Fragen zu Missbrauch in der Kindheit

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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robyn
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 20:57

ja, du hast recht. ernst nehmen sollte man es alle mal.

es tut mir leid, wenn ich es hier nicht genügend getan habe.

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Einsiedlerin
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Beitrag So., 15.01.2012, 22:27

Hallo Mastrich, Funke, Robyn ...
1. habe ein 18jähriges Mädchen kennengelernt, welchem nach einer Blinddarmoperation die Wunde monatelang nicht zuheilte. Von Ärztefehler und so wurde gesprochen, weil Tupfer in der Wunde gefunden wurden .... Das Krankenhauspersonal kümmerte sich intensiv um sie, bei den schmerzhaften Verbandwechsel wurden ihr die Hände liebevoll gehalten .... und immer besser verkraftete sie die Prozedur. Anfangs schrie sie wie hysterisch, am Ende blieb sie ruhig. Es war bekannt, dass sie mit 1 Jahr vergewaltigt worden ist. Sie selbst sagte, sie könne sich nicht dran erinnern, aber weiß darum.
Und eines Tages holte man Glasperlen und Puppengewand aus ihrer Wunde. Da war klar, dass sie das alles selbst hineingestopft hatte. Und sie wurde auf die Psychiatrie verlegt.
Mir schien, das Mädchen hat sich damit selbst ein Stück weit therapiert. Sie hat diese Situation von Schmerz und Angst immer wieder durchlebt. Und diesmal erlebt, wie sie nicht alleine war, wie ihr geholfen wurde. Es war, als würde damit etwas heilen können.

2. bin ich persönlich zu dem Schluß gekommen, dass meine Gefühle nie eingebildet waren. 20 Jahre lang hatte ich das nämlich geglaubt. Alles gut verdrängt, keine konkrete Erinnerung.
Und dann plötzlich Wiedererinnern. Und das Erinnern ging sehr weit zurück. Nur habe ich für die ganz frühen Erinnerungen keine Worte. Es sind Gefühle. Wissen um Geschehen. War damals nie lange im Körper. Sah die Träume meiner Mutter. Und ihre Verzweiflung, ihren Todeswunsch. Und schaffte es, ihr Nacht für Nacht gedanklich oder über die Träume zu sagen, dass sie nicht sterben darf, weil mein Bruder und ich sie brauchten.
Mit 25 hatte meine Mutter eine Krise und gab mir ihre Tagebücher. Da konnte ich nun tatsächlich all das lesen, was ich immer gefühlt hatte. - Also, nichts von dem was ich gefühlt hatte war anders beschrieben.
Ich weiß nicht, ob es Menschen gibt, die sich wirklich so Sachen einbilden. Wozu sollten sie das tun? Für mich persönlich ist klar geworden, meinen Gefühlen kann ich trauen. Immer.

Lieben Gruß
Einsiedlerin

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robyn
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Beitrag Mo., 16.01.2012, 04:09

Einsiedlerin hat geschrieben: Ich weiß nicht, ob es Menschen gibt, die sich wirklich so Sachen einbilden. Wozu sollten sie das tun?
weil sie aufmerksamkeit brauchen, weil es ihnen eingeredet wird,...
es gibt mehrere gründe dafür. also, dass du denkst, so was würde es nicht geben, finde ich reichlich naiv.

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Einsiedlerin
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Beitrag Mo., 16.01.2012, 17:18

Meinetwegen, bin ich eben naiv für Dich. Aber bedenke, dass Du meine Aussage verdreht hast.
Für Dich war auch nicht vorstellbar, dass Mensch sich bis zum Alter von 1 Jahr - und sogar weiter - zurückerinnern kann. Du behauptest sogar, das wär nicht möglich. - Vielleicht mögest Du etwas vorsichtiger in Deinen Beurteilungen sein.

Ich glaube jedenfalls nicht, dass die Vorschreiberinnen sich das einbildeten weil sie Aufmerksamkeit brauchen oder es ihnen eingeredet worden ist. Warum gehen sie in so ein Forum? - Weil sie ein Problem wahrnehmen. Keine künstlich erfundenen Gefühle, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Und genau das ist ja bei vielen, die so was erlebt haben das Problem - der gewesene Ablauf wurde verdrängt. Doch die Gefühle bleiben. Auch wird das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung oft komplett ausgeschalten. Aber das alles ist ja regenerierbar. Und dann sind die Erinnerungen wieder da. Und wenn der Selbstwert gestiegen ist, weiß man, dass man sich selbst vertrauen kann.

