'Neue Armut': Angst davor!

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
wiener
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 27
Beiträge: 15

'Neue Armut': Angst davor!

Beitrag Do., 27.12.2007, 16:25

Bin ich der einzige der sich davor fürchtet?

Werbung

Benutzeravatar

Cinderella
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 33

Beitrag Do., 27.12.2007, 21:51

Hallo Wiener...

fürchtet
Meine Familie und ich "leben" diese neue Armut...
aber, wir leben und ich muss sagen:Es geht alles - wenn man muss !!!

Man wird bescheidender und schraubt eben seine Wünsche und Träume zurück-
ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass ich auch ohne den Luxus, der für viele
in unserer Gesellschaft selbstverständlich geworden ist, glücklich bin.
Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich in meiner Kindheit viel zurück
stecken musste, und auch dort schon gelernt habe, mich an den kleinen Dingen des
Lebens zu erfreuen

Egal was für schlimme Neuerungen auf uns bisher zukamen, ich denke immer so:

Was ist das Schlimmste, was mir (uns) passieren kann?

Und dann erkenne ich sehr oft,das selbst das Schlimmste zu verkraften/ zu verschmerzen wäre.
Die Hauptsache für mich in meinen (unserem) Leben ist - Gesundheit - denn das ist das einzigste
Gut, was man für Geld nicht kaufen kann...alles andere- da kann man selbst für sorgen oder
ggf. improvisieren

Vielleicht solltest du mal eine andere Denkweise probieren...vielleicht erkennst auch du, das es bei weitem Schlimmere Dinge im Leben gibt, als Armut ..

Benutzeravatar

comus
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 34
Beiträge: 876

Beitrag Do., 27.12.2007, 22:21

Die Hauptsache für mich in meinen (unserem) Leben ist - Gesundheit - denn das ist das einzigste Gut, was man für Geld nicht kaufen kann
Na ja, dem möchte ich widersprechen, Menschen die in Armut leben haben statistisch eine kürzere Lebenserwartung. Gesundheit lässt sich insofern kaufen, da mit den finanziellen Möglichkeiten die Behandlungsmöglichkeiten steigen, sprich arme Menschen sind von vielen medizinischen Leistungen abgeschnitten, denk mal an Amerika wo sich viele gar keine Krankenversicherung leisten können.
Und Geld macht ja nicht krank und wenn ich krank bin ist es besser Geld zu haben, das steigert meine Chancen wieder gesund zu werden. Las erst kürzlich von einer jungen Frau, die Krebs hat und zwei Chemo Behandlungszyklen kosten 35000 Euro, jetzt werden Spenden gesammelt um ihr die Therapie zu ermöglichen. So sieht die Realität aus.

LG, comus

Benutzeravatar

Cinderella
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 33

Beitrag Do., 27.12.2007, 22:54

Ich (wir) leben aber nun mal nicht in Amerika und...ich spreche nicht von dem was kommt
ich spreche (schreibe) vom Hier und Jetzt
Ich möchte mir nicht ausmalen was mal kommen wird ...und nun mal so angemerkt:
Armut ist relativ....

Werbung

Benutzeravatar

Tamara31
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 96

Beitrag Do., 27.12.2007, 23:05

Ich weiß aus eigener Erfahrung (hab in einem Spital in Österreich gearbeitet und unter anderem mit eigenen Augen gesehen, wie da dem operierenden Arzt bei der Visite vor der OP das Geld tausenderweise zugesteckt worden ist, um die Sache - erfolgreich - zu beschleunigen), dass es auch bei uns bereits die Zwei-Klassen-Medizin gibt - und ich denk, das gehört sehr wohl zum Thema "neue Armut" dazu. Nicht nur in Amerika...

Ich versteh, dass Du meinst, es gibt Dinge, die man nicht kaufen kann. Liebe vermutlich. Aber auch da hat wer, der keine existentiellen Überlebenssorgen hat, vermutlich mehr Zeit und Nerven für Liebevolles als der, der nicht weiß, wie er die nächste Miete bezahlen soll...

Nur so ein paar Gedankenfetzen dazu...

lg
Tamara
Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.

