War es Missbrauch oder meine Schuld?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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R3VO
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Beiträge: 309

Beitrag So., 08.04.2012, 13:04

Der folgende Post und meine anderen verganenen Posts schildern nur Gedanken von mir und beanspruchen keine Wahrheit oder den Anspruch, dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe.

Vorab: Du bist jetzt um Einiges älter als damals. Das Ereignis ist vergangen. Du hast die Möglichkeit, es nun anders und distanziert zu betrachten.

Ein bloßes Vorlesen erscheint wie eine Wiederholung. Ebenso könnte man es interpretieren, wenn sie die Schilderungen liest und Du bloß dabei sitzt. Bei einer solchen Wiederholung möchtest Du nicht dabei sein, was ich absolut nachvollziehbar, logisch und verständlich finde.

Du scheinst Dich zu schämen, was auch nachvollziehbar ist.

Wichtig ist vll., dass der Wunsch, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen von Dir kommt, dass Du ihn teilst und dass Du Dich dabei nicht bloß von deiner Thera oder einem Forumsmitglied hier forciert fühlst, sondern selbst das Thema behandeln möchtest.

Was man machen könnte, ist dass Du sie im Voraus bittest, dass Du jederzeit STOP! sagen kannst und dass sie beim Lesen viele Pausen einlegt, in denen sie sich dem JETZT und deiner gegenwärtigen Person und nicht dem aufgeschriebenen vergangen Sachverhalt widmet. Sie könnte beispielsweise den Raum erwähnen, in dem ihr euch befindet, die Uhrzeit, die Temperatur etc. So ist das Lesen nicht bloße Wiederholung, über die Du keine Kontrolle hast, sondern die Perspektive der Distanz aus der jetzigen Gegenwart wird sichergestellt.

So etwas müsstest Du Ihr vermutlich aber wirklich schreiben, denn auch ein Therapeut kann nicht hellsehen.

Vielleicht fallen Dir methodische Sachen ein, die Du im Voraus erwähnst, so dass die Stunde keine Wiederholung wird, in der Du keine Macht hast, sondern eine, wo Du eine möglichst große Kontrolle über die Situation hast.
Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein. - Buddha

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Catsy
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Beitrag So., 08.04.2012, 16:46

Danke für den Tipp.
Ich bin noch so zerrissen. Ich will darüber reden und das irgendwie verarbeiten und doch ist es irgendwie schwer. Ich will Gefühle dazu haben, denn dann müsste ich dauernd an mir zweifeln.
Ich habe nach vielen versuchen und umschreiben einen Brief erstellt. Nur weiß ich noch nicht ob ich ihn ihr wirklich geben kann. Ob ich ihn einwerfe, mit der Post schicke oder ihr den persönlich gebe. Ich komm mir dabei so schwach vor. Meine Gedanken sind komplett widersprüchlich.

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neele
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Beiträge: 264

Beitrag So., 08.04.2012, 17:21

Liebe Catsy!

Du bist nicht schwach! Im Gegenteil - es ist mutig, dass du das Thema bearbeiten willst. Viel einfacher wäre es, wenn du es einfach weiter verdrängen würdest. Was aber auf Dauer eben nicht geht, bzw. nur noch mehr Probleme mit sich bringt - wie du vielleicht schon gemerkt hast.

Ich musste auch mal meiner Therapeutin etwas sehr schwieriges mitteilen. Ich habe damals ebenfalls einen Brief geschrieben und ihn ihr mitgebracht.
Ich war damals so aufgeregt, als sie ihn laß, hatte auch Angst, dass sie mir nicht glaubt, dass ich zu sehr übertreibe und und und.
Im Endeffekt war es sehr, sehr gut. Denn so wusste sie bescheid und sie hat auch sehr verständisvoll darauf reagiert.
Sie konnte einige Probleme und Verhaltensweisen viel besser einordnen und sie hat mir viel Zeit gelassen, das Thema zu bearbeiten (also nicht sofort in der nächsten Stunde und auch nicht alles auf einmal).

Wenn du nicht möchtest, dass sie den Brief in deinem Beisein liest, dann sag ihr doch, dass sie den Brief bitte erst nach der Stunde lesen soll. Ich bin mir sicher, dass sie das dann so machen wird.

LG neele

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Thread-EröffnerIn
Catsy
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Beiträge: 10

Beitrag So., 08.04.2012, 17:39

Ich weiß es nicht. Auch da bin ich total hin und hergerissen. Wenn ich mir es vorstelle, dass sie den Brief in meiner Gegenwart liest, würde ich am liebsten unsichtbar werden und im Boden versinken. Anderseits will ich auch ihre Reaktion sehen. Steht Misstrauen darüber in ihrem Gesicht geschrieben? Wirkt sie verwundert oder hat sie wohl damit "gerechnet". Würde mich um einiges sicherer machen in Bezug auf meine Angst, ob sie mir glaub oder nicht. Die ersten Reaktionen sind meist die aussagekräftigsten.

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sadmaso67
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Beiträge: 442

Beitrag So., 08.04.2012, 19:09

Catsy hat geschrieben:.... Ich will Gefühle dazu haben, denn dann müsste ich dauernd an mir zweifeln.
... Meine Gedanken sind komplett widersprüchlich.
Ich denke -vlt. liege ich da auch falsch-, daß es vlt. besser ist, wenn wir im Moment des schilderns, des "darüber" reden, eher keine Gefühle haben,
vlt. ist es auch eine Schutzfunktion des Köpers, sich selber, anderen gegenüber.

