Wie psychische Krankheit anderen erklären?
Wie psychische Krankheit anderen erklären?
Der Titel sagt eh schon, was ich meine...
Ich hab mir gedacht, vielleicht kann das hier so eine Art Sammel-Thread werden, für Ideen & Erfahrungen, wie man seinem Umfeld die Krankheit (in meinem Fall schwere, somat. Depression uva.) kurz und verständlich näher bringen kann.
Ich schaff es wohl leider nicht so ganz (komplett erklären kann man das wohl auch nicht), aber es wäre schön, wenn es meine Freunde soweit verstehen würden, daß ich nicht permanenter Stigmatisierung ausgesetzt bin, die leider durch Unwissenheit entsteht.
Mir geht es va. um folgende Punkt:
Wie erklärt man, daß man in der Akutphase einfach nichts unternehmen kann.
..., daß auch plaudern zu viel sein kann.
..., daß das alles nichts mit Faulheit oder Nicht-wollen zu tun hat.
..., daß man daran nicht schuld ist.
..., daß auch psychosomatischer Schmerz physisch wehtut.
..., daß man nicht zum Spaß arbeitslos ist/ auf Reha fährt.
..., daß man nicht einfach Medikamente schlucken kann und "alles ist wieder gut"
..., daß es sich um eine ernst zu nehmende Krankheit handelt.
..., daß man aber trotzdem ein normaler Mensch bleibt, auch wenn man in der Psychiatrie war/zum Psychiater geht.
Mir fehlt leider die Energie für lange Gespräche, deshalb wärs toll, wenn hier jemand ein paar kurze, prägnante Sätze auf Lager hätte, die ich einfach so weitergeben kann...
Ganz super wär, wenns eine Broschüre gäbe, die alles verständlich darstellt und vor allem rasch gelesen ist...
hoff, ihr hab ideen!
Ich hab mir gedacht, vielleicht kann das hier so eine Art Sammel-Thread werden, für Ideen & Erfahrungen, wie man seinem Umfeld die Krankheit (in meinem Fall schwere, somat. Depression uva.) kurz und verständlich näher bringen kann.
Ich schaff es wohl leider nicht so ganz (komplett erklären kann man das wohl auch nicht), aber es wäre schön, wenn es meine Freunde soweit verstehen würden, daß ich nicht permanenter Stigmatisierung ausgesetzt bin, die leider durch Unwissenheit entsteht.
Mir geht es va. um folgende Punkt:
Wie erklärt man, daß man in der Akutphase einfach nichts unternehmen kann.
..., daß auch plaudern zu viel sein kann.
..., daß das alles nichts mit Faulheit oder Nicht-wollen zu tun hat.
..., daß man daran nicht schuld ist.
..., daß auch psychosomatischer Schmerz physisch wehtut.
..., daß man nicht zum Spaß arbeitslos ist/ auf Reha fährt.
..., daß man nicht einfach Medikamente schlucken kann und "alles ist wieder gut"
..., daß es sich um eine ernst zu nehmende Krankheit handelt.
..., daß man aber trotzdem ein normaler Mensch bleibt, auch wenn man in der Psychiatrie war/zum Psychiater geht.
Mir fehlt leider die Energie für lange Gespräche, deshalb wärs toll, wenn hier jemand ein paar kurze, prägnante Sätze auf Lager hätte, die ich einfach so weitergeben kann...
Ganz super wär, wenns eine Broschüre gäbe, die alles verständlich darstellt und vor allem rasch gelesen ist...
hoff, ihr hab ideen!
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Hallo Sunday!
Meine Erfahrung ist: Entweder die Leute verstehen es oder sie tun es nicht, dabei meine ich: Familie, Freunde, Bekannte ggf. Arbeitgeber.
Meiner Erfahrung des weiteren ist: Die Spreu teilt sich vom Weizen. Man muß den Mut haben dies anzuerkennen.
Man kann viel verlieren, aber auch viel neu gewinnen.
candle
Meine Erfahrung ist: Entweder die Leute verstehen es oder sie tun es nicht, dabei meine ich: Familie, Freunde, Bekannte ggf. Arbeitgeber.
