Die Erinnerung an Missbrauch würde mich töten

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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fleur-de-lis
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Die Erinnerung an Missbrauch würde mich töten

Beitrag Mo., 27.02.2012, 19:39

...back again

wo soll ich bloß anfangen -und wieder aufhören.
seit einem halben jahr falle ich nun tag für tag ein stückchen weiter zurück. ich verletze mich immer wieder um entweder irgendwo aufzutauchen wenn ich das gefühl habe wie ein keks zu zerbröseln oder aber um für ruhe zu sorgen wenn mir tatsächlich alles aussichtslos scheint und mich die wut auf andere umzubringen droht...

erst kürzlich spitze sich die situation so zu, dass ich versucht habe mir das leben zu nehmen. ich war nur kurz im krankenhaus, und durfte meine thera gleich fortsetzen. -ein längerer aufenthalt dort hätte mich wohl zerstört. ich falle nun sehr rasch in dieses emotionale muster, gefühle unmöglich aushalten zu können. erst letzte woche hatte ich zweimal ganz kräftig den impuls alles zu beenden. ich fühle mich dabei wahnsinnig hilflos, weil mir mein thera natürlich ein ultimatum stellte. ich könne mich ja nicht gleichzeitig suizidieren und thera machen. das macht natürlich sinn, bloß in diesen situationen bin ich nunmal völlig allein und fühle mich dadurch total unter druck gesetzt, da hilfe dann ja per se nicht greifbar ist.

-so meine murmeln drehen sich im kreis- ich komme schon auf den punkt, versprochen ...
jedenfalls hat mich etwa vor einem jahr schon ein gedankenblitz in richtung -möglicher sex. missbrauch- wahnsinnig erschüttert. ich habe mich zu dieser zeit richtig brutal verletzt und dann irgendwann nichts mehr damit zu tun gehabt. ...zeitgleich habe ich angefangen heftig sport zu betreiben und mich auf alle möglichen weisen zu betäuben. seither bin ich tag für tag mehr verloren gegangen.

ich habe kaum kontakt zu anderen, möchte den ganzen tag unter meinen decken und pölstern liegen und mich wegträumen. ich könnte schwören, längst nicht mehr in dieser welt zu sein, morgens wache ich schon auf ohne jeliches gefühl für mich, den tag und und. ich bin mir nie sicher ob ich den nächsten tag nochmal werde annehmen können. nachts schlafe ich sehr schlecht; ich wache ständig auf habe schreckliche alpträume. erst vor wenigen woche sah ich nachts jemanden in meinem zimmer stehen. einen mann der mich mit seinem toten blick fixierte. ich wusste in diesem moment, dass dies nicht wirklich geschieht ich hatte aber gleichzeitig panische angst und war mir einfach ganz ganz sicher, dass ich dieses gefühl genau kenne. ich fühlte mich zugleich wie dieses kleine mädchen und die erwachsene junge frau. ich habe gezittert und nach luft gerungen... nachdem ich aufgewacht bin konnte ich mich zwar erinnern allerdings nicht mehr hinspüren. (schlaf löscht bei mir emotionen verlässlich aus- als würde ich die persönlichkeit wechseln...) ich hatte in meiner kindheit übermäßige ängste in allen möglichen situationen und habe immer sehr darunter gelitten. ich erinnere mich an unzählige nächte in welchen ich nach alpträumen schweißgebadet aufgewacht bin und lieber unter meiner decke erstickt wäre als nur kurz rauszusehen ob da denn wirklich niemand steht. (ich ahbe in diesen momenten die mir ewig schienen wirklich kaum luft bekommen -dieses gefühl wiederholt sich jetzt häufiger) ich dachte dies wäre bestimmt mein tod, und da ersticke ich lieber auf eigenen wunsch. das alles war so schrecklich. und je mehr ich nun bei meinem thera ankomme, desto häufiger tauchen diese sachen auf. ...

-moment fortsetzung folgt
ever tried. ever failed. no matter. - try again. fail again. fail better.

samuel beckett

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fleur-de-lis
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 19:41

...

ich habe hier schon mehrmals über diesen furchtbaren ekel gesprochen. ich ekle mich so vor mir und immer mehr anderen menschen. diese gefühle von hass und ekel und die panische angst zwingen mich, mich den ganzen tag einzugraben. kaum denke ich über diese dinge nach schlafe ich ein. mir wird das zu viel und ich finde nirgends schutz. in der stunde heute schien mein körper einzufrieren dann wurde mir schwindelig ich dachte ich würde gleich umkippen, mein thera hat mich schnell auf den boden geholt, tatsache ist aber, dass 'ich' in der tat wirklich überhaupt nicht mehr da bin. dieses wegtreten hat mit einem -betrifft mich nicht mehr- begonnen ging über vergessen und nun tauche ich wirklich nicht mehr auf. entweder spüre ich rein gar nichts, bin aber dennoch nicht einmal annähernd in der lage einem geregelten alltag nachzugehen weil mich schon ein unerwarteter anruf umzubringen droht, oder aber mich überflutet alles so sehr, dass ich nur noch diesen einen ausweg sehe, obwohl ich da ja richtig stark sein möchte und all das schaffen will.
wir kann denn das weitergehen? wie geht ihr mit soetwas um? findet ihr verständnis? wie regelt ir euren tag? worum geht es noch? wie setzt man prioritäten? und um himmels willen was kann denn da noch kommen? mein schräges birnchen ist da ja ganz schön gnädig und mutet mir nicht alles auf einmal zu, leider habe ich aber das gefühl, dass da noch richtig viel kommen wird, und dies vermutlich der anfang ist.
mein thera ist selbst schon übervorsichtig weil ich mich leider wirklich bei jeder erschütterung nicht mehr unter kontrolle habe. ist all das denn in einem ziemlich schiefen rahmen normal?
ich finde das so wahnsinnig beunruhigend! auch meinem thera sage ich immer und immer wider, dass ich das niemanls alles überleben oder gar aushalten könne. -wie kann ich denn meiner impulsivität herr werden und halt finden?
ich würde mich wirklich sehr freuen mit euch ins gespräch zu kommen

puuh -lange kurzfassung - entschuldigt
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samuel beckett

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Geheimgeheim
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Beitrag Di., 28.02.2012, 14:04

Hallo!
Ich kenne große Teile von Deinen Schilderungen. Mich hat es wirklich verunsichert, ich habe kaum noch Vertrauen in mich selber gehabt. Ich hatte große Angst, vor diesem Einfrieren, weil es mir das Gefühl gegeben hat nicht wehrhaft zu sein, keine Entscheidungen mehr treffen zu können. Im Verlaufe der Therapie ist mir dann auch noch klar geworden, dass es immer wieder zu Krisen kommt, weil ich mir oft nicht eingestehe, dass ich nunmal bestimmte Situationen nicht ertrage. Dann zieht meine Psyche eben irgendwann die Notbremse und meine Umgebung versteht mich natürlich nicht, weil ich mitmal voll auf Abwehr gehe, wo ich vorher doch mustergültig war. Durch die Therapie hab ich zum einen erstmal herausgefunden, was für mich zu bewältigen ist und darauf aufgebaut. Ich bin weit davon entfernt ein "normales" Leben zu führen, aber das was ich kann reicht und ich bin dadurch zu Ruhe gekommen.
Das, was Deine Psyche macht ist ein kostbares Instrument. Das muss Dir klar werden. Es ist nicht falsch oder die Ursache Deiner Probleme, sondern Deine Rettung. Es ist eine ganz außergewöhnliche Leistung und Du solltest stolz sein auf Deine Fähigkeit.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich Dir nur sagen, lege viel Wert und Zeit auf eine Stabilisierung. Umso stabiler Du bist, umso mehr entlastest Du Deine Psyche. Wenn es dann an der Zeit ist, wirst Du auch mehr darüber erfahren, was Dir passiert ist. Vertraue Dir, es ist alles irgendwo gespeichert und wird nur in den Portionen frei, die Du verkraften kannst.
Was hast Du denn zur Stabilisierung bisher erarbeitet? Welche Art von Therapie machst Du?
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Beitrag Di., 28.02.2012, 18:18

