Richtiger Umgang mit cholerischem Vater

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Theory
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 07:47

Hallo und ja, das stimmt wohl.
Das tut mir leid zu hören, dass es bei dir dann anders kam. Bei mir war es fast umgekehrt.. ich hatte die gesundheitlichen Probleme schon ganz früh... und habe durch sie auch entdeckt, dass etwas nicht stimmt.
Ich beginne gerade den neuen Job und ich spüre direkt, wie es nicht das richtige ist.
Aber ich bin aktuell noch auf das Geld angewiesen, also werde ich versuchen, die Probezeit zu schaffen, sollte sich davor nichts anderes, besseres ergeben.
Am liebsten würde ich allerdings direkt aufhören, da ich es jetzt schon merke, dass es nicht das richtige ist... aber nun bin ich erst einige Tage da, vielleicht ändert sich das noch.

Hast du denn auch ohne Job ein schönes, wertvolles Leben? Aktuell bzw bisher konnte ich mir nicht vorstellen, gar nicht mehr oder deutlich weniger zu arbeiten. Die Angst war bisher zu groß davor, was dann passiert.
Aber ich spiele immer mehr mit dem Gedanken.

Viele Grüße

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 13:05

Theory hat geschrieben:Hast du denn auch ohne Job ein schönes, wertvolles Leben?
Ja, hab ich! :ja:
Im Rahmen der Möglichkeiten natürlich. Hab ständig Schmerzen, das frisst einen schon ganz schön auf.
Die körperlichen Einschränkungen "sorgen" dann auch dafür, dass ich zu allem ewig lang brauch, manches mir inzwischen "zurechtbasteln" muss, also ich "findig und kreativ" bleiben "darf". :-D

Langeweile hab ich also keine, noch nie gehabt. Dazu hab ich ein zu reges Innenleben, von Haus aus.

Was halt Nachteile sind:
Klar das Finanzielle, da hab ich auch Existenzsorgen.
Aber ich brauche nicht viel und da ich alleine leben, brauch ich mir nur um mich selber Sorgen machen. Das ist auch weitaus leichter, als wenn ich noch für Kinder und Enkel mitdenken müsste.

Schwieriger sind die Zukunftsängste bzgl. der körperlichen Verfassung, da ich Unterstützung von außen brauche. Immer mehr. Und irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft mindestens Rollstuhl ansteht, wenn nicht sowas wie Umzug ins betreute Wohnen etc.
Also wieder dieses Ausgelieferte, Menschen gegenüber, denen ich mehr oder weniger egal sein werde, da ich deren Job dann bin.

Aber ich sags mal so : Ich kann nichts mehr dran ändern, nur noch alles dazu tun, dass ich mich so lange wie möglich selber versorgen kann.
Das, was danach kommen mag, mich so gut ich kann drauf vorbereiten, dass ich dann mit meinen Ängsten und halt auch weiteren körperlichen Beschwerden halbwegs Umgang und meinen Frieden finden kann.
Mir grauts davor, keine Frage. Aber wenn ich keine Alternativen mehr hab? Muss ich mich damit auseinandersetzen.

Ich merke aber auch jetzt schon, nach einigen Jahren in EU-Rente, dass es am allermeisten auf das ankommt, was ich in meinem Kopf dazu "produziere" und wie ich was bewerte.
Ist eh inzwischen eine meiner eindrücklichsten Lebenserfahrungen : Es hängt weniger bis gar nicht von den Umständen ab, wie es einem geht.
Sondern davon, wie man drauf schaut, wie mans bewertet und ob man sich auf das Problematische fixiert dann oder doch auch noch die anderen Seiten der Medaille sich angucken kann.

Ich hab da zum Glück gute "Vorbilder". V.a. eine langjährige Freundin, die auch wegen körperlicher Einschränkungen schon seit vielen Jahren im betreuten Wohnen und mittlerweile auch schon länger auf der Pflegestation leben muss.
Von deren Umgang mit alldem schau ich mir schon ne Weile allerhand ab. :ja:

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Theory
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Beitrag Di., 26.10.2021, 06:23

Ich merke aber auch jetzt schon, nach einigen Jahren in EU-Rente, dass es am allermeisten auf das ankommt, was ich in meinem Kopf dazu "produziere" und wie ich was bewerte.
Ist eh inzwischen eine meiner eindrücklichsten Lebenserfahrungen : Es hängt weniger bis gar nicht von den Umständen ab, wie es einem geht.
Sondern davon, wie man drauf schaut, wie mans bewertet und ob man sich auf das Problematische fixiert dann oder doch auch noch die anderen Seiten der Medaille sich angucken kann.

