Unbewusst missbraucht?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 09.08.2012, 03:13

Entschuldige, astatine.

Ich wollte den Thread auch nicht kaputt machen.

Aber ich kann, will und werde es niemals stehen lassen, wenn ich das Gefühl kriege, dass man sexuellen Missbrauch, wo er passiert, verharmlost oder (in anderen Fällen schon erlebt) sogar leugnet.

Halte mich ab jetzt auch wieder 'raus und wünsche dir auf alle Fälle wirklich alles Gute.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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yamaha1234
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Beitrag Do., 09.08.2012, 03:16

ExtraordinaryGirl hat geschrieben: Wobei ich gar nicht verstehe, welche Aussagekraft es hat, dass dein Onkel gesagt hat, dass er es im spielerischen Kontext wahrgenommen hat und erstaunt darüber war, dass dich das belastet hat und solche Gefühle nicht in dir auslösen wollte.

Wie viele Pädophile würden das Gleiche sagen, bzw. wären ebenso erstaunt?
Mein Onkel war damals 11 maximal 12 Jahre alt. Er war selbst noch ein Kind. Als ich mit ihm darüber sprach konnte er sich erst nicht einmal mehr daran erinnern, irgendwann kam ihm dann aber doch die Erinnerung und ich fragte ihn ob die irgendwie "bewusst" geschah, und wie gesagt, er sah mich ziemlich entsetzt an und verneinte dies, und das glaube ich ihm auch.




ExtraordinaryGirl hat geschrieben:
Beschreibst du damit nur deine Gedanken, auf deine Erfahrung bezogen, oder bist du der Meinung, dass das auf viele Missbrauchsopfer zutrifft? Bei Ersterem würde ich persönlich sagen: Völlig o.k.

Aber bei Zweiterem bitte ich darum, sich in Erinnerung zu rufen, welche Schäden Missbrauch (und zwar das Erlebnis an sich) anrichten kann. Und da ist nichts mit Projektion meinerseits, weil das nicht nur mich betrifft. Beileibe nicht. Es ist und bleibt ein hoch sensibles Thema, und ich finde es nur angemessen, dass man das entsprechend berücksichtigt.
Da wirfst du einiges durcheinander, das mit der Projektion bezog ich auf deinen Vorwurf, ich wuerde der TE unterstellen ihre Erinnerung wäre "so nicht gewesen". Das war mehr deine Projektion als meine Worte.

Zum langen Absatz: Ich sehe das mit der Stigmatisierung als alleinstehendes Problem, was neben dem Missbrauch (oder auch ohne Missbrauch) zu schwerwiegenden Folgen führen kann. In meinem Falle war es folgendermaßen: Während meiner Kindheit dachte ich nie über diese Begebenheit mit meinem 11 oder 12 jährigen Onkel nach, erst in meiner Jugend, jungem Erwachsenenalter kam mir der Gedanke "Mensch,warum hat der mir damals in den Schritt gefasst, das fühlt sich jetzt irgendwie komisch an. (Wie gesagt in meiner Kindheit verschwendete ich daran keinen Gedanken, da war mir klar, dass da nichts dabei war). Und dann gab es eine Phase, als ich ca. 17 ahre alt war, da fühlte ich mich als Opfer und irgendwie fast schon von ihm vergewaltigt. Einfach deshalb, weil mein damaliges Umfeld, meine Freunde, Bezugspersonen, denen ich mal nebenbei davon erzählte aus ihrer heutigen Sicht so darauf reagierten. Und dieses "ich wurde missbraucht"- Gefühl war für mich viel schlimmer, als das Ereignis selbst, und in das Ereignis projizierte ich viel mehr hinein als tatsächlich war. Das wurde mir endgültig klar, als ich mich auch noch von meinen 5 jährigen Kindergartenfreunden "missbraucht" fühlte, weil wir uns mal nackt an die jeweils anderen Geschlechtsteile gefasst haben. es wurde irgendwann einfach absurd und ich fasste den Mut und sprach meinen Onkel darauf an, und so konnten wir das klären.

Das ist jedoch nur meine Erfahrung, und natürlich kommt es immer auf das subjektive Empfinden des Betroffenen an. Es geht mir nur darum, auch noch eine etwas andere Sichtweise, außer dieser "Ja, du bist missbraucht worden, geh sofort zum Therapeuten und am besten gleich in die Klinik" darzustellen. Ich behaupte jedoch in keinster Weise, dass sich die TE da irgendetwas eingebildet hat. Sie sollte ihre Gedanken und Gefühle auf jedenfall ernst nehmen und ich denke auch, dass therapeutischer Ratschlag wirklich angebracht wäre.

