Gedichte einer Kätzin

Manchen Menschen fällt es leichter, über ihre Gefühle und Gedanken zu schreiben oder zu malen, als sie auszusprechen. Hier ist Platz dafür: Bilder, Gedichte, Erfahrungsberichte und andere Texte (bitte nur eigene).
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kaetzin
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Gedichte einer Kätzin

Beitrag Fr., 07.03.2008, 00:06

Gedankensprünge

Flüssige Luft dringt herein,
kündet vom Tag,
vom Sein.
Schwere Lungen,
dünner Atem,
Wellen branden über dich,
schicke sie verziert mit Blüten,
schmücke mich,
mache mich schön.
Ungesehen verrinnt Herzblut,
seicht dünstet mein Geruch,
prostituiere mich
der Subjektivität,
ausgeliefert,
frei von mir.
Ich singe Erinnerung,
verheimlichte Pein,
ich singe von Ruhe.
Still in Marmor gehauen,
begreifen wir uns,
haben die Vorhänge zerrissen,
sie dürfen nicht fallen.
Erbrich deine Fehler,
hier wird nichts verhallen,
Antworten lauern im Raum.
Mit krampfender Hand
einen Abschied gewunken.
Wir atmen
verschollenes Leben,
ein abgeschlossener Trauerring
tropft leise
ins Bewusstsein,
wenn Erde uns wiegt
ist nicht alles vorbei.
Irgendwo irrlichtern wir umher,
beschweren die Flüchtigkeit,
zu ungezählter Zeit.
I am a ghost and as far as I know, I haven`t even died (Morrissey)

Was I the bullet or the gun or just a target drawn upon ? (Aimee Mann)

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kaetzin
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Beitrag Fr., 07.03.2008, 00:08

Erinnerungssplitter

Leere Liebe
aus alten Zeiten,
erfüllt mich
mit antiker Sehnsucht,
silbert wie Schmelzwasser
durch meine Adern,
entfacht durch tägliche Funken,
schreit nach ihrem Begräbnis,
habe sie wissentlich mumifiziert.
Eine Träne,
eine einzige,
lässt mein Auge frei,
das kam, sah
und sich schließen musste.
I am a ghost and as far as I know, I haven`t even died (Morrissey)

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kaetzin
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Beitrag Fr., 07.03.2008, 00:09

Tanznacht

Mein Kopf geplündert,
verkauf meine Gedanken
zu überhöhten Preisen,
ich bin verteuert
ich möchte dich lieben,
zu Liedern,
die dir nicht gefallen,
treib mich weiter
im Rhythmus,
lass mich tanzen,
Körperlichkeit genießen,
Bieratem,
nasse Achsel
ich sterbe nicht für jeden.
Gereinigte Orgasmen,
schenk mir alles,
Licht reflektiert nicht
auf mir,
Gib mir Leben,
hier
jetzt
immer,
mach mich fleischlich,
ich muss dich
haben
der Tod kam nicht
durch die Gesichtskontrolle.
Genieße heute
Mein funkelndes Lächeln,
meine bewegliche Hüfte,
wir tanzen,
bis der Schatten bricht,
labe dich
an mir
verschleudere
mich nicht
I am a ghost and as far as I know, I haven`t even died (Morrissey)

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kaetzin
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Beitrag Mi., 12.03.2008, 01:34

Bruchstücke

Lange Tage umgarnen mich
ohne den letzten Faden zu erwischen,
immer Energie,
das Kraftfeld zwischen uns,
meine Hand verbrennt
und findet den richtigen Weg
in die falsche Richtung.
Viel zu weit zurück,
während Zukunft an die Tür klopft
und Gegenwart neben mir Platz nimmt,
Hallo sagt und sich ein Bier öffnet.
Sind wir Verdrängung?
Gepresst zwischen alte Blätter,
bedarf es nur eines Tropfens
unseres Wassers, um zu blühen.
Kleine Eintagsfliegen sammeln sich
um vereinzelte Momente,
Ich ströme zu Dir,
raffe Deine Segel,
lass uns gleiten
Aber halt die Fresse,
zertrampelte Worte
höre ich nicht mehr richtig,
du Aquarell,
alles Wasser stillt diesen Durst nicht,
du Tortenstück,
serviert auf rostigem Tablett,
bist du Luxus?
Was muss, findet seinen Platz,
in der Vitrine unserer Leben.
I am a ghost and as far as I know, I haven`t even died (Morrissey)

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kaetzin
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Beitrag Mi., 12.03.2008, 01:35