Ich hab da zum Glück gute "Vorbilder". V.a. eine langjährige Freundin, die auch wegen körperlicher Einschränkungen schon seit vielen Jahren im betreuten Wohnen und mittlerweile auch schon länger auf der Pflegestation leben muss.
Von deren Umgang mit alldem schau ich mir schon ne Weile allerhand ab. :ja:
Das sind sehr weise Worte und ich denke, dass sie mit die wichtigste Erkenntnis im Leben beinhalten. In jeder Lebensphase zeichnet uns Menschen aus, dass wir einen Weg finden können und dürfen, einen guten Umgang mit uns, unseren Emotionen und mit anderen Menschen zu finden.

Ich beschäftige mich gerade viel mit meinen Ängsten, bzw. habe ich in den letzten Monaten gemerkt, dass ich diese über Jahrzehnet offenbar unterdrück und ignoriert habe... als wären diese immer schon ein Teil von mir und erst jetzt, durch Panikattacken aufgrund äußerer Umstände, merke ich, wie ich diese nun anschauen "muss" um sie aufzulösen.

Dabei ist mir aufgefallen, dass ich praktisch in jeder Lebenssituation, wo ich bisher der Meinung war "eine innere Blockade habe, aber nicht weiß, warum", in Wahrheit meine innere Angst dahinter steckt.

Und soziale Ängste sind das genauso bei mir. Ich wurde in meinem Leben schon in der Schulzeit, aber auch als Erwachsene im Beruf mehrmals gemobbt. Ich sah mich allerdings nie wirklich als Opfer, sondern habe regelrecht dagegen versucht anzukämpfen. Was das Problem meistens noch vergrößerte. Letztlich habe ich beim Jobwechsel gemerkt, dass auch und vor allem ICH es bin, die diese Situationen (auch das Mobbing) mitverursachte. Ich bin dahinter gekommen, dass ich häufig davon ausgehe, dass es die Menschen nicht gut mit mir meinen. Was seine Ursache auch in meiner Kindheit hat - denn wenn du zur Welt kommst und du wirst von Anfang an eigentlich permanent von deinen Eltern angeschrien und geschimpft.... dann ist das was? Dann mobben dich deine Eltern. Diese Erkenntnis und ein paar Affirmationen, die ich morgens höre, helfen mir heute, an das gute im Menschen zu glauben, da ich weiß, dass ich leider dazu tendiere, jegliche Zuckungen im Gesicht des Gegenübers als "Angriff" gegen mich oder als "Antipathie" des Gegenübers zu werden. Um dies in den Griff zu bekommen, muss ich hart daran arbeiten, solche Dinge bewusst auszuklammern und zu ignorieren und jedem Menschen - auch wenn dieser grantig oder wütend ist - mit Empathie zu begegnen, denn in 10 von 10 Fällen bist nicht DU sein Problem.

Es ist schon erstaunlich, was man an sich selbst entdeckt, wenn man anfängt, bewusst zu sein.

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Theory
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Beitrag Di., 26.10.2021, 06:32

Ich habe noch eine Frage - ich habe kürzlich mit meiner Schwester über meine veränderte Haltung ggü meinen Eltern gesprochen. Sie ist dennoch der Meinung, dass der Vater "schon alt und krank ist", dass seine Wutanfälle bzw sein Beschimpfen anderer ein Symptom sind seiner Vergesslichkeit.

Ich merke, wie sie auch merkt, dass sie unter den Einflüssen damals gelitten hat bzw. dass sich diese heute negativ auf ihre Entscheidungsfähigkeit bei wichtigen Themen (finanzielles, wohnen, arbeit) auswirkt. Dennoch, nimmt sie (noch?) nicht bewusst den konkreten Zusammenhang wahr. Sie versucht, ähnlich der Mutter, den Vater "zu entschuldigen". Als hätte sie Angst vor den Schuldgefühlen, wenn sie aussprechen würde und ehrlich ihre Gefühle ausleben dürfte.

Ich habe eine andere Erfahrung gemacht. In der Zeit der Therapie, sagte mir meine Therapeutin, dass ich irgendwann verzeihen kann/soll. Doch was bedeutet das im Kern? Verzeihen bedeutet in dem Fall, dass ich nicht mehr "ja" sage zu meinem authentischen Gefühl das ich habe... insofern unterdrücke ich meine Emotionen, und das habe ich auch sehr lange, weil ich auch Schuldgefühle hatte entsprechend "du sollst Vater und Mutter ehren". Doch unterdrückte Emotionen führten letztlich ja auch zu meiner Erkrankung.

Deshalb glaube ich, dass es für mich der richtige Weg ist, wenn ich nun zu 100% zu mir selbst stehe und nicht mehr zu 100% zu meinen Eltern. Erst daduch kann ich aufrichtig in Wahrheit und Authentizität mit meiner Innenwelt sein.
Meine Schwester plagen heute noch Symptome, die sie nicht in den Griff kriegt...

Was denkst du darüber?

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Waldschratin
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Beitrag Di., 26.10.2021, 12:06

Theory hat geschrieben:Was denkst du darüber?
Dass es recht typisch ist, was du da beschreibst von deiner Familie/deiner Schwester und Mutter : Wenn es einem Menschen an Ethik fehlt, beruft er sich auf die Moral. Sonst müsste derjenige bei sich selber anfangen.

Für mich ist inzwischen auch zu 100% klar, dass es immer richtig und gut ist, wenn ich zu 100% zu mir und Meinem stehen kann/mich das getraue.
Dass ich bin, was ich bin, dass ich fühle, was ich fühle und was etwas in mir auslöst, was jemand/etwas anderes an mich heranbringt, "ist" einfach so und wird künstlich und "falsch", wenn ich das per se verbiege.

Entscheidend ist ja viel mehr, wie ich mit etwas dann umgehe, was in mir "so" ist.

Passt gut zu dem, was du im Post vorher geschrieben hast:
Theory hat geschrieben: Letztlich habe ich beim Jobwechsel gemerkt, dass auch und vor allem ICH es bin, die diese Situationen (auch das Mobbing) mitverursachte.
Als mir das aufging, konnte ich rauswachsen aus dem Opfer-Da-Sein. Hab begriffen, dass ich jetzt wieder Selbstwirksamkeit habe.
Und wie bei dir hat sich auch bei mir an den gegebenen Umständen an sich rein gar nichts geändert : Unverständige, unsensible Menschen und solche, die es noch dazu richtig "lieben", andere fertiggemacht zu sehen, gibt es nach wie vor an jeder Hausecke genug. ;-)

Ich hab mich lange Zeit als "nicht dazugehörig" erlebt, stand "außen vor" und durfte/konnte nicht an dieser "Menschenmiteinander-Blase" teilhaben.
Das ist die eine Seite der Sicht. So erlebte ich und ja, das hatte auch bei mir seine nur allzu guten Gründe, warum ich so erlebte.

Die andere(n) Seite(n) dieses Umstandes musste ich mir erst "erlauben", mir bewusst zu werden.
Dass ich "mitgestalte", auch wenn ich es anders erlebte.
"Man kann nicht nicht kommunizieren" ist da ein weiser Satz dazu.
Man kann als Mensch unter Menschen nicht nur Beobachter von außen sein. Denn das, was man "ist", reicht ja schon, etwas auszustrahlen und damit einzubringen ins Miteinander.

Und wenn etwas meine gewohnte Re-Aktion auf das Früher ist, die aber momentan im Jetzt stattfindet, dann wird die zur Aktion im Jetzt, auch wenn ich selber das ganz anders empfinde in dem Moment.

Aber um auf deine Frage zurückzukommen:

Als Kind deiner Eltern bist du nicht die "Summe" aus Vater und Mutter , sondern ein "neuer" Mensch mit eigenen Möglichkeiten, Variablen etc.pp.

Ich vergleiche sowas gern mit der Chemie : Nimm mal Wasserstoff und Sauerstoff. Zwei Gase, jedes hat seine eigenen Gesetzmäßigkeiten und verhält sich danach und interagiert entsprechend mit seinem Umfeld.

Kommen die beiden Gase aber in der richtigen Mischung und "Umgebung" zusammen, wird Wasser draus.
Wenn jetzt der Wasserstoff und der Sauerstoff im Wasser aber beharrlich weiter drauf "bestehen" würden, dass das Wasser sich gefälligst nach ihren Gesetzmäßigkeiten zu verhalten habe, gäbe das Chaos. V.a. aber könnte man die ganze Lebendigkeit, die ganze Evolution in die Tonne treten und die schöne Erde hier wäre immer noch ein Klumpen Dreck im Universum. ;-)

Im besten Fall respektieren Eltern diesen Umstand, dass ihr Kind nicht ihr Eigentum, eine "Verlängerung" ihrer selbst ist, in dem sie sich weiter ausleben können nach ihren Bedingungen. Sondern freuen sich an der Individualität ihres Kindes und haben die im Blick.

Dass es sich dann immer mal wieder reibt untereinander, ist ja menschlich normal.
Deshalb streitet man, deshalb versöhnt man sich wieder. Als Mensch gilt es doch dauernd, irgendwelche Beziehungen zu klären, weil unterschiedliche Individuen nunmal unterschiedliche Bedürfnisse haben und unterschiedlich ticken.
Das ist zwischen Eltern und Kindern doch keinen Funken anders.

Damit komm ich zum Verzeihen:


Waldschratin
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Beitrag Di., 26.10.2021, 12:26

Theory hat geschrieben:In der Zeit der Therapie, sagte mir meine Therapeutin, dass ich irgendwann verzeihen kann/soll. Doch was bedeutet das im Kern? Verzeihen bedeutet in dem Fall, dass ich nicht mehr "ja" sage zu meinem authentischen Gefühl das ich habe...
Genau. :ja:

Leider ist es schon lange gängig, unter "Verzeihen" sowas wie "so tun als ob nie was geschehen wäre" zu verstehen. Und entsprechend dann auch einzufordern von demjenigen, dem man was angetan hat.

Normaler Umgang mit Verletzung und Vergebung wäre aber ein anderer.
Dazu braucht es aber wieder einen halbwegs gefestigten Charakter. Denn dazu muss man sich erstmal eingestehen können, dass man einem anderen Unrecht getan hat. Was Schuldgefühle zur Folge hat. Berechtigte!

Will aber keiner haben. Ist ja auch verbunden mit Scham und Versagensgefühlen und Unwertdenken über sich. Keiner will ein "schlechter Mensch" sein. Kannst du Serienmörder und Sadisten fragen : Da erlebt sich keiner als "schlecht" an sich.

Deshalb wird der vermeintlich leichtere Weg gewählt : Man hat ja nur deshalb so agiert, weil.... Also ist Umstand x dran schuld, dass man so gehandelt hat.
Bei deinem Vater : Da ist jetzt sein Alter und seine Vergesslichkeit dran schuld, dass er seine Boshaftigkeiten so schonungslos raushaut.

Das stimmt sogar.
Ändert aber nichts daran, dass er diese Boshaftigkeit sein Leben lang gehegt und gepflegt und auf Kosten derer um sich rum ausgelebt hat und sich nie selber Mühe mit seinen Baustellen machen wollte.

Da vereint sich für mich mein Verständnis für einen Aggressor damit, dass ich ihn aber nicht per se von seiner Verantwortung für sein Handeln entbinde.

Wenn ich jetzt mal an meinen Onkel denke (einer meiner Haupttäter) : Da bin ich seit Jahren dran, dem vergeben zu bekommen.
Denn "blind verzeihen" kann ich dem nicht, was der mir alles angetan hat.

Wenn ichs also "sehend" tun will, muss ich mir erstmal bewusst machen, was da alles passiert ist durch ihn. Nicht nur an seinen konkreten Taten, sondern weitaus mehr noch an dem, was es in mir ausgelöst, zerstört und angerichtet hat.

Da bin ich dann bei dir : Ich muss mir (Mir! Nicht ihm!) bewusst und klar machen, welche Gefühle und welches Erleben und welchen "Zustand" mir das beschert hat.

Dass da als meine Re-Aktion drauf Wut, Hass, Verachtung und Wunsch nach Rache aufkommt, find ich nicht nur herzlich normal, sondern auch gesund.

