Meine Freundin verletzt sich mit einem Geldstück

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Pheeby
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Meine Freundin verletzt sich mit einem Geldstück

Beitrag Fr., 30.01.2009, 13:39

Hallo!
Ich habe mich hier angemeldet weil ich hoffe, dass ich hier vielleicht guten Rat bekommen kann.
Es geht um meine Freundin.
Sie verletzt sich selbst nun schon seit einigen Monaten mit einem Geldstück.
Ich habe versucht es ihr auszureden und gesagt das es doch keinen Sinn hat ,aber sie wollte einfach nich auf mich hören.Dann hab ich sie mal an einem anderen Tag gefragt warum sie das denn überhaupt macht.Aber eine konkrete Anwort habe ich nicht bekommen.Zwischen zeitlich hat sie auch mal damit aughört aber jetzt hatte sie letztens einen heftigen Streit mit ihrer besten Freundin und dann hat sie sich schon wieder verletzt. Ich habe dann mit meiner anderen Freundin drüber gesprochen und ob sie nicht vielleicht einmal versuchen will meine Freundin davon zu überzeugen das sie das nich machen soll.Sie hat es dann auch versucht ihr das klar zumachen am Ende gab es aber nur ein Achselzucken und den Satz : "Wenn ihr meint!"
Ich weiß einfach nich mehr weiter.Ich komm mir total hilflos vor! Ich will, dass sie damit aufhört aber ich weiß nicht wie ich das schaffen soll.
Kann mir vielleicht jemand helfen ?

LG Pheeby

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noway
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Beitrag Fr., 30.01.2009, 16:22

Hallo Pheeby,
das was deine Freundin macht, nennt man selbstverletzendes bzw. autoaggresives Verhalten (SVV) - falls du dir im Internet nähere Informationen besorgen möchtest. Was du dir insbesondere vor Augen halten solltest, ist, dass deine Freundin ihre Gründe dafür haben wird, dies zu tun, auch wenn es ihr derzeit nicht so leicht fällt, diese dir ggü zu formulieren (möglicherweise ist sie sich selbst noch nicht einmal so sicher, warum sie es tut). Dass sie dazu ein Geldstück verwendet, ist mit einer erhöhten Infektionsgefahr verbunden, da Geld ziemlich unsauber ist. Insofern wäre es gut, wenn du ihr ans Herz legst, dass sie, wenn sie sich verletzt hat, die Wunde gut säubert, um Wundinfektionen vorzubeugen. Grund für SVV sind oftmals sehr intensive Gefühlszustände, mit denen SVVler/innen oft nicht anders umzugehen wissen, als den "Druck" in Form von Wundzufügung, Schmerz und Blut loszuwerden. Ich denke, du solltest, deine Freundin zwar nicht unter Druck setzen, von diesem Verhalten abzulassen, allerdings versuchen, mit ihr abzumachen, dass sie sich, bevor sie sich selbst Verletzungen zufügt, an dich wendet. Da Reden oft dabei hilft, Gefühle und Gedanken zu ordnen, könnte dieser "Druck" durch ein gemeinsames Gespräch sinken. Da oft SVV auch deswegen praktiziert wird, weil sich die Betroffenen bestrafen wollen, wäre es wichtig, dass sich hier eine Vertrauensbasis einstellt, die es ihr ermöglicht, auch Dinge anzusprechen, die bei ihr mit Schuldgefühlen oÄ einhergehen.
Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen.
LG noway

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Clara11
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Beitrag Fr., 30.01.2009, 16:40

Hallo Pheeby,

ich denke, dass es gut ist, wenn du für sie da bist. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass sowas auch in professionelle Hilfe gehört. Das Problem dabei ist, wie noway schon sagte, dass da was sehr tiefes hinter stecken kann, von dem sie vielleicht wirklich nicht weiß, was es ist und da kommen Freunde oft nicht so gut ran. Vorteil einer Therapie ist auch, dass da einem jemand gegenüber sitzt, der objektiv ist, also gefühlsmäßig nicht mit einem verbunden.
Habt ihr einen Lehrer mit dem du mal darüber reden könntest? Mußt ja nicht gleich sagen, um wenn es geht, wenn du Angst sie zu verraten. Es ist leider so, dass wenn man lange nicht dagegen vorgeht, dass zu einer Problemlösungsmöglichkeit wird. Je länger man da feststeckt, desto schwieriger wird es aus diesem Teufelskreis wieder herauszukommen.

Ansonsten könnte ich Dir noch empfehlen ihr zu sagen, dass, wenn sie merkt, dass sie sich verletzten will, einen Igelball in die Hand zu nehmen oder in eine Zitrone zu beissen oder mit einem Gummi am Arm schnippen oder ganz laut Musik hören, aber eher nicht zu aggressive. Da braucht man aber Geduld um herauszufinden, wann das angebracht ist. Was auch helfen kann ist alles was in den Entspannungsbereich geht, einfach damit sie sich wieder spürt. Viele die sich verletzten tun das, weil sie sich nicht mehr wahrnehmen oder die Kontrolle über Spannungszustände verlieren und damit bekommt man sie zurück.

Drücke dir und ihr die Daumen.
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches Sprichwort

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Pheeby
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Beitrag Fr., 30.01.2009, 18:04

Hallo !

Also danke erstmal ,dass ihr euch Zeit genommen habt.
Ich denke ich werde mir eure Anregungen zu Herzen nehmen
und noch einmal mit ihr reden! Ich kann euch ja dann einen kleinen Zwischenbericht schreiben. Falls neue Probleme auftreten sollten wende ich mich dann nochmal (wenn ich das darf) an euch.

LG Pheeby

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noway
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Beiträge: 46

Beitrag Fr., 30.01.2009, 19:20

Hallo,
Pheeby hat geschrieben:Ich kann euch ja dann einen kleinen Zwischenbericht schreiben. Falls neue Probleme auftreten sollten wende ich mich dann nochmal (wenn ich das darf) an euch.
Ich wünsche dir viel Glück! Wenn es Probleme gibt, kannst du selbstverständlich auf das Forum zurückkommen.
LG noway

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ukp01Tacitus
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Beitrag So., 01.03.2009, 20:32

Früher habe ich mich auch selbst verletzt. Das erste mal mit 9 Jahren. Da ist das einfach so passiert, völlig unbewusst. Mit 14 Jahren ist es dann so schlimm gewesen, dass ich mich 2 - 3 mal am Tag mit Rasierklingen geschnitten habe. Die Arme waren immer mit Schnittwunden bedeckt. Mit 16 Jahren habe ich mir dann das Buch "Im Krieg mit dem Körper" gekauft. Dadurch wurde mir einiges über die Gründe, warum ich mich selbst verletzte klar. Es hat dann noch 3 Jahre gedauert, bis ich dieses Verhalten ganz ablegen konnte. aber jetzt bin ich seit 10 Jahren "clean".

Ich denke, man muss sich erst einmal darüber klar werden, was mit einem passiert, wenn der Impuls sich zu verletzen kommt. Diesen Impuls bekomme ich heute auch noch, aber ich kann damit umgehen. Ich weiss, dass Schuldgefühle eine ganz große Rolle spielen. Aber auch biochemische Vorgänge im Körper, wie ein erhöhter Endorphinspiegel, der einen Schmerzunempfindlicher macht.

Ursachen gibt es viele. Häufig sind die betroffenen Personen in der Kindheit missbraucht worden, waren einem Klima emotionaler Deprivation ausgesetzt, d.h., dass die Eltern emotional nicht erreichbar waren, oder haben belastende Trennungssituationen erlebt. Auch andere Misshandlungen, körperliche und psychische sind häufig.

Fakt ist, mit logischen Erklärungen wie: "Du machst uns Angst mit deinem Verhalten." oder "Wie sieht das denn aus?!" ändert man genau so wenig wie mit Verboten.

Das Beste wäre, wenn deine Freundin die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nimmt. Vielleicht wäre ich mit einer richtigen Therapie auch früher von der Autoaggression losgekommen, die man auch als eine Art von Sucht sehen kann.

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little_butterfly
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Beitrag Mo., 02.03.2009, 23:27

Hallo Pheeby!

Ich kann deine Sorgen verstehen, SVV ist eine schwere Verhaltensstörung und muss behandelt werden. Glaub mir, ich verstehe was davon, schließlich leide ich selbst seit über einem Jahr darunter...

