Authentisch leben dürfen
Authentisch leben dürfen
Ich frage mich derzeit stark, inwieweit wir unsere Kinder "erziehen", so dass sie sich selbst
spüren können/dürfen und Gefühle ausleben können. z.B. auch bezüglich der Gesellschaftsinstitutionen
wie Schule usw. Immer erzählen wir ihnen, dass sie wichtig ist, das dies wichtig ist und jenes.
Es gibt kaum noch Individualisten bei den Kindern heute und bei der Jugend. Kein Vertrauen in andere Lebensimpulse.
Es mag vielleicht viele einzelne Beispiele geben, aber sonst? Akzeptieren wir die Menschen in unserem Umfeld wirklich? Allerdings finde ich es muss Werte geben, die man nicht diskutieren muss, die man weitergeben sollte, wenn man davon überzeugt ist, einen Grundkonsens an Ethik finde ich ganz wichtig. Nicht das jeder machen kann was er will, aber jeder soll sich damit auseinandersetzen können. Ich meine vor allem Gefühle, die bei allen Menschen auftauchen, aber nicht "passen" können , ob in bestimmten Situationen, Orten, gegenüber bestimmten Menschen nicht. Immer angepasst sein müssen.
Manchmal spür ich diesen Druck in der Erziehung oder in meiner beruflichen Tätigkeit im kinder und jugendtherapeutischem Bereich. Man soll sie "richten" anstelle sie zu sich selbst hinführen. Selbst wenn Psychotherapie und soziale Beratung sowas propagiert, ist es oft anders. Die meisten Methoden, die wir
anwenden sollen, sind schlichtweg Methoden die zu einer Anpassung führen oder zu einer Ummodellierung
von Gefühlen bei Kindern und Jugendlichen, die ernst genommen werden wollen.
Also zumindest ist es bei uns so.
Da es in diesem ForumBereich auch über mögliche Gesellschaftsfragen gehen darf und über die Zukunft, fand ich das Thema hier passend. Und was habe ich damit zu tun?
Ich möchte mich mehr ausdrücken in meinen Gefühlen, im Alltag allgemein, zuhause erstmal, weinen und weinen lassen wenn es so ist. Oft unterdrücke ich was vor meinem Sohn und bin dann gereizt. Er will auch nicht so oft Gefühle zeigen. Es ist ok,das zu tun, wenn man es nicht will, aber oft will man aber ist gehemmt und unterdrückt sich vielleicht auf Dauer und so auch die Kinder, die das miterleben. Um das geht es mir. Um das Repertoire unseres Lebensausdruckes, was wir nicht ausschöpfen, uns selbst nicht so leben, wie es in uns sich auftut oder fliessen will.
Was sagt ihr zu all dem Thema?
LG Memo
spüren können/dürfen und Gefühle ausleben können. z.B. auch bezüglich der Gesellschaftsinstitutionen
wie Schule usw. Immer erzählen wir ihnen, dass sie wichtig ist, das dies wichtig ist und jenes.
Es gibt kaum noch Individualisten bei den Kindern heute und bei der Jugend. Kein Vertrauen in andere Lebensimpulse.
Es mag vielleicht viele einzelne Beispiele geben, aber sonst? Akzeptieren wir die Menschen in unserem Umfeld wirklich? Allerdings finde ich es muss Werte geben, die man nicht diskutieren muss, die man weitergeben sollte, wenn man davon überzeugt ist, einen Grundkonsens an Ethik finde ich ganz wichtig. Nicht das jeder machen kann was er will, aber jeder soll sich damit auseinandersetzen können. Ich meine vor allem Gefühle, die bei allen Menschen auftauchen, aber nicht "passen" können , ob in bestimmten Situationen, Orten, gegenüber bestimmten Menschen nicht. Immer angepasst sein müssen.
Manchmal spür ich diesen Druck in der Erziehung oder in meiner beruflichen Tätigkeit im kinder und jugendtherapeutischem Bereich. Man soll sie "richten" anstelle sie zu sich selbst hinführen. Selbst wenn Psychotherapie und soziale Beratung sowas propagiert, ist es oft anders. Die meisten Methoden, die wir
anwenden sollen, sind schlichtweg Methoden die zu einer Anpassung führen oder zu einer Ummodellierung
von Gefühlen bei Kindern und Jugendlichen, die ernst genommen werden wollen.
Also zumindest ist es bei uns so.
Da es in diesem ForumBereich auch über mögliche Gesellschaftsfragen gehen darf und über die Zukunft, fand ich das Thema hier passend. Und was habe ich damit zu tun?