Ob ichs unbesehen auslebe, an ihm oder an den Seinen etc., steht auf einem anderen Blatt.
Denn das wird dann wieder zu meiner Aktion. Und das hab ich selber in der Hand. Und das ist wichtig, dass mir das klar ist, denn meine Aktion wird sich immer auch wieder direkt auf mich selber rückauswirken.

Deshalb frisst einen "konservierter" Hass und "konservierte" Verachtung auf mit der Zeit.
Und deshalb find ich für mich selber Vergebung so wichtig und gesund.

Denn ganz ehrlich : Für mich ist der Maßstab, ob ich mit dem Prozess einer Vergebung fertig bin der, dass mir der Aggressor tatsächlich egal geworden ist. Dass es mich nicht mehr tangiert, wie es dem geht oder was der erlebt.
Selbst wenn er alles Glück der Erde erleben mag und es ihm blendend gehen mag, dass selbst das mir dann egal ist, weil ich nicht mehr "verknüpft" mit ihm bin durch seine Verletzung an mir.

So, bissl arg ausführlich und lang geworden. Aber das wars mir grad mal wert, damits auch halbwegs klar wird, was ich sagen will. :-)

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Takli
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Beitrag Di., 26.10.2021, 14:37

Bei mir war "verzeihen" erst möglich, als ich mir die Haß-, Wut- und Rachegefühle wirklich zugestehen und damit loslassen konnte. Das war bei mir ein körperlich erschöpfender Prozeß, da diese Emotionen viel Energie gebunden hatten. Falsche Schuldgefühle gegenüber dem Verursacher sind da sehr hinderlich. Meine Eltern haben von dieser Entwicklung übrigens überhaupt nichts mitbekommen. Ich wollte diese negativen Gefühle, die mich innerlich kaputt gemacht haben, vor allem für mein eigenes Wohlbefinden loswerden. Meine Eltern habe ich mit diesen Gefühlen nie konfrontiert, weil ich das Gefühl hatte, daß sie das gar nicht verstehen würden. Trotzdem fand ein innerer Befreiungsprozeß bei mir statt, die emotionale Abhängigkeit nahm ab und ich konnte mich aus der destruktiven Beziehung lösen (in meinem Fall ohne die äußere Beziehung abbrechen zu müssen).

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Theory
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Beitrag Mo., 27.12.2021, 08:07

Hallo wieder,

ich hoffe, ihr verbringt alle schöne Weihnachten.

Bei mir ist Weihnachten seit einiger Zeit nicht mehr das, was es war.

Ich verbringe es meist allein mit meinem Freund. Dieses Jahr bildete ich mir ein, dass ich Lust hätte, meine Eltern und Familie zu besuchen. Jedoch sitze ich nun am Tag der Reise hier und würde am liebsten alles abblasen.

Ich möchte einfach keinen oder so wenig Kontakt wie möglich mit meiner Familie. Ich komme über vor allem die letzten offenen Beleidigungen durch meinen Vater nicht hinweg... es ist nach vier, fünf Monaten, einfach noch zu frisch und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich ihm das je verzeihen kann..

Tatsächlich bringt diese Reise für mich nichts Positives. Ich kann diesem gesamten Besuch nichts Gutes abgewinnen. Und ehrlich gesagt, wenn die beiden heute in Frieden sterben würden - es wäre für mich nichteinmal schlimm. Ich würde mich eher befreit fühlen. Dabei wünsche ich ihnen nicht den Tod, ich wünsche nur einfach keinen Kontakt und keine Schmerzen mehr. Und ich interessiere mich nicht mehr für sie und ich bin auch nicht mehr auf deren "Liebe" (mir wird übel, wenn ich dieses Weot in Zusammenhang mit ihnen in den Mund nehme) angewiesen.

Am liebsten wäre mir, sie wären einfach nicht mehr da. Ich will sie und all die negativen Gefühle, die ich mit ihnen verbinde, den Schmerz, einfach vergessen. Und ja, das betrifft auch meine Mutter, denn sie hat gezeigt, dass sie auch dann zu ihrem Mann steht, wenn dieser offen seine Beleidigungen uns gegenüber ausspricht. Und auch das ist für mich nichts, was ich mit meinen Werten vereinbaren kann.

Daher werde ich den Trip nun einfach absagen, bevor nun noch mehr Kosten entstehen (denn es ist bereits alles gebucht).

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