Angst vor der Arbeitswelt

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 17:29

Stop!
Hier wird geschrieben, als gäbe es ganz böse Mächte (Chefs, Staat) die sich verschworen haben, den Einzelnen auszubeuten und kaputt zu machen.
Ich muß widersprechen.
Arta hat geschrieben:WENN er aber nun Menschen einstellen muss, dann sollten sie gehorchen. Er braucht keine Freidenker die sich nicht unterordnen, die unabhängig sind, die es sich leisten können, jederzeit heim zu gehen, wenn ihnen etwas nicht passt.
(Er - Chef)
Nein, sie sollen MITARBEITEN, Pläne ausführen und die Regeln befolgen. Und das nicht, weil der Chef sie so gerne unterdrücken tut, sondern, weil das Werkl laufen muss. Frei - und Querdenker sind immer willkommen, wenn sie konstruktiv sind. Schwierig sind Destruktivisten, die die Bedeutung ihre eigenen Befindlichkeiten über die Sacheben stellen.
Arta hat geschrieben:Der Staat dagegen braucht Geld. Das generiert er durch Steuern. Für einen Staat ist es besser, der Mensch arbeitet, denn dann kommen Steuern herein.
Der Staat = WIR ALLE
Ziel ist es, ein Gefüge von Millionen Menschen zu verwalten, in der Form, dass die Schwachen nicht auf der Strecke bleiben und die Starken nicht zu frech werden. Das machen Unmengen von Politikern und Beamten - nicht immer gut (manchmal sogar sehr schlecht), aber so gut es eben geht. In einer Demokratie (die wir ja haben) kann man Missstände jederzeit aufzeigen und an ihrer Beseitigung arbeiten.
Und ja, dazu braucht es Geld - Steuern. Wer in einer Gesellschaft leben will, muß seinen Teil für die Allgemeinheit beitragen.

Was hier von Arta als Realität geschildert wird, ist eine Diktatur der schlimmsten Art, die vorraussetzt, dass da einige, nicht zu definierende extrem böse und psychopathsiche Menschen sich zusammengefunden haben um den Rest der Menschheit auszubeuten. Für Europa zumindest trifft das nicht zu.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Variann
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 18:49

Ich stimme dir zu, Ratlosigkeit. Genau das meinte ich. Mir hat sich das zu sehr nach einer Diktatur angehört, was hier beschrieben wurde. So als wenn es eine kleine Gruppe von Personen gäbe, die das Lebensziel haben, Menschen zu beherrschen. Wir hier unten und die da oben. Aber das ist sehr eindimensional gedacht. Ich sehe vielmehr unglaublich komplexe Abhängigkeiten in der modernen Welt, in der alles dem Markt unterworfen ist. Der Markt sind aber nicht ein paar Banker oder Multimilliardäre, sondern wir alle.
Ratlosigkeit hat geschrieben:
Arta hat geschrieben:WENN er aber nun Menschen einstellen muss, dann sollten sie gehorchen. Er braucht keine Freidenker die sich nicht unterordnen, die unabhängig sind, die es sich leisten können, jederzeit heim zu gehen, wenn ihnen etwas nicht passt.
(Er - Chef)
Nein, sie sollen MITARBEITEN, Pläne ausführen und die Regeln befolgen. Und das nicht, weil der Chef sie so gerne unterdrücken tut, sondern, weil das Werkl laufen muss. Frei - und Querdenker sind immer willkommen, wenn sie konstruktiv sind.
Das, meinte ich mit Profitlogik. Niemand hat bewusst das Ziel, Menschen zu beherrschen um des Beherrschens willen.

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Rezna
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 18:55

Unter Chef meinte ich grundsätzliche Betriebsziele, nicht einzelne Menschen, wobei bereits mehrere Studien ergeben haben, dass in den Etagen der Manager und Co mitunter schwerere Psychopathen anzutreffen sind als in so manchen Gefängnissen für Schwerverbrecher. Die Frage, wo sich ein Psychopath etabliert ist nur, wie er zu seiner persönlichen Befriedigung kommt, mitunter auch Intelligenz.

Was nicht sagt, dass alle Chefs Psychopathen sind. Unbestreitbar aber ist das Ziel der wirtschaft WACHSTUM und nicht der sorgfältige Umgang mit Ressourcen aller Art (nein, nicht einmal mit Menschen). Ressourcen werden nur dort geschont, wo es ins Geld geht, also Betriebsintern.

Weiters finde ich es ja süß, dass du noch immer den Glauben in die österreichische Freiheit behalten hast. Was ich in den letzten Jahren mitbekommen habe (übrigends auch wenn ich etwas über unsere Grenzen hinaus schaue) ist, dass gerade das Engagement der Zivilgesellschaft bedroht ist. Und zwar massiv. Es gab in den letzten Jahren eine Menge Petitionen, Demonstrationen dagegen, Aktivitäten die wiederum kriminalisiert werden, zu Repressalien führen. Wenn mein Hauptinteresse ein Handy-App ist, merke ich freilich nichts davon, aber Menschen die sich für Tierrechte oder Menschenrechte einsetzen, oder auch Kunst betreiben wurden bereits als Terrororganisationen verfolgt. Das passiert auch in anderen Staaten, die man nicht Diktatur bezeichnen würde.

Weiters habe ich selber miterlebt, wie Menschen enteignet werden, und Wertgegenstände einfach "verschwinden", auf richterlichen Beschluss. Wie veruscht wird, die Öffentlichkeit davon abzuhalten, an öffentlichen Prozessen teilzunehmen.

Sicher. Der Chef verlangt mitarbeit. Aber man sollte dabei die Zunge hüten. Wenn ich gezwungen bin, um nicht auf der Straße zu leben, irgendeine Arbeit zu machen, die mir nicht liegt, aber es gibt eben diesen Zwang, dann habe ich in disem Betrieb nicht den Mund aufzumachen. Andernfalls fliege ich raus, werde am AMS gesperrt. Muss man sich auch leisten können.
Zu sagen, es gibt keinen Zwang ist insofern grotesk, da man auf dem AMS drangsaliert wird, als Schmarotzer dargestellt, wenn man eben keinen Job hat. Irgendwann muss man JEDEN Job annehmen, den das AMS anbietet, also auch unabhängig davon, ob der einem gefallt, der Gehalt passt, das Klima oder man sich mit dem Betrieb identifizieren kann. Nimmt man den Job aus genannten Gründen nicht an, erfolgt eine Sperrung. Sperrung die bis zu acht Wochen dauern kann, auch rückwirkend erfolgen kann. Ab sechs Wochen verliert man den Versicherungsschutz. Man ist also sehr sehr schnell in einer prekären Lage, wenn man nicht kompatibel ist.

Nun kann man sagen: Dann mach eine Arbeit die dir Spaß macht, die dir liegt. Leider nur gibt es eben nicht in jedem Sektor der einem liegt viele, oder überhaupt Jobs. Man kann dann zwar versuchen, sich auf eigene Faus durchzuschlagen, ist aber nicht immer erfolgreich. Dann sitzt man wieder genau da: Zwang zur Erwerbstätigkeit.

Natürlich gibt es die Mindestsicherung: Diese erfordert Arbeitsbereitschaft, also selber Schmarrn mit dem AMS. Weiters darf man nicht mehr besitzen als Dinge im Wert von 5.000,-. Da sind Auto, Computer und co. schnell mal weg, oder man darf erstmal sein Erspartes aufbrauchen... hoffentlich geht dann die Therme nicht ein, weil ersparen kann man sich nichts. Weiters ermächtigt der Bezug der Mindestsicherung das verteilen der persönlichen Daten an 15 verschiedene Stellen, unter anderem werden auch Vermieter informiert = ist zwar nicht ok, aber mei, wenn einer nicht will, muss er eben schauen wie er durch kommt, und Datenschutz ist kein Menschenrecht.

Aber immerhin gibt es dann immer noch Obdachlosenheime, Wohnungen für die Ärmsten, also eher Zimmer, in denen man dann keinerlei Ansprüche mehr stellen kann. Bescheide dauern mitunter Monate, soll man schauen wie man mit 0 Euro dann zwei Monate überlebt, bis die Behörden gewerkelt haben, zumal selbst Notschlafstellen Geld kosten...

Es stimmt schon, der Staat sind wir alle. Aber es ist auch so, dass alle nicht mehr vom Staat vertreten werden. Hat man etwa auch nur einen Menschen aus dem Staat befragt, ob er mit dem Bankenrettungspaket einverstanden ist, und auch damit, jetzt dafür in die Taschen zu greifen? Wie ist das, dass Politiker immun sind, also behaupten dürfen was sie wollen, dafür gerichtlich nicht belangt werden dürfen, aber ein Bürger durchaus schnell mal vor Gericht landet und blecht? Wenn Justiz und Exekutive weniger im Volkswillen agieren, als im Willen politischer Strömungen die eng mit Wirtschaftsinteressen kooperieren?
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Rezna
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 19:00

Leider ist es so, dass der einzige Weg, das Auswandern ist. Nur dass spätestens seit dem 11. Sept. diese Strukturen überall gefahren werden... wenn ich mir nur ansehe was in Deutschland los ist... oder Amerika... England... Frankreich... Spanien... Israel... Es macht einfach nicht mehr den Eindruck, als wäre der Staat der Vertreter des Volkes, sondern eher Vertreter der Wirtschaft.

Da gabs doch den guten Herrn, der sagte. "Gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut". Wäre herauszufinden wer "uns" ist, denn die Löhne sinken, Working Poor ist kein Fremdwort mehr, Zeitarbeit auch nichts mehr, das man aus bedauerlichen Nachbarländern kennt.

Ich verstehe aber durchaus auf was du hinaus willst. Es geht nicht darum, KEINE Steuern mehr zu zahlen, absolut nicht. Es geht auch nicht darum, dass Menschen zusammen an einer lebenswerten Welt arbeiten, wozu Wirtschaft notwendig ist. Was ich meine ist die Perversion die daraus entstanden ist, nur noch wenig mit den eigentlichen Grundgedanken zu tun hat. In der Tat auch, wird nicht nur von mir, die Demokratie als Lippenbekenntnis empfunden. Man müsste doch glatt Fragen, was uns von einer Diktatur wirklich, im alltäglichen Leben unterscheidet. Ich fürchte, es ist viel weniger, als man glaubt. Hat irgendeine Wahl der letzten zig Jahre eine Art der Veränderung gebracht, die man demokratisch nennen kann? Ob ÖVP, SPÖ und Koalitionen, es bleibt das selbe, obwohl das Volk das seit langem etwas anderes will. Die Parteiprogramme unterscheiden sich so gut wie gar nicht mehr, man wählt vielleicht grad noch seine Lieblingsfarbe.

Zugegeben, ich bin nicht gut zu sprechen. Das was ich in den letzten Jahren, zum Teil hautnah, miterlebt hat, hat mein Empfinden mehr als stark erschüttert. Vor allem die teilweise Hilflosigkeit gegen irgendwelche bürokratische Bescheide, das Aussitzen, und das man echt viel Geld braucht, um zu seinem Recht zu kommen, was die Wenigsten haben, und es darum gut sein lassen. Daher auch viel zu wenig passiert.



______



Wenn ein Chef entscheidet darüber, ob er einen aufnimmt oder nicht. Wenn er über den Gehalt entscheidet, und sagen kann: Wenns nicht passt, nehm ich jemand anderen (und Sie können weiter am AMS bleiben). Wenn er über die Zeit die man verbringt entscheiden kann. Ich hatte in meinen Arbeitsverträgen auch immer Klauseln die sagten: Beschäftige dich in deiner Freizeit nicht so sehr, dass dir die Energie von der Arbeit abgeht. Nach beendigung des Arbeitsverhälntisses darfst du nicht denselben Job in einer anderen Firma annehmen. Wenn du privat etwas schöpfst, hat auch der Chef davon zu profitieren, man muss es ihm vorlegen... Mich haben diese Dinge immer erschlagen, ich fühle mich angekettet und bevormundet, obwohl ich doch nur meine blöden acht Stunden runterreissen wollte, damit ich meine Miete zahlen und was essen kann. Nicht meine Seele verkaufen, meine Freizeit dominieren und mein Output kontrollieren lassen...

