Wenn die Gesellschaft krank macht ...

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Fr., 02.01.2015, 13:47

Kann es nicht sein, dass die anderen bereits verstanden haben, wo dieses Verhalten hinführt?

Wobei es mir nicht darum geht, DASS jemand ein Problem mit etwas hat. Wie sollte man das jemandem auch vorwerfen können?

Den Umgang damit - dass man nicht darüber nachdenkt, worin das Problem begründet ist, sondern glaubt, dass es damit getan ist, das, womit man Schwierigkeiten hat, von sich wegzuschieben - halte ich für dumm, und in Kombination mit einer Partei und Medien, die Verständnis für dieses Verhalten heucheln und gleichzeitig gewisse Leute zu Sündenböcken machen, auch für ausgesprochen gefährlich.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Fr., 02.01.2015, 14:09

Und ich weiß auch, dass es nicht nett, vielleicht auch überheblich ist, andere Menschen als dumm zu bezeichnen.

Aber ein solches Verhalten gehört in Anbetracht der Umstände zu den Sachen, die ICH nicht tolerieren will.

Und irgendwie hoffe ich auch, dass das Aussprechen unangenehmer Dinge etwas bewegen kann ... Für mehr reicht mein Wissen offenbar nicht.
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Rezna
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Beitrag Fr., 02.01.2015, 14:19

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Den Umgang damit - dass man nicht darüber nachdenkt, worin das Problem begründet ist, …
Ist das nicht eine Anmaßung? Wer sagt, dass entsprechende Leute nicht nachgedacht haben? Sie haben sich vielleicht sogar aus sehr persönlichen Gründen und unmittelbaren Schicksalen sehr intensiv damit auseinandergesetzt, kamen aber zu einem (derzeit) politisch unkorrekten Ergebnis. Manchmal kann intensive Nähe zu Problembereichen entschärfen, manchmal aber auch verschärfen. Ich war früher auch weit toleranter und offener, gehörte zu jenen, die nicht einmal Mörder hätte einsperren wollen und die Psychopathie für nicht existent hielt. Ich habe mir die Welt schöngedacht und geglaubt, wenn sich nur alle ganz toll liebhaben und sich ganz fest an den Händen nehmen, tanzen wir für den Rest unseres Lebens über Blumenwiesen.
Davon bin ich heute Meilenweit entfernt. Ein paar lehrreiche, intensive Erfahrungen haben mir gezeigt, wie Menschen sind, wenn sie ihre Masken abnehmen, wenn sie ihr Wohnzimmersofa bedroht sehen. Und dass sie zwar in friedlichen Zeiten, wenn alles im Großen und Ganzen nach ihren Wünschen verläuft, sie ganz nette Menschen sein können, aber wehe, wehe, jemand enttäuscht sie, wehe, sie kriegen den Eindruck sie könnten "mehr" haben, wehe, sie sehen ihre Bequemlichkeit bedroht. Gute Nacht. Da kommen Fratzen hinter den Masken hervor, die seinesgleichen suchen. Selbst von Leuten, von denen man dachte, in schweren Zeiten halte man zusammen. Nichts da: Die meisten Menschen würden dich unter den richtigen (politischen und wirtschaftlichen) Bedingungen ohne mit der Wimper zu zucken verraten und ausliefern.

Das kann eine Einstellung verändern und ja, manche Erkenntnis ist nicht politisch korrekt. Jemandem, der unliebsame Ansichten hat also unterstellen, er hätte vorher nicht darüber nachgedacht, ist gewagt. Andererseits stimme ich durchaus zu, dass die meisten Menschen in der Tat lieber Dogmen übernehmen, dem Es-war-schon-immer-so-Gedanken huldigen und unreflektiert nachplappern, was gerade cool ist oder eine schillernde Figur vorbetet. ABER: Man sollte nicht außer Acht lassen, dass genug von diesen Leuten tatsächlich auch durch Reflektion zu solchen Denkmustern gekommen sind und früher etwa ganz andere Ansichten gehabt haben. Solche Erfahrungsklugen können freilich ein Motor für die Nachplapperer sein. "Ich kenne wen, der ... und daher hasse ich", ist doch sehr zu unterscheiden von: "Ich habe die Erfahrung gemacht, das hat meine Sicht verändert." Es geht immer in beide Richtungen, positiv und negativ.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Beitrag Fr., 02.01.2015, 14:31

Danke für deinen Beitrag.

Damit ich ihn richtig verstehe - du sprichst beispielsweise von Menschen, die früher 'mal sozialer und auch positiver gedacht haben, aber ihre Haltung geändert haben, nachdem sie bemerkt haben, wie andere ticken?
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Beitrag Fr., 02.01.2015, 14:44

Dann geht es wohl weniger darum, ob jemand nachdenkt, als darum, zu welchem Ergebnis er kommt ...
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Hiob
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Beitrag Fr., 02.01.2015, 15:55

"...Dann geht es wohl weniger darum, ob jemand nachdenkt, als darum, zu welchem Ergebnis er kommt ..."