(I.Bachmann)

Benutzeravatar

ich_bin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 413

Beitrag Do., 27.12.2007, 23:13

Oh ja, Geldsorgen sind furchtbar, vorallem wenn man Kinder hat. Da hat liebevoller Umgang nicht mehr viel Platz, leider. Wenn man schon mit Sorgen einschläft und sich nicht traut am nächsten Tag in den Postkasten zu schauen weil da wieder Rechnungen drin sein könnten die die Bank nicht abgebucht hatte....(grad üble Erinnerungen hochkommen)

Wir sind letzten Sommer durch einen Arbeitgeber der zahlungsunfähig war (über längere Zeit) in so eine Situation geraten...Echt schlimm und sehr belastend...

lg.jennyfer

Benutzeravatar

Pitt
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 53
Beiträge: 2302

Beitrag Do., 27.12.2007, 23:28

comus hat geschrieben: Na ja, dem möchte ich widersprechen, Menschen die in Armut leben haben statistisch eine kürzere Lebenserwartung. Gesundheit lässt sich insofern kaufen, da mit den finanziellen Möglichkeiten die Behandlungsmöglichkeiten steigen, sprich arme Menschen sind von vielen medizinischen Leistungen abgeschnitten, denk mal an Amerika wo sich viele gar keine Krankenversicherung leisten können.
Und Geld macht ja nicht krank und wenn ich krank bin ist es besser Geld zu haben, das steigert meine Chancen wieder gesund zu werden. Las erst kürzlich von einer jungen Frau, die Krebs hat und zwei Chemo Behandlungszyklen kosten 35000 Euro, jetzt werden Spenden gesammelt um ihr die Therapie zu ermöglichen. So sieht die Realität aus.
LG, comus
Hierzu lehne ich mal mit einer gewagten Ansicht weit aus dem Fenster:
Armut und Krankheit korreliert. Da sind wir uns einig.
Es ist m.E. aber gar nicht sicher, was Henne und was Ei ist.
Wohlhabende Menschen leben auch gesünder, rauchen weniger, haben weniger Risikofaktoren, weniger Übergewicht.
Die bessere Gesundheitsversorgung (z.B. von Privatpatienten, - btw. ist die in Deutschland wirklich besser?) ist m.E. nicht die eigentliche Ursache für die etwas höhere Lebenserwartung. Sondern die Option der Vermeidung von Risikofaktoren.
Oftmals ist auch ein gesundheitliches Handicap, das angeboren oder durch Unglück erworben ist, Ursache von Armut. Der vom Schicksal mit Gesundheit Beschenkte wird also mit der Option, es auch zu Wohlstand zu bringen zu können, zusätzlich belohnt.
Das Gesundheitssystem ist m.E. in Deutschland das sozialistischste Gesundheitssystem der Welt. (Na gut, von Kuba abgesehen). Und das ist gut so.
Jede Chemotherapie in Deutschland ist Kassenleistung, so sie wissenschaftlich anerkannt ist. In fast allen anderen wohlhabenden Ländern der Welt ist eine Eigenbeteiligung von z.B. 10% "normal".
Die Vollkasko-Situation in Deutschland, bei der z.b. Krankenhausärzte nicht die Notwendigkeit haben, Patienten einen Eingriff zu "verkaufen", führt mittlerweile dazu, dass in Deutschland so viele Patienten "herzkathetert" werden, wie nirgends sonst in der Welt.
Ob die Tatsache, dass Deutschland Weltmeister in der Anzahl der Arzt-Patienten-Kontakte ist, wirklich eine Errungenschaft ist, ist fragwürdig. Andere Länder mit weitaus weniger Arzt-Patienten-Kontakten haben höhere Lebenserwartungen.

Ach ja, zum Ausgangthread.
Sicher, vor neuer Armut haben alle Angst. Die größte Angst muss aufgrund von Hartz4-Regelungen der Normal bis leicht Besserverdienende haben, der arbeitslos wird.
Die Working-Poor-Arbeitenden sind bereits von neuer Armut betroffen.
Und die Personalchefin der deutschen Bahn erhält 140.000 Euro im Monat. Eigentlich ein Skandal.

MfG
Pitt

Benutzeravatar

blümchen
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 15

Beitrag So., 30.12.2007, 19:22

also ich hab davor auch ziemliche angst...

ich habe ein abgeschlossenes studium, arbeite teilzeit, da ich mehr nicht schaffe. mache etwa 30 stunden pro woche, ist echt das limit bzw. schon drüber. brauch dann alles an kraft, was ich noch hab, um irgendwie im alltag zu bleiben. zeit und energie für freunde treffen, fortgehen oder so bleibt da eh nicht.

und trotz der 30 stunden und meiner ausbildung verdien ich so viel, dass ich immer noch unter der steuergrenze bin. es mangelt mir an nichts, ich habe ne wohnung, habe es warm, habe genug zu essen. als luxus leiste ich mir internet und ne katze.

ja, für mich alleine reicht es. damit ich aber nicht nur funktioniere, sondern wirklich lebe, dürft ich nicht mehr als 25 stunden arbeiten. naja, und dann wirds schon eng...

und wenn ich dann ständig hör, was alles schon wieder teurer wird... oder ins geschäft geh, und es seh... dann wird die angst immer größer. die versteht keiner, da sie ja nicht gerade aktuell ist. ist für niemanden nachvollziehbar, für mich aber mehr als existent. habe wirklich angst...

und wenn ich dann dran denke, dass ich eigentlich gern eine familie mit kindern hätte, naja, dann schaut das ganze nochmal düsterer aus... weil dann wird mir klar, dass ich mir kindern einfach nicht leisten kann... und ob ich so eine zukunft dann wirklich will???

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
wiener
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 27
Beiträge: 15

Beitrag Do., 17.01.2008, 14:17

so bin auch wieder hier, kann leider nicht öfter vorbeischauen aber vielleicht könnt ihr mir helfen.

im moment geht es mir ja gut weil ich die eltern habe aber die sind auch schon 60. und von was soll ich später mal leben? habe zwar handelsschulabschluss aber wegen der sozialphobie bis jetzt überall gescheitert. und selbst wenn mich irgendwann mal wer neben würde dann wieder nur irgendeine hilfsarbeit von der man heutzutage, ist ja alles teurer geworden, nicht leben kann.

vielleicht hat irgendwer licht ins dunkel verfolgt aber viele menschen müssen sich entscheiden ob sie heizen oder essen können, und manche können sich beides nicht leisten.

bis vor einem jahr dachte ich wenn ich auf auto, urlaub, fortgehen verzichte wird es schon irgendwie gehen aber seit ungefähr ende jänner 2007 bin ich mir sicher wenn meine eltern nicht mehr da sind auf der gasse zu landen. Muss ständig daran denken und in der verzweiflung "beneide" ich schon die leute im krankenhaus oder im gefängnis weil die ein warmes zimmer und eine mahlzeit bekommen

Aber vielleicht gibts doch noch hoffnung. ich habe ja gute zeugnisse (auch wenns schon lange her ist). vielleicht kann man sich irgendwo beraten wegen weiterbildung - vielleicht gibts ja irgendwo einen interessanten job auch für Menschen mit psychischen Problemen wie mich. Wie gesagt ich bin eh bescheiden, brauche weder Auto noch Urlaub noch irgendwelche teuren Geräte aber eine kleine Wohnung mit dem notwendigsten wäre doch ganz fein. Mal ins Kino oder eine CD wäre auch nett, aber ich beginne schon wieder zu träumen...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
wiener
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 27
Beiträge: 15

Beitrag Do., 24.01.2008, 15:51

hallo versteht ihr mich?

ich bin jetzt jahr in einer betreuten wohngemeinschaft und für die zeit danach will die sozialarbeiterin für mich einen platz in einer geschützten werkstatt finden.

aber wovon soll ich später mal leben? viele reden hier von autos und snowboarden - ich werde mir mal nicht mal was zum essen leisten können!!!

alternative: ich muss jetzt karriere machen aber stellt euch vor ihr seid chef, nimmt ihr jemanden der 1999 (!) die handelsschule (!!) abgeschlossen hat und bis jetzt kaum berufserfahrung (!!!) (dass ich aus psychischen gründen arbeitsunfähig war kann man ja erst recht nicht erzählen)??? eben.

ich weiß dass hier wahrscheinlich keine experten sind aber v ielleicht kann mir wer einen tipp geben WO ich mich melden kann. zunächst einmal um rauszufinden was der geeingnetste beruf für mich ist, ob ich dazu noch ausbildung brauche, ob es realistisch ist usws... versteht ihr mich.

arbeiterkammer, wifi, waff, biz oder wie sie alle heißen.

vielleicht schreib ich mal ans hilfswerk oder volkshilfe


ps: was ist zB wenn eine hose kapput geht? oder man mal zum friseur muss? mit paar euro/tag geht das einfach nicht. ICH WILL NOCH NICHT VERHUNGERN - ICH WOLL NOCH NICHT ERFRIEREN - ICH WILL NOCH NICHT STERBEN!!!

an familie denk ich erst gar nicht weil wer will schon einen mittellosen mann aber das ist eine andere geschichte...

Benutzeravatar

Annemarie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 53
Beiträge: 962

Beitrag Do., 24.01.2008, 17:04

Lieber Wiener,

nun habe ich mir Deinen Thread durchgelesen und möchte sagen, daß ich Deine Sorgen sehr gut verstehen kann. Hab' aber noch eine Frage dazu:

Wie soll das mit der Behindertenwerkstatt geregelt werden? Bzw. wirst du dort auch wohnen können? In diesem Fall wäre auch das Essen und Heizen dabei und Du müßtest wenigstens diese Sorgen nicht haben. Leider hast Du das noch nicht genauer beschrieben. es wäre lieb, wenn Du mir noch Näheres dazu schreiben könntest.

Warum eigentlich sollst Du in so eine Werkstatt. Du liest Dich so, als ob Du Dir auch vorstellen könntest, außerhalb dieser Werkstatt Dein Leben aufzubauen. Verzeih bitte, sollte ich Dir damit zu nahe treten ... das möchte ich bestimmt nicht.

Die Idee mit den Tests, die u. a. vom WIFI angeboten werden, finde ich echt toll! Für mich wäre das ein Zeichen, daß Du so richtig Lust hast, Deine Leben, so weit es möglich ist, selbst in Deine Hände zu nehmen. Da hab' ich echt großen Respekt davor!

Ich habe mal ein wenig nach Adressen gesucht und möchte Dir hier gerne Telefonnummern und ev. Links zukommen lassen.
Es gibt nämlich einen Berufseignungstest, der Dir dabei helfen soll, Deine besonderen Fähigkeiten hervorzuheben. Dabei fällt die Entscheidung über weitere berufliche Schritte meist gleich viel leichter.

Also, hier die Tel. Nr. (und ein dazugehöriger Link) vom Wifi Wien, 18. Bezirk: In Wien: Wifi Wien, A-1180 Wien, Währinger Gürtel 97, ( 01 47677-518, bibernet.wifiwien.at/biber.htm,

Eine kostenlose Beratung gibt es in der Arbeiterkammer Wien, 4. Bezirk:Kostenlose Beratung AK-Bildungsberatung, A-1040 Wien, Prinz-Eugen-Straße 20-22, ( 01 50165-2576

Ich hoffe, das kann Dir etwas weiterhelfen und ich würde mich freuen, wenn Du weiter in Deinem Thread schreiben würdest, worauf Du in Zusammenarbeit mit den Profis auf dem Gebiet, gekommen bist.
Kurz: Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht

Ich wünsche Dir ALLES GUTE auf Deinem weiteren Weg!

Alles Liebe,
Annemarie

Benutzeravatar

kalika
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 31
Beiträge: 325

Beitrag Do., 24.01.2008, 17:30

Ich kann mich Pitt nur anschließen: Die Statistik der Lebenserwartung ist mit Vorsicht zu genießen.
Einerseits gelangen viele Menschen durch Krankheit in die Armut. Andererseits ist auch bekannt, daß der Bildungsfaktor (nicht Reichtum!!!!) zum längeren Leben führt. Ungeblidetet Meschen sind im Schnitt dicker, weil sie nicht wissen, wie sie sich richtig ernähren sollen. Hinzu kommt, daß man für Bildung und bewußten Sport einen gewissen Eigenantrieb/Motivation/Disziplin benötigt, um dieses Ziel auch zu erreichen.