Deine Freundin scheint den ernst der Lage nicht zu begreifen. So ging es mir anfangs auch. Wahrscheinlich wird sie es irgendwann einsehen und von sich aus eine Therapie machen wollen. Dazu zwingen kann sie schließlich niemand und SVVler reagieren oft gereizt oder beschämt, wenn man anderen davon erzählt oder sie direkt darauf anspricht.
Nun scheint das auf deine Freundin nicht zuzutreffen und das beweißt mir wieder einmal das sie den ernst der Lage nicht einsieht.

Wenn sie jetzt nicht aufhört, könnte sie dieses autoaggressive Verhalten über Jahre hinweg begleiten und sie könnte in der Psychiatrie enden. Sag ihr das mal, würde mich interessieren was sie dazu sagt!

Oft ist es so, dass die Schnitte immer tiefer werden und die Formen des SVV immer extremer werden. Aus ritzen kann beißen, kratzen, Haare ausreißen, mit Nadeln stechen, verbrennen etc werden. Es muss nicht, aber es kann. Bei mir ist es zumindest so gewesen. Ich habe mich anfangs nur geritzt und mittlerweile zähle ich noch andere Verletzungsformen dazu. Ich schlage mich zb selbst mit harten Gegenständen oder lasse ein Gummiband gegen meine Hand schnalzen.

Allerdings finde ich es ja schon fast unterhaltsam was für Gegenstände die Leute heutzutage finden um sich selbst zu verletzen. Ein Geldstück sagst du? Das nenne ich mal sehr kreativ...

Sind die Verletzungen den tief, gefährlich? Verartztet sie sie denn auch? Und warum weißt du davon? Erzählt sie es rum oder hast du es zufällig gesehen? Sollte ersteres der Fall sein, denke ich, dass sie einfach Aufmerksamkeit benötigt. Rede doch mit ihr, unternehmt mehr gemeinsam und zeig ihr damit, dass du immer für sie da bist.

Viel Glück dir und deiner Freundin!
Lg, little_butterfly
Für mich ist es zu spät,
es gibt kein zurück.
Es gibt keinen Weg,
denn ich habe kein Glück.


jooble
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Beitrag Di., 06.12.2011, 22:03

Hallo an alle!

Das Thema ist zwar schon 2 1/2 Jahre alt, aber ich habe auch so ein Problem.

Ich fange mal damit an, wie es bei mir angefangen hat:
Als ich 13 Jahre alt war, war ich 7Tage lang in einem Zeltlager. Da hat einer erzählt , dass man, wenn man ganz lange mit einem 5 Centstück auf dem Arm reibt würde die Haut abschaben. Dann haben ich und einpaar Freundinnen es ausprobiert. meine Wunde war mit eine der Schlimmsten und Tiefsten. Bei diesen Wunden ist es so, dass sie relativ großflächig sind und die oberste Hautschicht "abgerubbelt" ist(bei tieferen auch bis zum Fleisch). Die Wunden haben ziemlich geeitert. Wir haben die ersten Tage nur lange Jacken (im SOMMER) getragen. Nach einpaar Tagen haben einpaar von uns die Wunden offen gezeigt und die Betreuer wurden aufmerksam. Sie haben mit denjenigen geredet, dass es gefährlich ist mit Geldstücken, weil sie dreckig sind. Die meisten von uns haben nicht aufgehört und haben sich weiter mit den Geldstücken verletzt, weil sie gemerkt haben, dass es ihnen gut tut. Ich habe es zu dieser Zeit nicht gemacht, da meine Wunde zu sehr weh tat(sie war bis jetzt die Schlimmste Länge ca. 6cm und Breite ca. 2cm, soweit ich mich erinnere). Einpaar Wochen habe ich Freundinnen wieder getroffen und wir haben uns die Wunden gegenseitig gezeigt. Eine Freundin hat es in der Zeit noch öfters gemacht. Ich nicht.

Nach einpaar Jahren, als ich 15 Jahre alt war, habe ich mich wieder an dies erinnert. Kurz darauf ging die Freundschaft zwischen mir und meiner damals besten Freundin langsam zu Bruch. Ich habe von anderen Freundinnen erfahren, dass meine beste Freundin hinter meinem Rücken sehr mies über mich lästert. Da erinnerte ich mich wieder an das Ritzen mit 5 Centstücken und tat dies einpaar Stunden später auch. Nach 2 Tagen (und 2 Wunden, Länge 2cm, Breite ca. 1cm) fiel es meiner besten Freundin auf, ich erzählte es ihr. Wenige Stunden später erzählten mir meine anderen Freunde, dass meine beste Freundin ihnen erzählt habe,dass ich mich ritze. Sie haben es ihr zum Glück nicht geglaubt. Danach ging es mir ziemlich schlecht, aber meine anderen Freunde waren für mich da. Ich habe mich nicht mehr geritzt. Meine beste Freundin wurde zur Erzfeindin.