So ist es. Man darf nachdenken, aber man muss zu einem bestimmten Ergebnis kommen. Und daran werden wir Stück für Stück gewöhnt. Bei Youtube gibt es einen Kanal "Yasinna" oder so ähnlich. Da wird in mehreren Teilen ganz anschaulich dargelegt, wie Gehirnwäsche funktioniert. Vielleicht findest du etwas brauchbares. Ein trauriges Thema, aus meiner Sicht, aber unvermeidlich. Gerade für junge Menschen, die meinen, ihre Meinungen seien wohl durchdacht und liberal. Meist sind es gerade die fortschrittlichsten und liberalsten, die relativ aggressiv auf andere einreden. Beispiele sind dabei schon die Nichtraucher- und Vegetarierdebatten, die sicher jeder kennt. Der friedvollste erschlägt am ende als erster den Bösewicht. Wie gesagt, es ist spannend, die Entwicklung beispielsweise bei den Grünen...heute Olivgrünen mitzuverfolgen...aber es ist traurig.

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Beitrag Fr., 02.01.2015, 16:47

Daran glaube ich nicht.

Und selbst wenn jemand versuchen sollte, "uns" zu manipulieren - hängt es nicht auch von jedem selbst ab, ob man ihn manipulieren kann?

Ich wollte mit oben genannter Aussage aber auch nicht vermitteln, dass jeder nachdenken darf, das richtige Ergebnis aber vorgeschrieben ist.

Tatsächlich sind mir Menschen, die nachdenken, grundsätzlich lieber als ignorante und unreflektierte Menschen - und die schätze ich persönlich auch als reif genug ein, um über die Entscheidungsmacht zu verfügen, die viele haben oder so unbedingt haben wollen.

Ich habe (auch) erfahren, was es heißt, unter dem
Verhalten anderer zu leiden. Und gerade deshalb sträubt sich in mir alles gegen unmenschliches Verhalten und wenn ich das Gefühl habe, dass man die Mehrheit der Menschen diesbezüglich zu einer Veränderung bewegen kann, werde ich mich auch für mehr Menschlichkeit einsetzen, und ansonsten einfach mein Leben so leben, dass ich mit mir selbst im Reinen bin.
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Beitrag Fr., 02.01.2015, 22:11

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Und gerade deshalb sträubt sich in mir alles gegen unmenschliches Verhalten (…)
Unmenschliches Verhalten kann beim Menschen nicht vorgefunden werden. Nur ein Nicht-Mensch kann sich unmenschlich verhalten.

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Beitrag Fr., 02.01.2015, 22:16

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Rezna
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Beitrag So., 04.01.2015, 14:19

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Und selbst wenn jemand versuchen sollte, "uns" zu manipulieren - hängt es nicht auch von jedem selbst ab, ob man ihn manipulieren kann?


Der war gut. JEDER ist manipulierbar. Es ist höchstgens eine Frage der Dosierung, der Dauer und der Herangehensweise. Vielleicht lässt sich nicht jeder direkt von einem Plakat manipulieren, dann aber vielleicht von der Meinung geliebter Menschen, also werden erst diese manipuliert. Oder von Nachrichten, wenn sie über Jahre hinweg dosiert im Internet, in Zeitungen, im Fernsehen auftauchen, sodaß man am Ende gar nicht mehr sagen kann, wie oder wer genau einen auf diese Sicht brachte. Oder das, was man unbewusst aufnimmt, während man sich auf andere Dinge konzentriert. Es gibt genug Tests dazu und es wird nicht umsonst eine Menge Geld für Forschung ausgegeben. Alleine die "Fuß in der Tür"-Taktik ist interessant.
Sich gegen Manipulation wehren, hieße, zunächst mal NICHTS annehmen. Nicht einmal ein Lächeln.
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Hiob
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Beitrag Mi., 07.01.2015, 14:07

Kucktmal bitte, was sich die jungen Leute heute so als Vorbilder reinziehen. Da issses natürlich kein Wunder, dass man therapieren kann wie man will...das wird nie etwas ernsthaftes bewirken, wenn hinten massenweise neue Kundschaft produziert wird.


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Co-Libri
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Beitrag So., 18.01.2015, 15:23

Lustigerweise ist das wohl mit dem Annehmen eines Lächelns gar nicht so abwegig. Man findet den anderen sympathisch und lässt sich irgendwie leichter ausnutzen. Man tut ihm gerne gefallen, weil er doch so nett ist. Oder man lächelt selber und sendet das Signal, die ist aber ne Nette und kriegt gleich diverse Aufträge bzw. lädt die Leute quasi ins Leben ein, die dich dann in Ruhe ausnehmen können. Die die lächeln und trotzdem andere auf Distanz halten können lächeln nicht mit ganzer Seele, schätze ich. Und dann merkt man irgendwie, wie weit man gehen darf/kann?!

