Es wurden Grenzen überschritten - Stiefvater
Ich finde es übrigens sehr richtig, dass du dich nicht zu dingen zwingst, die gegen deine inneren Widerstände gehen. Wenn deine Therapie gut verläuft, werden sich solche Situationen mit der Zeit von selbst bessern, ohne dass du dich dazu zwingen musst.
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In letzter Zeit geht es mir wieder recht schlecht. Ich fühle mich was meine Ex-Beziehung angeht langsam so gebunden an der Kette wie ich mich jahrelang an meinen Stiefvater gebunden gefühlt habe oder hat da nur eine Verschiebung stattgefunden. Meine Therapeutin (und mein Kopf!) sagt mir wie ausbeuterisch, grenzüberschreitend und destruktiv sich mein Ex-Partner verhielt und meine ganzen Gefühle sagen mir das komplette Gegenteil: Große Liebe meines Lebens, einzige Liebe meines Lebens, blabla. Ich kann es vor mir selbst kaum noch hören geschweige denn ertragen, seit Wochen bin ich mal wieder nur traurig von morgens bis abends, froh wenn ich endlich schlafen gehen darf (und nicht von Alpträumen gequält werde), mutlos überhaupt jemals wieder einen Mann in mein Leben zu lassen, Gedanken an Vergleiche und das alles besetzt ist. Das kann doch nicht sein. Wieso weiß mein Verstand ganz klar, dass das keine Liebe war, niemals zu keinem Zeitpunkt aber mein Herz will darauf beharren, dass es das gewesen sein musste, obwohl es dabei nur festhängt und förmlich zerspringen will wenn ich mir reale Begebenheiten vor Augen führe. Das ist wie "in sich irre sein" und dauernd auseinandergerissen werden in zwei Hälften. Wundert mich eigentlich selbst kaum noch, dass ich nur noch schlafen will. Das ist soooo anstrengend, alles. So anstrengend, dass ich fast schon bereue die Therapie angefangen und angefangen habe "hinzuschauen"...
Liebe myelanne,
ich bin ganz neu hier und habe diesen Thread mit großem Interesse gelesen, weil ich einiges von mir hier wiedererkenne, wie der Missbrauch seitens des Partners der Mutter sowie das Nachtrauern einer "großen Liebe", von der man im Grunde genau weiß, dass sie nie echt war.
Natürlich sollte man nicht von sich auf andere schließen, aber das ist, was mir dazu einfällt und was, ehrlich gesagt, bei mir ganz gut passt
LG, nulla
ich bin ganz neu hier und habe diesen Thread mit großem Interesse gelesen, weil ich einiges von mir hier wiedererkenne, wie der Missbrauch seitens des Partners der Mutter sowie das Nachtrauern einer "großen Liebe", von der man im Grunde genau weiß, dass sie nie echt war.
Das Gefühl kenne ich so gut, bei mir ging das so weit, dass ich meine innere Gespaltenheit mit einer Ehe auf der einen, und einer Affäre mit der "großen Liebe" auf der anderen Seite gelebt habe. Dass es nicht gut ausgegangen ist, ist naheliegend Ich bin auch dankbar für den Schmerz, den es bei mir ausgelöst hat, weil ich dadurch seit 1,5 Jahren in Therapie bin und jetzt endlich die ersten Momente erlebe, in denen ich zu hoffen beginne, eines Tages wirklich leben zu wollen. Ich hab mir so oft gedacht, dass mir das alles einfach zu anstrengend ist, und dass ich am liebsten einfach nur noch schlafen würde. Auch bin ich nach wie vor in meinen Mustern gefangen, mit denen ich vor dem "Hinschauen" und noch schlimmer - dem "Hinfühlen"´- fliehen möchte (ich war schon 2x knapp davor, in der Sitzung aufzustehen und einfach zu gehen ), aber ich gehe auch so manchen zarten Schritt nach vorne.myelanne hat geschrieben: ↑Fr., 10.05.2019, 11:25 Das ist wie "in sich irre sein" und dauernd auseinandergerissen werden in zwei Hälften. Wundert mich eigentlich selbst kaum noch, dass ich nur noch schlafen will. Das ist soooo anstrengend, alles. So anstrengend, dass ich fast schon bereue die Therapie angefangen und angefangen habe "hinzuschauen"...
Ich kann nur spekulieren, aber könnte es sein, dass du etwas in dieser Beziehung gefunden hast, wonach du dich für dein Leben sehnst? Etwas, wovon du weißt, dass du es von eben diesem Mann nicht (mehr) bekommen kannst, aber was du dir dennoch für dein Leben unbedingt wünschst (und auch wünschen darfst)?