Ich möchte mich mehr ausdrücken in meinen Gefühlen, im Alltag allgemein, zuhause erstmal, weinen und weinen lassen wenn es so ist. Oft unterdrücke ich was vor meinem Sohn und bin dann gereizt. Er will auch nicht so oft Gefühle zeigen. Es ist ok,das zu tun, wenn man es nicht will, aber oft will man aber ist gehemmt und unterdrückt sich vielleicht auf Dauer und so auch die Kinder, die das miterleben. Um das geht es mir. Um das Repertoire unseres Lebensausdruckes, was wir nicht ausschöpfen, uns selbst nicht so leben, wie es in uns sich auftut oder fliessen will.
Was sagt ihr zu all dem Thema?
LG Memo
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]
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Liebe Memory
Ja, ich empfinde es auch so. Manchmal frage ich mich, wie weit ich eigentlich "geheilt" werden muss, ob ich das überhaupt so vollständig haben will. Jedenfalls gab ich meinen Theras und Ärzten deutlich durch, dass ich nur die -störung weghaben will, weil sie mich beeinträchtigt in meinem Leben, nicht aber den Persönlichkeitsstil dahinter. Das soll bleiben. Deshalb entschied ich mich gegen die PA, weil dort die Persönlichkeit umstrukturiert werden soll. Das geht mir zu weit, schließlich hat mich mein Leben nicht nur negativ geprägt, sondern mir auch gewisse Fähigkeiten gegeben. Die mögen zwar von außen gesehen für andere unsinnig sein, für mich sind sie es aber nicht. Es ist ja mein Glücksgefühl, wenn ich mich gewissen "Macken" hingebe.
Mein Neffe sagt, ich sei verrückt, aber er 10-mal mehr. Na also, die wollen mich so behalten, wie ich bin!
Ja, ich empfinde es auch so. Manchmal frage ich mich, wie weit ich eigentlich "geheilt" werden muss, ob ich das überhaupt so vollständig haben will. Jedenfalls gab ich meinen Theras und Ärzten deutlich durch, dass ich nur die -störung weghaben will, weil sie mich beeinträchtigt in meinem Leben, nicht aber den Persönlichkeitsstil dahinter. Das soll bleiben. Deshalb entschied ich mich gegen die PA, weil dort die Persönlichkeit umstrukturiert werden soll. Das geht mir zu weit, schließlich hat mich mein Leben nicht nur negativ geprägt, sondern mir auch gewisse Fähigkeiten gegeben. Die mögen zwar von außen gesehen für andere unsinnig sein, für mich sind sie es aber nicht. Es ist ja mein Glücksgefühl, wenn ich mich gewissen "Macken" hingebe.
Mein Neffe sagt, ich sei verrückt, aber er 10-mal mehr. Na also, die wollen mich so behalten, wie ich bin!
Lieben Gruß
elana
inaktiv, siehe Link in meinem Profil
elana
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Hallo memory,
ein sehr interessantes Thema!
Du hast natürlich vollkommen recht. Kinder werden genormt und geformt, in den meisten Elternhäusern, in der Schule natürlich und definitiv auch von sozialen oder psychologischen Hilfseinrichtung. Bei Letzterem kommt es subtiler daher, weil ja das Gegenteil behauptet wird.
Da ist es schwer für Eltern den Kindern gegenüber bei sich zu bleiben. Das fängt schon an, wenn man sich fragt, sage ich meinem Kind, dass ich die Schule gehasst habe? Gebe ich ihm das so mit auf den Weg vorm ersten Schultag, wo es ja dort hin muss, no matter what?
Ich vermute, es ist besser zu sich zu stehen, sonst ist man für das Kind keine volle (be)greifbare Person mehr. Ein Kind lernt meiner Meinung nach nicht den Inhalt der Worte der Eltern, sondern darüber was sie tun. Wenn die Eltern sagen, du darfst nie lügen, sie lügen und verstellen sich aber dauernd, lernt das Kind genau das, seine Lügen zu verschleiern oder sich selbst zu betrügen.
Mich würde mal interessieren, wenn du nicht vor deinem Kind weinst, warum nicht? Was steckt dahinter, willst du ihn schonen, dich nicht als schwach zeigen, schämst du dich?
LG
mitsuko
ein sehr interessantes Thema!
Du hast natürlich vollkommen recht. Kinder werden genormt und geformt, in den meisten Elternhäusern, in der Schule natürlich und definitiv auch von sozialen oder psychologischen Hilfseinrichtung. Bei Letzterem kommt es subtiler daher, weil ja das Gegenteil behauptet wird.
Da ist es schwer für Eltern den Kindern gegenüber bei sich zu bleiben. Das fängt schon an, wenn man sich fragt, sage ich meinem Kind, dass ich die Schule gehasst habe? Gebe ich ihm das so mit auf den Weg vorm ersten Schultag, wo es ja dort hin muss, no matter what?
Ich vermute, es ist besser zu sich zu stehen, sonst ist man für das Kind keine volle (be)greifbare Person mehr. Ein Kind lernt meiner Meinung nach nicht den Inhalt der Worte der Eltern, sondern darüber was sie tun. Wenn die Eltern sagen, du darfst nie lügen, sie lügen und verstellen sich aber dauernd, lernt das Kind genau das, seine Lügen zu verschleiern oder sich selbst zu betrügen.
Mich würde mal interessieren, wenn du nicht vor deinem Kind weinst, warum nicht? Was steckt dahinter, willst du ihn schonen, dich nicht als schwach zeigen, schämst du dich?
LG
mitsuko
Wenn man moechte, dass die eigenen Kinder Authentizitaet die ueber ein gewisses Mass hinausgeht leben, muss man sie als Eltern vernachlaessigen, denn sonst werden die Kinder immer mehr oder weniger die Wesenszuege und Lebensmuster annehmen die ihnen von den Eltern vorgelebt werden.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich
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- Forums-Insider
- , 50
- Beiträge: 248
Ich denke, es kommt darauf an, wo man seine Gefühle 'raus lassen darf. In der Schule/Uni, im Betrieb/am Arbeitsplatz usw. kommt es sicher nicht so gut an, wenn man z.B. weint, wütend ist, Angst zeigt usw. In einem relativ geschützten Rahmen, wie z.B. in der Familie, bei Freunden und/oder in einer Beziehung kann man schonmal weinen, wütend sein usw.
Als Kind muß man halt schon früh lernen zu differenzieren, sonst hat man es später schwer im Leben. Und als Eltern möchte man doch nur das beste für sein Kind, von daher fängt es leider schon früh an mit dem Leistungsdruck. Als Elternteil würde ich das dann meinem Kind wahrscheinlich so darstellen: "Schule und Beruf ist zwar nicht immer leicht, es hat auch nicht immer Spaß gemacht, aber meist ist es doch zu schaffen. Und wenn du Schwierigkeiten haben solltest, stehen wir zu dir."
Authentizität bedeutet für mich vor allem Glaubwürdigkeit, d.h. z.B. daß jemand auch so handelt, wie er spricht; oder daß derjenige seine Versprechen auch einhält und immer (zumindest meistens) bei der Wahrheit bleibt. Das ist natürlich nicht immer leicht, insofern halte ich es für schwierig, immer authentisch zu leben.
Als Kind muß man halt schon früh lernen zu differenzieren, sonst hat man es später schwer im Leben. Und als Eltern möchte man doch nur das beste für sein Kind, von daher fängt es leider schon früh an mit dem Leistungsdruck. Als Elternteil würde ich das dann meinem Kind wahrscheinlich so darstellen: "Schule und Beruf ist zwar nicht immer leicht, es hat auch nicht immer Spaß gemacht, aber meist ist es doch zu schaffen. Und wenn du Schwierigkeiten haben solltest, stehen wir zu dir."
Authentizität bedeutet für mich vor allem Glaubwürdigkeit, d.h. z.B. daß jemand auch so handelt, wie er spricht; oder daß derjenige seine Versprechen auch einhält und immer (zumindest meistens) bei der Wahrheit bleibt. Das ist natürlich nicht immer leicht, insofern halte ich es für schwierig, immer authentisch zu leben.
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- Helferlein
- , 25
- Beiträge: 69
ich finde es auch wichtig, authentisch seinem kind gegenüber zu sein, dass es auch lernt, dies selbst tun zu dürfen. die sozialen regeln lernt man, denke ich, auch in institutionen automatisch. ist aber auch wichtig, ein rollenbewusstsein zu entwickeln, da es eben in verschiedenen kontexten verschiedene spielregeln gibt - wenn man diese bewusst gestalten kann, bedeutet das für mich auch authentizität.
ich denke, wenn man weint, ist es wichtig, zu erklären, warum man weint - kann mir vorstellen, dass das vorbildfunktion für kinder haben kann, einen guten zugang zu eigenen gefühlen zu bekommen.
was mir aber einfällt zu diesem thema ist auch meine eigene erfahrung mit einer mutter, die sehr offen immer ihre gefühle ausgelebt hat - sehr stark, d.h. aggression, wut, stundenlanges weinen,... je nachdem wie heftig die eigene gefühlswelt ist, muss man irgendwann auch anfangen, diese auf eine art und weise auszuleben, die nicht andere schädigt - im meinen fall war ich total eingenommen von der gefühlswelt meiner mutter (was dazu führte, dass ich mich kaum spürte). d.h. in dem verhältnis zum kind ist ein gleichgewicht wichtig (die eigenen gefühle zeigen, aber nicht das kind total in die eigene gefühlskrise hineinziehen und genau auf die gefühlswelt der kinder achten, diese benennen, zum thema machen)...bei extremen gefühlsschwankungen muss man, denke ich, seine probleme umschreiben, erklären, aber aufpassen, dass diese nicht kinder vereinnahmen (bzw. auch andere personen).
lg, bittermint
ich denke, wenn man weint, ist es wichtig, zu erklären, warum man weint - kann mir vorstellen, dass das vorbildfunktion für kinder haben kann, einen guten zugang zu eigenen gefühlen zu bekommen.
was mir aber einfällt zu diesem thema ist auch meine eigene erfahrung mit einer mutter, die sehr offen immer ihre gefühle ausgelebt hat - sehr stark, d.h. aggression, wut, stundenlanges weinen,... je nachdem wie heftig die eigene gefühlswelt ist, muss man irgendwann auch anfangen, diese auf eine art und weise auszuleben, die nicht andere schädigt - im meinen fall war ich total eingenommen von der gefühlswelt meiner mutter (was dazu führte, dass ich mich kaum spürte). d.h. in dem verhältnis zum kind ist ein gleichgewicht wichtig (die eigenen gefühle zeigen, aber nicht das kind total in die eigene gefühlskrise hineinziehen und genau auf die gefühlswelt der kinder achten, diese benennen, zum thema machen)...bei extremen gefühlsschwankungen muss man, denke ich, seine probleme umschreiben, erklären, aber aufpassen, dass diese nicht kinder vereinnahmen (bzw. auch andere personen).
lg, bittermint
Also was mir zum Authentischsein noch einfällt, ist, dass ich das irgendwie vermisse bei den Theras. Sie sind mir etwas zu abstinent und verlieren für mich dadurch an Authentizität. Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, sie würden irgendwie Fehler haben. Das nervt ... hab mit meinem Thera auch darüber diskutiert, aber er bleibt einfach immer so superlieb, dass einem fast übel wird. Das kann einfach nicht echt sein.
Lieben Gruß
elana
inaktiv, siehe Link in meinem Profil
elana
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Da kennst Du offenbar andere TherapeutInnen als ich, elana....
lg
Mirjam
lg
Mirjam
Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.
(I.Bachmann)
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.
(I.Bachmann)
Schön, dass schon einige Antworten kamen!
Ich denke, ich sehe das vom Betrachten her aus einem anderen Winkel. Der gesellschaftliche Rahmen ist ja eh schon gesteckt genug, die Regeln stehen ja fest. Ich bin nicht dafür Dissozialität zu fördern, oder Anarchie, es geht mir um das viel Subtilere.
Ich würde auch nie mein ganzes "Psychodrama" vor meinem Kind ausleben WOLLEN. Doch die Frage ist, was ist, wenn es aber so eine Mutter ist? Hat das je jemand ändern können, als die Person, hier Mutter, selbst? Dann könnte ein Kind erfahren: Ahhh, man kann sich ändern, wenn man es übertreibt. es merkt, die Mutter leidet, schreit, weint und kann dies wieder ändern. Also ich war eine Mutter, die sich beständig weiterentwickelt hat. Das kann jeder Mensch. Wenn das nicht geschieht, ist auch bei dem betroffenen Menschen etwas falsch gelaufen in der Kindheit. Vielleicht Vernachlässigung und unerfüllte Bedürfnisse.
Jeder ist in seiner Authentizität anders. Ich z.B. meine, dass man die Gefühle zuallerst annimmt wie sie sind. Wie und wann ich sie ausdrücke, ist dann eine bewusste Entscheidung, das ist dann Reife. Aber ich kann sie anders äußern, ruhig, gefasst oder im richtigen Moment. Aber Kinder sind am Beginn dieser ganzen Entwicklung.
Wenn ich fühle: ich bin sehr traurig, kann aber nicht weinen, weil mein Kind da ist...ist das eine starke Hemmung. Z.B. wenn jemand wirklich tief traurig ist. Bei einem Film zu weinen, ist eher anerkannt, als wenn man "authentisch" weint wegen realen Ereignissen. Oft heißt es: ach, ist ja nicht so schlimm. Aber wenn es im MOMENT so ist? Fängt da die Lüge nicht schon an?
Ich habe in meinem Beruf immer wieder mit Eltern zu tun, die einfach die Gefühle ihrer Kinder nicht haben wollen....und dann Mordstherapie wollen für das Kind, weil es ihrer Ansicht nach "gestört" ist. Dass sie selbst aber auch dann "gestört" sind, weil sie sich so oder so fühlen und sich permanent über die Kinder beschweren, kommt fast keinem in den Sinn. Ebenso die Lehrer, viele schreien, beschimpfen Kinder und Eltern und sind selbst völlig unakzeptabel.
Menschen, die als Kinder akzeptiert waren MIT ihren Gefühlen und das die Eltern auch aushalten können und als Erwachsene dann trösten, stärken oder einfach annehmen in ihrem Sosein, dann entwickelt sich ein Kind weiter. Wird es aber schon früh allzu programmiert, dann wird es ein gehemmter Mensch. Es geht nicht darum, immer und überall alles auszudrücken. Es ist ja schon schwer genug für viele, dass man akzeptiert, diese oder jene Gefühle zu HABEN.
Ich denke, ich sehe das vom Betrachten her aus einem anderen Winkel. Der gesellschaftliche Rahmen ist ja eh schon gesteckt genug, die Regeln stehen ja fest. Ich bin nicht dafür Dissozialität zu fördern, oder Anarchie, es geht mir um das viel Subtilere.
Ich würde auch nie mein ganzes "Psychodrama" vor meinem Kind ausleben WOLLEN. Doch die Frage ist, was ist, wenn es aber so eine Mutter ist? Hat das je jemand ändern können, als die Person, hier Mutter, selbst? Dann könnte ein Kind erfahren: Ahhh, man kann sich ändern, wenn man es übertreibt. es merkt, die Mutter leidet, schreit, weint und kann dies wieder ändern. Also ich war eine Mutter, die sich beständig weiterentwickelt hat. Das kann jeder Mensch. Wenn das nicht geschieht, ist auch bei dem betroffenen Menschen etwas falsch gelaufen in der Kindheit. Vielleicht Vernachlässigung und unerfüllte Bedürfnisse.
Jeder ist in seiner Authentizität anders. Ich z.B. meine, dass man die Gefühle zuallerst annimmt wie sie sind. Wie und wann ich sie ausdrücke, ist dann eine bewusste Entscheidung, das ist dann Reife. Aber ich kann sie anders äußern, ruhig, gefasst oder im richtigen Moment. Aber Kinder sind am Beginn dieser ganzen Entwicklung.
Wenn ich fühle: ich bin sehr traurig, kann aber nicht weinen, weil mein Kind da ist...ist das eine starke Hemmung. Z.B. wenn jemand wirklich tief traurig ist. Bei einem Film zu weinen, ist eher anerkannt, als wenn man "authentisch" weint wegen realen Ereignissen. Oft heißt es: ach, ist ja nicht so schlimm. Aber wenn es im MOMENT so ist? Fängt da die Lüge nicht schon an?
Ich habe in meinem Beruf immer wieder mit Eltern zu tun, die einfach die Gefühle ihrer Kinder nicht haben wollen....und dann Mordstherapie wollen für das Kind, weil es ihrer Ansicht nach "gestört" ist. Dass sie selbst aber auch dann "gestört" sind, weil sie sich so oder so fühlen und sich permanent über die Kinder beschweren, kommt fast keinem in den Sinn. Ebenso die Lehrer, viele schreien, beschimpfen Kinder und Eltern und sind selbst völlig unakzeptabel.
Menschen, die als Kinder akzeptiert waren MIT ihren Gefühlen und das die Eltern auch aushalten können und als Erwachsene dann trösten, stärken oder einfach annehmen in ihrem Sosein, dann entwickelt sich ein Kind weiter. Wird es aber schon früh allzu programmiert, dann wird es ein gehemmter Mensch. Es geht nicht darum, immer und überall alles auszudrücken. Es ist ja schon schwer genug für viele, dass man akzeptiert, diese oder jene Gefühle zu HABEN.
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]
Kennt jemand den Film "extrem laut und unglaublich nah" ? Mit Tom Hanks und Sandra Bullock?