Meiner Erfahrung des weiteren ist: Die Spreu teilt sich vom Weizen. Man muß den Mut haben dies anzuerkennen.
Man kann viel verlieren, aber auch viel neu gewinnen.
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Ich denke mal sinnvoll wäre es zuallererst zu erklären was eine Depression im Körper verursacht. Das mit den Botenstoffen und so. (Bin kein Bio-Ass und habs schon wieder vergessen, daher hier kein genauerer Vorschlag.)
Die Medikamente müssen daher auch ganz anders wirken als wenn man nen Husten hat. Deswegen dauert das lange bis die Wirken... wenn sie denn wirken.
Stell dir mal vor, du hast nen ordentlichen grippalen Infekt (das kennt wohl jeder). So richtig, wo du es nicht aus dem Bett schaffst.
Und so fühle ich mich Tag für Tag, nur dass ich kein Fieber hab.
Da magst du auch keinen sehen und erst recht nicht auf Partys oder so gehen.
In der Apotheke hab ich ne Broschüre gesehen, steht groß vorne "Depressionen" drauf und drinnen standen ein paar Fakten.
Ich hab noch einen Link für dich: http://www.depression.de/depression/frs ... rpers.html
Da dann immer auf weiter klicken, ist auch ne Broschüre.
Ich wünsch dir viel Kraft und verständnisvolle Freunde.
LG
Wölfin
PS: Es gibt noch ganz viele Infos, auch für Angehörige z.B. http://www.lilly-pharma.de/gesundheit/d ... erige.html
Sonst Google nach "depression angehörige".
Die Medikamente müssen daher auch ganz anders wirken als wenn man nen Husten hat. Deswegen dauert das lange bis die Wirken... wenn sie denn wirken.
Stell dir mal vor, du hast nen ordentlichen grippalen Infekt (das kennt wohl jeder). So richtig, wo du es nicht aus dem Bett schaffst.
Und so fühle ich mich Tag für Tag, nur dass ich kein Fieber hab.
Da magst du auch keinen sehen und erst recht nicht auf Partys oder so gehen.
In der Apotheke hab ich ne Broschüre gesehen, steht groß vorne "Depressionen" drauf und drinnen standen ein paar Fakten.
Ich hab noch einen Link für dich: http://www.depression.de/depression/frs ... rpers.html
Da dann immer auf weiter klicken, ist auch ne Broschüre.
Ich wünsch dir viel Kraft und verständnisvolle Freunde.
LG
Wölfin
PS: Es gibt noch ganz viele Infos, auch für Angehörige z.B. http://www.lilly-pharma.de/gesundheit/d ... erige.html
Sonst Google nach "depression angehörige".
Ich erlebe aber viel, dass Menschen mit Depressionen und Co nicht viel anfangen können. Viele wollen sich keine Broschüre zu Gemüte führen. Oft wird man als "Psycho" abgekanzelt, nur wenige sind da gewillt sich "einzuarbeiten".
Hast Du damit gute Erfahrungen gemacht Wölfin?
candle
Hast Du damit gute Erfahrungen gemacht Wölfin?
candle
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Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
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Meine Erfahrung: Ich musste dies alles erst einmal für mich selber anerkennen, und zwar wirklich verinnerlichen! Solange man selber noch geheime Zweifel hat, ob es einem nicht doch mit etwas Zusammenreißen besser ginge, solange ist es sehr schwer, nach außen deutlich zu sein. Weil man dann immer noch insgeheim die Bestätigung von außen sucht, dass man tatsächlich nicht KANN.Sunday hat geschrieben:Wie erklärt man, daß man in der Akutphase einfach nichts unternehmen kann.
..., daß auch plaudern zu viel sein kann.
..., daß das alles nichts mit Faulheit oder Nicht-wollen zu tun hat.
..., daß man daran nicht schuld ist.
(...)
Das stelle übrigens in allen Lebensbereichen immer wieder fest: Wenn ich erst in einem Punkt für mich selber absolute Klarheit habe, dann brauche ich nach außen gar keine großartigen Erklärungen und Rechtfertigungen mehr. Dann reicht ein einfaches "Nein". Punkt. Und das wird erstaunlicherweise in den meisten Fällen akzeptiert.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.