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yamaha1234
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Beitrag Do., 09.08.2012, 03:24

astatine hat geschrieben:
Nichtsdestotrotz habe ich mich direkt nach dem Erlebnis extrem schlecht gefühlt, ich wusste, dass das, was passiert ist, nicht richtig war. Ich hatte noch den Gedanken, dass mein Bruder das vermutlich tatsächlich nur als kitzeln verstanden hat, weil er in der Schule womöglich vom "Kitzler" gelernt hat... Dann dachte er, er müsste das ausprobieren?! Ich weiß es nicht. Wobei ich das WARUM letztendlich wohl wirklich an meinen Bruder richten sollte.
Ich glaube mit welcher Absicht dein Bruder sich so Verhalten hat, kann Dir hier niemand sagen. Vielleicht war sein Verhalten sexuell konnotiert, vielleicht nicht. Wichtig sind aber deine eigenen Empfindungen, Gedanken und Gefühle dazu,
vielleicht würde dich eine Aussprache mit deinem Bruder wirklich weiter bringen, jedoch um dieses Gespräch vorzubereiten wäre womöglich therapeutische Unterstützung hilfreich. Gerade weil du schon in der Situation das Gefühl hattest, dass da bei Dir damals eine Grenze überschritten wurde. Dieses Gefühl hatte ich als Kind damals nicht.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 09.08.2012, 03:25

Okay - danke für die Erklärung, yahama.

Dann ist das hier
Ich behaupte jedoch in keinster Weise, dass sich die TE da irgendetwas eingebildet hat. Sie sollte ihre Gedanken und Gefühle auf jedenfall ernst nehmen und ich denke auch, dass therapeutischer Ratschlag wirklich angebracht wäre.
einfach nicht deutlich genug bei mir angekommen.

Denn, natürlich - jeder spricht hier aus seiner persönlichen Erfahrung oder Nicht-Erfahrung heraus.

Und wenn man es schafft, das zu tun und dabei nicht anzuzweifeln, dass es wirklich Missbrauch gewesen sein könnte, bin ich damit völlig einverstanden.

Ich hab' nur ein grosses Problem damit, wenn die Tendenz plötzlich von vornherein in die Richtung Verharmlosung geht. Dazu sind die Schäden, die ein Missbrauch anrichten kann, zu verheerend, da sind wir uns hoffentlich alle einig.

BtW: In dem von dir erwähnten Zusammenhang habe ich gar keinen Grund zur Projektion. Aber das spielt jetzt im Grunde keine Rolle.

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yamaha1234
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Beitrag Do., 09.08.2012, 03:28

[quote="ExtraordinaryGirl"

Ich hab' nur ein grosses Problem damit, wenn die Tendenz plötzlich von vornherein in die Richtung Verharmlosung geht. Dazu sind die Schäden, die ein Missbrauch anrichten kann, zu verheerend, da sind wir uns hoffentlich alle einig.

Nichts für ungut. [/quote]

Ja, da sind wir uns einig

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 09.08.2012, 03:39

Gut.

Und nochmal an astatine:

Ich bin mir da jetzt nicht sicher, weil ich nicht ganz in deiner Situation bin, aber du bist volljährig und in der Psychotherapie (und auch an anderer Stelle) gilt die Schweigepflicht - es wird sich also erst einmal nichts irgendwie auf das familiäre Verhältnis auswirken, wenn du nicht willst.

Und ich weiss, dass es auch alternative Therapiemethoden gibt, falls du es nicht schaffst, dich dazu zu reden.

Aber mich freut es ehrlich, dass es nun schon etwas besser zu gehen scheint.
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stern
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Beitrag Do., 09.08.2012, 04:57

yamaha1234 hat geschrieben:In meinem Fall war es so, dass ich mich aufgrund des Vorfalls schlecht fühlte, weil ich mich auf einmal fast wie ein Missbrauchsopfer fühlen "musste".
In deinem Fall mag das so sein, kann ich nicht beurteilen, ob es so ist oder sowas wie nachträgliche Rationalisierung ist... ich mag dir vielmehr glauben, dass das bei dir so ist, wenn du das so sagst. Aber man kann davon nicht auf die TE schließen, sondern muss jeden Vorfall für sich an sehen. Und
bis er mir dann in die Hose griff, mich dann "anfasste" und fest hielt. Ich konnte mich dann aus seinem Griff befreien, ...
da kann mich sich schon fragen, ob Missbrauch vorlag (zumal zwischen einer 8jährigen und einem 15jähren bereits aufgrund des Alters ein Machtgefälle besteht). Denn man greift "normal" niemandem einfach mal versehentlich im Eifer eines Gefechts in die Hose, fasst dabei versehentlich Genitalien an und hält dabei auch noch fest. Und dabei besagt es noch gar nichts, dass man ein und denselben Vorfall als z.B. Dreijährigen anders bewerten würde als z.B. junge erwachsene oder fünf- oder 8jährige. Sondern das ist vielmehr vollkommen normal. Also was man als 3-4 jährige vielleicht als Spiel sah oder als Spiel "verkauft" wurde oder man bereits als Kind Unbehagen verspürte, und man das später in Frage stellt, ob es das wirklich war, kann durchaus Missbrauch gewesen sein. Ich find es wichtig altersebenen nicht nachträglich zu vermischen... darauf wollte ich hinaus.
Wir leben alle ja in einer Gesellschaft und haben eine Vorstellung davon wie es sein muss bspw. missbraucht zu werden,...
Ja, dazu gibt es Kriterien, woran man, z.B. eine Gericht urteilt, ob etwas sexueller Missbrauch gewesen sein könnte oder nicht.
Kannst nachvollziehen wie ich das meine?
Meine ja, so grob zumindest... mag es geben, keine Ahnung... aber man kann sich auch schlecht fühlen, wenn man real etwas übles erlebte und real Opfer war. Ich sehe jetzt den von dir aufgeworfenen Punkt der Opferstigmatisierung bei der TE nicht wirklich, denn sie hat ja bisher alles mit sich ausgetragen... also sie muss ja in dem Sinn keine gesellschaftlichen oder sonstigen Vorstellungen/Bilder erfüllen, wie man sich als Opfer zu fühlen hat... sondern sie fühlt(e), wie sie sich fühlt(e). Der von dir aufgeworfene Punkt geht schon etwas in die Richtung, sich einen nicht vorgefallenen Missbrauch einreden und dann schlecht fühlen, weil man sich als vermeintliches Missbrauchsopfer schlecht zu fühlen hat... wozu ich sagen: vorsicht: es kann auch auch ganz anders sein! Man muss IMO aufpassen, dass man (gerade wenn man selbst nicht dabei war), dass man etwas nicht vorschnell etwas abspricht, das durchaus gewesen sein könnte wie ein Missbrauch. Genauso wenig, dass man etwas vorschnell als sicher annimmt... denn es kommt evtl. auch auf die Absicht/Motivation des "Täters" (hier nicht wertend gemeint) an. Aber jemanden in eine Hose zu greifen, hmmmmmmmmmmmmmm. Versehentlich passiert das jedenfalls nicht so ohne weiteres. Und ich denke fast, dass deine Geschichte in einem eigenen Thread vielleicht besser aufgehoben ist... nicht dass beide Geschichten sich vermischen (die Gefahr sehe ich gerade etwas)... es kann vielmehr ganz unterschiedliches vorgefallen sein.

Was auf jeden Fall ist: Der TE geht es schlecht... und das wird einen Grund haben. Die Frage ist, ob es bei derart bereits ausgewachsenen Problemen (die auch schon lange Zeit zu bestehen scheinen) ohne professionelle Hilfe geht. Ich tendiere zu nein.
Ob jetzt deine, meine, oder die der Therapeuten, es sind alles nur Meinungen, niemand kennt die absolute Wahrheit......
Ist im Prinzip auch wurscht, wie andere darüber denken... wichtig ist, dass man etwas selbst (die heutige Person, die man heute ist) bewerten kann und in seine Lebensgeschichte bringen kann (oder eben auch nicht), psychisch verarbeiten kann, usw. Aber Zeitebenen nicht vermischen. Das man damals evtl. etwas anders (z.B. als Spiel) gesehen hat, sagt nicht, dass es wirklich anders (z.B. ein Spiel) war.

