Guten Tag,
ich habe mich hier angemeldet in der Hoffnung einen Austausch zu finden, der meine eingeschränkte subjektive Sichtweise gewinnbringend erweitern könnte. Ich bedanke mich im Voraus für das Interesse an meiner Situation und für vielleicht eintreffende Antworten!
Ohne große Vorgeschichte möchte ich gleich zu Beginn sagen, was mir Kopfzerbrechen bereitet. Ich habe sehr regelmäßig Fantasien mit Inhalten von Verletzungen anderer oder mir selbst, für die ich verantwortlich bin. Das sind in der Regel keine absichtlich herbei geführten Gewalttaten, sondern eher Zufälle im Sinne von Unfälle. Zum Beispiel: ich stehe am Herd und koche Wasser für Nudeln auf. Meine Tochter kommt in die Küche und möchte schauen was ich mache. Dann kommt die Vorstellung in meinen Kopf, dass ich beim Umdrehen zu ihr den Topf vom Herd schubse und sich das kochende Wasser über meiner Tochter ergießt. Oder anderes Beispiel: ich bastel mit meinem Sohn und habe dabei eine Schere in der Hand. Ich stelle mir vor, dass mein Sohn ruckartig aufsteht, dabei den Tisch samt mir umstößt und ich, heftig mit den Armen rudernd im Versuch das Gleichgewicht zu halten, die Schere in seinem Auge versenke. Das sind nur zwei von Tausenden von Beispielen. Solche Gedanken kommen unangekündigt in meinen Kopf, vergehen dann aber genauso schnell wieder.
Es gibt auch Situationen, vor allem wenn ich allein bin, da betreffen solche Vorstellungen nur mich selbst. Zum Beispiel wenn ich dusche und mein Blick auf den Rasierer fällt stelle ich mir vor wie ich meinen Arm mit der Klinge eröffne und das Blut, wie das Duschwasser, hinunter fließt.
Es sind immer andere Situationen und Fantasien. Es ist nicht so, dass mich eine bestimmte Situation oder ein bestimmter Unfallhergang begleitet (zum Beispiel, dass ich bei jeder Autofahrt denke, wir bauen einen Unfall). Außerdem sind diese Vorstellungen, zumindest für mein Empfinden, sehr realistisch - nicht, dass ich in dem Moment denke, dass es real sei, sondern in Bezug auf Naturgesetze sind es potentiell möglich eintretende Szenarien.
Gedanken von Gewalt bzw. Schmerzen an anderen, insbesondere meiner Kinder, hinterlassen in mir ein schmerzliches Gefühl. Als ob jemand von innen mein Herz zerreißt. Gedanken, die nur mich betreffen, empfinde ich nicht als schmerzhaft oder schlimm. Vor Jahren habe ich mich sogar einmal selbst verletzt, weil ich wissen wollte, ob meine Vorstellung im realen Leben eine Wirkung auf mich hat. Aber es hat mir einfach nur weh getan - ich habe keine andere oder zusätzliche Emotion, wie Erleichterung, Befriedigung oder ähnliches, vernommen.
Ich würde auch nicht behaupten, ich sei ein pessimistischer Mensch, der immer nur das Schlimmste erwartet. Ich denke, ich bin ein rational denkender Mensch, dessen Erwartungshaltung von Glück und Pech statistisch geprägt und deshalb ausgeglichen ist.
Ich werde also nicht schlau aus mir. Gibt es jemanden, der solche oder ähnliche Fantasien kennt? Ich denke immer, vielleicht hat es ja einen Sinn, dass ich eine solche Fantasie entwickelt habe, aber bisher konnte ich diesen nicht erkennen.
(Zu meinem Hintergrund: ich habe keine diagnostizierte psychische Erkrankung, kein Trauma oder anderes. Ich empfinde mich selbst als introvertiert und habe das Gefühl, dass ich der Welt in meinem Kopf mehr Zeit und Raum schenke, als der realen Welt)
Danke für das Lesen meines Texts!
Habt alle eine gute Zeit!
Gewaltvorstellungen abstellen
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Hi du,
nach allem was ich hier schon gehört und gelesen habe in der letzten Zeit, könnten das Zwangsgedanken sein. Also es wäre auf jeden Fall sinnvoll, wenn du dir eine professionelle Einschätzung und Hilfe holst. Das kannst du zbsp. in Form von Erstgesprächen bei Psychotherapeuten oder einem Termin bei einem Psychiater. Erstgespräche kannst du relativ problemlos über die 116117 vereinbaren. Wenn du regulär einfach Therapeuten abtelefonierst, dauert es länger, bis du an ein Erstgespräch kommst, aber du musst nicht irgendwen nehmen, sondern kannst zbsp. gezielt den Thera eine Straße weiter auswählen usw. Therapieplätze zu finden ist allerdings sehr sehr schwer. Muss man leider sagen, aber darum ginge es bei dir ja noch nicht. Du brauchst ja nur erstmal eine Einschätzung was das sein könnte, und wie man dir helfen könnte, falls du diese Hilfe magst.