Geheimgeheim hat geschrieben:Mich hat es wirklich verunsichert, ich habe kaum noch Vertrauen in mich selber gehabt. Ich hatte große Angst, vor diesem Einfrieren, weil es mir das Gefühl gegeben hat nicht wehrhaft zu sein, keine Entscheidungen mehr treffen zu können.
heej geheimgeheim
ach du sagst es... ohnmächtig fühle ich mich schon viel zu lange. schon seit einem dreiviertl jahr habe ich das gefühl überhaupt gar keine ressourcen mehr zu haben. die einzige übrige selbstschutzmöglichkeit sehe ich nun schon lange nur mehr im totstellen, abtöten, nicht da sein...
Geheimgeheim hat geschrieben: Dann zieht meine Psyche eben irgendwann die Notbremse und meine Umgebung versteht mich natürlich nicht, weil ich mitmal voll auf Abwehr gehe, wo ich vorher doch mustergültig war.
hmm ja das sieht bei mir auch ganz genau so aus. mein umfeld ist wirklich richtig sauer. man kann für mich irgendwie kein verständnis aufbringen. das setzt mich wahnsinnig unter druck. mein zerstören versteht nunmal niemand als selbsterhaltung. man macht meinem thera indirekt vorwürfe; ich gerate dann wiederum in die verteidigung. dann tut er mir leid... ich habe ein schlechtes gewissen und möchte erst recht alles schmeissen!
Geheimgeheim hat geschrieben:ich bin dadurch zu Ruhe gekommen.
das klingt gut. doch momentan ist völlige stille für mich genauso gefährlich. ich habe ständig das gefühl mir selbst durch die finger zu gleiten. ständig gehe ich verloren. ohne kann ich aber nicht kämpfen. bloß wird mir schnell alles zuviel und dann bin ich weg. immer schneller. immer einfacher. immer umfassender.
Geheimgeheim hat geschrieben:Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich Dir nur sagen, lege viel Wert und Zeit auf eine Stabilisierung. Umso stabiler Du bist, umso mehr entlastest Du Deine Psyche.
hmm ich wünschte mein thera könnte mir mal was in die richtung geben. ich selbst habe auch das gefühl, dass ich jetzt richtig viel zeit und schutz brauche. dass es wichtig sein könnte sich pausen zu gönnen und und und. aber diese dinge passen so agr nicht mit meinem allztag zusammen. also mit dem bild meines alltages. tatsache ist, dass da schon sehr lange nichts mehr passiert. von meinem gefühl ausgehend, müsste ich allerdings noch mehr zurücktreten. das könnte ich aber wirklich nicht mehr vertreten. mann wäre ich froh wenn da mal jemand seine hand über mich legen und mein umfeld aufklären könnte, dass dies wirklich wichtig ist. vorausgesetzt natürlich, dies ist der fall. vielleicht bin ich da einfach zu faul oder was auch immer. was wenn ich nur nach ausreden suche... vielleicht steiger ich mich doch wirklich in etwas rein... ich hasse diesen gedanken
Geheimgeheim hat geschrieben:Welche Art von Therapie machst Du?
hmm psychoanalytisch -zwei mal die woche...
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samuel beckett

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Geheimgeheim
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Beitrag Di., 28.02.2012, 20:03