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stern
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Beitrag Do., 09.08.2012, 05:54

Eine Therapie oder vorerst eine psychologische Beratung habe ich schon in Betracht gezogen, allerdings hatte ich Hemmungen darüber zu sprechen. Konnte es nicht, obwohl ich eigentlich wollte. Außerdem wollte ich nicht, dass sich das alles negativ auf das Familienverhältnis auswirkt. In diesem Sinne hat es mir jetzt sehr geholfen, dass hier darüber diskutiert wird und ich denke ich kann alles etwas rationaler betrachten. Ich werde mal bei einer Beratungsstelle vorbeischauen.

Ich kann gar nicht sagen, wie gut es mir getan hat, dass das jetzt endlich raus ist und ich ein Teil meines Päckchens abgeben konnte. Danke dafür an alle!
Ein seriöser Therapeut würde dich "normal" nicht drängen über etwas zu reden, wozu du dich noch nicht bereit fühlst (in einer Beratungsstelle ist mir das allerdings sehr wohl in noch relativem jungen Alter passiert)... insofern brauchst du eigentlich keine Bedenken haben. Und ich glaube, viele haben eine Barriere, etwas ansprechen zu wollen, aber (noch) nicht zu können... tendenziell umso mehr je "jünger" die Therapie ist. Ich würde dir raten, dich gleich an einen Therapeuten zu wenden (denn in einer Beratungstelle dürfte das Redeproblem ja im Zweifel auch auftauchen), nur das ein Therapeut evtl. ganz anders ausgebildet ist als jemand in einer Beratungsstelle (kommt halt darauf an, wer mit welcher Ausbildung und Erfahrung gegenüber sitzt). Und Beratung ist Beratung... keine Therapie, also vielleicht stellt sich dann auch die Situation, dass Beratung vielleicht eh nicht ausreicht, deine geschliderten psychischen Schwierigkeiten wieder in den Griff zu kriegen (Beratung ist üblicherweise auf wenige Einheiten angelegt... und es geht um Schlafstörungen, Panikattacken und einiges mehr bei dir, was nunmal etwas Zeit braucht). Eine PT unterliegt natürlich auch der Schweigepflicht... und es ist letztlich eh deine Entscheidung, inwieweit du nochmals mit deinem Bruder redest, ob er sich erinnert, wie die Situation aus seiner Sicht gewesen ist (wobei das auch nicht sagt, so war es real... aber es ist seine Sicht, die vielleicht auch hilft, das zu verarbeiten). Meine Sichtweise zu Beratungsstellen mag auch daher rühren, dass ich nicht die besten Erfahrungen mit einer Beratungsstelle machte, was ich natürlich ebenfalls nicht verallgemeinern sollte . Aber gut wäre vermutlich, wenn du das nicht weiter mit dir allein austrägst... den ersten Schritt hast du ja schon mit deinen Postings hier gemacht, gut .
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Beitrag Do., 09.08.2012, 06:15

