Selbsthass und Lebensangst

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Baumfreund
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Selbsthass und Lebensangst

Beitrag Mo., 06.04.2009, 10:25

Hallo

Ich bin ein 20 jähriger Student und habe entsetzliche Angst davor alleine zurecht zu kommen und meinzukünftiges Leben zu gestalten. Ich wohne zur Zeit zu Hause und bin extrem an meine Mutter gebunden, ohne sie fühle geht es mir oft sehr schlecht. Ich war seit über einem Monat nicht mehr auf dem Konservatorium(studiere Saxophon) da ich eine Art burn out hatte, verbunden mit Depression und Angstzuständen. Nächstes Semester möchte ich etwas anders Studieren und Musik nur nebenher, obwohl mir immer alle gesagt haben das ich talentiert bin und es zu was bringen werde, ABER ICH KANN EINFACH NICHT AN MICH GLAUBEN! Egal was die anderen sagen es nützt nichts und inzwischen fange ich wirklich an mir mein Leben zu zerstören, indem ich meiner Angst nachgegeben habe. Das Absurde ist nur, das ich nie wirkliche Probleme hatte, die mich prägen hätten können: Meine Kindheit war schön, ich bin nicht mit meinem Aussehen unzufrieden und habe die AHS geschafft, dennoch habe ich nich eine wirkliche Freundin gehabt, weil mich als uninteressant und langweilig empfinde, ich hab auch nie wirklich was zu sagen, wenn ich in einer größeren Runde bin. Ich habe einfach mit Pubertät aufgehört mich zu mögen und an mich zu glauben. Dabei war meine Kindheit schön meine Eltern liebevoll ich hab die Matura geschafft und nette Leute um mich, die mich seit Wochen intensiv unterstützen . Ich weiß dass das viele nicht haben. Trotzdem habe ich mich selber schon soweit gebracht, das ich an Selbstmord gedacht habe. Ich verstehe mich nicht sonst wahrscheinlich auch niemand. Ich habe immer auf das Leben "gewartet" und kann einfach nicht damit aufhören. Ich hasse mich für meine innere Einstellung, die so zwanghaft ist, dass sie inzwischen mein Leben bestimmt und zerstört, aber vielleicht will ich mich ja zerstören. Es ist wie eine selbsterfüllende Prophezeihung, die sich nicht mehr aufhalten lässt. Ich habe in letzter Zeit so viel mit Verwandten und Freunden geredet und meine Probleme geschildert, aber im Grunde hat das nichts geändert. Meine Angst, mein Leben aufgrund meines Minderwertigkeitskomplexes und meiner panikhaften Versagenängste zu versauen sind weiterhin da, gleichzeitig schaffe ich es nicht mich zu ändern. Ich nehme inzwischen Antidepressiva und bin seit kurzem in Therapie, ich hoffe inständig das nützt etwas. Gibt es irgend jemanden da draußen, der sich damit, zumindest ein bisschen identifizieren kann?

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yuna
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Beitrag Di., 07.04.2009, 22:19

Hallo Baummeister!

Einige deiner Ausführungen kommen mir in der Tat bekannt vor. Ich habe auch ein extremes Problem damit an mich zu glauben. Bei mir rührt es aber daher, dass mein Vater mir mein Selbstbewusstsein entzieht, indem er mir einredet, dass ich in meinem Leben nichts erreichen werde, da ich schon einige Dinge abgebrochen habe. D.h. ich habe mit meinen 24 Jahren bei weitem nicht so viel erreicht wie du.
Ich denke die Therapie ist ein guter Schritt. Aber eine Veränderung wird nicht von jetzt auf gleich eintreten sondern ist ein längerer Prozess. Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft auf deinem Weg.

LG, Yuna

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euphoria
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Beitrag Mi., 08.04.2009, 09:01

Hallo Baumfreund,

ich halte es für nix ungewöhnliches, wenn man mit Anfang 20 Angst vor dem sogenannten "Erwachsenenleben", den damit verbundenen Pflichten und der Verantwortung für das eigene Wohlergehen hat. Denn immerhin hat man bisher all dies den Eltern "überlassen", war zwar einerseits von ihnen abhängig, aber andererseits mußte man sich auch um nichts kümmern. Ich hatte zwischen 20-25 diesbezüglich große Ängste und auch oft pure Panik, weil ich mich überfordert fühlte und mir auch klar wurde, dass ich in Zukunft größtenteils "funktionieren" muss, damit steht und fällt ja das Erwerbsleben.
Mich haben die kleinen und größeren Erfolgserlebnisse aber immer selbstsicherer gemacht, zudem habe ich unterstützend und um die Angst zu lindern Atemtherapie und Yoga gemacht, was ebenfalls super geholfen hat. Als ich dann noch einen tollen Job gefunden hatte, in dem ich mich wirklich gut fühlte, waren viele Sorgen wie von selbst weggewischt.
Ich würde an deiner Stelle mal langsam die Abnabelung von der Mutter forcieren, die Frage ist natürlich auch, warum du so an deiner Mutter hängst. Hält sie dich fest, weil sie Angst davor hat, wie es sein wird, wenn du weg bist? Hat sie Angst vor der damit verbundenen Einsamkeit? Du kennst ja vielleicht den Song "if you love somebody set them free", den solltet ihr euch vielleicht mal gemeinsam anhören.
Super wäre es, wenn dich deine Mutter ermutigt und auf deinem Weg zur Eigenständigkeit unterstützt. Und du solltest vorrangig mit einem Studium weitermachen, schon alleine dadurch kommst du auf deinem Weg weiter und hast auch Erfolgserlebnisse.
Vielleicht "magst du dich nicht", weil es bisher zu einfach für dich, du dir nichts beweisen mußtest, zu wenige Hindernisse hattest, deren Überwindung dir dann Selbstbewußtsein geben. Die Langeweile spricht da auch dafür, du brauchst Herausforderungen. Eine gute Therapie kann dir da helfen, ich würde jedoch nicht auf den Körper vergessen, der z.b. bei der Angst eine große Rolle spielt und wo man ganz ohne Tabletten nur mit Atemtherapie erstaunliche Erfolge erzielen kann.
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Baumfreund
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Beitrag Mi., 08.04.2009, 13:48

Meine Muttter unterstützt mich ja, alle unterstrützen mich, nur ich bin wie gelähmt und mache nichts außer panisch Leute anzurufen und immer immer nur reden zu wollen, ich versuche mit aller Gewalt meine Zukunft anzuhalten, kann nicht aufhören mich immer wieder aufzugeben. Ich hatte mal einen Plan jetzt habe ich nichts mehr. Ich möchte ausziehen, aber viel weiter weiß ich auch nicht. Joberfahrung habe ich kaum. Alle die ich kenne sind ratlos und wissen nicht wie sie mir helfen sollen. Die Medikamente, die ich seit mehr als einem Monat nehme, ändern nicht viel. Ich laufe vor ALLEM davon die ganze Zeit, ohne Ende. Musik darf ich nicht aufgeben, aber ich fürchte mich vor einem unsteten Leben als Musiker, als Mikrobiologe ist es wahrscheinlich nicht besser. Wenn ich hier schreibe ist das nur ein weiterer Akt mein selbstgewähltes Leiden zu zelebrieren, ich hasse mich und meinen Charakter. Ich habe so ein schönes Leben und zerstöre es mit aller Gewalt. Mein Ziel ist es andere Leute dazu zu bringen mich genau so zu verachten wie ich es tue. Ich bin süchtig nach Rat und befolge ihn nicht um noch mehr zu leiden. Ich sitze zu Hause in einem wunderschönen Haus mit Garten und fürchte/schäme mich vor mir selber. Ich verschlinge Liebe und Zuwendung wie ein Müllschlucker. Manchmal denke ich, ich werde wahnsinnig, dann geht es wieder. Ich kann diesen Modus in meinem Kopf nicht abschalten, oder will nicht, ich weiß es nicht. Niemand kann mir helfen nur ich selbst und das funktioniert überhaupt nicht. GIBT ES JEMANDEN DER SO EINE STÖRUNG HAT, WAS IST DAS!!! ICh weiß nicht mehr wer ich bin, ob das nur eine Rolle ist die ich spiele und nicht mehr aufhören kann, oder ob ich das wirklich bin

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euphoria
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Beitrag Mi., 08.04.2009, 16:50