Hinzu kommen Behandlungen, die zwar Privatkassen mit doppeltem Honorar bezahlen, die aber nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Krankheitssituation führen: Herzkatheter (Statistisch wird das Leben nicht immer verlängert; vgl. andere EU-Länder; bei Herzinfarkt soll es bei der Prognose einen Zusammenhang mit Glück und Zufriedenheit geben und weniger zu Diäten und Krankenhäuser), best. Krebstherapien verlängern das Leben nur um wenige Wochen (kann also die Statistik nicht wirklich beeinflussen), regelmäßige Kniepunktierungen (manchmal wäre Gymnastik hilfreicher, Statistisch gibt es keinen Besserung, wird trotzdem bezahlt),...

Und ja, wenn jemand ein neues Handy inkl. Vertrag, Plasmabildschirm, Zigaretten und der Urlaub wichtiger ist, als ein Besuch beim Physiotherapeuten, dann braucht er nicht jammern.
Studenten leben auch von wenig Geld. Aber bei ihnen ist das normal, weswegen sie keine Mangel empfinden. Da trifft man sich privat und bringt Getränke mit, anstatt daß man in einen Club geht. Man kauft sich zeitlose, klassische Kleidung, die eine Qualität hat, die man noch in 2-3 Jahren tragen und sehen kann (ich trage u.a. 10 Jahre alte Pullis auf und bekomme noch Komplimente dafür, weil ich sie 'richtig' kombiniere). Ich achte auch darauf, daß ich 1-2 Stile habe, die auch farbl. kompatibel sind. Dadurch benötige ich weniger Kleider und ich kann als Morgenmuffel einfach Sachen aus dem Schrank ziehen und liege nie wirklich falsch. Ach ja, und Gewichthalten ist auch ein Faktor: Dann muß man sich nämlich auch nicht neu eindecken
Das sind Tricks, um möglichst effektiv zu haushalten.... gültig auch für berufsfähige Menschen, die wie ich ihren Saisoneinkauf in 1-2 Stunden abgeschlossen haben.

Was ein Arbeitgeber sehen will ist, daß man das 'Mojo' hat. Wenn Du z.B. zwei kleinere Jobs gut machst, dann kannst Du auch einen Vollzeitjob machen. Laß Dir eine Beurteilung geben. Wenn Du also wieder einsteigen möchtest, dann zeige Motivation, Energie, Disziplin und Zuverlässigkeit. 'Karriere' mußt Du ja nicht gleich machen und eine erste gut gemachte Arbeit ist die beste Visitenkarte. Dann kann man sich noch immer nach oben arbeiten. Der Arbeitgeber will einfach sehen, daß Du kein Risiko bist.

Daß HartzIV knapp ist, das ist keine Frage. Ich vermute sogar, daß man noch einen kleinen Nebenerwerb haben muß, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Ich möchte trotzdem sagen, daß es Armut und Armut gibt.
Es gibt eine 'Assi-Armut' und es gibt eine 'andere Armut'. Ich kenne z.B. Leute, die haben weniger Geld aber die machen das mit einer gewissen Würde (wie z.B. einige ältere Frauen, die ich kenne) und die behelfen sich. Und dann gibt es eine Armut, die ich gar nicht so richtig verstehen kann. Man protzt mit Klamotten, Schmuck und Handys, ist vielleicht kriminell, respektlos, unhöflich, etc. ...
Das sind für mich irgendwie zwei verschiedene Klassen.
Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann?


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Do., 24.01.2008, 18:48

Na ja deshalb heißt es ja auch neue Armut. Weil (zumindest in Dland) niemand Hungern und Frieren muss, wenn er Sitzfleisch auf den Ämtern mitbringt. Und slebst wenn man zu wuschig ist die Anträge auszufüllen, gibt es da Leute die einem dabei helfen. man muss eben nur dran bleiben und darf sich nicht abwimmeln lassen.

