gut war für beiden, dann war es keine sexuelle misshandlung. Joa.

Wir können dann bestenfalls noch eine moralische diskussion führen. aber die moral ist mir hier wurscht.

LG

Benutzeravatar

Zilan
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 77
Beiträge: 113

Beitrag Fr., 03.05.2013, 00:08

joa? was meinst du mit dieser wortwiederholung? ich denke nicht, dass ein kind so etwas möchte, gerade wenn es wehtut. und sie hat bereits gesagt, sie wollte es nicht! ist das so schwer zu verstehen? sie schreibt es sogar schon hin! aber allein schon ein wenig darüber nachzudenken hilft: ein kind will nie von sich aus schmerzhafte handlungen an sich ausführen lassen.

@paeonia

es ist oft schwierig sachverhalte selbst einzuschätzen, wenn man in der kindheit nie für sich selbst entscheiden durfte. gerade kinder mit sehr strengen eltern (oder einer verwirrenden erziehung wo gewalt mitspielt) können ihrer selbstwahrnehmung nicht (mehr) trauen. das musst du wieder lernen, dir und deiner wahrnehmung zu vertrauen. auch wenn du anfangs die anderen als spiegel brauchen wirst, solltest du doch kritsch bleiben, nur so kannst du das auch wieder trainieren, nichts blind drauf los übernehmen.

dir sind einige schlimme sachen passiert, einige haben sich daraus ergeben, dass du eben nie gelernt hast deiner wahrnehmung zu vertrauen und den anderen menschen macht über dich gegeben hast. dafür kannst du nichts! das ist ganz wichtig für dich zu wissen: du kannst nichts dafür. aber du musst wissen wo die schwachpunkte liegen um sie zu bearbeiten, damit dir so etwas nie wieder passiert.

ich wünsche dir alles liebe und viel kraft auf deinem weg!

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag