Hallo Leute,
Nach 4 Jahren Standardtherapie verschiedenen Verfahren, habe ich irgendwie mein Leben immer noch nicht wirklich im Griff. Ich kann nicht so Recht kontrollieren, was mit mir passiert..es läuft wie auf Autopilot.
Wurde bisher "nur" auf Depressionen behandelt. Nun bin ich wieder bei einer Ambulanz gelandet, wo man mir erstmals sagte, dass Traumatisierung vorliegen könnte und somit eine (komplexe) PTBS. Bei einer weiteren Begutachtung wurde mir eine "Bindungs- und Beziehungstraumatisierung" bescheinigt. Ich bin irgendwie etwas zwiegespalten. Einerseits würde es sehr viel Sinn ergeben, was meine ganze Symptomatik betrifft, die mir bisher immer eher unverständlich war. Andererseits denke ich bei Trauma, wie es auch zB bei wikipedia steht, an Kriegsopfer, Folteropfer, Opfer von sexuellem Missbrauch Vernachlässigung und Ereignisse von katastrophalem Ausmaß, die objektiv jeden erschüttern würden und eben nicht - an mich. Dagegen kommt mir meine Vergangenheit einfach zu harmlos vor. Ich habe vielleicht öfter mal Schläge und Beleidigungen mitgekriegt von zuhause, aber was ist das schon gegen vorher genanntes? Sowas wie ich haben doch bestimmt viele Leute erlebt und die stellen sich auch nicht so an, sagt die andere Seite in mir.
Andererseits, warum kann ich nicht über meine Vergangenheit sprechen, ohne dass innerlich gleich ein Film losgeht, der immer stärker wird je mehr ich mich damit beschäftige und mich völlig aus der Gegenwart herauskatapuliert. Und er hört gar nicht mehr auf bis zur nächsten Therapiestunde. Oft reichen auch unbedeutende kleine Ereignisse, um dasselbe zu bewirken und wochenlange Arbeit in der Therapie sekundenschnell zunichte zu machen.
Was meint ihr, bin ich betroffen? Kann das Ganze gerade nur unter Alkoholeinfluss schreiben, da ich mich sonst schämen würde...
Mag vielleicht jemand von Euch, der betroffen ist über seinen Alltag mit der PTBS schreiben? Nicht über das Trauma selbst, aber wie sich diese Krankheit so äußert bei Euch.
Viele Grüße
Flux
(komplexe) PTBS
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Hallo Flux Pavillon,
Danke für Deine Offenheit.
Die PTBS habe ich nun auch diagnostiziert bekommen (neben all der Dinge aus dem Suchtbereich, Depr., usw.).
Du schreibst folgendes:
"Ich habe vielleicht öfter mal Schläge und Beleidigungen mitgekriegt von zuhause, aber was ist das schon gegen vorher genanntes? Sowas wie ich haben doch bestimmt viele Leute erlebt und die stellen sich auch nicht so an, sagt die andere Seite in mir."
Zunächst einmal ist Gewalt und Ablehnung durch die Bezugspersonen (Eltern) an erster Stelle der erheblichen Auswirkungen auf die Psyche! Das ist ja das Schlimme, die Kinder sind klein, wenig entwickelt und schwach.
Ich stelle das auf eine höhere Stufe als Kriegstraumata (das sind meist Fremde die die Sauereien machen).
Bin selbst vor ca. 10 Jahren mal des nachts zusammengeschlagen worden (beraubt). Da wäre ich fast bei drauf gegangen, ich kann es aber verstandesgemäß einordnen weil es wahrsch. arme Leute waren, die mir eigentlich gar nix Böses wollten.
Das sieht bei den Eltern schon ganz anders aus (nicht ohne Grund wird sowas heute bestraft, obwohl ich da die Dunkelziffer nicht wissen möchte)!
Ich sehe durchaus meine Geschwister als traumatisiert an, weil die solche Gewaltübergriffe gegenüber mir ansehen mussten (inkl. dem Geschrei, dem Flehen, dem Weinen, usw..).
"ohne dass innerlich gleich ein Film losgeht, der immer stärker wird je mehr ich mich damit beschäftige und mich völlig aus der Gegenwart herauskatapuliert"
Das sind doch aus Laiensicht schon Flashbacks früherer Traumata.
Zudem sind die Menschen auch unterschiedlich empfindsam (und erleben das Gleiche schlimmer als andere).
Und zum Schluss:
Bin Laie, aber durch versch. Therapien dauertraumatisiert! Aufgelöst worden ist nirgendwo was!
Kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen könnte!
Halte mich (uns) auf dem laufenden und Dich selbst nach Möglichkeit von den damaligen Tätern fern!
Ausserdem weisst Du ja gar nicht (genau wie ich) ob Du manche Sachen gar nicht mehr erinnerst?