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Ich fands ganz hilfreich das einfach wissenschaftlich anzugehen. Genauso wie der Körper halt diverse Vitamine und Spurenelemente braucht (Eisen usw..) ist er halt auch auf diverse Kreisläufe im Sinne von Hormonen, Botenstoffen usw.. angewiesen. Fehlt Eisen funktioniert der Körper nun mal nicht richtig, fehlt etwas anderes genauso...
Und genauso wenig wie man sich Eisen mit "Willenskraft" einfach wieder in die Blutbahn wünschen kann, genauso kann man sich andere fehlende Botenstoffe herbeizaubern. Ist halt einmal so, jeder hat irgendein körperliches Wehwehchen (niedriger Blutdruck, Kurzsichtigkeit usw...) und bei manchen betrifft es halt leider diverse Körperabläufe bei der Botenübertragung zwischen Zellen. Überhaupt muss ich mich jetzt erst drauf konzentrieren meine Kurzsichtigkeit wegzuwünschen, sobald ich damit fertig bin kommt die Depression dran.
Und genauso wenig wie man sich Eisen mit "Willenskraft" einfach wieder in die Blutbahn wünschen kann, genauso kann man sich andere fehlende Botenstoffe herbeizaubern. Ist halt einmal so, jeder hat irgendein körperliches Wehwehchen (niedriger Blutdruck, Kurzsichtigkeit usw...) und bei manchen betrifft es halt leider diverse Körperabläufe bei der Botenübertragung zwischen Zellen. Überhaupt muss ich mich jetzt erst drauf konzentrieren meine Kurzsichtigkeit wegzuwünschen, sobald ich damit fertig bin kommt die Depression dran.
Die Menschen, denen ich es bisher gesagt habe, haben echt gut reagiert - die meisten waren aber vorbelastet.candle hat geschrieben:Hast Du damit gute Erfahrungen gemacht Wölfin?
Mein Mann hatte ja selber Depressionen. Meine Freundin kennt jemanden, der schon mal welche hatte und hat total bestürzt reagiert. Eine andere Freundin hat selber ne total seltene Krankheit und hat auch gut reagiert.
Mal sehen ob und wann ich es weiteren Menschen sage. Im Moment geht es mir dank der AD ja wesentlich besser und ich muss gerade lernen mich von "ans Sofa gefesselt" auf "Hummeln im Hintern" umzustellen.
Ab und zu erwischt es mich zwar, wenn ich zum Beispiel viel an der frischen Luft war und das auch noch sehr aktiv, dann haut es mich irgendwann aus den Latschen und ich muss erstmal ne Runde pennen. Sowas passiert mir aber eh nur am Wochenende.
LG
Wölfin
danke für die zahlreichen antworten! das freut mich sehr!
mir ist grad sauübel, daher kann ich nicht viel schreiben... aber ich werd das mal alles auf mich wirken lassen... und noch ein paar dinge hier reinschreiben, die ich loswerden will.
mir ist grad sauübel, daher kann ich nicht viel schreiben... aber ich werd das mal alles auf mich wirken lassen... und noch ein paar dinge hier reinschreiben, die ich loswerden will.
Sauübel vom Thread?
candle
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Hallo Sunday, ich hab da so meine Standardantwort, die ich einmal gebe und dann nie wieder:
Wenn jemand eine Grippe oder einen Gipshaxen hat, würde keiner von demjenigen verlangen, ins Schwimmbad zu gehen oder eine Bergtour zu machen. Psychische Krankheiten sind ebenso Krankheiten, die für gewisse Unternehmungen eine Handicap darstellen. Der einzige Unterschied ist: die einen sind für andere sichtbar die anderen nicht. Wer das nicht verstehen kann, der hat die Möglichkeit sich aus einer bestehenden Fülle aus Fachliteratur zu informieren. Wenn das jemanden nicht interessiert, ist das sein gutes Recht ebenso wie dieses, zu dem Thema dann einfach mal die Klappe zu halten
Alles Gute
Flugente
Wenn jemand eine Grippe oder einen Gipshaxen hat, würde keiner von demjenigen verlangen, ins Schwimmbad zu gehen oder eine Bergtour zu machen. Psychische Krankheiten sind ebenso Krankheiten, die für gewisse Unternehmungen eine Handicap darstellen. Der einzige Unterschied ist: die einen sind für andere sichtbar die anderen nicht. Wer das nicht verstehen kann, der hat die Möglichkeit sich aus einer bestehenden Fülle aus Fachliteratur zu informieren. Wenn das jemanden nicht interessiert, ist das sein gutes Recht ebenso wie dieses, zu dem Thema dann einfach mal die Klappe zu halten
Alles Gute
Flugente
Eisberg voraus!