Dieses jemanden nett finden, ihn willkommen heißen, kennenlernen, das werde ich wohl auch einschränken müssen. Also nett sein ja, aber nur bedingt. Damit sie gleich wissen, ich bin kein Selbstbedienungsladen und kein Dummchen. Irgendwie muss man das lernen.

Schwer für den, der keinen ehrlichen Freundeskreis hat und eine Familie, mit der er sich wirklich verbunden fühlt und wo er genährt wird und nicht ebenfalls nur ausgenommen und geschwächt.

Dadurch, dass wir heute alle so auf dem Egotrip sind, sind wir anfällig für fremde Menschen, die uns das Gefühl geben, toll zu sein und dass sie uns mögen. Natürlich vor allem von denen, die uns vorgaukeln, selbst was Besonderes zu sein: vermögend, erfolgreich, gutaussehend. Mit Losern will ja schließlich niemand was zu tun haben.

So werden Götzen aufgebaut und einem suggeriert, dass man genauso werden oder sein kann. Man kauft das Parfüm von den Stars, obwohl die's selber wahrscheinlich gar nicht benutzen etc. Dabei ist das alles Illusion. Letztlich wünschen sich die Menschen etwas Besonderes zu sein, im Mittelpunkt zu stehen, alles hinterhergeworfen zu kriegen. reich zu sein etc. Denn dann: fliegen ihnen die Herzen zu. Problematisch, da jeder eben seinen eigenen Haushalt hat und penibel guckt, dass er selber am meisten Kohlen abkriegt.

Die Zeit, sich mit anderen zu treffen und zu beschäftigen ist ziemlich begrenzt, weil man damit beschäftigt ist, erfolgreich zu sein/werden. Wenn man andere dafür einspannen kann, umso besser. Man muss sich schon sehr abgrenzen, um selber nicht unterzugehen. Andere dehnen sich familientechnisch aus und fragen dich, ob du aufs Kind aufpasst, damit sie selber arbeiten gehen und mehr Geld verdienen können oder damit sie ausgehen und sich amüsieren. Oft hat man das Gefühl ausgenutzt zu werden, damit andere weiter kommen. Obwohl es eben vielleicht nur daran liegt, dass andere unterm Strich sich eben weiter ausdehnen: mehr Kinder, vermögenderen Partner, größeres Haus, tolleres Auto. Und wenn man sich selber bewusst dafür entscheidet, dem Konsum und dem Gesehen und Bewundert werden nicht ganz so zu verfallen wie andere, kann man irgendwie nur zufrieden damit sein, wenn man Abstand schafft zu denen, die sich im Leben was aufbauen und es verstehen überall ihre Vorteile zu nutzen. Sie ruhen wenig in sich selbst, weil sie ständig unter Strom stehen.

Man hat das Gefühl, etwas falsch zu machen. Und im Hinblick auf die Altersvorsorge oder teilweise Selbstbestimmung (eigenes Haus, wo ich tun kann, was ich will oder Wohnung, wo einem jemand anderer Vorschriften macht) ist es wohl sowieso so.

Letztlich nimmt die Gesellschaft das an, was ihr bereits fix und fertig angeboten wird. Denn niemand hat die Lust und die Zeit viel zu recherchieren. Wenn dann Freunde und Bekannte auch noch in diesem Dusel drin hängen und das toll finden, man das teilen kann mit anderen, wozu sich dann noch Gedanken machen?

Das bedingungslose Grundeinkommen wird so stark befürwortet, weil die Leute tatsächlich denken, dass man Geld kriegt fürs Nixtun. Wo gibt's denn sowas? Sie nehmen es einfach an, was da erzählt wird, ohne allzu groß darüber nachzudenken, dass es ihnen am Ende vielleicht noch schlechter gehen wird als es jetzt eh schon der Fall ist.

Ich muss den Hut ziehen vor denen, die es schaffen, die Menschen so leicht zu übertölpeln und sich damit ne goldene Nase verdienen.

Ach ja, für die Selbstreflexion bleibt einem halt auch kaum Zeit im Hamsterrrad. Ich muss jetzt wieder in Küche Essen kochen. Und zwischen arbeiten gehen, putzen, kochen, waschen und sich gegen Leute zu wehren, denen langweilig ist und die gerne vorbeikommen wollen, um ihre Ziele mit unserer Hilfe zu verwirklichen ... ja, wann soll man sich damit noch beschäftigen?

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Schneerose
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Beitrag Di., 20.01.2015, 08:17

Buch Tip:

UND ICH? Identität in einer durchökonomisierten Gesellschaft
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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