Vielleicht ist das aber in anderen Branchen anders. Ich hatte das in zwei Branchen explizit so. Und mitunter empfinde ich es so, als hätte ich keine Lebensberechtigung, wenn mir Arbeit Spaß macht, für die im Moment keiner Verwendung hat, selbst dann wenn ich dafür 120 Stunden die Woche arbeiten würde.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 20:04

Oh Arta!
Ich entnehme Deinen Texten (die übrigens immer ausgezeichnet geschrieben sind, das nebenbei) eine so tiefsitzende Verletztheit (? Unzufriedenheit? Frustration? Resignation? Empörung?), dass es mich richtig schmerzt. Du musst wirklich sehr schlimme Erfahrungen gemacht haben, dass Du zu dieser Haltung gelangt bist. Ich kann das nachvollziehen - aber ich stelle mir das schrecklich vor, wenn man mit dieser Einstellung leben muss.
Ich lasse mich gerne "naiv" schimpfen - weil ich an die Grundsätze unserer Zivilisation/Demokratie glaube. Auch wenn ich weiß, dass vieles im Argen liegt (und ich weiß das wirklich), will ich doch an diesen Dingen unbedingt festhalten. Man kann diese Dinge nicht aus Resignation über Bord werfen, erst damit öffnet man den Diktatoren nun wirklich alle Türen.
Ich will mich selbst auch nicht als Opfer sehen, hilflos den bösen Mächten ausgeliefert. Ich habe Handlungsfreiheit - und wenn ich nur negativ auffalle! Ich darf das!
Und nein, wir leben in keiner Diktatur. Wirklich nicht. Zufällig kenne ich den Unterschied genau: z.B. hätte man Dich in einer Diktatur schon längst auf Grund deiner IP-Nummer identifiziert und würde Deine Beiträge hier zu einer mehr oder weniger heimlichen Grundlage einer Anklage wegen Regimekritik machen, die dazu führen würde, dass Du einfach irgendwo verschwindest...
Dass Armut steigt und wächst und das wirtschaftliche Überleben mittlerweile für viele ein Problem ist bestreite ich nicht. Ich halte aber beide Lösungsansätze ("Nur wer arbeitet, darf leben" und "Bedingsloses Grundeinkommen für alle") für zu kurz gedacht. Eine Alternative habe ich aber - zugegeben - nicht anzubieten.
Zum Thema Arbeit und Frust: Ich habe das Glück, dass ich die Arbeit, die ich mache, gerne mache, auch wenn sie ungute Seiten hat. Ich sehe Arbeit grundsätzlich als Herausforderung - Aufgaben, die ich lösen muss. Das macht mir einfach Spaß. Ich habe es einfach gerne, wenn etwas funktioniert. Aber da ist wohl jeder verschieden.
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Rezna
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 21:40

Ratlosigkeit hat geschrieben: z.B. hätte man Dich in einer Diktatur schon längst auf Grund deiner IP-Nummer identifiziert und würde Deine Beiträge hier zu einer mehr oder weniger heimlichen Grundlage einer Anklage wegen Regimekritik machen, die dazu führen würde, dass Du einfach irgendwo verschwindest...
Glaub mir, ich rechne sogar tatsächlich damit, dass es über mich bereits eine Akte gibt. Und ich entscheide fast täglich neu, ob ich das Risiko eingehen soll, mich zu äußern, oder nicht. In einer Welt in der ich das nicht darf, wollte ich aber nicht leben. Meine Angst geht weit. Sehr weit. Manchmal fürchte ich wirklich, jederzeit könnte meine Tür aufgebrochen werden.
Und das arge ist, das ist nicht einmal... unlogisch. Ich weiß nicht ob du es verfolgt hast, aber in Österreich wurden sogar Leute abgeholt und verhört, nur weil sie T-Shirts von einem Tierschutzverein über das Internet bestellt haben. Ich habe weit mehr "verbrochen", allein wie ich mich in meinem Blog (nicht hier) äußere. (Ein bisschen bin ich froh, dass es kaum jemand liest).