Alles Gute!
nach allem was ich hier schon gehört und gelesen habe in der letzten Zeit, könnten das Zwangsgedanken sein. Also es wäre auf jeden Fall sinnvoll, wenn du dir eine professionelle Einschätzung und Hilfe holst. Das kannst du zbsp. in Form von Erstgesprächen bei Psychotherapeuten oder einem Termin bei einem Psychiater. Erstgespräche kannst du relativ problemlos über die 116117 vereinbaren. Wenn du regulär einfach Therapeuten abtelefonierst, dauert es länger, bis du an ein Erstgespräch kommst, aber du musst nicht irgendwen nehmen, sondern kannst zbsp. gezielt den Thera eine Straße weiter auswählen usw. Therapieplätze zu finden ist allerdings sehr sehr schwer. Muss man leider sagen, aber darum ginge es bei dir ja noch nicht. Du brauchst ja nur erstmal eine Einschätzung was das sein könnte, und wie man dir helfen könnte, falls du diese Hilfe magst.
Alles Gute!
Herzlichen Dank Nili für deine hilfreiche Antwort.
Ich selbst habe bisher professionelle Hilfe ausgeschlossen, auch wenn das, wahrscheinlich, objektiv betrachtet nicht logisch ist. Ich habe Hemmungen über meine Vorstellungen zu sprechen, denn ich möchte auf keinen Fall, dass es irgendwie dazu kommen könnte, dass ich als Gefahr für meine Kinder gesehen werde. Ich weiß, dass ich meinen Kindern nie etwas antun würde, aber ich fürchte, dass könnte von anderen anders interpretiert werden.
Mag sein, dass die Angst unbegründet ist, aber ich werde keinen Weg einschlagen, der dazu führen könnte, dass man in mir jemanden sieht, der anderen Gewalt antun könnte / möchte.
Ich bin aber wirklich froh, dass die erste Antwort auf meine Geschichte so positiv und hilfsbereit ist. Ich hatte mit Schlimmen gerechnet...
Ich selbst habe bisher professionelle Hilfe ausgeschlossen, auch wenn das, wahrscheinlich, objektiv betrachtet nicht logisch ist. Ich habe Hemmungen über meine Vorstellungen zu sprechen, denn ich möchte auf keinen Fall, dass es irgendwie dazu kommen könnte, dass ich als Gefahr für meine Kinder gesehen werde. Ich weiß, dass ich meinen Kindern nie etwas antun würde, aber ich fürchte, dass könnte von anderen anders interpretiert werden.
Mag sein, dass die Angst unbegründet ist, aber ich werde keinen Weg einschlagen, der dazu führen könnte, dass man in mir jemanden sieht, der anderen Gewalt antun könnte / möchte.
Ich bin aber wirklich froh, dass die erste Antwort auf meine Geschichte so positiv und hilfsbereit ist. Ich hatte mit Schlimmen gerechnet...
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- [nicht mehr wegzudenken]
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R1E1, ich glaube, Du brauchst da keine Befürchtungen zu haben. Es wird ja sehr deutlich, dass Du solche Phantasien von Unfällen nicht genießt. Ich würde denke, dass da vielleicht auch eine frei drehende Neigung zu Schuldgefühlen hinter stecken könnte. Das werde professionelle Therapeut*innen alles schnell erkennen. Ich würde Dir auch raten, Dir dringend Hilfe zu holen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Dann schau dich beim thema Zwangsgedanken mal um, gibt viele Selbsthilfe-Bücher - vielleicht kommst du von dort aus weiter?
..:..
Vielen Dank für euren Zuspruch. Mit dem Schlagwort Zwangsgedanken habe ich nun einen anderen Anhaltspunkt gewonnen, mit dem ich mich auf jeden Fall beschäftigen werde. Mal sehen, ob ich dadurch einen anderen Blick auf mein Problem bekommen kann.
Es ist wirklich aufmunternd von wildfremden Personen ohne Verurteilung Hilfe zu bekommen. Vielen Dank!
Es ist wirklich aufmunternd von wildfremden Personen ohne Verurteilung Hilfe zu bekommen. Vielen Dank!
Ja, das kenne ich. Das habe ich auch. Als Laie würde ich auf Trauma, Angst- und Zwangsstörung(en) tippen. Auf jeden Fall sollte man mit einer Psychotherapie gut angebunden sein. Wichtig ist zu wissen, wann für ein Problem professionelle Hilfe nötig ist und wann nicht.
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