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Do., 16.07.2009, 08:05
Immer wieder wird gesagt, Menschen würden nicht arbeiten "wollen" wnn sie nicht aus finanziellen Gründen müssten. Sehe ich nicht so. Die gestresstesten Leute sind oft jene, die gar keinen festen Job haben. Man darf Arbeit nicht nur über ein Angestelltenverhältnis definieren. Ich zb. würde meinen Job auch lieber nicht machen "müssen" - was aber nicht heisst, daß ich dann nichts täte. Ich würde aber an etwas arbeiten, daß (vorerst) kein Geld bringt und darin voll aufgehen. Während mir 8 Stunden Arbeit einer Tätigkeit die mich nicht wirklich ausfüllt ewig vorkommt und eine erhöhung auf 12 oder 14 Stunden einer Unzumutbarkeit gleich käme, kann ich ohne zu merken 20 Stunden am Tag etwas arbeiten, hinter dem mein Feuer leuchtet.
Auch denke ich, heißt, einer Arbeit nachzugehen nicht zwangsläufig, darin auch immer weiter nach oben zu klettern. Du musst nicht 70 Stunden die Woche arbeiten um die Stellen deiner Vorgesetzten zu erobern. Wenn dir deine Tätigkeit Spaß macht wie sie ist und dich insofern zufrieden macht, indem sie dir den finaziellen Rückhalt für dein Privatleben sichert, dann kannst du doch auch dort verweilen und deine normalen 40 Stunden machen.
Klingt bei dir manchmal für mich so, als gäbe es nur entweder maximale Freiheit, durch Halbtagsjob und viel Freizeit ODER Karierre in der man sich auffressen lässt und gerade mal zum schlafen nach Hause kommt. Es gibt dazwischen noch verdammt viele Möglichkeiten. Es ist auch nicht so, daß man immer in seinem Job bleiben muss. Ich habe eine Ausbildung in eine ganz andere Richtung gemacht als ich dann arbeitete. Und auch innerhalb meines Berufes wechselt sich mein Aufgabengebiet - was ja auch durch den technischen Fortschritt automatisch passiert. Es gibt Betriebe, in denen WILL man keine Karierre machen, und welche, da macht man sie einfach weil sie einem liegen. Da hängt meiner Erfahrung nach auch viel davon ab, wie die entsprechende Firma funktioniert.
Ich glaube auch nicht, daß man das bei einem Einstellungsgespräch schon wissen muss. Ich musste das nie. Ich bewarb mich für Stellen ohne in Aussicht stellen zu müssen, eines Tages den Chefsessel erklimmen zu wollen. Deswegen glaube ich auch irgendwie nicht, daß man das so von vornherein planen kann. Wie du schon bei der Ausbildung angesprochen hast. Ein Schritt nach den anderen. Und das wäre vielleicht erst einmal, einen Job zu finden der dir gefällt und in dem du aufgehst. Dann erst brauchst du zu überlegen, ob du nun MEHR willst, oder ob dir das eigentlich reicht, weil du die überschüssige Energie lieber ins Privatleben als in den möglichen Sessel deines nächsten Vorgesetzten steckst. Ich denke nicht, daß man das schon VOR allem wissen muss. Es könnte ja auch sein, daß du dich für die Karierre entscheidest und mit Freude 80 Stunden die Woche gibst, dann verliebst du dich und deine Ziele sind ganz wo anders und 30 Stunden reichen dir auch plötztlich.
Du hast schon recht mit dem Entscheidungen treffen. Aber du kannst sie nur für den nächsten Schritt treffen und nicht für den überüberübernächsten. Du kannst sie treffen wenn da eindeutige Wahlmöglichkeiten vor dir liegen. Wenn du ein Jobangebot am Tisch liegen hast, das dich die nächsten Jahre total vereinnahmt und auf der anderen Seite die Chance es ruhig angehen zu lassen. Klingt so, als gäbe es diese konkreten Angebote derzeit gar nicht und du überlegst nur mal theoretisch, oder? Irre ich mich da?
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]