Nun, vielleicht willst du das ja in Wirklichkeit: dein schönes Leben zerstören. Anscheinend bringt es dir etwas ganz entscheidendes nicht, etwas, dass du vermisst und zu dem du jetzt strebst. Vielleicht suchst du den Widerstand, die Reibung, die Intensität, die Schwierigkeiten - all das, was dir bisher entgangen ist und an dem du hättest wachsen können. Vielleicht ist dein schöner Garten der falsche Ort für dich. Es spricht nichts dagegen, mal alles ein wenig in Frage zu stellen, in deinem Alter spricht sogar viel dafür. Versuche einfach mal einiges: ein Semester als Austauschstudent im Ausland, dort neben dem Studium jobben und in einer kleinen Wohnung oder in einem Zimmer im Studentenheim wohnen, dann kommst du vielleicht schon mal mit einem anderen Gefühl zurück und kannst dich über den Garten wieder freuen.
Ich glaube, es ist im Grunde nicht besonders dramatisch, was dich quält, diese Emotionen gehören zum Erwachsen werden dazu, die Frage, wie sehr man man selbst ist, oder nur eine Rolle spielt, all das muss man für sich herausfinden und für die Antworten muss man auch ein wenig raus aus der Sicherheit und rein ins geballte Leben.
Ich glaube, die Medikamente bringen aus gutem Grund nichts, sie können dir nicht die Intensität und die Erfahrungen verschaffen, die du jetzt gerade brauchst.
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yuna
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Beitrag Fr., 10.04.2009, 17:21

Hey Baumfreund!

Erstmal sorry dass ich deinen Namen in meinem ersten Posting falsch geschrieben haben. Ich denke du fühlst dich zur Zeit nicht wohl in deiner Haut, weil du dir innerlich die Frage stellst, ob du gerade den richtigen Weg gehst. Du haderst mit dir selbst. Das ist in der Tat nichts ungewöhnliches, da stimme ich Euphoria zu. Ich bin der Meinung, dass du dich danach sehnst andere Erfahrungen zu machen... dein derzeitiger Alltagstrott ist womöglich nichts für dich. Vielleicht solltest du versuchen für eine gewisse Zeit auszubrechen, um deine Erfahrungen zu erweitern. Wäre glaub ich auch für mich eine Variante
Du hast deine Ziele aus den Augen verloren.... vielleicht könnte es etwas ändern, wenn du dich neu sammelst.

Lg, Yuna

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Baumfreund
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Beitrag Fr., 10.04.2009, 22:42

Hmm das sind gute Tipps von euch, ich, danke. Inzwischne geht es mir schon etwas besser und ich hoffe ich rutsche nicht wieder in ein Tief. Das Semester mache ich noch fertig, dann kann ich entscheiden ob tatsächlich einen Studienwechsel machen will, aber das bringe ich noch zu Ende. In nächster Zeit ziehe ich aus, da wird sich ebenfalls einiges ändern. Vielleicht ist es wirklich nicht so schlimm, scheiße fühlt es sich trotzdem an

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Helena81
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 13:48

Hallo Baumfreund,

gerne möchte ich Dir meine Sichtweise zu Deinem geschilderten Selbsthass und Deiner Lebensangst aufzeigen. Denn im Gegensatz zu ihnen glaube ich, dass Du Deine Empfindungen sehr ernst nehmen solltest, weil sie möglicherweise eben nicht vorrübergehend sind. Meiner Erfahrung nach kann Dein Alter, Deine Lebensphase, eine Rolle spielen, muss aber nicht. Ich hatte eine ähnliche "Krise" mit 19/20. Ich habe sie scheinbar bewältigt, einen Hchschulabschluss gemacht, alles. Von außen sieht es gut aus. Doch in meinem Inneren stimmt etwas nicht. Das hat sich alle 2 Jahre seitdem in erheblichem Maße gezeigt. Ganz langsam komme ich auf den Trichter, was es ist... es hat was mit Individualität-Verstehen und Sich-Selbst-Kennen zu tun... es ist nur so eine Ahnung, wenn ich Deine Texte lese, mehr nicht. Aber wie Du über Deine Mutter schreibst und Deine Familie, das kommt mir sehr bekannt vor.

Was ich Dir empfehlen würde, ist, Deine Überzeugungen ob Deiner Familie und Deiner Vergangenheit versuchsweise einmal grundsätzlich in Frage zu stellen. Du schreibst, dass Deine Familie und Dein Leben gut und weitgehend problemlos, ja schön waren, das alle Dich unterstützen. Frage Dich einmal aufrichtig: Ist das wirklich so? Ich habe auch immer so gesprochen von meiner Familie, die mich ehrlich und aufrichtig liebt (daran gibt es keinen Zweifel!). Aber ihre Liebe und Handlungsbereitschaft muss nicht zwangsweise bedeuten, dass sie in der Lage sind und waren, Dich dabei zu unterstützen "Dein Leben" zu leben. Vielleicht lebst Du mehr ihr Leben als Dein eigenes? Oder Du liebst zwar Deine Musik, aber hast das Gefühl Dich nicht wirklich freiwillig dafür entschieden zu haben und musst erst einmal Abstand dazu gewinnen, um dann wieder nach einer Zeit (und diesmal aus Dir selbst heraus) diesen Weg zu gehen?

Also, wie gesagt, ich halte es für möglich, dass Dein Selbsthass und Dein Wunsch, Dein Leben anzuhalten, daher rührt, dass Du nicht richtig unterscheiden kannst, wer Du bist und wer "die anderen" sind. Doch wenn dem so ist, wird das in der Therapie vermutlich ohnehin hochkommen.

Alles Gute auf Deinem Weg,
Helena
Die Jungen werfen zum Spaß mit Steinen nach Fröschen. Die Frösche sterben im Ernst. (Erich Fried)

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zickzack
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Beitrag Di., 16.06.2009, 17:25

Hallo Baumfreund,

Ich kann mich sehr gut mit den von dir geschilderten Problemen, Gefühlen, Gedanken identifizieren. Ganz abgesehn davon, dass ich selbst auch saxophon spiele...Bin ein paar jahre älter als du und möcht dich hier auf keinen fall verunsichern, aber ich denk nicht, dass solche Gefühle wie Selbsthass eine reine Entwicklungserscheinung sind. Ich spiele bereits seit einigen Jahren "auf zeit", warte, bis mich endlich das leben ergreift, hoffe, dass ich zu mir selbst finde (was das auch immer sein soll). Hab auch schon eine zeitlang therapie gemacht, da gings (auf mein drängen natürlich) vor allem darum, wie ich meine scheu vor Frauen ablegen kann. Irgendwann hab ichs jedoch abgebrochen, die schübe, wenn der selbsthass manifest wird und ich nicht mehr weiter weiß und will, sind geblieben.
Unterm Strich würd ich auch von mir behaupten, dass es mir eigentlich gut gehen sollte, hab eine sich um mich kümmernde familie, nette freunde, mit denen ich wirklich nahe beziehungen führen kann, hasse mich jedoch in vielen momenten. Ich hasse die von dir beschriebene einstellung, die ich mit mir herumtrage, ich hasse, dass ich nicht weiß, was ich einmal beruflich längerfristig machen könnte, dass ich schwierigkeiten habe, eine freundin zu finden, dass ich nicht selbstständig genug bin, auf frauen zuzugehen....
Ich denke, dass du mit dem thema "familie" schon einen entscheidenden punkt ansprichst, ich kann dir jedoch auch nicht sagen, was es im detail damit aufsich hat. ich denke es ist ein sich lösen um ein um sich selbst kümmerndes individuum zu werden (damit mein ich nicht egoismus), dass in meinem fall nicht (noch?) nicht funktioniert hat. Wie gesagt, ich erlebe diese problematik vor allem in phasen, eine zeitlang kann ich mich wieder damit arrangieren, bis ich wieder an dem punkt angelange wo nichts mehr geht...

Ich hab hier ein bisschen mehr von mir erzählt, da mir diese identifikation mit personen, die ähnlich fühlen, eigentlich fehlt (deshalb möcht ich dir auch die gelegenheit bieten).

Ich finds jedoch wirklich bewundernswert, dass du etwas konkretes unternimmst, in eine therapie gehst. Sei diesbezüglich zumindest ein wenig stolz auf dich. Ich schaffs momentan nicht, obwohl ich eigentlich vermute, dass eine therapie vielleicht der einzige weg zur langfristigen besserung ist.

Wünsch dir an dieser stelle auch alles gute

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Winterlong
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Beitrag Mi., 17.06.2009, 18:37

Hallo Baumfreund,
ich weiß zwar nicht, wie sehr dir das hilft, aber ich identifiziere mich hundertprozentig mit deinem Eingangsbeitrag. Ich bin zwar 3 Jahre jünger, aber meine innere Grundhaltung ist ident.
Insbesondere in der Volksschule war ich stets der beste, an allem interessiert, aufmerksam, sehr kreativ, schrieb lange Geschichten, erfand wirklich gute Karten- und Brettspiele (bis zur 3. AHS) und alles. In der AHS (Realgymnasium) hat sich das aber bald verloren. Ich weiß nicht, was ich nach der Matura machen will, alle Optionen erscheinen beliebig und unattraktiv. Man sagt mir auch jetzt noch oft, dass ich sehr talentiert bin oder sonst irgendwas, aber ich kann es nicht annehmen (ich vermute dann, dass mich derjenige nur trösten will, es ironisch meint oder sich schlichtweg irrt). Freundin hatte ich kurz in der Unterstufe, bin auch jetzt noch mit ihr in der Klasse aber nachdem sie nicht gekommen ist, als ich sie einlud, habe ich mich bis jetzt nicht getraut sie anzusprechen was "uns" angeht (ist jetzt 4 Jahre her).
Ich habe keine Probleme, Kontakte zu finden und bin auch gern unter Leuten und "habe Spaß", aber ich bin stets irgendwo nicht ganz dabei. Wenn ich unter Leuten bin, lebe ich diese Zeit nicht vollständig und fühle mich dabei oder spätestens danach so leer wie zuvor, was dazu führt, dass ich weniger aktiv nach Kontakten und Treffen suche (was ich mir anschließend aber vorwerfe und mich dafür hasse). Ich bin ziemlich zurückhaltend und mache mir oft bewusst, wie viel ich doch verpasse und wie sehr mir die meisten anderen überlegen sind.
Manchmal erscheint mir der "Ausweg" ganz nah und leicht, vor allem, wenn ich kleine Erfolgserlebnisse habe (z.B. es um 11 Uhr am Vortag doch noch geschafft, mich aufzuraffen, für eine Schularbeit zu lernen). Doch der Wille verfliegt leider schnell. Ich bekomme Angst vor der Zukunft und meiner Unfähigkeit, ihr zu begegnen. Ich möchte ständig Rat von anderen, habe jedoch nicht die Selbstüberwindungskraft, ihn zu befolgen. Egal, was ich tue, ich denke stets nur daran, was ich alles hätte besser machen können/sollen/müssen. Ich liebe meine Familie und bin ihr dankbar, gleichzeitig schäme ich mich dafür, nichts aus dem machen zu können, was sie mir geben. Außerdem schäme ich mich dafür, dass ich so viele meiner früheren Charakterstärken (unbedingter Einsatz für Benachteiligte, Weltoffenheit, Neugier,...) durch meine Angst verloren habe.
Immer wieder suche ich nach psychischen Störungen, um mich indentifizieren zu können, und erkenne Teile in ADS, Asperger und Ähnlichem wieder, doch das gute(/blöde?) ist, dass manchmal eine Zeit lang alles perfekt klappt. Erst, wenn ich wieder ein Minderwertigkeitserlebnis habe, rutsche ich in diese Verhaltensmuster zurück. Ich verzweifle regelmäßig, doch ich weiß nicht, wie mir jemand helfen sollte.

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feenstaub
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Beitrag Sa., 20.06.2009, 16:20

auch ich habe gedacht, eine gute behütete kindheit gehabt zu haben. weil ich dachte das alles sei normal. erst später habe ich mitbekommen, dass es familien gibt, in denen auch die kinder als menschen respektiert werden und eine eigene würde haben. ich wusste gar nicht, was das ist. ich habe ich mich geliebtg fühlt. meine eltern haben auf mich aufgepasst und viel für mich getan. und mit sicherheit haben sie mich geliebt. sie haben mich ncht respektiert, weil sie mit respekt irgendwie nix anfangen konnten. was ich meine: manchmal passieren dinge, vin denen werden uns erstmal nur die folgen bewusst.

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Baumfreund
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 21:43

Hallo ihr alle

Ich hab seit bald einem Jahr nicht mehr hier hineingeschaut und jetzt erst gesehen, wie viele Antworten noch gekommen sind, vielen Dank für eure Anteilname und Ratschläge. Ich hoffe für dich "Winterlong" das du einen Weg für dich gefunden hast und weißt was du machen willst, wenn nicht, macht das nichts, du hast noch viel Zeit, so viel wie du brauchst ich hoffe es geht euch allen gut die mir ihre Zeit gewidmet haben.

