Projekt: ad absurdum & chandelle- Camilla's Tagebuch

Manchen Menschen fällt es leichter, über ihre Gefühle und Gedanken zu schreiben oder zu malen, als sie auszusprechen. Hier ist Platz dafür: Bilder, Gedichte, Erfahrungsberichte und andere Texte (bitte nur eigene).
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chandelle
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Projekt: ad absurdum & chandelle- Camilla's Tagebuch

Beitrag Mi., 19.01.2011, 04:18

wertes tagebuch, ich bin camilla.
ich bin 15 jahre alt. seit heute. die kleine prinzessin mit der zierlichen figur, den langen blonden haaren, und cognacfarbenen augen, 15. heiratsfähiges alter? nun, wir schreiben das 21. jahrhundert, genaugenommen den 3. januar 2011.

fast erwachsen, sagen sie. erwachsen sein. es ist vermutlich die hölle. 3:50 morgens - und der tag dräut heran. ich bin 15, und ich habe mit der familie zu feiern. torte fressen. ob sie mich mit richtigem sekt anstoßen lassen? ha. alkohol zerstört gehirnzellen. eh nicht schade drum - widerwärtige graue masse. verfällt, während man noch lebt. ob opa weiß, wie alt ich bin? vermutlich nicht. konversation mit alten menschen ist wie... naja. wieso kann ich nicht gehen? könnte mich ja zu sehr amüsieren. mit freunden, oder dergleichen. aber was ist das schon. ich bin 15, nicht 16.
diese lügner. reden ständig von meinem tag - ist ihr tag, prinzesschen repräsentiert. vergeudete jugend vor den alten.

prinzesschen ist hübsch,prinzesschen ist klug- sagen sie, aber ich bin so sauer!
sehen sie nicht wie ich mich quäle? natürlich nicht - hübsche fassade, 15 jahre arbeit, maßarbeit, blitzblank. man möchte dran abprallen, zu deren füßen erfrieren.

die feder kratzt. papier ist geduldiger als haut. papier blutet nicht. ich halte den stift wie... nein. halte den stift umkrallt, fest, kratze buichstaben. besser. worte als waffen. und schuss. sollte mich schlafen legen. der 'große tag' wartet. möge er niemals kommen. 100 jahre dornröschenschlaf. in 100 jahren, was wär dann? alles weg, alles gut. die neue welt. eine ältere sonne - scheint angenehmer.

gute nacht liebes tagebuch

deine camilla!

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ad absurdum
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Beitrag Do., 20.01.2011, 15:06

04.01.2011
liebes tagebuch!
die welt dreht sich um mich – ha! nicht mehr, es ist vorbei. der schädel drückt, zieht nach unten. kann aber nicht mehr schlafen. der geburtstag - nun, hatte ich meinen spaß? irgendwie wohl doch. es gab wein. wider erwarten. diese selige leichtigkeit, es war schön. man möchte immer so sein. ein breites grinsen im gesicht, erträgt sich das ganze wohl auch leichter.

na gut, ich kann es nicht im dunkeln lassen. sie war hier. annika war hier. wir kennen uns schon seit der kindergartenzeit, und jetzt? sie ist wie eine schwester für mich. aber es war anders. und bevor ich mich versah - spannung. wir haben herumgeknutscht, und nun weiß ich nicht... aber es war.. bemerkenswert. aufregend. großartig. diese weichheit - in watte gepackt? nein. anders. es war vergessen. und hell. es fällt mir schwer, darüber zu schreiben. so viel hinter mir. würde ich es wieder tun? vermutlich. was das jetzt heißt? ich weiß es nicht. ich bin, offenkundig, verwirrt. bedeutet das jetzt, dass ich mich für mädels interessiere? was wenn? meine beste freundin? und jetzt - ich kann keinen anfang machen. ich will das nicht. ich kann ihr nicht in die augen sehen - muss es auch nicht. bald fängt die schule wieder an. weiß nicht, ob freuen oder weinen. angst, angst angst, freude freude freude- licht und schatten.

gute nacht, liebes tagebuch,

deine camilla!

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Egon Schiele

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chandelle
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Beitrag Do., 20.01.2011, 22:55

annika - der gedanke an sie lässt mich nicht los. bauchkribbeln dabei. aufregung? wie werde ich die ferien überstehen? habe ihr doch noch geschrieben. "wie geht es dir?" nichts. anrufen? trau ich mich nicht. man! will sie so gern sehen. noch eine sms. "was ist denn los?" na was wohl. nichts. wieder nichts. noch eine nachricht - rein gar nichts. was soll ich tun? immer war es anders. und jetzt? einfach zu ihr fahren, anklingeln?
essenszeit - ich hab nichts runterbekommen. schon aus dem zimmer zu kommen... und dann dieser sorgenvolle blick. mum, es ist nichts los. ich habe keinen hunger. es ist ihr doch egal. kann sie mich nicht in ruhe lassen? schnell wieder rauf. ins bett. den eigenen bauch umklammern. alibihaft? seltsam. seltsam, das war nie so.

kommen mir die tränen? nicht so richtig. was ist, wenn sie mich nie mehr ansieht? das ganze war ein fehler, warum hab ich mich drauf eingelassen? ich hasse es - so geht alles zuende. vielleicht sollte ich ihr schreiben. das kann sie nicht ignorieren, kann sie das etwa?

mir fällt micha ein. bah. pure unromantik. trainierter körper an meinem. erstes mal, kein richtiges gefühl. kein kribbeln. enttäuschend. sie hingegen, weich. schöne stimme, augen funkeln, wenn sie lacht. denke daran, sie anzufassen. ihre brust streicheln. was ist das? ist das nicht albern? gehört sich nicht, möchte man meinen. aber zu spät. gedanken sind frei? unfrei, kreisen um sie.

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ad absurdum
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Beitrag So., 23.01.2011, 20:11

06.012011
liebes tagebuch,

stundenlang, nichts. kein anruf, keine nachricht, rein gar nichts. beinah kann ich mich damit abfinden, ihr erst nach dem wochenende wieder zu begegn- eine sms. ich hab es gehört, und doch trau ich mich kaum, nachzusehen. ich zittere. was wird drin stehen? alles hängt davon ab... ich muss. aber... jan? das ist nicht annika, jan ist annikas bester.
"annika hat mir alles erzählt - lass sie doch in ruhe, sie will nicht mit dir reden. jan"
-hier findet sich ein ansatz, der wild ausgekritzelt worden ist-
sie will nicht. mit mir reden. lässt sie mir ausrichten. ich ertrage es nicht. das papier verschwimmt. ich weine. Schwäche?

ich fühle mich wie unter wasser. als hätten meine salzigen tränen das aquarium gefüllt - einen ozean. ich bin ein stummer fisch, es gibt keinen ausdruck.

ich öffne den mund, um etwas zu sagen, aber schließe ihn wieder. das wasser drückt zu den seiten meines halses wieder hinaus. ich schweige. und wünsche mir, dass eine sturmwelle mich ans nächste ufer treibt, um zu sterben in dieser fantastischen sommerluft am strand. mögen mich die möwen zerreißen - so bereise ich die welt, wie ichs mir immer gewünscht habe, und das blanke gerippe wird dies sonne sehen. so diene ich doch jemandem, der möwe, die lachend über mich hergeflogen ist bevor sie mir meine seele aus dem leib gefressen hat. metamorphose durch den verdauungstrankt. gellendes kreischen, ich lebe nicht, ich war. und doch trägt ein hauch meiner seele spuren im dunklen bauch, und sie fühlt sich wohl in der dunkelheit- geborgen in der wärme. geschützt vor der gleißend sonne des lebens.
sie würden es nie verstehen. seltsam, fänden sie es. und doch wahrer als diese verlogenen - ich wünsche mir das ende des weges.

wasser ist auch nicht das wahre. ich denke an meinen geburtstag, an den wein, das leichte gefühl. leicht, leicht, alles so leicht. und leicht wäre es, ranzukommen. in den keller. eine flasche sekt? geht leichter auf. schönes prickeln, blubberbläschen. vergessen, vorerst.

auf bald,

deine camilla!
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Egon Schiele

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chandelle
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Beitrag So., 23.01.2011, 20:50

flasche aus dem keller gestohlen - niemand hats bemerkt. dann auf das schätzchen. ich hab kein glas, macht nichts, macht nichts. runter damit. ah, sprudel. hm... das vergessen, das könnte ruhig schneller gehen. ich halt es kaum noch aus, dieses gefühl... was ist es denn überhaupt? ich weiß nicht, ich weiß nicht. wärme steigt auf, wohlige wärme. wie sprudel. wärme im gesicht. trinke ich zu schnell? niemals, bestimmt nicht. weiter, weiter.
sie geht mir nicht aus dem kopf. so sehr ich mich auch bemühe, es geht nicht. was ist das? liebe? liebe... mir ist so warm. kribbeln. sprudel? ruhe, ruhe. ja, vielleicht. nein, eher bestimmt. ich liebe sie. ich lache, leise. warum? ist es nicht witzig? irgendwie schon. und schön. zu schön. ich liebe sie, und eines tages... so nah, so nah, und noch näher. sie ist so weich, fühlt sich gut an. dieses gefühl... wir werden zusammen sein, jan ist ein lügner, sie ist sich nur unsicher, weiß nicht... nur verwirrung. wie konnte ich je verwirrt sein? es ist doch so offensichtlich und einfach..

ich werde ihr schreiben, ja, werde ich, die tasten sind so klein, aber das macht nichts. "ich liebe dich" ja, das sagt alles, alles, und sie wird es verstehen, immerhin liebt sie mich auch, ist doch so, und jan ist ein lügner, ein dreckiger, kleiner, ah! "kümmer dich um deine eigene scheisse, mieser eifersüchtler. gruß, c." das macht er bestimmt nicht mehr, und wenn doch, dann hau ich ihm aufs maul, der kann was erleben...