Ich habe im Sommer auch lange überlegt, ob ich hier weiter schreiben soll: Die Vorratsdatenspeicherung, sechs Monate, was bedeutet, rückwirkend bis letzten Oktober, könnte schon einiges anstellen. Und wenn man mich nicht wegen subversiver Gedanken anmacht... man weiß welche Diagnosen ich habe, welche Probleme, welche Gedanken... niemand kann mir garantieren, dass in den Stellen wo diese Daten verwaltet werden nicht frustrierte Beamte sitzen, wie überall, die zu wenig verdienen, zu wenig anerkannt werden, und sonstiges, und diese Daten weitergeben, weiter verkaufen. Selbiges mit jedem Handytelefonat. Freilich, man SAGT, dass es nur für "Verbrecher" gilt. Aber wer genau bestimmt was oder wer ein Verbrecher ist? Gerade hat man rund fünf Jahre Tierschützer zu Verbrechern erklärt, bespitzelt, infiltriert, in U-Haft gesteckt... weil sie eben einer Partei (und deren Klientel in der Wirtschaft) zu unbequem wurden. Es ging nicht um Straftaten, sondern um Gesinnung. Um es genau zu erklären: Wenn ich mich heute in diesem Forum etwa negativ über Frauenhäuser äußere, und ein mir unbekannter Mensch besprayt 500 km entfernt die Hausmauer eines Frauenhauses, könnte man mir Anstiftung vorwerfen, weil ich hätte wissen müssen, dass sich irgend jemand durch meine Äußerung zu einer Straftat hinreissen lässt.

Ja. Ich schreibe. Und ich habe Angst. Das gebe ich zu. Bin hin und her gerissen und überlege durchaus, was tun, wenn sie vor der Türe stehen. Aber schweigen... das möchte ich auch nicht. Zumal ich soweit gehe, zu sagen. Eines Tages wird es sogar verwerflich, sich NICHT zu äußern, weil das ein Hinweis darauf ist, kriminelle Gedanken zu haben. So wie es heute bereits ein Indiz für eine Straftat ist, sein Handy NICHT mitzunehmen. Und ja, so absurd es klingt, das sind tatsächlich passierte Dinge. Menschen, die ein pädagogisches Kunsprojekt entwickeln, und dann mit dem Verfassungsschutz zu tun haben...

Ich habe auch selber erlebt wie es ist, sich die ADs beim Hausarzt zu holen, und zu erfahren, dass man nicht versichert ist und daher seine Medikamente nicht bekommt und darauf dann nicht einmal "ausschleichen" kann, egal ob für die Gesundheit ok. Unschöne Sachen.

Wie soll man leben? Ich wünschte mir oft, mich würde ausser Geschirrspülermarken, Superstarsendungen und Co. nichts interessieren... das wäre einfach angenehmer. Aber schon als Kind wusste ich, was passieren kann, wenn man vom Baum fällt, und hatte Angst rauf zu klettern. Ich habe mir den Gips erspart, bis heute, im Gegensatz zu vielen anderen. Heute... klettere ich auf den Baum, während die Anderen herunten bleiben...
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 21:59

OK, ich habe solche Dinge, wie Du sie hier beschreibst nicht erlebt, kenne auch niemanden, der das erlebt hat. Ich kenne Leute, die zu ihrer Meinung stehen, wenn nötig auch vor Gericht gehen und - GEWINNEN (ich selbst gehöre auch dazu). Ich kenne Leute, die an die Öffentlichkeit gehen und GEHÖRT WERDEN, ja sogar UNTERSTÜTZUNG bekommen. Ich habe die Erfahrung gemacht, besonders in Österrreich, dass man über alles reden kann und sich meistens irgendwie einigen kann - auch mit Behörden und Autoritäten. Die meisten Menschen sind nicht böse oder psychopathisch, sondern maximal unwissend, faul und vielleicht ein bissl dumm

Wir leben scheinbar in völlig verschiedenen Welten und werden uns wohl in unsren Ansichten niemals treffen.

Abschließend fällt mir dazu nur Shakespeare ein: "Der Feige stirbt tausend Tode bevor er stirbt."

Es tut mir irgendwie leid, dass ich Dir keine positiven Vibrations vermitteln konnte - in welcher Form auch immer - denn ich halte Dich für einen begabten Menschen was nachdenken, schreiben, formulieren usw. betrifft. Schade, dass Du es Dir selbst so schwer machst.
Viel Glück!
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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