Ich bin seit letztem Jahr leider keinen Millimeter weiter gekommen. Ende Mai letzten Jahres, war meine Depression vorbei, und ich hab im Einvernehmen mit meinem Therapeuten die Sitzungen beendet und ein paar Monate später die Medikamente abgesetzt. Im November sind wieder dieselben Symptome aufgetreten: Kraftlosigkeit, Niedergeschlagenheit sich verstärkendes Desinteresse an Musik und meinem Instrument. Darauf hin folgend Angst weil einfach nicht mehr weitergekommen bin. Inzwischen hasse ich mich einfach nur noch die ganze Zeit, oder bin durch Angst und Verzweiflung gelähmt. Zwischen dem quälend langen Zeitraum zwischen Aufstehen und Schlafengehen empfinde ich abwechselnd Verachtung für mich selber, Angst und Verzweiflung. ich schaffe es einfach nicht mich zusammen zu reißen und die Arbeit zu machen die ich im Studium habe, oder mein sonstiges Leben zu organisieren. Ich bin soweit das ich mich mehrmals täglich laut anschreie, endlich zu üben und mit diesem Scheiß aufzuhören, aber ich versage ununterbrochen dabei. Es ist mir unbegreiflich was ich aus meinem schönen Leben bis jetzt gemacht habe. Ich verdiene dieses Leben, dieses liebevolle Umfeld überhaupt nicht. Diese ekelhafte Jämmerlichkeit ist fast unerträglich. Morgen werde ich mich wieder 100mal zusammen reißen und 200mal dabei versagen und das Ganze wird über den Tag verteilt nur 5 Minuten dauern.

Ich fage jetzt wieder eine Therapie an, obwohl ich diesen Luxus überhaupt nicht verdiene. Ich habe keine Probleme, sondern bin eins

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euphoria
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Beitrag Do., 25.02.2010, 19:36

Anscheinend liegt dein größtes Problem darin, anzunehmen, was dir geschenkt wurde? Du meinst es nicht verdient zu haben? Plagen dich Schuldgefühle? In Bezug worauf? Warum möchtest du kaputtmachen, was vorhanden ist? Kannst du daran nicht glauben?
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Baumfreund
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 00:30

Ich fühle mich schuldig, weil ich niemandem, der an mich glaubt, der mich unterstützt(ob finanziell durch meine Eltern, oder einfach so) das zurück geben kann, was ich bekomme, als wäre ich ein bodenloses Energie und Liebe fressendes Fass. Ich habe kein Interesse an dem was ich tue, obwohl ich sowas, denke ich, früher schon hatte, sonst wäre ich jetzt nicht da wo ich bin. Was mich zur Verzweiflung bringt, ist, dass ich im Grunde nichts aus dem machen will was ich mit bekommen habe, ich will überhaupt nichts außer Ruhe und Wärme. Ich hasse mich für diese totale Interessen- und Antriebslosigkeit. So lächerlich es klingt, ich gebe mir keine Mühe bei dem was ich tue und überhaupt in meinem Leben. Ich beneide einfach nur meine Mitmenschen um ihre Fähigkeit etwas zu wollen und etwas aus ihrem Leben zu machen. Ich weiß einfach nicht zu schätzen was ich habe und fürchte mich vor einer Zukunft als Sozialschmarotzer, der mit Bierdose am Bahnhof sitzt. Ich schäme mich dermaßen für diese Gedanken und den Neid den ich empfinde wenn andere Leute etwas von ihrem Leben erzählen. Deswegen verdiene ich keine Psychotherapie, ich bin nur ein jämmerlicher, mitleid-süchtiger Kleingeist, der sich lieber selber fertigmacht, anstatt was an sich zu ändern. Und da schlimmste an dieser ganzen lächerlichen Sache ist, das ich mich jeden Tag wieder dazu entschließe sinnlos zu leiden und mich zu hassen und meine Lebenszeit damit zu verbringen. Ich empfinde meinen Charakter als ekelhaft und empfinde eine gewisse Befriedigung dabei, mir immer wieder meinen Ekel vor mir selbst zu bestätigen und zu rechtfertigen. Seit mehr oder weniger 6 Jahren mache ich das inzwischen bzw. habe seit damals emotional nicht mehr weiterentwickelt. Ich verstehe diese Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse nicht. Ich will mit diesem Menschen der ich bin nichts zu tun haben, ich finde ihn höchst unsympathisch. Er soll mich endlich in Ruhe lassen und irgendwo anders herumvegetieren und und sein Selbstmitleid zelebrieren. Ich will mit dieser Person, die mich so jämmerlich leidvoll aus dem Spiegel anschaut nichts zu tun haben. Vielleicht muss irgendetwas furchtbares passieren, damit der das Leben zu schätzen lernt. Ich lebe den Zynismus in reinster Form.

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LONELY1
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 01:35

Selbsbewusstsein ist das wichtigste. Hab auch immer keins gehabt und nich an mich geglaubt. Man muss sich einreden das man gut ist. Man muss einfach immer an sich glauben.

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