ab geschickt. der sekt ist fast ler, schmecktnichtmehr... bitter geschmack im mund, koppweh... ich bin so müd.. was hab ich eigentlich angerichtet, was hab ich getan... das war falsh, falsh... wahrscheinlich mag sie jan lieba als mich, mir fallen die augen zu, allesdreht sich... mir is übel. warum... ich hätte ihn nicht schimpfen solle... er ist annikas bester freund... anika... ich geh ins bett, s reicht, ich kann nich meh... gute nacht.... camialla

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Beitrag Mi., 26.01.2011, 18:09

07. 01. 10
aufgewacht, spät. zu lang geschlafen. mum hat mich geweckt, gleich theater gemacht. versteh's nicht. was ist denn so schlimm? ach, die flasche? zu verstecken vergessen, hm. und wenn schon. ist mir egal. soll mich in ruhe lassen. der kopf ist schwer. nebelig. müde, immernoch. schmerzen, pochend. ich kapiers nicht, was will sie schon wieder von mir? eine erklärung? wieso, mir gehts prima, super... "lass mich." sag ich, funkel sie an. ich will doch nur meine ruh, nicht wahr. schon allein ihre anwesenheit macht mir kopfschmerzen. endlich ist sie dann weg.

kaum wieder hingelegt, erinner ich mich an gestern. was war da noch? sekt, ja, und dann hab ich geschrieben... irgendwas ungutes. oder doch nicht? annika... jan?! was hab ich geschrieben? sms? nein, darf nicht wahr sein, darf nicht! verdammtes handy, wo, was wenn sie- es gelesen hat? natürlich hat sie das, und er, und was wenn sie beide- zittern, tasten nach dem gerät, mir ist plötzlich wieder heiß, diese unsägliche peinlichkeit. der boden kann sich auftun, aber es ist zu spät. wie blöde bin ich eigentlich, peinlich, peinlich, beschämend. suffgeschichten.

"annika braucht einen richtigen kerl, nicht dich." ich fass es kaum. dieses arschloch wagt es tatsächlich! ich glaubs nicht. dass annika mit so einem idioten... das sie dem erzählt hat... wieso nur? diese nachricht, und nicht mehr. was wenn er recht hat? kann nicht sein, kann nicht sein. selbstgefälliger trottel. keine nachricht von annika. so ist das also. sie schreibt nichts. keine vorbereitung auf das zusammentreffen. bald, bald ist es so weit. oder sie kommt gar nicht? verschwindet, ohne ein adieu? ich würde es nicht ertragen, niemals, was soll ich tun...

langeweile, schwerer schädel. blättere mich durch einen prospekt. schmuck. hm, keltische kreuze. schön. hätte auch gern eins. lebenskreis, kreuz. interessant.
mum ruft zum essen. schon? achja, so spät. ich hab keinen hunger. aber dann... ich muss wohl.

auf bald, liebes tagebuch.

deine camilla
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Beitrag So., 06.02.2011, 02:00

06.02.11
hallo tagebuch, da bin ich wieder...
heute war schule. nach wochen wieder. habe annika gesehen. mehr nicht. gehe ihr aus dem weg, sie mir. ich hab viel zu tun, viel zu viel. nichts geht weiter. annika schaut mich nicht an, ich sie nicht. wir redeten kein wort. nur jan grinst immer blöd, der arsch. grinst, und zieht grimassen, macht mich nach, wenn ich was tue. wenn ich mich nicht wehren kann, wenn die lehrer der klasse den rücken zudrehen. feigling. er schaut zu annika, verstohlen. sie lacht. lacht mich aus. mich. ...
muss mit einer anderen ein referat halten. zum glück nicht mit ihr. ablenkung, aber ich kann mich nicht konzentrieren. die gedanken schweifen zum moment bei mir zurück. immer wieder. sie lacht mich aus...

raus, ich musste raus, weg von hier, wo mich die gedanken an sie erdrücken. es ist nacht, ich hab mich rausgeschlichen. laufe durch die straßen. stockfinster, bis auf die straßenlaternen. halte das kreuz um meinen hals fest, als könnte es mich beschützen, kann es aber nicht.
das keltische kreuz, habs mir dann gekauft. mum sagt, trinken ist keine lösung. der kater sei nicht die einzige nachwirkung. es geht nicht. aber was soll ich sonst tun? die ruhe tut gut. kaum, keine menschen draußen. endlich etwas frieden. nicht mehr denken, nicht mehr so viel... niemand verlangt was von mir, ruhe... so muss das ende sein, sollte zumindest. ruhe, und die decke der nacht über einen gebreitet.

ich sehne es herbei. es wäre eine.. lösung? ich weiß nicht wohin mit mir, was soll ich machen, was soll ich tun? später... die zukunft scheint mir wie ein grauer nebel. jedes auto, das vorbeifährt, wird angestarrt. studium, ausbildung? ich weiß es nicht. vielleicht sollte ich wirklich. der tod... ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Es wird irgendwie weitergehen...

gute nacht,
deine camilla
Ich bin Mensch, ich liebe
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Egon Schiele

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