Meine Erzeuger haben die Dinge weitestgehend bestritten (oder den Umständen zugeschríeben).
Danke für Deine Offenheit.
Die PTBS habe ich nun auch diagnostiziert bekommen (neben all der Dinge aus dem Suchtbereich, Depr., usw.).
Du schreibst folgendes:
"Ich habe vielleicht öfter mal Schläge und Beleidigungen mitgekriegt von zuhause, aber was ist das schon gegen vorher genanntes? Sowas wie ich haben doch bestimmt viele Leute erlebt und die stellen sich auch nicht so an, sagt die andere Seite in mir."
Zunächst einmal ist Gewalt und Ablehnung durch die Bezugspersonen (Eltern) an erster Stelle der erheblichen Auswirkungen auf die Psyche! Das ist ja das Schlimme, die Kinder sind klein, wenig entwickelt und schwach.
Ich stelle das auf eine höhere Stufe als Kriegstraumata (das sind meist Fremde die die Sauereien machen).
Bin selbst vor ca. 10 Jahren mal des nachts zusammengeschlagen worden (beraubt). Da wäre ich fast bei drauf gegangen, ich kann es aber verstandesgemäß einordnen weil es wahrsch. arme Leute waren, die mir eigentlich gar nix Böses wollten.
Das sieht bei den Eltern schon ganz anders aus (nicht ohne Grund wird sowas heute bestraft, obwohl ich da die Dunkelziffer nicht wissen möchte)!
Ich sehe durchaus meine Geschwister als traumatisiert an, weil die solche Gewaltübergriffe gegenüber mir ansehen mussten (inkl. dem Geschrei, dem Flehen, dem Weinen, usw..).
"ohne dass innerlich gleich ein Film losgeht, der immer stärker wird je mehr ich mich damit beschäftige und mich völlig aus der Gegenwart herauskatapuliert"
Das sind doch aus Laiensicht schon Flashbacks früherer Traumata.
Zudem sind die Menschen auch unterschiedlich empfindsam (und erleben das Gleiche schlimmer als andere).
Und zum Schluss:
Bin Laie, aber durch versch. Therapien dauertraumatisiert! Aufgelöst worden ist nirgendwo was!
Kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen könnte!
Halte mich (uns) auf dem laufenden und Dich selbst nach Möglichkeit von den damaligen Tätern fern!
Ausserdem weisst Du ja gar nicht (genau wie ich) ob Du manche Sachen gar nicht mehr erinnerst?
Meine Erzeuger haben die Dinge weitestgehend bestritten (oder den Umständen zugeschríeben).
Hallo Pavillon,
ich denke auch, dass es da sehr unterschiedliche Erfahrungen gibt.
Ich bin auch traummatisiert, habe eine schwere PTBS.
Wie ich damit umgehe im Alltag? Eine schwierige Frage.
Mittlerweile komme ic damit relativ gut zurecht, konnte schon viel verarbeiten.
Aber auch wie du schreibst, es gibt bestimmte Situationen die auch ich meide,
über die ich nur schwer reden kann.
Ich leide auch unter FBs und Alpträumen in der Nacht.
Warum schließt du für dich eine PTBS aus? Sicherlich gibt es "schlimmere" Ereignisse
oder besser gesagt andere. Aber ein Trauma ist doch auch ein Ereignis, was man nicht
verarbeiten kann.
Du warst noch ein Kind und dir ist etwas passiert, was deine Eltern nicht machen durften.
Zumal ja auch noch dazu kommt, dass du ihnen vertraust, es waren deine Bezugspersonen.
Häufig flüchtet man sich, wenn es nicht aufgearbeitet ist in andere Dinge.
Aber bitte versuche deinen Schmerz nicht in Alkohol zu ertränken. Alkohol kann diese Gefühle
noch mehr hervorrufen.
Wie geht es dir jetzt mit der Diagnose? Siehst du es auch als Chance an, dass dir gezielt geholfen werden kann?
ich denke auch, dass es da sehr unterschiedliche Erfahrungen gibt.
Ich bin auch traummatisiert, habe eine schwere PTBS.
Wie ich damit umgehe im Alltag? Eine schwierige Frage.
Mittlerweile komme ic damit relativ gut zurecht, konnte schon viel verarbeiten.
Aber auch wie du schreibst, es gibt bestimmte Situationen die auch ich meide,
über die ich nur schwer reden kann.
Ich leide auch unter FBs und Alpträumen in der Nacht.
Warum schließt du für dich eine PTBS aus? Sicherlich gibt es "schlimmere" Ereignisse
oder besser gesagt andere. Aber ein Trauma ist doch auch ein Ereignis, was man nicht
verarbeiten kann.
Du warst noch ein Kind und dir ist etwas passiert, was deine Eltern nicht machen durften.
Zumal ja auch noch dazu kommt, dass du ihnen vertraust, es waren deine Bezugspersonen.
Häufig flüchtet man sich, wenn es nicht aufgearbeitet ist in andere Dinge.
Aber bitte versuche deinen Schmerz nicht in Alkohol zu ertränken. Alkohol kann diese Gefühle
noch mehr hervorrufen.
Wie geht es dir jetzt mit der Diagnose? Siehst du es auch als Chance an, dass dir gezielt geholfen werden kann?
Hallo Fluxpavillon,
Mariye's Post ist aus meiner Sicht sehr gut.
Man kann eigentlich froh sein, wenn die Dagnose PTBS mal fixiert ist. Heutzutage hat man da als Patient ganz andere Möglichkeiten sich behandeln zu lassen (Stichwörter: Traumatherapie/ PITT/ EMDR).
Das sah vor 10-13 Jahren noch ganz anders aus.
Frage:
"Nicht über das Trauma selbst, aber wie sich diese Krankheit so äußert bei Euch?"
Wie ich schon schrieb Suchtsymptome vielfältiger Art (inkl. Bulimie, bei Männern etwas eigenartig).
Alpträume (in denen mich der Agressor verfolgt). Manchmal mache ich den aber auch kalt (meistens macht er das aber selbst).
Ständige Unruhe , Depressionen, usw.. der ganze Dreck.
Wie gehe ich damit um?:
1) Traumatherapie mit höchstem Einsatz in Spezialklinik bekommen
2) Bücher dazu lesen
3) Hier die Finger wundschreiben (gilt aber vlt. nur für mich)
4) Die Lebenskarten nach Reddemann leben (versuchen)
5) Medikamente vom Facharzt nehmen
6) Alle Träume aufschreiben
7) Wichtige positive Kindheits- und Jugend-Erinnerungen aufschreiben (mit Bildern dazu)
8) KH- Traumata nur dann aufschreiben, wenn ich gute Helfer um mich habe (habe ich in der Suchtklinik gemacht)
9) Klarer Abstand von der Gegend und fast allen Leuten, die damals involviert waren
10) Soziale Kontakte ausbauen (z.T. wiederbeleben)
11) In der Selbsthilfegruppe aktiv berichten was so abgeht
12) Freudetagebuch schreiben (kann ich auch noch nicht, sollte ich aber angehen)
Das sind meine Ideen (ist aber auch Fulltime-Job und so nicht von jedem leistbar).
So ne Liste gibt es auch kaum vom Therapeuten, ich nenne es Hlfe zur Selbsthilfe. Sammele noch paar Ideen und nimms mit zum Thera. Bin Laie und darf eigentlich nichts raten!
Mariye's Post ist aus meiner Sicht sehr gut.
Man kann eigentlich froh sein, wenn die Dagnose PTBS mal fixiert ist. Heutzutage hat man da als Patient ganz andere Möglichkeiten sich behandeln zu lassen (Stichwörter: Traumatherapie/ PITT/ EMDR).
Das sah vor 10-13 Jahren noch ganz anders aus.
Frage:
"Nicht über das Trauma selbst, aber wie sich diese Krankheit so äußert bei Euch?"
Wie ich schon schrieb Suchtsymptome vielfältiger Art (inkl. Bulimie, bei Männern etwas eigenartig).
Alpträume (in denen mich der Agressor verfolgt). Manchmal mache ich den aber auch kalt (meistens macht er das aber selbst).
Ständige Unruhe , Depressionen, usw.. der ganze Dreck.
Wie gehe ich damit um?:
1) Traumatherapie mit höchstem Einsatz in Spezialklinik bekommen
2) Bücher dazu lesen
3) Hier die Finger wundschreiben (gilt aber vlt. nur für mich)
4) Die Lebenskarten nach Reddemann leben (versuchen)
5) Medikamente vom Facharzt nehmen
6) Alle Träume aufschreiben
7) Wichtige positive Kindheits- und Jugend-Erinnerungen aufschreiben (mit Bildern dazu)
8) KH- Traumata nur dann aufschreiben, wenn ich gute Helfer um mich habe (habe ich in der Suchtklinik gemacht)
9) Klarer Abstand von der Gegend und fast allen Leuten, die damals involviert waren
10) Soziale Kontakte ausbauen (z.T. wiederbeleben)
11) In der Selbsthilfegruppe aktiv berichten was so abgeht
12) Freudetagebuch schreiben (kann ich auch noch nicht, sollte ich aber angehen)
Das sind meine Ideen (ist aber auch Fulltime-Job und so nicht von jedem leistbar).
So ne Liste gibt es auch kaum vom Therapeuten, ich nenne es Hlfe zur Selbsthilfe. Sammele noch paar Ideen und nimms mit zum Thera. Bin Laie und darf eigentlich nichts raten!
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