Sexueller Missbrauch - Schuld und Verantwortung

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Jesusechse
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Beitrag Do., 07.01.2010, 14:18

Je kleiner ein Kind ist, desto eher wird es Schuldgefühle entwickeln. Je kleiner ein Kind ist, desto mehr ist des der Entwicklungspsychologie unterworfen. Das Gehirn von Kindern ist nicht ausgereift, sondern in der Entwicklung. Sie können nicht so komplex denken wie Erwachsene.

Ich kann und will das hier nicht haarklein aufdröseln, aber dass nach sex. MB an Kindern diese Schuldgefühle entwickeln sind Missbrauchsfolgen. Es sind keine echten Gefühle, die auf einer wahren Basis beruhen, sondern es sind die Schäden, die es nach sich zieht.

Das kindliche Gehirn weiß es in seiner Not nicht besser und viel Täter reden den Opfern auch sowas ein. Und selbst, wenn Kinder sogar Spaß dran hatten, es ihnen gefallen hat, sie einen Orasmus hatten, es gesucht haben, sich kaufen ließen gegen Süßigkeiten, Geschenke, (Ja, das alles kann sein, für viele war der Missbrauch eine Mixtur aus negativen und positiven Gefühlen.), liegt die Verantwortung beim Erwachsenen!!!

GRUND: Er ist aufgrund seines Alters, seines Entwicklungsstandes, seiner physischen Stärke, seiner Macht und seines Wissensvorsprunges dem Kind endlos überlegen UND er führt das Kind durch den Missbrauch (egal, ob missbrächliche Zärtlichkeiten oder mehr) auf dem Gebiet der Sexualität ein, zu einem Zeitpunkt, der viel zu früh ist, zu dem das Kind damit seiner Entwicklung und Reife nach, damit nicht in Kontakt kommen dürfte, weil es damit heillos überfordert ist.

Und diese Überforderung zeigt sich dann später auch darin, dass die Opfer so konfus sind in Bezug auf ihre Erfahrungen, eben weil sie nicht integrierbar und verarbeitbar vom kindlichen Gehirn sind. Dementsprechend schlecht bis gar nicht können sie sich wehren.

Ich würde mir für die Betroffenen wünschen, dass sie mal mehr ihren Verstand zu Rate ziehen, um aus dem Rückblick das Vorgefallene betrachten und einzuordenen.

Raus aus der Kindsicht, rein in die Erwachsenensicht!!

Was würdet Ihr einem Kind sagen, dem exakt das Gleiche passiert wäre wie Euch?

.....

Aha.

WARUM sagt Ihr Euch das dann nicht selber auch?

Wenn man aus diesen ganzen Dingen raus will, dann hilft nur ein Weg:

Nicht drauf warten, dass andere es bestätigen, es so sehen wie ihr. Es kommt auf Euch an. Ihr müsst Eurer Denken für Euch selbst verändern.

Nicht fragen: Wurde ich missbraucht? War das Missbrauch? War ich schuld?

Sondern:
Ja, ich wurde missbraucht. Ja, es war Missbrauch. Ich war nicht schuld, sondern er. Er war der Erwachsene, er hatte die Fäden in der Hand und war angehalten, dafür zu sorgen, dass es nicht passiert!

GLG

ausgefuchst

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Beitrag Do., 07.01.2010, 16:37

Ja wenn das mal so einfach wäre. Ich kann mich nicht so einfach hinstellen und sagen, ja, er war schuld und nein, ich hatte keine Schuld. Das geht nicht. Weil da noch so viele Zweifel sind, ob ich denn wirklich keine Verantwortung hatte.

Klar, wenn mir jemand sowas erzählen würde, dann würde ich auch sagen, klar, du bist nicht schuld. Er ist der Täter, er hat die Verantwortung. Bei mir selbst ist das irgendwie schwieriger.

Und klar, ich allein weiß letztlich was passiert ist, was wer gemacht bzw. nicht gemacht hat. Und deshalb denke ich auch, dass nur ich allein auch wissen kann, ob ich schuldig bin oder nicht. Woher soll das jemand anderer wissen können? Und genau da liegt das Problem. Ich komm nämlich nicht dahinter, ob ich nun schuld bin oder nicht.

Bei einem kleinen Kind ist die Sache wieder ganz anders. Da ist klar wer der Schuldige ist, nämlich der Täter und niemals das Kind. Egal was es gemacht hat. Mein Vater hat mich auch angefasst als ich zwischen 9 und 11 Jahren alt war. Es war ein einmaliges Ereignis gewesen und ich weiß, dass ich daran keine Schuld habe. Weil er das nicht hätte tun dürfen. Also trägt er dafür die volle Verantwortung. Bei dem Trainer war ich aber 15 und später dann volljährig. Da sieht das Ganze wieder ganz anders aus.

Und wegen der Gerechtigkeit. Ich habe beide (Vater und Trainer) angezeigt. Beide Verfahren wurden wegen Verjährung eingestellt. Okay, dumm gelaufen, hätte ich eher was unternehmen müssen. Nur haben die mir beim Versorungsamt, als es drum ging Leistungen nach dem OEG zu beantragen, daraus nen Strick drehen wollen. Die Verfahren seien ja eingestellt wurden und auch erst so spät angezeigt und die Täter hätten sich ja auch nicht dazu geäußert. Bis ich dann nen bitterbösen Brief geschrieben habe, dass die Verfahren wegen Verjährung eingestellt wurden und nicht aus Mangel an Beweisen und dass es nun mal nicht mein Verschulden ist, dass die Täter sich nicht geäußert haben. Naja, das Ende vom Lied war dass der Antrag abgelehnt wurde. Die gute Frau vom Amt wollte mir eine Beziehung mit dem Trainer vorwerfen. Eben weil ich ja schon so alt gewesen bin usw. Auch ein Widerspruch gegen den Bescheid blieb erfolglos. Es ist eben nicht einfach Recht zu bekommen.

Christina

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Jesusechse
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Beitrag Do., 07.01.2010, 17:02

Hi Christina!

Nee, es ist nicht leicht in einem Strafprozess und auch sonst nicht, Recht zu bekommen. Es hängt alles an der Beweislage. Und die hat mit dem, was real war, ganz oft gar nichts zu tun.

Und deshalb ist und kann sie kein Maßstab dafür sein, ob Deine Gefühle eine wahre Basis haben oder keine wahre Basis haben.

Ich finde, wenn Du sagst, dass jemand anders Dir das erzählt, dann weißt Du, dass dann sie das Opfer ist und er der Täter, er schuld. Das ist doch was, wonach Du Dich richten kannst?!

Die Zweifel?? Ja, dann sag' doch den Zweifeln, dass es keinen Platz für Zweifel gibt!

Versorgungsämter, Vereine etca.. alle haben sie Eigeninteressen. Sie wollen nicht zahlen. So einfach ist das.

Das österreichische Recht ist scheinbar anders als das deutsche. In Deutschland gelten andere Verjährungsfristen. Ich kenne mich da nicht mehr aus, aber ich glaube 18. Geburtstag + 10 Jahre bei Missbrauch von Kindern. Da fängt also die Frist erst an, wenn das Opfer 18 wird.

Ich denke nach doch etlichen Postings hier, dass zumindest ich für meinen Teil Dir zur Schuld- und Mitverantwortungsfrage nichts mehr sagen kann, was helfen könnte, außer meinen letzten Sätzen:

Nehmen wir mal ein ganz anders Beispiel:

Z.B. ein Therapeut darf ja - so wie Dein Trainer damals - mit seiner "Kundschaft" keine sex. Beziehung eingehen.

Das ist ein genau so gelagerter Fall wie Deiner. Eine sex. Beziehung ist dort verboten, weil ein zu starkes Abhängigkeits-/und Machtgefälle besteht. Sollte sich ein Therapeut auf sowas einlassen, dann ist er wegen Missbrauchs der Patientin dran.

Und da ist es auch völlig egal, ob sie mitgemacht hat, ob sie anmiert war, es ihr gefallen hat und ob sie es wollte oder nicht wollte, und es ist auch egal, ob sie volljährig war.

In bestimmten Beziehungen und Situationen ist einer von vornherein der, der die schwächere und schlechtere Position hat und geschützt werden muss vor Ausbeutung, auch sexueller Ausbeutung. Und der, der im Abhängigkeitsverhältnis der Überlegene ist, der ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass diese Ausnutzung nicht stattfindet.