Natürlich sollte man nicht von sich auf andere schließen, aber das ist, was mir dazu einfällt und was, ehrlich gesagt, bei mir ganz gut passt
LG, nulla
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)
(Kafka)
Liebe Nulla, das ist definitiv so. Deine Worte berühren mich. Ich versuche es zu beschreiben: Wie er mich in stillen Momenten die wir miteinander teilten in seinem Arm hielt und mich durchströmte ein so warmes Gefühl von sich völlig geboren fühlen. Einmal saßen wir zusammen am Rhein, ein Gewitter zog auf und wir waren so versunken in Erzählungen über uns, unser Leben und was wir uns wünschen. Keine Ängste, keine Sorgen, nur tiefe Verbundenheit.nulla hat geschrieben: ↑Sa., 11.05.2019, 01:43 Ich kann nur spekulieren, aber könnte es sein, dass du etwas in dieser Beziehung gefunden hast, wonach du dich für dein Leben sehnst? Etwas, wovon du weißt, dass du es von eben diesem Mann nicht (mehr) bekommen kannst, aber was du dir dennoch für dein Leben unbedingt wünschst (und auch wünschen darfst)?
Natürlich sollte man nicht von sich auf andere schließen, aber das ist, was mir dazu einfällt und was, ehrlich gesagt, bei mir ganz gut passt
LG, nulla
Und dann, nur wenige Wochen später, wie ein Wimpernschlag quasi, liege ich in einem Krankenwagen und mein ganzes Dasein ist in Trümmern, weil ich aus Angst vor Gewalt kopflos abgehauen und vollkommen aufgewühlt und panisch in einen Unfall geriet. Das Implantat habe ich immer noch als Mahnung in mir drin. Da gibt es noch weitere Narben aus dieser Beziehung die noch tiefer sitzen.
Ich war 16 Jahre mit einem Mann zusammen sogar verheiratet gewesen, ohne dass es Gewalt gab, aber es gab auch dieses innige Gefühl von Liebe und Geborgenheit nicht. Wenn man dann im Krankenwagen liegt denkt man was für ein übles Tauschgeschäft das eigentlich gewesen ist. Und was habe ich eingetauscht, Sicherheit gegen eine Beziehung mit meinem Stiefvater sozusagen, bei dem ich mich auch in dem einen Moment aufgehoben gefühlt habe und im nächsten Moment an Leib und Seele bedroht. Diese Dichotomie wenn es denn eine ist möchte ich so unbedingt für mein Leben auflösen. Aber ist es vielleicht zu spät, denn was möchte ich jetzt noch riskieren, mehr schaffe ich nicht mehr? Und kann ich das überhaupt oder würden mich meine Sehnsüchte wieder in die Nähe von Gewalt und Grenzüberschreitung rücken. Ich kann mir selbst nicht mehr trauen gerade. So erkläre ich mir auch meine Fressattacken. Ich fresse mich voll, um mich zu schämen, denn Scham hält mich davon ab, mich mit dem Thema Mann/Beziehung oder gar Sexualität konfrontieren zu müssen. Ich fresse mir also diesen Schutzpanzer an, nicht, weil ich denke, ich wirke dann abschreckender und unattraktiver, so eitel bin ich dann auch nicht, sondern, um mich genug schämen zu können nicht in Gefahr zu laufen mich sehnsüchtig, bedürftig auf etwas einzulassen.
Darf ich dich fragen wie deine Geschichte "ausgegangen" ist (wobei es ja nie ein Ende gibt) und was deine zarten Schritte nach vorn sind? Ich will auch nach vorn. Wo ist vorn? Fehlt mir vielleicht nur der Mumm? LG
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Liebe myelanne,
wir haben scheinbar noch etwas gemeinsam...
Zu deinen Fragen:
Der Mann, mit dem ich die Affäre hatte, war auch verheiratet und hat - wie ich - Kinder. Wir haben trotzdem von einer gemeinsamen Zukunft geträumt, auch wenn wir nicht wussten, wie wir das schaffen sollten. Als ich meinen Mann definitiv verlassen wollte (in der Ehe gab es schon vor der Affäre so einige Probleme) und eine Wohnung gefunden hatte, hat er im letzten Moment aufgehört, mich darin zu bestärken, wodurch ich die Kraft verloren habe, es durchzuziehen. Damals hatte ich wohl schon erkannt, dass es nie mehr als eine Affäre für ihn sein würde, und zeitgleich kamen die ersten Panikattacken oder Erlebnisse wie an einen Ort zu fahren, und an einem anderen "zu mir" zu kommen. Da habe ich dann auch mit der Therapie begonnen.