Hm, das klingt für mich so, als ob Du keine Stabilisierung in der Therapie gemacht hast. Ich meine damit Übungen wie z.b. Tresor, Sicherer Ort u.a.. Ich kenn mich nun mit Analyse nicht aus. Ich mach eine Verhaltenstherapie, in der die Stabilisierung eine sehr große Rolle spielt. Das heißt nicht, dass es nicht auch zu Krisen kommt, dann wird aber wieder geschaut, wie Ressourcen geschaffen werden können. Nur wenn eine stabile Phase erreicht ist, wird an dem Trauma gearbeitet.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Beitrag Di., 28.02.2012, 21:01

Geheimgeheim hat geschrieben:Ich meine damit Übungen wie z.b. Tresor, Sicherer Ort u.a..
hmm ach du denkst in diese richtung nein soetwas kam nicht vor. wir sprechen ja eigentlich auch nicht direkt über ein 'trauma'. mir schiene das anmaßend... ich kämpfe zwar wahnsinnig mit sehr verwirrenden symptomen kann diese aber keinem klaren ereignis zuordnen -natürlich kann ich das bei vielen mittlerweile schon aber eben überhaupt gar nicht wenn es um sexualität, lähmung, ekel, körperlichkeit, schmerz, erregung usw geht. aber genau soetwas könnte ich niemals annehmen und integrieren. unmöglich. kaum komme ich mit dem stoff in berührung kann ich mich nur töten oder tot stellen!
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 07:37

Stabilisieren bedeutet nicht integrieren und annehmen. Es ist nur dafür da, um Dich in einer Traumatherapie überhaupt in die Lage zu versetzen, da ran zu können.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob im Zuge einer Analyse an Traumen gearbeitet wird. Ich hoffe mal, dass sich hier noch jemand äußert, der Erfahrungen mit Psychoanalyse hat.
Und ich bin kein Freund von Ferndiagnostik, obendrein bin ich kein Fachmann, aber wenn das kein Trauma ist, deren Symptome Du da beschreibst, dann weiß ich auch nicht. Egal, was der Auslöser ist, dass wirst Du aus gutem Grund wahrscheinlich erst gewahr, wenn Du stabiler bist und es aushalten kannst.
Kannst Du Deine Therapeutin nicht mal darauf ansprechen? Weiß sie, dass Du ständig unter Triggern leidest?
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 12:10

Geheimgeheim hat geschrieben:Stabilisieren bedeutet nicht integrieren und annehmen. Es ist nur dafür da, um Dich in einer Traumatherapie überhaupt in die Lage zu versetzen, da ran zu können.
hmm ich verstehe was du meinst. ich spüre ja auch, dass ich das wirklich ganz stark brauche. ich benötige ganz viel ruhe ausserhalb der stunden. ich weiß das -bloß andere verstehen das nicht. wie denn auch ich kann doch nicht wirklich sagen was da gerade in den stunden passiert. ich bin diesbezüglich völlig verstummt. ich habe aber kaum kraft mich selbst genug zu schützen und bräuchte wirklich nachsicht und verständnis von meinem umfeld. gleichzeitig kann ich mich in meiner verzweiflung aber auch gar nicht artikulieren. ich bin doch selbst so wahnsinnig verwirrt. und mein thera kann mir da irgendwie auch keinen mut machen. da hält er sich nunmal raus. klar er unterstützt mich dabei auf mein gefühl zu achten. mann wie gern würde ich hören, dass dies ok ist. weil es unglaublich hart ist. und ich das gut und richtig mache. eben weil ich mich traue mir ruhe zu gönnen und damit eine entscheidung getroffen habe. nämlich halt zu finden um in den stunden kräftiger zu sein.
ich fürchte er sieht das gar nicht...
Geheimgeheim hat geschrieben:Kannst Du Deine Therapeutin nicht mal darauf ansprechen? Weiß sie, dass Du ständig unter Triggern leidest?
ich weiß gar nicht ob mir das selbst so klar ist... aber ja vermutlich ahnt er das. doch klar, ganz bestimmt. er weiß doch, dass ich mich regelmäßig verletze, sieht bestimmt, dass sich mein körper verändert, merkt wie ich mich quäle. das weiß er durchaus.
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samuel beckett

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