Jetzt bin ich 16 Jahre alt. Seit einiger Zeit geht es mir wieder schlechter. Ich brauch eine richtige beste Freundin, mit der ich über alles reden kann. Ich ritze mich jetzt auch wieder. Jetzt mit 10- centstücken, da es mehr weh tut und schneller geht. Bis jetzt ist es noch keinem aufgefallen...

Wie geht es euch bzw. deiner Freundin jetzt?
Ritzt ihr euch bzw. deine Freundin sich noch?
Versteht ihr mich?

Ich hoffe, dass jemand antwortet...

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Kisuke
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Beiträge: 278

Beitrag Mo., 12.12.2011, 11:48

Hey jooble,

da ich dieses "Game" oder was auch immer kenne, (habe noch nie mitgemacht). OB hier einer von den oben angegebenen noch antwortet, ist unwahrscheinlich.
Ich kann dir nur davon abraten, wen das geld wirklich viele Bakterien hat, wird es immer schlimmer, könnte auch zu Krankheiten führen die dein zukunftsleben stark beeintrachten könnte.
Ich ritze mich schon seit nem Jahr, mitlerweile habe ich ein halbes Jahr aufgehört, es kann süchtig machen, deshalb würde ich dir nochmals davon abraten, den i-wann machst du es täglich, tiefer etc.

Die Narben bleiben, deshalb kann ich sommers auch nichtmehr ins Schwimmbad, weil man die narben sieht, kann auch nichtmehr kurzärmlich in die arbeit, da es ein Kündigungsgrund bei uns ist (Starke Depressionen).

Bei weiteren Fragen, schreib hier einfach.

LG
Kisuke
Katoon Goukakyuu no jutsu
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kirky
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Beitrag Mo., 12.12.2011, 16:04

Hallo jooble

Die Verletztungsmethode mit den Geldstücken ist mir unbekannt, aber wie schon gesagt, das Infektionsrisiko ist sehr groß und desshalb solltest du die Wunden auch reinigen und versorgen (glaube mir Reinigen ist wesentlich angenehmer, als zum Notarzt zu müssen, weil man eine Blutvergiftung hat und dann dort erklären zu müssen was man getan hat. Bei mir war es ausnahmsweise gar keine Selbstverletztung, aber es war eben am gleichen Arm wie meine Schnittwunden und die Geschichte des Unfalls klang etwas unglaubwürdig... wesshalb ich doch ziemlich dumm angeschaut wurde und es war mir auch echt peinlich).

Deine Situation stelle ich mir wirklich schlimm vor. Gerade in deiner Situation braucht man jemanden mit dem man reden kann und dem man vor allem vertrauen kann. Hast du denn andere Freunde oder Verwante (Eltern, Geschwister, Tante, Onkel ... ) mit denen du reden kannst? Du musst ja nicht gleich, über die Verletztungen reden, aber das du dir zu mindest ein bisschen , deinen Stress "abrreden" kannst damit der Druck unter dem du stehst verringert wird, denn auch dieser Druck und die Anspannung unter der du stehst und das Gefühl allein zu sein, können den Drang sich selbst zu verletzten auslösen.
Ich selbst bin inzwischen in Therapie (zwar nicht nur wegen den Verletztungen, aber das war ein wesentlicher Mitgrund) und gerade mit dem Aufhöhren ist es eine große Hilfe. Ein guter Therapeut wird dir desshalb keine Vorwürfe machen, sondern wird verständnisvoll damit umgehen und dir helfen andere (weniger gefährliche) Methoden zu finden, deinen Druck loszuwerden und dann kann man beginnen die eigentlichen Gründe (denn meistens stecken andere, tiefgreifendere Probleme dahinter) zu finden und versuchen sie zu lösen. Könntest du dir vorstellen mal in eine Beratungstelle zu gehen oder zu einem Therapeuten zu gehen oder eher nicht?

Liebe Grüße,
Kirky

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