Die Affäre lief weiter, aber zu wissen, dass ich ihn nie ganz für mich haben könnte, hat der Beziehung die Leichtigkeit genommen, und er hat dann wohl immer mehr die Freude daran verloren. Er hat mich so weit manipuliert, dass ich ihn dann im März letzten Jahres verlassen habe. Die Trennung konnte ich sehr schwer verkraften, während er im November eine andere Frau kennengelernt und im Jänner für sie seine Ehefrau verlassen hat. Wie schmerzhaft und demütigend ich das empfunden habe, muss ich dir vermutlich nicht erklären. Es kam dann zu Situationen, die mein Thera als "Retraumatisierung" bezeichnet hat, aber mittlerweile wird es ein wenig besser. Zumindest weiß ich jetzt, dass ich bei ihm nie gefunden hätte, was ich mir wirklich wünsche. Ein erster zarter Schritt.
Ein weiterer Schritt ist, dass ich manchmal in der Lage bin, auf Kränkungen nicht mit meinen gewohnten aggressiven Verhaltensweisen zu reagieren, sondern andere Strategien finde. Das klappt nur manchmal, aber immerhin...
Und, was mir für mich am wichtigsten ist, es gibt jetzt manchmal Momente, in denen ich mich nach einem Leben sehne, und nicht nur darauf warte, bis ich endlich sterben darf. Ich halte mich zwar nicht für suizidgefährdet, aber die Todessehnsucht ist seit Jahren mein treuer Begleiter Daraus ergibt sich vielleicht auch das, was für mich ein "vorne" wäre... Mir ein Leben zu wünschen und bereit zu sein, es zu gestalten.
Ich hoffe, das ist irgendwie schlüssig bzw. nachvollziehbar
GLG, nulla
wir haben scheinbar noch etwas gemeinsam...
Das ist bei mir ähnlich
Oh Das freut mich
Zu deinen Fragen:
Ich versuche, mich kurz zu fassen, was nicht so einfach ist.
Der Mann, mit dem ich die Affäre hatte, war auch verheiratet und hat - wie ich - Kinder. Wir haben trotzdem von einer gemeinsamen Zukunft geträumt, auch wenn wir nicht wussten, wie wir das schaffen sollten. Als ich meinen Mann definitiv verlassen wollte (in der Ehe gab es schon vor der Affäre so einige Probleme) und eine Wohnung gefunden hatte, hat er im letzten Moment aufgehört, mich darin zu bestärken, wodurch ich die Kraft verloren habe, es durchzuziehen. Damals hatte ich wohl schon erkannt, dass es nie mehr als eine Affäre für ihn sein würde, und zeitgleich kamen die ersten Panikattacken oder Erlebnisse wie an einen Ort zu fahren, und an einem anderen "zu mir" zu kommen. Da habe ich dann auch mit der Therapie begonnen.
Die Affäre lief weiter, aber zu wissen, dass ich ihn nie ganz für mich haben könnte, hat der Beziehung die Leichtigkeit genommen, und er hat dann wohl immer mehr die Freude daran verloren. Er hat mich so weit manipuliert, dass ich ihn dann im März letzten Jahres verlassen habe. Die Trennung konnte ich sehr schwer verkraften, während er im November eine andere Frau kennengelernt und im Jänner für sie seine Ehefrau verlassen hat. Wie schmerzhaft und demütigend ich das empfunden habe, muss ich dir vermutlich nicht erklären. Es kam dann zu Situationen, die mein Thera als "Retraumatisierung" bezeichnet hat, aber mittlerweile wird es ein wenig besser. Zumindest weiß ich jetzt, dass ich bei ihm nie gefunden hätte, was ich mir wirklich wünsche. Ein erster zarter Schritt.
Ein weiterer Schritt ist, dass ich manchmal in der Lage bin, auf Kränkungen nicht mit meinen gewohnten aggressiven Verhaltensweisen zu reagieren, sondern andere Strategien finde. Das klappt nur manchmal, aber immerhin...
Und, was mir für mich am wichtigsten ist, es gibt jetzt manchmal Momente, in denen ich mich nach einem Leben sehne, und nicht nur darauf warte, bis ich endlich sterben darf. Ich halte mich zwar nicht für suizidgefährdet, aber die Todessehnsucht ist seit Jahren mein treuer Begleiter Daraus ergibt sich vielleicht auch das, was für mich ein "vorne" wäre... Mir ein Leben zu wünschen und bereit zu sein, es zu gestalten.
Ich hoffe, das ist irgendwie schlüssig bzw. nachvollziehbar
GLG, nulla
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)
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