Umso verständlicher, daß deine Gedanken widersprüchlich sind,
und -imho- etwas normales.

Ich weiß nicht, wie gut die Basis zu deiner Thera ist, aber das Vertrauen, was du in sie setzt, den Anfang, den du gemacht hast, ist -imho- schon die höhere Stufe gewesen, als die Details, die sie dann noch erfahren könnte.
Das ist auch etwas absolut normals -für sie-, daß man nicht gleich drauf losreden kann, oder das man in jedes Detail geht, denn sie weiß bereits jetzt, was dir passierte, sie ahnt/weiß, wo du hin möchtest, und sie wird dir die Zeit, die Möglichkeit geben, über das zu reden, was dir wichtig ist, was dir ein Bedürfnis ist.

Ich denke, in diesem Zusammenhang ist es besser, wenn du ihr in der nächsten Sitzung deine Zeilen persönlich überreichst. Sie wird es verstehen, wenn du ihr sagst, daß du nicht möchtest, das sie es gleich liest, und das es für dich (derzeit) vlt. der einzige Weg ist, zu kommunizieren bzw. ins Detail zu gehen.

Ein guter Arzt hört seinem Patienten zu, auch wenn er bereits eine andere Meinung hat, aber letztendlich ist es der Patient, der am besten schildern kann, "wo der Schuh drückt".

Du hast noch ein wenig Zeit, und wenn du meinst, du willst vlt. weniger in den ersten Zeilen preisgeben, dann kannst du diese Zeilen auch kürzen.
Es ist an dir, ob und wie viel du preis gibst.
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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Catsy
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Beitrag So., 08.04.2012, 21:01

Ich danke euch.
Im Moment will ich jeden Moment etwas anderes. Ich werde nochmal kurz vor dem Termin schauen und dann eventuell noch etwas ändern.

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sadmaso67
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Beiträge: 442

Beitrag So., 08.04.2012, 22:00

Ich denke, wenn du es langsam angehen läßt,
dann ist es etwas, wo du dich auch wohler fühlst.
Du siehst ihre Reaktion, du gibst nur soviel preis, als wie du von dir geben willst und kannst dich so leichter annähern.

Ich denke, wenn du ähnlich anschreibst, was du hier schreibst, also was wann geschah, wie du empfindest, was du als widerspruch empfindest, wo du "hin willst"...

dann ist das soweit ein guter Anfang; wenn sie das schon weiß, dann kannst du -soweit du willst, mehr ins Detail gehen.
Wie gesagt, die allererste Hürde, die ist bereits genommen, und somit weiß sie eigentlich schon das wichtigste
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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Thread-EröffnerIn
Catsy
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Beiträge: 10

Beitrag So., 08.04.2012, 22:06

Ja ich hab so einen ähnlichen Text wie in meinem ersten Beitrag geschrieben.
Hab Angst das das aber schon zu viele Details sind.
Aber es wird aber auch nicht besser wenn ich um den heißen Brei rede. Sie soll es ja wissen.

Meinst du das ist schon zu viel?

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sadmaso67
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Beiträge: 442

Beitrag So., 08.04.2012, 23:32

Nun, für sie ist es sicherlich nicht zuviel, weil sie ja weiß, warum du kommst,
wie eigentlich jeder Arzt, zu dem du gehst, weiß, daß du nicht deswegen kommst, weil du ihn nur sehen willst.

Und jedem dieser Ärzte ist auch klar, daß da eine Hemmschwelle ist, die Scham uvm.

Aber es ist auch logisch, daß du zu nem Zahnarzt gehst, weil du Zahnweh hast, zum Urologen/Frauenarzt, weil du was für unten brauchst,
und eben der Psychologe, weil du an einem Punkt bist, wo du das alleine nicht mehr lösen kannst/oder willst. (vereinfacht ausgedrückt)

Ich finde nicht, daß das, was du am Anfang schriebst "zuviel" ist.
Du mußt aber für dich wissen, ob es "zuviel" ist.

Ich denke, es ist ein großer Unterschied, ob man der anonymen Masse etwas anvertraut,
oder jemanden, der einem Gegenüber sitzt - weil da sieht man diese ganze Interaktion

Für mich ist es auch einfacher, zu schreiben, oder am Telefon "zu reden",
würde ich das f2f machen, denjenigen vlt. auch nicht kennen,
ich würde ganz schnell in den "Nüchtern/Emotionslos-Modus" verfallen, und würde maximal 3 Sätze sagen können: Was passiert ist, wann es passiert ist, und ich nichtmal weiß, wo ich heute hin will/was mein Ziel ist.
Und ich müßte mir selber klarmachen, daß ich zu demjenigen ging, weil ich Hilfe suchte, und müßte dann etwas machen, was ich gar nicht mehr kann: Vertrauen/fallen lassen
Und die Logik sagt mir auch: Er wird mir helfen, oder es zumindest versuchen

Und ähnlich wird es bei dir sein: Ein paar Informationen wird er brauchen, und selbst wenn es nur eine einzige ist,
so wird er wissen, wie ihr gemeinsam, Schritt für Schritt vorwärts kommt.
Und der merkt auch, wann und worüber du reden möchtest, oder auch nicht
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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