Missbraucht werden können nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Dort ist die Situation dann der Hintergrund für die unterschiedliche Stärke der Protagonisten.

So war es auch bei Dir. Und daher: Ja, er war alleine schuld, egal, was Dir irgendwer unterstellt!

Mehr kann ich dazu dann wirklich nicht mehr sagen.

Das ist ein Thema, für das andere Jahre in der Therapie brauchen. Das kann man nicht in einem Forum auflösen.

Alles Liebe

ausgefuchst

PS Du bist enttäuscht über die Reaktionen, über die mangelnde Hilfe... Das kann ich verstehen, aber die Welt ist so. Diese Abweisungen sind ein Teil der Welt, wo sie hässlich ist. Aber sie ist auch an vielen Ecken sehr schön!

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Schwarz-Weiß
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Beitrag Do., 07.01.2010, 19:12

Recht hast Du ausgefuchst.
Die Folgen sind immer katastrophal, ich habe heute noch zu kämpfen, mein Vertrauen ist immer noch tief erschüttert.
Ich arbeite daran.

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Beitrag Fr., 08.01.2010, 20:08

ausgefuchst hat geschrieben:Das ist ein Thema, für das andere Jahre in der Therapie brauchen. Das kann man nicht in einem Forum auflösen.
Ja, ich weiß. Und ich bin nun auch schon seit Jahren in Therapie. Dennoch beschäftigt mich dieses Thema sehr. Auch nach Jahren noch. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich dieses Thema habe eine sehr lange Zeit ruhen lassen. Es ist jetzt erst im Zuge der Traumatherapie wieder aufgetaucht. Klar, dass sich das nicht in einem Forum auflösen lässt. Darum ging es mir auch gar nicht. Ich habe lediglich nach Menschen gesucht, denen es vielleicht ähnlich geht und die mein Denken irgendwie nachvollziehen können.
ausgefuchst hat geschrieben:Diese Abweisungen sind ein Teil der Welt, wo sie hässlich ist. Aber sie ist auch an vielen Ecken sehr schön!
Ja das stimmt. Das hast du wirklich schön geschrieben.

Schwarz-Weiß hat geschrieben:Die Folgen sind immer katastrophal, ich habe heute noch zu kämpfen, mein Vertrauen ist immer noch tief erschüttert.
Ja, so geht es mir auch. Vertrauen ist bei mir immer noch ein ganz schwieriges Thema. Es fällt mir sehr schwer zu vertrauen und das wirkt sich auch auf meine (nicht oder nur kaum vorhandenen) sozialen Beziehungen aus. Ich habe Angst vor Enttäuschung, kann nicht vertrauen und lebe so mehr oder weniger allein vor mich hin. Naja, ganz allein bin ich nicht, ich lebe mit einem sehr lieben und um Verständnis bemühten Mann zusammen und ich habe auch ein paar Freunde. Aber da ist auch nichts dabei was so wirklich was Festes ist. Eben weil ich Angst habe zu vertrauen.

Christina

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Aditi
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Beitrag Fr., 08.01.2010, 20:28

hallo

ich habe nur die letzten zwei beiträge gelesen und möchte zum thema vertrauen etwas sagen.
ich habe erkannt, dass es darum geht, mir selber zu vertrauen. ich erinnere mich an situationen/beziehungen als erwachsene, die mich sehr enttäuscht haben und bin draufgekommen, dass ich meiner intuition/meinem gefühl nicht vertraut habe. in der rückschau erkannte ich, dass mein erstes gefühl stimmig war. nur, ich habs nicht wahrhaben wollen oder können sondern sofort verdrängt. und so merke ich immer öfter und immer stärker, dass ich meinem gefühl, mir selbst vertrauen kann.

mlg
aditi

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Schwarz-Weiß
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Beiträge: 145

Beitrag Fr., 08.01.2010, 21:02

Hallo Christina,

Vertrauen ist sehr schwer, ich bin lieber unabhänig, mache vieles in Eigenregie, es fällt mir auch schwer um Hilfe zu bieten.
Ausser bei meinem Mann, da fühle ich mich schon sicher und er hilft mir....
Nur Andere bzw. Aussenstehende, da geht es gar nicht.....

Was Aditi geschrieben hat, ist interessant.

LG

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