Die Fragen die du dir da stellst, die habe ich mir auch schon oft gestellt. Nicht im Zusammenhang mit meinen Freunden, denn die verstehen mich ziemlich gut, sondern im Zusammenhang mit meiner Familie, denn die waren alle der Meinung, dass mein Verhalten auf purer Faulheit basiert und ich einfach nicht will. Dass ich will, es aber einfach nicht kann, das haben sie lange nicht begriffen. Bis ich dann mal die Initiative ergriffen habe.
Ich habe meine Schwester, mit der ich das beste Verhältnis habe, einfach mit zu meinem Hausarzt genommen und habe sie hören lassen, was der sagt. Er hat ihr erklärt was ich habe und dass mein Verhalten nicht auf Lustlosigkeit, sondern auf "Nicht können" basiert. Und plötzlich hat sie es verstanden. Plötzlich hat sie verstanden, dass ich mich in einer Phase meines Lebens befinde, in der ich einen heftigen Kampf gegen mich selbst zu führen habe. In der mir sogar die scheinbar einfachsten Dinge wie einkaufen, zur Bank fahren, oder mich mit Bekannten treffen, zu einer schier unlösbaren Aufgabe werden.
Wie du schon sagtest, wird man soetwas niemals 100% erklären können. Die Gefühle die ich habe, wenn man mir eine Aufgabe stellt und die Angst, die ich stellenweise fühle, die wird wohl niemand je so ganz begreifen, der das selbst nicht durchmachen muss/musste. Ich kann es auch nicht so in Worte fassen, wie ich es gerne würde. Was ich sagen würde, das hab ich immer im Kopf. Aber wenn ich es erklären will, dann klingt das alles wesentlich weniger logisch, als es eigentlich ist. Ich habe gelernt, dass Menschen die Realität ganz unterschiedlich wahrnehmen. Die Menschen nehmen wahr, dass fünf Stühle in einem Raum stehen. Doch für einen Menschen können diese Stühle vielleicht eine ganz andere Bedeutung haben. Wenn man versteht, was ich damit sagen möchte. Realität ist eine subjektive Einschätzung jedes einzelnen Menschen. Eine individuelle Einschätzung der Situation. Der Eine findet eine Situation lustig, der Andere findet sie beängstigend. Und es ist fast unmöglich seine eigene Realität einem anderen Menschen zu 100% begreiflich zu machen. Wenn man aber die richtigen Menschen um sich hat, dann werden die zumindest lernen, die Signale ernstzunehmen, die man sendet.
Ich hatte enorme Zweifel, meine Schwester mit zu meinem Hausarzt zu nehmen und sie das hören zu lassen. Hatte Angst, dass sie das in den falschen Hals kriegt und sich dadurch dann dennoch nichts verändert. Aber heute weiß ich, dass ich mich richtig entschieden habe. Ich habe mich einmal überwunden und war offen. Habe meiner Schwester einen Einblick in meine Seele gewährt, der nicht tief war, aber doch tief genug, um für sie deutlich zu machen, was für ein Chaos in mir herrscht und wie sehr mich dieses Chaos selbst runterzieht und belastet. Welche Kämpfe ich stellenweise wegen den einfachsten Dingen auszufechten habe. Sie hat mich weinen sehen, sie hat meine Verzweiflung und meine Angst gesehen und das hat gereicht. Sie kennt noch immer nicht das Gefühl, das ich stellenweise habe. Aber sie weiß, dass es dieses Gefühl gibt und darum geht sie auch anders mit mir um. Sie bevormundet mich nicht, aber sie zeigt mir, dass sie da ist, dass sie sich Gedanken macht und sich um mich kümmert, wenn ich sie brauche.