Das neue an der neuen Armut ist, das es keine materielle Armut ist, sondern eine soziale, kulturelle Armut. Eine Armut/Ungleichheit an Lebenschancen.

Es ist eine Armut, die empfunden wird, die im Kopf beginnt. Es hat schon sehr viel damit zu tun, wie welche Chancen man bekommt, aber eben auch damit, welche Chancen man sich NIMMT.
amor fati

Benutzeravatar

kalika
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 31
Beiträge: 325

Beitrag Do., 24.01.2008, 19:26

Mir fällt immer wieder auf, daß es eigentlich Desintersse ist, die manche Armut gestaltet.
Da wird von unfairen Chancen gesprochen, die es zweifelsohne gibt. Aber man kann durch die Schule und darüber hinaus auch selbst einige Dinge selbst bringen.
Ich hätte lt. einem Lehrer auf die Hauptschule gehen sollen und hab es knapp auf die Realschule geschafft (wg. einer Grammatikklausur !!!!). Da wäre ich fast sitzen geblieben... falscher Umgang, Kicheralter und Jungs.... dann wurde ich von meiner Freundin getrennt...neues Umfeld... wir beide haben den Abschluß mit einem Preis gemacht. Dann Ausbildung... erwartet wurde eine Heirat und Kinder. Aber ich habe irgendwie durch mein neues Umfeld und ein neues Hobby (Astronomie) noch mehr und v.a. andere Literatur gelesen! Nein, ich habe keinen Pfennig dafür ausgegeben. Ich bin in die Bücherei gegangen! Dann habe ich mein Abi nachgeholt und ein Studium gemacht.
Es kann mir niemand erzählen, daß das falsche Elternhaus alle Chancen nimmt. Klar kann es durch Internate, Nachhilfe und Sprachreisen viel fördern. Dann wird man eben z.B. Topmanager und nicht 'nur' Akademiker. Einiges wird einem leichter im Leben gemacht, weil man schon viel mit der Muttermilch aufgenommen hat (Tischgespräche, Fremdwörter, Themen, ...), aber man kann auch einiges selbst bewegen.
Auch wenn die Eltern keine Akademiker sind und ihrem Kind immer sagen: Das mußt Du doch später eh nicht wissen und können... es liegt auch im Kind selbst, was es aus seinem Leben macht.

Ich kenne Nichtakademiker, die im Geiste fitter, gebildeter und wacher sind, als Akademiker!
Da gehört für mich Herz und Verstand dazu.
Was man aus seinem Leben macht, ist auch Gestaltungssache.

Klar gehört dazu auch Interesse und Disziplin. Aber wenn auch für Mädels das Handy wichtiger wird, als Multiplizieren...
Ich gehör einfach nicht zur 68iger Generation... bin auch nicht wirklich konservativ, aber manchmal fehlt mir einfach bei manchen Leuten der Einsatz von Verstand.
Mich stört auch die Gleichgültigkeit, die viele Leute an den Tag legen.... das geht mich nix an...

Wenn jemand krank ist, dann finde ich das soziale Netz gerechtfertigt. Ich kann auch durchaus nachvollziehen, daß dieses Netz besser, als absolute Armut und die begleitende Kriminialität ist... und sogar der Gesellschaft billiger kommt.
Aber niemand kann mir vorjammern, daß er keine Chancen hat! Deshalb muß ich vallee in diesem Punkt beipflichten.

Benutzeravatar

Annemarie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 53
Beiträge: 962

Beitrag Do., 24.01.2008, 20:14

Hi ihr Lieben,

*räusper ... eure Argumente kann ich ja gut nachvollziehen. Leider habe ich aber das Gefühl, daß es wiener gar nicht um die "allgemeine neue Armut" geht, sondern um seine eigenen Existenängste. Wenn das auch nicht von Anfang an klar war, so geht es aber in seinen letzten zwei Posts hervor

Wäre schön, wenn ihr dieses interessante Thema in einem eigenen Thread dafür weiter diskutieren könntet.

Danke und liebe Grüße,
Annemarie

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag