Ich leide unter meiner Introvertiertheit

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Tiburon
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Ich leide unter meiner Introvertiertheit

Beitrag So., 12.07.2009, 15:16

Hallo!
Wie aus dem Titel ersichtlich: Ich bin introvertiert. Und ich bin es nicht gerne, ich mag diese Eigenschaft an mir nicht! Introvertierte Menschen haben es nicht immer leicht im Leben und tun sich schwerer beim Kontakte knüpfen.

Ich befinde mich irgendwie in einem Zwiespalt: Ich bin kein Mensch, der zurückgezogen lebt! Zwar brauche ich hin und wieder die Einsamkeit, um meine "Batterien aufzuladen", aber eigentlich bin ich gerne unter Menschen. Irgendwie komme ich mir vor wie ein Extrovertierter im Körper eines Introvertierten.

Hier beginnt das Problem: Typisch für Introvertierte, ist es sehr anstrengend für mich, Smalltalk zu führen. Ich kann mich nur dann lange und intensiv unterhalten, wenn das Gespräch tiefergründig ist und es um ein Thema geht, das mich auch wirklich interessiert. Erst gestern ist mir das wieder besonders stark aufgefallen. Ich war in meinem Stammlokal und hatte zunächst grossen Spass beim Dart spielen (da muss man ja nicht soviel reden), und nachher, während sich andere über Gott und die Welt unterhielten, bin ich recht teilnahmslos dagesessen und es kam einfach kein Thema auf, wo ich etwas dazu beitragen hätte können, bzw schaffe ich es schon gar nicht, selbst dauernd ein anderes Gesprächsthema zu beginnen. Und genau das passt mir nicht! Einerseits bin ich gern unter Menschen und WILL mich ja gut unterhalten, andererseits sind inhaltsleere Gespräche mit Themenwechsel im Minutentakt einfach nichts für mich. Diebezüglich kann ich nicht über meinen Schatten springen (obwohl ich es wollen würde) und komme nicht gegen meine introvertierte Natur an, ausser vielleicht, ich habe schon extrem viel Alkohol getrunken (traurig).

Das Ganze ist besonders problematisch, wenn es darum geht, Frauen kennenzulernen. Ich betone: Ich bin NICHT kontaktscheu! Ich bin auch nicht unbedingt schüchtern. Aber es ist mir kaum möglich, aus dem Nichts heraus ein Gespräch zu beginnen. Die meisten meiner Frauen hatte ich aus dem Internet und war da nicht unbedingt wählerisch! Nie habe ich es geschafft, beim Fortgehen eine Frau, die mir gefällt, erfolgreich anzuflirten. Gegen die extrovertierte Konkurrenz, die sich stundenlang über Gott und die Welt unterhalten kann, habe ich keine Chance!

Dann kommt noch ein Punkt dazu: NEID! Ja, ich stehe dazu! Ich bin neidisch auf die Extrovertierten. Ich habe Probleme damit, wenn ich eine Freundin habe, die schon viele Männer hatte. Ich bin neidisch auf jeden Mann, der es geschafft hatte, sie erfolgreich im Lokal, in der Disco, in der Strassenbahn oder wo auch immer, anzuflirten. (MICH lernte sie ja im Internet kennen). Und natürlich bin ich auch auf meine Freundin, oder generell auf Frauen neidisch, wie leicht sie sich offenbar tun, jemanden im Real Live (sagen wir mal für ein Abenteuer) kennenzulernen. Was wäre nun anders ohne meine Introvertiertheit? Auf jeden Fall würde ich mir wohl beim Smalltalk leichter tun und wahrscheinlich auch mal die eine oder andere Frau, die mir wirklich gefällt, anflirten können ohne auf Partnerbörsen oder ähnliches im Internet angewiesen zu sein.

Tja, warum schreibe ich das eigentlich alles...ich gehe mal nicht davon aus, dass sich da noch grossartig was ändern wird, aber vielleicht gibt es hier ja den einen oder anderen mit ähnlichen Gedankengängen, zum Austausch halt. Erfahrungsgemäss tut es ja gut zu wissen, wenn man mit seinen Problemen wenigstens nicht allein ist...

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SamuelZ.
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Beitrag So., 12.07.2009, 15:32

Hallo Tiburon

Es gibt soviel ich weiß auch "introvertierte" Frauen, die auf "extrovertierte" Flirtversuche absolut allergisch reagieren. Hast du es bei denen mal versucht?

Gruß
S.P.

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Carry
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Beitrag So., 12.07.2009, 15:55

Hallo Tiburon,
ich kann dich gut verstehen. Mir ging es vor vielen Jahren ähnlich wie dir. Ich konnte tolle tiefsinnige
Gespräche führen, aber wenn es darum ging einfach nur mit fremden Leuten ein wenig Small Talk zu halten musste ich passen.
Um mich beruflich weiterzuentwickeln, war es unbedingt erforderlich genau dies zu lernen.
Ich besuchte einen Rhetorik Kurs und bekam u.a. zur praktischen Aufgabe mich in einer Schlange im Supermarkt einzureihen und fremde Menschen anzusprechen.
War Anfangs total schwer aber nach einigen Tagen habe ich festgestellt, daß ich überwiegend positive Resonanz bekam.
Ich war so angespornt von meinem Erfolg, daß ich mein "Betätigungsfeld" auf ärztliche Wartezimmer ausgedehnt habe. Denn dies, habe ich festgestellt, ist die wahre Herausforderung.

Und ich habe festgestellt....es macht mir mittlerweile viel,viel Spaß.

Man hat nichts zu verlieren sondern nur zu gewinnen, denn die Menschen die man anquatscht sieht man wahrscheinlich nie wieder.

Vielleicht ist das ja was für dich

die zutexende Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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Maddy
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Beitrag So., 12.07.2009, 16:36

Hallo Tiburon!

Ich weiß nicht, ob das hilfreich für dich ist, aber ich erzähl´ dir kurz mal was aus der Sicht einer eher "extrovertierten" Frau (mir):
Es ist nicht immer so angenehm, wenn man das "Talent" hat auf Menschen zuzugehen und zu flirten - im Gegenteil, man fällt sehr oft auf die Nase (sowie ich zB). Meine kommunikative, charmante Art (so wurde es mir bisher oft von anderen bestätigt) wird mir nicht selten zum Verhängnis, da vor allem viele Männer das falsch verstehen und mich für oberflächlich halten oder denken, ich wäre leicht zu haben .
Dabei suche ich eine ehrliche und tiefgründige Beziehung, habe aber oft das Gefühl, dass ruhige und "introvertierte" Frauen die besseren Chancen haben - um diese bemüht man(n) sich mehr, als um eine Frau wie mich .

Letztens habe ich erst wieder eine negative Erfahrung gemacht, nachdem ich mich seit 3 Monaten um einen Mann bemüht habe und wieder mal abgelehnt wurde, nur nicht auf eine höfliche und respektvolle Art, sondern feig mit nicht melden/antworten, usw.
Ich hasse sowas und werde darauf nur noch zornig .

Also: extrovertiert sein hilft oft gar nicht, nein, es schüchtert manche auch noch ein! Aber ich bin wie ich bin und du solltest zu deiner Introvertiertheit (ist ja vollkommen ok) auch stehen, falls du das nicht schon tust...
Ist es unsere Schuld, wenn andere nicht damit umgehen können?

LG Maddy

P.S. Das Neidgefühl kenne ich auch! Ich bin auf jene Frauen neidisch, die bei all den Männern für die ich mich jemals interessiert habe, durch ihre introvertierte und distanzierte Art Chancen hatten bzw. haben...

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Tiburon
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Beitrag So., 12.07.2009, 18:11

Hallo!
SandyP hat geschrieben:Es gibt soviel ich weiß auch "introvertierte" Frauen, die auf "extrovertierte" Flirtversuche absolut allergisch reagieren. Hast du es bei denen mal versucht?
Extrovertierte Flirtversuche, meinst du damit jetzt so machomässige Anmachsprüche?:-)
Also das würde ich glaub ich auch als extrovertierter Mensch nicht machen. Es geht mir in erster Linie darum, dass ich einfach gerne die Fähigkeit haben würde, auch aus dem Nichts heraus mit bekannten und unbekannten Menschen locker und ungezwungen zu plaudern, und das ist jetzt keineswegs nur auf Frauen und flirten bezogen. Aber für einen Introvertierten ist es leider sehr anstrengend sich zu unterhalten, wenn es nicht um ein bestimmtes Thema geht, das ihn interessiert und wozu er etwas beitragen kann.

@Carry
Das ist ja sehr interessant, was du da geschrieben hast. Ist es denn wirklich möglich, sich von intro auf extrovertiert zu ändern? Ich habe ja auch schon oft probiert, dagegen anzukämpfen und einfach mal ein paar Leute anzuquatschen, aber immer wieder war es das gleiche Problem: Das Gespräch war nach relativ kurzer Zeit beendet, weil ich bald schon einfach nichts mehr zu sagen hatte, wenn die Unterhaltung oberflächlich geblieben ist.
Maddy hat geschrieben:extrovertiert sein hilft oft gar nicht, nein, es schüchtert manche auch noch ein! Aber ich bin wie ich bin und du solltest zu deiner Introvertiertheit (ist ja vollkommen ok) auch stehen, falls du das nicht schon tust...
Ich versuche, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. So habe ich schon aus diversen psychischen Problemen herausgefunden. Aber diese Sache ist anders! Meine typisch introvertierten Verhaltensweisen (besonders meine Unfähigkeit zum lockeren Smalltalk, das ärgert mich am meisten) passen nicht zu meiner Einstellung! Ich bin ein geselliger Mensch. Das Leben ist zu kurz für Langeweile, ich gehe gerne fort und war schon zigmal auf so Inseln wie Ibiza oder Mallorca. Wenn ich so zurückdenke, dann hatte ich schon Spass dort und habe mich auch so gut es ging unterhalten. Aber ein paar nette Urlaubsflirts wären halt auch schön gewesen, so wie bei den meisten anderen Besuchern solcher Destinationen. Leider gab es bei mir so gut wie keine Urlaubsflirts, geschweige denn Urlaubssex. Weil man dazu eben die Fähigkeit haben muss, lang anhaltende oberflächliche Gespräche zu führen. Und wieder frisst mich der Neid bei dem Gedanken, wie leicht das dort den meisten anderen fällt, gerade bei so Urlaubszielen wie den Balearen.

Und was das mit den introvertierten Frauen betrifft, da magst du durchaus recht haben! Aber: Grundsätzlich haben es introvertierte Frauen viel leichter, Bekanntschaften zu schliessen als introvertierte Männer, siehe:
Maddy hat geschrieben:habe aber oft das Gefühl, dass ruhige und "introvertierte" Frauen die besseren Chancen haben - um diese bemüht man(n) sich mehr
Verstehst du? Und welche Frau bemüht sich um die introvertierten Männer? Introvertierte Männer werden oft als "komisch" bezeichnet, wenn ihnen beim Smalltalk bald die Worte ausgehen, und das ist fürs erfolgreiche flirten nicht gerade vorteilhaft.
Aber wie gesagt, es geht mir hier ja nicht nur ums flirten, sondern um mein generelles Kommunikationsproblem, welches mir so zuwider ist.

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Carry
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Beitrag So., 12.07.2009, 18:28

Hallo Tiburon,
Ist es denn wirklich möglich, sich von intro auf extrovertiert zu ändern?
Nach meiner Erfahrung ist das tatsächlich möglich.
Dh. ja nicht, daß ich auf einmal oberflächlich geworden bin, sondern nur, daß ich gelernt und geübt habe ( siehe Wartezimmer - und die Leute waren immer dankbar sich in so einer Wartesituation unterhalten zu können - ich war immer die einzige ,die den Small Talk begonnen hat) und ich empfinde es als sehr befreiend mich immer und überall mit fremden Menschen unterhalten zu können. Und die Resonanz war bisher überwiegend positiv.
Viele Situationen werden um so vieleles leichter.

Versuch es halt mal
Manchmal erntet man allerdings auch mitleidige Blicke hihi
Carry
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Peter Sirius

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herndi
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 05:11

tiburon:
also mir kommt eher vor, als ob du versuchen möchtest, anders zu sein als du bist und dich mit anderen menschen vergleichst. wie ich mir deinen ersten beitrag durchgelesen habe, hab ich mich selber gelesen. ich hab bei dir eher das gefühl, dass du ein hochsensibler mensch bist (zurückziehen um batterien aufzuladen, tiefe gespräche führen wollen usw.) der oberflächlichkeiten (und dazu gehört auch smalltalk) nicht gerne mag. es gibt eine österreichische homepage "zartbesaitet.at" wo du einen test machen kannst.

schau mal dort rein, das möchte ich dir ans herz legen

liebe grüße herndi
Liebe Grüße Sylvia

"Depression ist die Rache des Verdrängten"
© Andreas Tenzer

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vita
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 07:51

Hallo Tiburon,

ich mag auch keinen Smalltalk obwohl ich smalltalk halten kann. Es fällt mir nicht schwer, Leute zu kontaktieren und smalltalk aufrecht zu erhalten. Jedoch gefällt es mir nicht. Ich denke, das ist ein grosser Unterschied, ob du gerne smalltalk hälst oder ob dir smalltalk nichts gibt.

Die meisten Menschen, die ich kenne, führen gerne und stundenlang smalltalk - ich langweile mich nach einiger Zeit und empfinde smalltalk als anstrengend. Im Gegensatz zu dir bin ich überhaupt nicht neidisch auf Menschen, die das stundenlang können - da ich diese Eigenschaft nicht als Kunst empfinde. Ich empfinde es eher als Kunst, ein echtes Gespräch zu führen, denn da müssen die meisten Leute passen.

Unter den vielen Männern, die ich in meiner Jugend kennenlernte, waren nicht viele, mit denen ich mich entsprechend tiefgehend unterhalten konnte - jedoch habe ich einen solchen gefunden und geheiratet. Wir können -auch heute noch, nach über 3 Jahrzehnten- stundenlange Gespräche führen.

Ich denke daher, dass es darauf ankommt, was man im Leben möchte und worauf man Wert legt - smalltalk hatte bei meinem Lebensentwurf nicht unbedingt den ersten Platz. Für kurzfristige Urlaubsflirts und unverbindliche Abenteuer ist die Kunst des Smalltalks natürlich unerlässlich...

lg
vita

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Tiburon
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 08:30

Hallo Herndi!
182 Punkte waren es bei mir, das Ergebnis lautete: "Sie sind wahrscheinlich eine HSP"
Herndi hat geschrieben:also mir kommt eher vor, als ob du versuchen möchtest, anders zu sein als du bist und dich mit anderen menschen vergleichst.
Stimmt, in dieser Hinsicht wäre ich gern anders, aber nicht wegen anderer Menschen, sondern für mich selbst. Ich gehe nämlich gerne unter Menschen und würde mich mit denen daher auch gerne gut unterhalten können.
Herndi hat geschrieben: ich hab bei dir eher das gefühl, dass du ein hochsensibler mensch bist (zurückziehen um batterien aufzuladen, tiefe gespräche führen wollen usw.) der oberflächlichkeiten (und dazu gehört auch smalltalk) nicht gerne mag
Sagen wir so: Wenn ich unterwegs bin, dann würde ich schon gerne Smalltalk führen WOLLEN! Aber leider bin ich da irgendwo blockiert und das stört mich. Wie gesagt, das mit dem Batterien aufladen stimmt schon, aber wenn die Batterien aufgeladen sind WILL ich mich gut unterhalten und irgendwie KANN ich oft nicht. Das ist ja das, was nicht zusammenpasst und dieser Zwiespalt. Ich bin ein geselliger Mensch der Spass haben will, und dieses Kommunikationsproblem passt dazu überhaupt nicht!
Herndi hat geschrieben:wie ich mir deinen ersten beitrag durchgelesen habe, hab ich mich selber gelesen
Dann kennst du also auch diese Neidgefühle?

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Tiburon
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 08:46

Hi vita!
vita hat geschrieben:Ich denke daher, dass es darauf ankommt, was man im Leben möchte und worauf man Wert legt - smalltalk hatte bei meinem Lebensentwurf nicht unbedingt den ersten Platz. Für kurzfristige Urlaubsflirts und unverbindliche Abenteuer ist die Kunst des Smalltalks natürlich unerlässlich.
Dieser Absatz bringt es genau auf den Punkt!
Ich war schon oft auf Urlaub im Süden, habe dort auch viele Menschen kennengelernt, natürlich auch Frauen. Aber aufgrund meiner Unfähigkeit, oberflächliche Gespräche aufrecht zu erhalten, kam es eben praktisch nie zu einem unverbindlichen Abenteuer. Und wie gesagt, der eine oder andere nette Urlaubsflirt wäre halt schön gewesen. In dieser Hinsicht habe ich das Gefühl was versäumt zu haben, was natürlich auch diese Neidgefühle in mir auslöst, auf alle Menschen, denen das so verdammt leicht fällt.

Tja, was möchte ich sonst im Leben? Spass! Das Leben ist kurz! Und da mich dieses Problem beim ausgelassenen Spass haben stark blockiert, bin ich damit nicht zufrieden!
L.g.Tiburon

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Gärtnerin
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 12:52

Hallo Tiburon,

ich habe die gleiche Erfahrung wie Carry gemacht, nämlich dass Small Talk erlernbar ist. Man wird dadurch zwar nicht extrovertiert, aber man erweckt zumindest den Anschein, ein bisschen interessant - und am Gegenüber interessiert - zu sein. Jemandem, für den der Sinn eines Gesprächs darin liegt, Informationen auszutauschen, mag es merkwürdig erscheinen, dass sich manche Leute stundenlang über Nichts unterhalten können, aber dieses Nichts hat eben eine wichtige soziale Funktion.

Im Internet gibt es Seiten über Small Talk (Googlesuche), es gibt Bücher zum Thema, mancherorts sogar Volkshochschulkurse! Ich habe es hauptsächlich durch Beobachten und Nachahmen gelernt und mit der Zeit einen eigenen Stil entwickelt. Am Anfang kommst du dir vielleicht total blöd vor, Dinge zu sagen, die komplett unwesentlich sind, aber das ist wirklich Übungssache. Guck dir einfach ab, was andere sagen, wirf selber ab und zu einen Satz ein, denk nicht so viel, sieh es als Spiel. Am besten, du übst es zuerst in unwichtigen Situationen und versuchst nicht gleich, eine Frau anzuflirten.

Liebe Grüße,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Beitrag Mo., 13.07.2009, 15:12

Gärtnerin hat geschrieben:Ich habe es hauptsächlich durch Beobachten und Nachahmen gelernt und mit der Zeit einen eigenen Stil entwickelt.
Da gratuliere ich dir natürlich ganz herzlich, das ist bestimmt nicht einfach gewesen.
Aber warum wolltest du es eigentlich lernen, hat es dir genausowenig gefallen wie mir, dass du die Kunst des Smalltalks nicht beherrscht oder hatte das andere Gründe?
Und wie lange hast du dafür ungefähr gebraucht, kannst du das in etwa sagen?
Gärtnerin hat geschrieben:Am Anfang kommst du dir vielleicht total blöd vor, Dinge zu sagen, die komplett unwesentlich sind, aber das ist wirklich Übungssache. Guck dir einfach ab, was andere sagen, wirf selber ab und zu einen Satz ein, denk nicht so viel, sieh es als Spiel.
Jaja, das Leid der Introvertierten...viel zu viel nachdenken! Genau das nimmt einem eben die Lockerheit. Und diese hätte ich gerne beim Unterhalten. Man hat mir nämlich schon öfter gesagt, ich wirke immer irgendwie "angespannt", sogar eine Exfreundin hat gemeint, ich wäre "komisch" und "reserviert". Nicht gerade toll, wenn du solche Ausdrücke bezüglich deiner Person hörst.

Aber es ist schon aufbauend wenn ihr sagt, es ist Übungssache und es ist möglich!
L.g

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Gärtnerin
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 16:09

Tiburon hat geschrieben: Aber warum wolltest du es eigentlich lernen, hat es dir genausowenig gefallen wie mir, dass du die Kunst des Smalltalks nicht beherrscht oder hatte das andere Gründe?
Und wie lange hast du dafür ungefähr gebraucht, kannst du das in etwa sagen?
Ich wollte es eigentlich gar nicht lernen. Mich hat das Zusammensein mit anderen Menschen nie sonderlich interessiert, ich war mir allein genug. Das Problem: Einzelgängertum ging in Schule und Studium noch gut, aber als es ans Arbeiten ging, nicht mehr. Im nachhinein sehe ich es als großes Glück, dass ich damals in einem Aushilfsjob unter lauter Männern, und zwar überwiegend einfachen Arbeitern, gelandet bin. Da waren intellektuelle Gespräche weder möglich, noch erwünscht, und "die Studierten", die hatten sowieso alle einen Schuss weg. (Ich war natürlich eine Ausnahme! ) Die Gespräche drehten sich Tag für Tag um genau drei verschiedene Themen: Essen, Saufen, Frauen. Am Anfang habe ich eher zwangsläufig mitgemacht, und allmählich habe ich Spaß an der lockeren Atmosphäre gefunden. Es war eine Umgebung, in der niemandem etwas krumm genommen oder nachgetragen wurde. Und ich habe entdeckt, wie nahe man sich auf dieser scheinbar oberflächlichen Ebene kommen kann. Es waren die allerbesten Kollegen, die ich je hatte. *Wehmut* In den drei Jahren dort habe ich sehr viel gelernt, vor allem Spontanität, den Mut, sinnlose Dinge zu sagen - und gaaanz viele versaute Sprüche. Also, wenn du locker werden willst, kann ich dir so eine Proleten-Umgebung nur empfehlen!
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Tiburon
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 16:32

Gärtnerin hat geschrieben:Die Gespräche drehten sich Tag für Tag um genau drei verschiedene Themen: Essen, Saufen, Frauen.
Liebe Gärtnerin, du hast mir soeben den Tag gerettet!
Gärtnerin hat geschrieben:gaaanz viele versaute Sprüche.
Ja, die hab ich eh drauf!
Aber ich kann ja nicht jedesmal, wenn mir beim Smalltalk die Worte ausgehen, anfangen, ordinär zu werden! Das kommt glaub ich, besonders in Anwesenheit von Frauen, nicht immer gut rüber!
Gärtnerin hat geschrieben:Also, wenn du locker werden willst, kann ich dir so eine Proleten-Umgebung nur empfehlen!
Ich kenne solche Umgebungen und eigentlich fühle ich mich recht wohl dort! Aber selbst da hab ich Schwierigkeiten mit oberflächlichen Gesprächen, denn auch in dieser Gesellschaft wird ja nicht nur über versautes gesprochen!

Danke für diesen Beitrag, ich hab mich köstlich amüsiert und muss immer noch lachen!

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Maddy
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Beitrag Di., 14.07.2009, 20:46

Hallo!
Tiburon hat geschrieben:Und welche Frau bemüht sich um die introvertierten Männer?
Ich zum Beispiel!
Introvertierte Männer finde ich interessant, weil sie Möglichkeiten bieten "das Eis zu brechen" = sehr interessant...

Was mich betrifft: auch ich war mal introvertiert (als Jugendliche) und ich glaube, dass es ein Teil von mir noch manchmal ist...irgendwann - ich weiß nicht mal wann das war und was der Auslöser dafür gewesen ist - habe ich das abgelegt. Nein, nicht nur abgelegt, sondern mich ins Gegenteil verwandelt! Das hat einfach so funktioniert und die Menschen haben positiv darauf reagiert (bis auf ein paar Ausnahmen)! Selbst wenn ich noch öfters bei Männern, welche mit einer extrovertierten Frau nicht umgehen können, auf die Nase fallen sollte - ich bleibe meiner Art treu, denn mit ihr fühle ich mich wesentlich wohler als früher in meiner Jugend...

LG Maddy

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