Offenheit kann natürlich auch nach hinten losgehen und man kann verletzt werden. Aber ehrlich. Wenn dich jemand für deine Offenheit auslacht, oder sich deshalb von dir abwendet, dann war dieser Mensch es niemals wert, dass du ihn zu deinen Freunden gezählt hast. Vielleicht hast du ja auch Freunde, die dir besonders nahe stehen und mit denen du vielleicht auch schon einiges erlebt hast. Mit denen du eigentlich über alles reden kannst. Du kannst ihnen "deine Welt" niemals ganz zeigen. Das ist auch eine Welt, in die kein Mensch rein sollte, denn ich denke, wir alle wissen, wie beschissen sich Depressionen anfühlen. Aber du kannst ein Fenster öffnen, durch das sie hinein schauen können.
Ich habe meine Schwester, mit der ich das beste Verhältnis habe, einfach mit zu meinem Hausarzt genommen und habe sie hören lassen, was der sagt. Er hat ihr erklärt was ich habe und dass mein Verhalten nicht auf Lustlosigkeit, sondern auf "Nicht können" basiert. Und plötzlich hat sie es verstanden. Plötzlich hat sie verstanden, dass ich mich in einer Phase meines Lebens befinde, in der ich einen heftigen Kampf gegen mich selbst zu führen habe. In der mir sogar die scheinbar einfachsten Dinge wie einkaufen, zur Bank fahren, oder mich mit Bekannten treffen, zu einer schier unlösbaren Aufgabe werden.
Wie du schon sagtest, wird man soetwas niemals 100% erklären können. Die Gefühle die ich habe, wenn man mir eine Aufgabe stellt und die Angst, die ich stellenweise fühle, die wird wohl niemand je so ganz begreifen, der das selbst nicht durchmachen muss/musste. Ich kann es auch nicht so in Worte fassen, wie ich es gerne würde. Was ich sagen würde, das hab ich immer im Kopf. Aber wenn ich es erklären will, dann klingt das alles wesentlich weniger logisch, als es eigentlich ist. Ich habe gelernt, dass Menschen die Realität ganz unterschiedlich wahrnehmen. Die Menschen nehmen wahr, dass fünf Stühle in einem Raum stehen. Doch für einen Menschen können diese Stühle vielleicht eine ganz andere Bedeutung haben. Wenn man versteht, was ich damit sagen möchte. Realität ist eine subjektive Einschätzung jedes einzelnen Menschen. Eine individuelle Einschätzung der Situation. Der Eine findet eine Situation lustig, der Andere findet sie beängstigend. Und es ist fast unmöglich seine eigene Realität einem anderen Menschen zu 100% begreiflich zu machen. Wenn man aber die richtigen Menschen um sich hat, dann werden die zumindest lernen, die Signale ernstzunehmen, die man sendet.
Ich hatte enorme Zweifel, meine Schwester mit zu meinem Hausarzt zu nehmen und sie das hören zu lassen. Hatte Angst, dass sie das in den falschen Hals kriegt und sich dadurch dann dennoch nichts verändert. Aber heute weiß ich, dass ich mich richtig entschieden habe. Ich habe mich einmal überwunden und war offen. Habe meiner Schwester einen Einblick in meine Seele gewährt, der nicht tief war, aber doch tief genug, um für sie deutlich zu machen, was für ein Chaos in mir herrscht und wie sehr mich dieses Chaos selbst runterzieht und belastet. Welche Kämpfe ich stellenweise wegen den einfachsten Dingen auszufechten habe. Sie hat mich weinen sehen, sie hat meine Verzweiflung und meine Angst gesehen und das hat gereicht. Sie kennt noch immer nicht das Gefühl, das ich stellenweise habe. Aber sie weiß, dass es dieses Gefühl gibt und darum geht sie auch anders mit mir um. Sie bevormundet mich nicht, aber sie zeigt mir, dass sie da ist, dass sie sich Gedanken macht und sich um mich kümmert, wenn ich sie brauche.