Für Dich

Komm nach Hause,
suche es,
sie begehren dich,
kriegen dich nicht,
denn ich bin hier,
halte meine Schilde,
opfere auf.
Wenn sie deine Seite verlassen,
stehe ich noch dort,
wenn dein Witz versagt,
lache ich,
bin hier für jeden Zweck.
Du scheinst groß und warm
in meiner Welt,
doch bist nicht die Lava,
die wir scheuen.
Deine Haut habe ich immer gesehen,
viel bleibt mir fremd,
doch nicht das Wesentliche,
wir sind geboren, zu verewigen.
Ich helfe dir,
verlasse niemals deine Burg,
ich kämpfe für dich,
mobilisiere Heere,
nichts tötet uns,
wir haben unser Leben,
wir gehen weit, wir wollen streben.
Wirst du auch fern sein,
ich bin dein.
Ich trage deine Trophäen hinaus,
ich posaune, ich bete,
ich geh dir voraus.
Trage dich in meiner Sänfte,
bring dich hinaus ins gelobte Land,
ich preise deiner Geschwister Juwelen,
wir sind nicht unerkannt.
Ich trag dich bei mir,
bis die Seele verraucht,
ich bin die Ewigkeit,
ich bin dein Brauch .
Wir hoben aus tiefsten Gewässern
die Schätze,
wir glauben, würdigen,
wir wissen das Beste.
Ich hab dich vergoldet,
wer sonst sollte scheinen,
wie Sonne so mächtig,
wir sind nicht bescheiden.
I am a ghost and as far as I know, I haven`t even died (Morrissey)

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sonnewasser
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Beitrag Mi., 12.03.2008, 09:02

Finde, du schreibst mit deinen Worten richtige Bilder...
das schafft nicht jeder, schöne Texte.

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kaetzin
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Beitrag Di., 18.03.2008, 02:49

Danke, liebe sonnewasser!

Das Rezept solcher Gedichte ist eigentlich sehr simpel gestrickt:

Eine Emotion erzeugt ein Gefühlsbild, halte es schriftlich fest, lass dich aus den Details weiter hinaustragen. Klopp alles in ein Word-Dokument (ich schreibe ausschließlich am Rechner), gib dem Bild Zeit, mit dir in Kontakt zu treten und schmücke es mit artikulierten Gefühlen aus, die dir zum Bild einfallen. Das kann einige Zeit dauern, aber lass es nicht zu lang sein.

Lieben Gruß,
kätzin
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Beitrag Di., 18.03.2008, 02:57

Lebewesen

Stürme trugen dich weit fort
In alle Winkel dieser Welt
Verloren
gefunden
vergessen
bedacht
Der Mensch hat dich zu dem gemacht
Hast nicht sein sollen,
nur werden dürfen,
doch zu kurz,
kein Schlaf
kann deine Träume heben
aus dunklen Tagen
mit Angst, Gewalt
dir war gewiss,
kein Hoffen mehr,
mit Sicherheit
der Weg zu weit,
zurückzufinden als
Sohn
Geliebter
Bruder
Vater.
Wie war der Himmel,
in dem dein Blick brach,
Sonne
Wolken
Nacht
und kalt?
Für dich blieb nur
hier zu verwesen,
in deinen leeren Augenhöhlen,
sammelte sich Regen,
wie letzte Tränen,
fremde Sehnsucht,
Heimlichkeit kennt keine Zeit,
nur verwesen.
Lebe!
Wesen!
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lilly2204
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Beitrag Di., 18.03.2008, 18:10

hallo Kaetzin,

deine Worte berühren mich extrem. weiss nicht warum aber ich spüre diese Emotionen die aus dir Sprechen.

Schön, traurig, zum Nachdenken anregend.

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kaetzin
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Beitrag Fr., 31.10.2008, 20:43

Stille ist eingetreten

Erschlagen, ausgeblutet
liegt die Hoffnung danieder.
Verstrichen ist die Zeit,
die noch bleiben sollte.
Steinerne Stunden
machen Gefühle schwer,
während sich Schädel weiten,
um zu entkommen,
allem, was sich nähert.
Der Teufel streichelt die Seele,
bekommt sie nicht,
ist längst vaporisiert,
sucht die Wege ab,
auf denen mutig gegangen wurde,
sucht ein Zuhause.
Abendlicht gefriert,
mild fühlend,
hinter allem Schmerz versteckt
weiter
den gelähmten Tagen
entgegensehen.
Entwohnte Ödnis,
Mechanik lässt weiterleben,
dankbar sein.
In stillen Spiralen
bewegt sich Zukunft,
lässt Trost spielen,
fordert Kraft,
gestraffte Haltung,
ein Leben
über der verbrauchten Luft.
Staubige Sommerstraßen abschreiten,
bis das Licht hereinbricht.
I am a ghost and as far as I know, I haven`t even died (Morrissey)

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kaetzin
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Beitrag Fr., 31.10.2008, 20:44

Asphalt

suche Straßen
ohne Deinen Namen,
lange Wege
ohne Dich
die Autobahn
jede Markierung
trifft mich
schlägt mich
war meine Weisung
auf dem Weg
zu Dir
Du klebst und klebst
an diesem Lenkrad,
diesem Sitz,
an meinem Rücken
dem Asphalt
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