Wie der kleine Hauptdarsteller, der ca. 10jährige Oscar ist, weiß ich leider nicht mehr momentan, aber er hat eine "unglaublich toll"e Schauspielleistung da hingelegt!
Die Story ist schon sehr bewegend, aber der Regiseur hat ein wirklich beeindruckendes Werk gezaubert.
Die Authentizität dieses Jungens und das Ausleben all seiner Trauer, Wut und Angst, und der Weg den er dadurch innen und außen
beschreitet ist erstaunlich. Natürlich ist sein Familienumfeld schon etwas anders.
Das hat mich wirklich bewegt und auch angestossen weiter über dieses Thema nachzudenken und zu beobachten, was in mir und um mich passiert. Momentan hat mich das im Beruf auch verändert. Mir ist danach die kinder ganz einfach in ihrem Sosein anzunehmen und ein Stück weit den Eltern zu vermitteln: so IST das Leben, nicht nur für ihr Kind, für uns alle.
Ich arbeite dann lieber an der Beziehung Eltern-Kind als an einem Kind, dass im Grunde in Ordnung ist. Es geht letztendlich immer um unsere Beziehungen im Leben.
Wie der kleine Hauptdarsteller, der ca. 10jährige Oscar ist, weiß ich leider nicht mehr momentan, aber er hat eine "unglaublich toll"e Schauspielleistung da hingelegt!
Die Story ist schon sehr bewegend, aber der Regiseur hat ein wirklich beeindruckendes Werk gezaubert.
Die Authentizität dieses Jungens und das Ausleben all seiner Trauer, Wut und Angst, und der Weg den er dadurch innen und außen
beschreitet ist erstaunlich. Natürlich ist sein Familienumfeld schon etwas anders.
Das hat mich wirklich bewegt und auch angestossen weiter über dieses Thema nachzudenken und zu beobachten, was in mir und um mich passiert. Momentan hat mich das im Beruf auch verändert. Mir ist danach die kinder ganz einfach in ihrem Sosein anzunehmen und ein Stück weit den Eltern zu vermitteln: so IST das Leben, nicht nur für ihr Kind, für uns alle.
Ich arbeite dann lieber an der Beziehung Eltern-Kind als an einem Kind, dass im Grunde in Ordnung ist. Es geht letztendlich immer um unsere Beziehungen im Leben.
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]
Hallo Memory!
Was meinst du mit Authentität?
Was meinst du mit Individualismus?
candle
Was meinst du mit Authentität?
Was meinst du mit Individualismus?
candle
Now I know how the bunny runs!
Liebe MemoryMemory hat geschrieben:Die Authentizität dieses Jungens und das Ausleben all seiner Trauer, Wut und Angst, und der Weg den er dadurch innen und außen
beschreitet ist erstaunlich.
Dein Beitrag hat gerade etwas in mir ausgelöst bzw. mich an ein Fallbeispiel eines anankastischen Fachhochschuldozenten aus einem Fachbuch erinnert, der in der Therapie lernte, seine Gefühle zuzulassen, seine Verlustangst, aber auch seine Wut, ohne befürchten zu müssen, bei seinem Therapeuten auf Unverständnis zu stoßen, sich also nicht komplett wie vorher "im Griff zu behalten", was seine psychosomatischen Beschwerden auslöste in einer verkrampften Schreibhand. Durch dieses Zulassen der zwanghaft unterdrücken Affekte verbesserte sich sein Zustand zusehends und die Symptome gingen zurück. Dem versuche ich nun nachzueifern.
Dabei wurde mir bewusst, dass ich selbst in meinen Affekten auch nicht so authentisch bin, da ich sie ja verdränge, und mir vielleicht deshalb viele Menschen (inkl. Thera) nicht authentisch erscheinen, weil ich diese zu wenig wahrnehmen kann in ihrer Dreidimensionalität. Jedenfalls besserte es sich schon, ich sehe schon mehr, die Menschen kommen mir nicht mehr so zweidimensional flach und oberflächlich vor. Nur gibt es da offenbar noch mehr zu sehen für mich Gefühlsblinde, die derzeit wie der biblische Blinde bei der Heilung erstmal nur die Konturen sieht durch die Erdknetmasse, aber noch nicht alles normal. Danke für Deinen Hinweis!
Lieben Gruß
elana
inaktiv, siehe Link in meinem Profil
elana
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Vor dem Kind nicht weinen, wenn man traurig ist vs. das eigene Psychodrama ganz vor dem Kind ausleben, das beschreibt für mich zwei äußere Extreme. Ich glaube nicht, dass jemand, der seine Gefühle nicht wagt auszudrücken, einem Menschen Authentizität lehren kann. Wie sollst du jemandem etwas beibringen, was du gar nicht kennst? Ein zu viel, in dem Sinne, dass jemand immerzu in das größte Drama verwickelt ist, nimmt natürlich dem anderen jeden Raum. Ich stelle mir jetzt einen Menschen vor, der ständig heult, schreit, verzweifelt ist. Bin nicht sicher, ob so jemand authetisch ist oder vom Eigenlichen ablenkt und nicht filtern kann. Jedenfalls dürfte das einem Kind eine starke Grenzenlosigkeit vermitteln,wo es zum Beispiel keine Grenze zwischen Innen und Außen gibt. Das macht einem Kind wahrscheinlich vor allen Dingen Angst vor Emotionen.
Vielleicht steckt bei vielen, die sich stets in ihren Gefühlen zurücknehmen Kindern gegenüber, diese Befürchtung dahinter, so grenzenlos zu werden, dass sie dann kein Halten mehr kennen/ keinen Halt mehr haben.
Vielleicht steckt bei vielen, die sich stets in ihren Gefühlen zurücknehmen Kindern gegenüber, diese Befürchtung dahinter, so grenzenlos zu werden, dass sie dann kein Halten mehr kennen/ keinen Halt mehr haben.
-
- Helferlein
- , 25
- Beiträge: 69
@mitsuku
finde deinen punkt mit der grenzenlosigkeit sehr wichtig (geht für mich in die richtung von dem, was ich aus meiner erfahrung erzählt habe). ich denke, für die betroffene person ist das sehr wohl "authentisch", denn es gibt personen, die tatsächlich "grenzenlos" sind. das gilt es vielleicht auszudifferenzieren und zu reflektieren - ich sprach auch von einer balance. inwieweit kann ich meine gefühle zulassen und meinem kind zeigen, diese ausleben in einem raum, der eben gefühls-freundlich ist und auch die gefühle des kindes somit aufnehmen und thematisieren kann und inwieweit sind meine gefühle durch das ausleben entgrenzt / entgleist. ich glaube, gerade für psychisch angeschlagene personen ist dies ein sehr schmaler grad.
@memory: du sagst ja auch: was ist, wenn eine person nun mal so ist (also mitten im psychodrama) - ich muss dir entgegnen, dass ich es schwierig finde, wenn "ausufernde" (evtl. depressiven/ stark verzweifelten) gefühle (ich benutze mal die wortwahl mitsukus) total ungefiltert an die kinder weitergegeben werden, weil kinder dann den gefahr ausgesetzt sind, die eltern ihrer eltern zu werden (das auch oft automatisch tun), weil sie sich in dieser rolle als verantwortlich gegenüber ihren eltern fühlen können (eine emotionale abhängigkeit kann entstehen)...und weil eben bei einem ungleichgewicht (mutter heult täglich, äußert sehr oft verzweifelte gedanken) die gefühle des kindes eher in den hintergrund treten können, als in den vordergrund..ich spreche hier natürlich von "extremen", aber ich bin mir nicht sicher, ob du in deiner fragestellung mitunter nicht auch von einer sehr belasteten mutter ausgeht..?!
ich schreibe das auch, weil ich eben selbst das so erlebt habe und noch immer erlebe. in meiner familie stehen die gefühle meiner mutter im vordergrund, die immer über ihre gefühle spricht und den schmerz, die verzweiflung sehr stark auslebt, nie etwas versteckt hat. ich habe für IHRE gefühle eine so starke empathie entwickelt, dass ich mir sehr schwer tue, meine eigenen wahrzunehmen, wenn ich zu hause bin. im gegenteili bin ich immer in einem regelrechten mama-gefühlsbad und werde selbst regungslos, wenn es ihr (malwieder) schlecht geht. und ich fühle mich auch für ihre gefühle verantwortlich, das ist das kurioseste - ich will quasi immer ihre verzweiflung reparieren. natürlich muss es nicht allen kindern so gehen, wie es mir in meiner entwicklung ging und andere mechanismen spielten darin sicher auch eine rolle - aber ich denke nicht, dass meine geschichte ein einzelfall ist.
lg bittermint
finde deinen punkt mit der grenzenlosigkeit sehr wichtig (geht für mich in die richtung von dem, was ich aus meiner erfahrung erzählt habe). ich denke, für die betroffene person ist das sehr wohl "authentisch", denn es gibt personen, die tatsächlich "grenzenlos" sind. das gilt es vielleicht auszudifferenzieren und zu reflektieren - ich sprach auch von einer balance. inwieweit kann ich meine gefühle zulassen und meinem kind zeigen, diese ausleben in einem raum, der eben gefühls-freundlich ist und auch die gefühle des kindes somit aufnehmen und thematisieren kann und inwieweit sind meine gefühle durch das ausleben entgrenzt / entgleist. ich glaube, gerade für psychisch angeschlagene personen ist dies ein sehr schmaler grad.