yamaha1234 hat geschrieben:Während meiner Kindheit dachte ich nie über diese Begebenheit mit meinem 11 oder 12 jährigen Onkel nach, erst in meiner Jugend, jungem Erwachsenenalter kam mir der Gedanke "Mensch,warum hat der mir damals in den Schritt gefasst, das fühlt sich jetzt irgendwie komisch an.
Und ganz hart gesagt: Vieles von dem was du erzählst (eigentlich alles, weil es unterschiedliche Geschichten sind... wobei ich deine Geschichte nicht ihre eigene "Tragik abspreche) hat mit der TE wirklich nichts zu tun, weil es bei ihr anders war.... z.B. auch der Punkt (neben vielen anderen):
Nichtsdestotrotz habe ich mich direkt nach dem Erlebnis extrem schlecht gefühlt, ich wusste, dass das, was passiert ist, nicht richtig war.
Es lassen sich keine Rückschlüsse von deiner Geschichte auf die der TE ziehen. Dass die TE das so bewerten kann ist gut, Missbrauch hin- oder her. Denn man fasst niemandem einfach mal in die Hose und berührt Genitalien... ein fünfzehnjähriger auch keinem Kind. Das ist nicht o.k., sondern ein fünfzehnjähriger wäre da in jedem Fall an die Brust zu nehmen, was das soll. Was stimmt, dass die Absicht nur der Bruder sagen kann (soweit da jemand überhaupt ehrlich ist bzw. das noch weiß oder im Laufe der Zeit nichts beschönt wurde, etc.)... aber dessen Motivation aus seiner Sicht ist nicht alleiniges Kriterium ist, um zu befinden, ob etwas Missbrauch war oder nicht... teils spielt die abzunehmende Absicht/Motivation auch gar keine Rolle, um trotzdem darüber zu befinden, dass Missbrauch vorlag. Also daran kann man es auch nicht zwingend festmachen. Und wie gesagt, dass sich Bewertungen mit der Zeit ändern können halt ich für absolut normal, also:
Während meiner Kindheit dachte ich nie über diese Begebenheit mit meinem 11 oder 12 jährigen Onkel nach, erst in meiner Jugend, jungem Erwachsenenalter kam mir der Gedanke "Mensch,warum hat der mir damals in den Schritt gefasst, das fühlt sich jetzt irgendwie komisch an.
Bewertungsänderungen wären ebenfalls kein ultimativer Beweis, dass kein Missbrauch vorlag --- sondern können auch Zeichen eines normalen Entwicklungsprozess sein, wenn man als junge Erwachsene eine Situation aus anderen Augen ansieht/wertet/erlebt als z.B. eine 3jährige. Und wie gesagt: Deine Geschichte unterscheidet sich von der der TE auch in dem Punkt erheblich, wie auch in weiteren anderen (z.B. redete die TE auch bisher mit niemandem darüber).
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Beitrag Do., 09.08.2012, 11:54

stern hat geschrieben:
yamaha1234 hat geschrieben: Bewertungsänderungen wären ebenfalls kein ultimativer Beweis, dass kein Missbrauch vorlag --- sondern können auch Zeichen eines normalen Entwicklungsprozess sein, wenn man als junge Erwachsene eine Situation aus anderen Augen ansieht/wertet/erlebt als z.B. eine 3jährige. Und wie gesagt: Deine Geschichte unterscheidet sich von der der TE auch in dem Punkt erheblich, wie auch in weiteren anderen (z.B. redete die TE auch bisher mit niemandem darüber).
Als ich 17 war hätte ich mein Erlebnis sicher auch anders geschildert, ich sprach damals ja fast schon von Vergewaltigung und fühlte das auch so. Es geht mir nicht darum der TE einzureden, dass ihre Erinnerungen "nicht so schlimm wie sie jetzt tut" sind - im Gegenteil Sie soll auf ihre GEfuehle hoeren und sich am besten therapeutische Unterstuetzung holen.

Es ging mir nur darum aufzuzeigen, dass es eben theoretisch auch anders gewesen sein kann, dass die Möglichkeit besteht, was aber nicht zwangsäufig in ihrem Fall so gewesen sein muss.

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Beitrag Do., 09.08.2012, 12:25

... wobei Thalia ja klare Erinnerungen hat, was vorgefallen ist, die sie auch grob bewerten kann... das finde ich gut, und daran ist für mich nichts fraglich, auch nicht, dass das Verhalten des Bruders NICHT o.k. gewesen ist (egal wie man es nennt). Insofern scheint da eigentlich nicht alles unbewusst zu sein, wie die Threadüberschrift suggeriert, wenn überhaupt... vielleicht ein paar Einzelheiten... bzw. was erinnert wird und ob evtl. noch weiteres vorgefallen sein könnte, dafür wäre in einer Therapie "normal" auch Raum, das zu besprechen.

Bestenfalls muss man acht geben, ob zwischen der Geschichte und den heutigen Symptomen (die aber schon länger bestehen und anscheinend teils mit dem Vorfall angefangen haben) eine kausale, ursächliche Verknüpfung besteht, was sich natürlich nicht via Ferndiagnose sagen lässt... bzw. oft schwer zu sagen ist (weil ja ein Symptom oft nicht 1:1 Abbild von etwas ist), kommt aber drauf an. Aber das kann man für gewöhnlich auch in einer Therapie ansehen, die IMO Sinn macht, weil Thalia ja unter Schwierigkeiten (wie Schlafstörungen, usw. siehe Eingangsposting leidet... und das eben nicht erst seit gestern). Einen Grund haben die Symptome auf jeden Fall. Ob man sich vorab noch in einer Beratungsstelle beraten lässt, ist Geschmackssache... aber dazu schrieb ich bereits oben etwas.
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