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robyn
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Beitrag Mo., 16.01.2012, 19:45

bei der aussage bleibe ich auch, wenn es um konkrete erinnerungen unter drei jahren geht! dazu findet man doch einiges medizinisches im netz zu...
bevor du mir vorwirfst, dass ich aussagen verdrehe, lies bitte meine beiträge auch genauer.

ich habe damit außerdem auch niemanden hier im forum gemeint. deine äußerung galt allgeimein, daher die meinige auch. so einfach ist das.

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Einsiedlerin
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Beitrag Mo., 16.01.2012, 20:04

Darfsts ja eh sehn, wie Du es willst. Ich sehs halt anders. Und weiß dass es geht, weil ich mich erinnere.
Und kenne auch nicht so wenige Haken der Schulmedizin. Einen schönen Abend wünsch ich Dir.
Und möge den Hierschreibenden geglaubt werden und ihnen dadurch die Ent-Spannung und Erleichterung gegeben werden, dass sie frei werden, ihren Gefühlen zu vertrauen und sich zu erinnern.
Weil um die gehts hier für mich.
Lieben Gruß
Einsiedlerin

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Funke2
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 19:34

Opfer trauen sich oftmals nicht dem Umfeld über den Missbrauch zu erzählen da leider die Opfer erst die Prozedur durchstehen müssen, aus Zweifel an der Aussage des Opfers, die eigene Glaubwürdigkeit zu beweisen. Davon wiederum profitieren die Täter des Missbrauchs.....Das ist echt bizzar und traurig wenn man bedenkt das darunter die wenigsten Märchen erzählen aus welchen Motiven auch immer. Doch leider ist das eines der Dinge die sich im Leben nicht ändern werden. Es ist allgemein gut etwas zu hinterfragen aber in solchen Fällen macht das alles nur noch schlimmer.
Wenn das so bleibt wird die Dunkelziffer der Opfer von Sexualstraftaten auch nicht abnehmen oder schlimmer noch sie könnte sogar zunehmen.Bye

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robyn
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Beitrag Di., 07.02.2012, 09:55

ja, da hast du prinzipiell recht.

wie gesagt, habe ich aber auch andere erfahrungen gemacht.
ein arbeitskollege hat sich umgebracht, weil seine frau ihm so was vorgeworfen hat.
es konnte nachweislich wirklich nicht so sein, wie sie gesagt hat. trotz anzeige ist es daher auch nicht weiter verfolgt worden.
er aber hatte angst, dass es ihm trotzdem für immer anhängt wird! und hat das nicht mehr ausgehalten.

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*Dannie
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Beitrag Di., 07.02.2012, 10:27

robyn hat geschrieben: wie gesagt, habe ich aber auch andere erfahrungen gemacht.
ein arbeitskollege hat sich umgebracht, weil seine frau ihm so was vorgeworfen hat.
es konnte nachweislich wirklich nicht so sein, wie sie gesagt hat. trotz anzeige ist es daher auch nicht weiter verfolgt worden.
er aber hatte angst, dass es ihm trotzdem für immer anhängt wird! und hat das nicht mehr ausgehalten.
Mein Mann und ich waren auch mit einem Paar befreundet im Laufe deren Ehekriese sie ihn wegen sexuellen Missbrauchs an seine Töchter angezeigt hat. Was auch absoluter Blödsinn war. Und? Hat er sich deswegen umgebrahcht?! Nein, hat er nicht. Die Ehe hatte diesen Ausraster seiner Frau sogar überstanden.

Allein nur wegen einer solchen Anschuldigung bringt sich kein Mensch um.

Und es rechtfertigt nicht, allgemein Menschen mit frühen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch jegliche Glaubwürdigkeit abzusprechen.

Dannie

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*Dannie
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Beitrag Di., 07.02.2012, 11:01

"Schon Zweijährige speichern Erinnerungen":

http://www.netdoktor.de/News/Gedaechtni ... 36223.html

Dannie

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robyn
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Beitrag Di., 07.02.2012, 14:19

ich spreche es nicht allgemein ab. ganz sicher nicht.

selbst in deinem link steht allerdings, dass es ausnahmen(!) sind...

sag das im bezug auf den suizid mal seiner mutter, die ihn noch röchelnd gefunden hat...

jeder geht zudem mit krisen anders um. meines wissens nach hat er sich aus diesem grund umgebracht.
entscheidest du jetzt was es wert ist sich umzubringen und was nicht?!
wie gesagt, jeder mensch ist anders!

ich finde es halt naiv das gesicht davor zu verschließen, dass es, wie man so schön sagt, einen missbrauch mit dem missbrauch gibt.

jeder, der es wirklich erlebt hat, sollte doch gerade dafür sein, dass so was niemand ausnutzen sollte!
ich habe hier auch nie jemanden angegriffen oder beschuldigt zu lügen, aber irgendwie fühlt sich fast jeder sofort angegriffen.
kann man nicht ganz normal darüber reden?
oder meint ihr ehrlich, dass es das nie und nimmer gibt?!

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Einsiedlerin
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Beitrag Di., 07.02.2012, 20:38

robyn hat geschrieben:ich finde es halt naiv das gesicht davor zu verschließen, dass es, wie man so schön sagt, einen missbrauch mit dem missbrauch gibt.
jeder, der es wirklich erlebt hat, sollte doch gerade dafür sein, dass so was niemand ausnutzen sollte!
ich habe hier auch nie jemanden angegriffen oder beschuldigt zu lügen, aber irgendwie fühlt sich fast jeder sofort angegriffen.
kann man nicht ganz normal darüber reden?
oder meint ihr ehrlich, dass es das nie und nimmer gibt?!
Liebe Robyn, also ich fühlte mich nicht angegriffen, sondern einfach meine Worte falsch ausgelegt. Vielleicht nochmals:
Ich weiß nicht, ob es Menschen gibt, die sich wirklich so Sachen einbilden. Wozu sollten sie das tun?

Das war meine Aussage. Und mit damit meinte ich, dass Menschen, die solche Gefühle wie hier erwähnt in sich tragen, diese sich nicht einbilden.
Dass Menschen so was bewusst wem anderen vorwerfen oder vorspielen ist eine ganz andere Sache. Das ist bewusst absichtlich falsch ausgesagt. - Daß es so was gibt das wird schon sein, kenn ich aber zum Glück keinen Fall grad.
Aber wenn jemand so dringlich versucht, seine eigenen Gefühle zu verstehen, dann glaub ich nicht, dass jemand sich diese Gefühle einbildet oder einredet. Sie sind echt da. Warum - das muß halt ergründet werden. Und sie haben einen Grund. Sie sind nicht ein Hirngespinst. - DAS meinte ich eigentlich.
Für mich sind dies zwei ganz verschiedene Themen.

Und ich finde es ganz wichtig, Menschen, die so was erlebt haben - und eh schon unsicher genug sind - zu helfen, ihre Stärke, ihren Grund zu erkennen.
Und nicht zu sagen "wobei man bedenken sollte, dass es manche gibt, die meinen sich an missbrauch zu erinnern als sie ein jahr alt waren, was jedoch gedächtnistechnisch nicht möglich ist..."
- Mit so einer Aussage wären alle diejenigen, die von ihren Erinnerungen aus dieser Zeit sprechen, als Lügner hingestellt.
Oder dass sie sich das einbilden. Und das weiß ich aus eigener Erfahrung, dass möglich ist.

Dieses absolute "ist nicht möglich" war es, das ich dementieren wollte für alle, die sich doch erinnern.

Vielleicht kann es auch grad bei missbrauchten Menschen gehäuft vorkommen, dass sie sich weit zurück erinnern, weil sie - erstens Klarheit für ihren Gefühlswirrwarr suchen - mit all ihrer Fähigkeit und Kraft!
und zweitens vielleicht noch lange Zeit später gewohnt sind, sich außerhalb des Körpers aufzuhalten - und ihnen somit diese "körperlosen Zustände" vertraut sind. Was sich ähnlich anfühlt wie die Kleinkindheit/Babyzeit.
Ich hatte damals auch so Erlebnisse, wenn ich ausgetreten war, dass ich "sah", was mein Bruder ein Stockwerk über mir grad spielte und was er mit seinen Manderln sprach .... oder dass ich einfach wusste, was meine Mutter zu dem Zeitpunkt fühlte und dachte. Man kommt da in einen sehr sensiblen feinen Bereich, der für viele Menschen utopisch wirkt.
Ich sagte meinem Bruder eines frühen Morgens, wofür wir hier leben und was noch Schönes auf uns wartet, dass er das Leben nicht wegwerfen soll. Und er konnte nicht begreifen, woher ich wusste, dass er nur in dieser Nach an Suizid dachte - und extra lautlos weinte, als ich an seinem Zimmer vorbeiging. Ich könne nichts gehört haben. Hatte ich auch nicht, aber ich spürte seinen Zustand ganz deutlich durch die Tür durch am Vorbeigehn.
So Dinge gibts schon.
Oft weiß man nicht, ob es Wahrheit ist, was man da aufschnappt, aber es gibt immer wieder Situationen, wo man Bestätigung erhält. - Und mindestens all diese kann man dann klar einordnen. Das ist unendlich befreiend.

Lieben Gruß
Einsiedlerin

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