@memory: du sagst ja auch: was ist, wenn eine person nun mal so ist (also mitten im psychodrama) - ich muss dir entgegnen, dass ich es schwierig finde, wenn "ausufernde" (evtl. depressiven/ stark verzweifelten) gefühle (ich benutze mal die wortwahl mitsukus) total ungefiltert an die kinder weitergegeben werden, weil kinder dann den gefahr ausgesetzt sind, die eltern ihrer eltern zu werden (das auch oft automatisch tun), weil sie sich in dieser rolle als verantwortlich gegenüber ihren eltern fühlen können (eine emotionale abhängigkeit kann entstehen)...und weil eben bei einem ungleichgewicht (mutter heult täglich, äußert sehr oft verzweifelte gedanken) die gefühle des kindes eher in den hintergrund treten können, als in den vordergrund..ich spreche hier natürlich von "extremen", aber ich bin mir nicht sicher, ob du in deiner fragestellung mitunter nicht auch von einer sehr belasteten mutter ausgeht..?!
ich schreibe das auch, weil ich eben selbst das so erlebt habe und noch immer erlebe. in meiner familie stehen die gefühle meiner mutter im vordergrund, die immer über ihre gefühle spricht und den schmerz, die verzweiflung sehr stark auslebt, nie etwas versteckt hat. ich habe für IHRE gefühle eine so starke empathie entwickelt, dass ich mir sehr schwer tue, meine eigenen wahrzunehmen, wenn ich zu hause bin. im gegenteili bin ich immer in einem regelrechten mama-gefühlsbad und werde selbst regungslos, wenn es ihr (malwieder) schlecht geht. und ich fühle mich auch für ihre gefühle verantwortlich, das ist das kurioseste - ich will quasi immer ihre verzweiflung reparieren. natürlich muss es nicht allen kindern so gehen, wie es mir in meiner entwicklung ging und andere mechanismen spielten darin sicher auch eine rolle - aber ich denke nicht, dass meine geschichte ein einzelfall ist.
lg bittermint
ich kann euch sagen, das thema geht weit über weinen vor einem kinde hinaus.
auswirkungen dessen, was passiert, wenn man ein kind unterdrückt, ihm seinen willen aufzwingt, es sich nicht entwickeln lässt, trägt man bis ins erwachsenenleben hinein.
ich stehe in meinem leben grad vor einem solchen desaster.
zum glück bin ich der teil der geschichte, der durch jahrelange, harte arbeit und therapie heute weiss, wer ich bin und was ich möchte, und meinen ehrlichen, geraden weg gehe durch alles hindurch.
ich glaube, ein kind kann nur dann authentisch werden, was ja bedeutet sich selber zu sein, wenn man das vorlebt, ihm die flügel nicht stutzt, und es ehrlich, ehrlich und aufrichtig liebt. mein gott! weint vor euren kindern, schreit und macht was ihr wollt, aber bitte liebt sie und lasst sie sich selber werden...
ein kind versteht so vieles, verzeiht so vieles, wenn es sich geliebt fühlt, wenn es sich angenommen fühlt in dem, was es ist.
auswirkungen dessen, was passiert, wenn man ein kind unterdrückt, ihm seinen willen aufzwingt, es sich nicht entwickeln lässt, trägt man bis ins erwachsenenleben hinein.
ich stehe in meinem leben grad vor einem solchen desaster.
zum glück bin ich der teil der geschichte, der durch jahrelange, harte arbeit und therapie heute weiss, wer ich bin und was ich möchte, und meinen ehrlichen, geraden weg gehe durch alles hindurch.
ich glaube, ein kind kann nur dann authentisch werden, was ja bedeutet sich selber zu sein, wenn man das vorlebt, ihm die flügel nicht stutzt, und es ehrlich, ehrlich und aufrichtig liebt. mein gott! weint vor euren kindern, schreit und macht was ihr wollt, aber bitte liebt sie und lasst sie sich selber werden...
ein kind versteht so vieles, verzeiht so vieles, wenn es sich geliebt fühlt, wenn es sich angenommen fühlt in dem, was es ist.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet
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