Offenheit kann natürlich auch nach hinten losgehen und man kann verletzt werden. Aber ehrlich. Wenn dich jemand für deine Offenheit auslacht, oder sich deshalb von dir abwendet, dann war dieser Mensch es niemals wert, dass du ihn zu deinen Freunden gezählt hast. Vielleicht hast du ja auch Freunde, die dir besonders nahe stehen und mit denen du vielleicht auch schon einiges erlebt hast. Mit denen du eigentlich über alles reden kannst. Du kannst ihnen "deine Welt" niemals ganz zeigen. Das ist auch eine Welt, in die kein Mensch rein sollte, denn ich denke, wir alle wissen, wie beschissen sich Depressionen anfühlen. Aber du kannst ein Fenster öffnen, durch das sie hinein schauen können.
You are not alone
I am here with you
Though we're far apart
You're always in my heart
You are not alone.
"50 Years ago, a Superstar was born - 50 years later, a Legend is gone"
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@sunday
eigentlich war deine frage ja: wie vermeide ich stigmatisierung. ich denke, indem du andere erklärungen für dein verhalten findest als "psychisch krank". wen geht deine krankheit, welcher art auch immer, schon etwas an? sich auf eine (psychische) erkrankung zu berufen kann manchmal dazu führen, dass auf einen rücksicht genommen wird oder jedoch meistens dass man als nicht vollwertig angesehen wird. ich kenne auch menschen, bei denen körperliche gebrechen aufgetreten sind und plötzlich waren partner, verwandtschaft und freunde nicht mehr an dieser person interessiert. wer will sich schon mit krankheit auseinandersetzen. ist ja unbequem. man sagt ja, man könne menschen nicht ändern. und menschen, die stigmatisieren dazu zu bringen das nicht zu tun hieße, sie zu verändern. LG
eigentlich war deine frage ja: wie vermeide ich stigmatisierung. ich denke, indem du andere erklärungen für dein verhalten findest als "psychisch krank". wen geht deine krankheit, welcher art auch immer, schon etwas an? sich auf eine (psychische) erkrankung zu berufen kann manchmal dazu führen, dass auf einen rücksicht genommen wird oder jedoch meistens dass man als nicht vollwertig angesehen wird. ich kenne auch menschen, bei denen körperliche gebrechen aufgetreten sind und plötzlich waren partner, verwandtschaft und freunde nicht mehr an dieser person interessiert. wer will sich schon mit krankheit auseinandersetzen. ist ja unbequem. man sagt ja, man könne menschen nicht ändern. und menschen, die stigmatisieren dazu zu bringen das nicht zu tun hieße, sie zu verändern. LG
Da hast du wahrscheinlich recht. Aber mein Freundeskreis war immer klein und überschaubar und ich finde es schrecklich, wenn ich nun erkennen muß, daß es ein paar leute gibt, die ich wohl überschätzt habe. hart aus einer depression herauszufinden, wenn man zeitgleich seine freunde verliert...candle hat geschrieben:Meiner Erfahrung des weiteren ist: Die Spreu teilt sich vom Weizen. Man muß den Mut haben dies anzuerkennen.
das wär eine gute erklärung, wenn ich sie denn selber glauben würde. das fiese ist ja, daß die ursachen für eine depression noch nicht restlos geklärt sind und die serotonin-mangel-hypothese nicht wissenschaftlich belegt ist. da mach ich mir es jetzt selber schwer, aber ich kann einfach nichts als tatsache auftischen, wenn es nicht sicher der wahrheit entspricht.Wölfin hat geschrieben:Ich denke mal sinnvoll wäre es zuallererst zu erklären was eine Depression im Körper verursacht. Das mit den Botenstoffen und so.
ich glaub, diese feststellung werd ich für mich herauspicken... je mehr ich selber krankheitseinsichtig bin (was lange nicht der fall war), kann ich mir auch denken: "ihr braucht es nicht zu verstehen. ich kann nicht. das gehört zur krankheit dazu. und basta."Gärtnerin hat geschrieben:Wenn ich erst in einem Punkt für mich selber absolute Klarheit habe, dann brauche ich nach außen gar keine großartigen Erklärungen und Rechtfertigungen mehr.
nein , das ist teil meiner depre. mir is dauernd speiübel.candle hat geschrieben:Sauübel vom Thread?
das zu glauben, fällt meinen freunden so schwer... warum? keine ahnung. aber aus meinem mund dürfte es nicht glaubwürdig genug rüberkommen.Flugente hat geschrieben:Wenn jemand eine Grippe oder einen Gipshaxen hat, würde keiner von demjenigen verlangen, ins Schwimmbad zu gehen oder eine Bergtour zu machen. Psychische Krankheiten sind ebenso Krankheiten, die für gewisse Unternehmungen eine Handicap darstellen.
meinst du wirklich? nein, es geht niemanden etwas an, aber wenn ich monatelang zu nichts, außer liegen, fähig bin, komme ich in erklärungsnotstand... da bleibt einem dann nichts andres übrig. oder, wie meinst du? wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, hätte ich es verborgen. aber irgendwann hatte ich dazu keine kraft mehr. durch dieses verbergen vermeidet man stigmatisierung am eigenen leibe, aber man trägt damit dazu bei, die stigmatisierung im allgemeinen aufrecht zu erhalten.lingaroni hat geschrieben:eigentlich war deine frage ja: wie vermeide ich stigmatisierung. ich denke, indem du andere erklärungen für dein verhalten findest als "psychisch krank". wen geht deine krankheit, welcher art auch immer, schon etwas an?
wenn wenn wenn ich hier jemals wieder rausfinde, möchte ich in irgendeiner form dazu beitragen, psychische krankheiten zu entmystifizieren... und wenn ich selbst gemalte plakate an bushaltestellen aufhänge...
@tanja87: wir haben wohl sehr ähnliche erfahrungen gemacht... vor allem, was du über die realitätswahrnehmung schreibst, hab ich mir auch gedacht. immerhin kann uns diese erfahrung keiner mehr nehmen und da sehe ich eine winzige möglichkeit das positive einer überwundenen (!) depressionen hervorzukehren: man weiß dann einfach einen haufen über das mensch-sein, der für nicht-betroffene wohl immer verborgen bleiben wird.
Im Verlaufe der Therapie merkte ich auch, dass man stark wird nichts mehr erklären zu müssen. Natürlich ist es in Einzelfällen notwendig.
candle
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Man kennt zumindest eine ganz andere Seite des Lebens, wenn man Depressionen hat. Ich meine, mein Leben ist mit Sicherheit nicht schlecht. Aber mit Sicherheit schwerer als das anderer Menschen. Wenn ich oftmals Menschen sehe, die eine glückliche Partnerschaft führen, einen Job haben, Freunde haben und auch sonst alles, was ein Mensch braucht und die dann dennoch rumjammern, wegen irgendwas, da frage ich mich dann immer, was die machen würden, wenn sie einmal alles verlieren. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, so ein Leben zu führen. Der Gedanke, dass ich so ein Leben vielleicht nie führen kann, der zieht mich dann jedesmal runter. Und obwohl ich es manchmal gar nicht will, erzähle ich dann doch von meinen Depressionen, einfach um den Menschen zu signalisieren, dass es mir nicht gut geht. Meist jedoch bin ich froh, wenn man mich einfach in Ruhe lässt und ich mich nicht rechtfertigen muss. Denn das ist eine große Belastung der heutigen Gesellschaft. Bei allem was man tut und bei jeder Entscheidung die man trifft, muss man sich auch darauf einstellen, sich zu rechtfertigen.
Ich denke, das Wichtigste was man in unserer Lage lernen muss, ist erstmal selbst mit der Situation klarzukommen. Es selbst zu akzeptieren, dass man Depressionen hat und dann dagegen anzugehen. Erst wenn man selbst versteht, kann man anderen Menschen helfen zu verstehen, denke ich. Und dann findet man auch einen Weg da raus.
Ich denke, das Wichtigste was man in unserer Lage lernen muss, ist erstmal selbst mit der Situation klarzukommen. Es selbst zu akzeptieren, dass man Depressionen hat und dann dagegen anzugehen. Erst wenn man selbst versteht, kann man anderen Menschen helfen zu verstehen, denke ich. Und dann findet man auch einen Weg da raus.
You are not alone
I am here with you
Though we're far apart
You're always in my heart
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