Angst vor Menschen, von denen ich abhängig bin

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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petrapan
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Angst vor Menschen, von denen ich abhängig bin

Beitrag Mi., 27.10.2021, 18:40

Der Titel klingt vielleicht merkwürdig und man würde denken die Lösung sei "mach dich unabhängig von denen". Das ist jedoch nicht so einfach wenn es sich um die Chefin oder den Vermieter handelt - und vor allem wenn jemand wütend auf mich ist. Ich war und bin immer jemand gewesen, die sich unterordnet, viel runterschluckt, weil sie Konflikte nicht erträgt. Wenn dann doch mal jemand, der höher gestellt ist als ich, wütend auf mich wird bekomme ich existentielle Ängste und bekomme das dann auch monatelang nicht mehr aus dem Kopf. Es ist wie ein Gedankenkarusell, das mich vergiftet von innen. Ich denke in solche Situationen auch schnell, dass das Leben keinen Sinn mehr macht weil derjenige mich "zerstören" könnte. In letzter Zeit hatte ich das Pech an mehrere Personen zu geraten, die entweder ziemlich cholerisch sind oder narzisstisch und schnell wütend werden. Ich habe 2 Jobs und fast gleichzeitig bei beiden jeweils eine neue Vorgesetzte bekommen, die sich vom Typ her sehr ähnlich sind (absolutistischer Führungsstil, machthungrig, herablassend, kalt, schnell wütend). Ich habe das aber auch schon in der Vergangenheit gehabt, einmal mit einer Mitbewohnerin (eigentlich Vermieterin weil der Mietvertrag auf ihren Namen lief und ich neu in das WG Zimmer eingezogen war). Ich vermute, dass diese große Angst was mit meiner Mutter zu tun hat und mich das deswegen so unglaublich mitnimmt jedes mal. Bei der Mitbewohnerin bin ich damals innerhalb von 1 Monat ausgezogen weil sie mich angebrüllt hatte und ich mich danach nicht mehr aus dem Zimmer getraut habe.
Meine Mutter war/ ist auch cholerisch und ich habe zum Teil immer noch Angst vor ihr. Es war eine Zeit lang besser und ich dachte ich hätte es im Griff, aber beim letzten Besuch, hat sie meinen Vater oft angebrüllt, der inzwischen pflegebedürftig ist (was sie natürlich auch belastet) und die furchtbaren Sachen die sie ihm an den Kopf geworfen hat, haben mich sehr getriggert. Ich habe mich wieder gefühlt wie in der Kindheit. Ich habe mich auch um meinen Vater gesorgt wegen der Sachen die sie zu ihm sagt, aber er vergisst das sofort wieder (starke Demenz) und liebt sie sehr, das sagt er ihr auch immer. Sie ist sein ein und alles.
Wie geht man mit wütenden Leuten um, die Macht über einen haben? Ich fühle mich so oft hilflos irgendwem ausgeliefert oder kriege Panik.
Mein Vermieter ist auch hochgradig cholerisch, war er immer schon, und seit ich seine Mieterhöhung durch den Mieterschutzbund habe ablehnen lassen, versucht er mich mit fadenscheinigen Begründungen aus der Wohnung zu zu bekommen. Momentan ist gerade Ruhe, aber untschwellig habe ich das auch immer im Kopf. Und ich habe auch einfach Angst vor ihm.

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 27.10.2021, 23:22

Woher weißt du, dass sie Macht über dich haben?
Was passierte, wenn du dich, sobald jemand cholerisch wütend wird einfach abwendest?
Gehst.
Sofort.
Weil: SO redet man nicht mit dir.

Das ist KEIN Kündigungsgrund. :-)

Es ist nie zu spät damit anzufangen zu sagen "So REDEST du / REDEN SIE nicht mit mir." Vielleicht noch "Wenn wieder ein normales Gespräch möglich ist, weisst du, wo ich bin." - und RAUS gehen.
Keine Widerworte. Keine Erklärungen.
Dann ist dein Gegenüber nämlich im absoluten Adrenalin Modus und es käme eh nix an.

Soweit die Praxis.

Wenn du da etwas aus deiner Vergangenheit immer und immer wieder re-inszenierst, vielleicht gelingt es, dir das ganze wie einen Film vorzustellen und dann eben jenen Szene für Szene umzugestalten. DU bist die Regisseurin deines Lebens!
(Es gibt dazu ein sehr gutes NLP Format, es ist vermutlich besser, wenn das ein fähiger Therapeut oder Coach mit einem durchgeht, selber geht das nicht wirklich so gut.)
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Do., 28.10.2021, 20:19

Also damit Menschen Macht über dich haben, musst du ihnen ja selbst diese Macht über dich geben. Da hast du ja Kontrolle und eigene Verantwortung. Und klar, ist das alles andere als leicht, die Verantwortung für sich selbst und die eigenen Grenzen zu tragen und aktiv nach außen durchzusetzen. Aber es würde dir vermutlich besser gehen, wenn du anfangen würdest diesen Weg in mini mini kleinen Schrittsn zu gehen. Vielleicht erst mal nur gedanklich.

Deine Chefin ist nicht deine Mutter. Von einer Mutter ist man als Kind absolut abhängig. Aber als erwachsener Mensch nicht mehr. Das solltest du dir sehr bewussr machen.
Der Vermieterin hättest du zum Beispiel schon sagen können, dass ihr Verhalten njcht ok ist. Was sollte da denn zum Beispiel schlimmstenfalls passieren? Was genau füttert deine Angst?
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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petrapan
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Beitrag So., 31.10.2021, 21:51

Miss_Understood hat geschrieben: Mi., 27.10.2021, 23:22 Woher weißt du, dass sie Macht über dich haben?
Was passierte, wenn du dich, sobald jemand cholerisch wütend wird einfach abwendest?
Gehst.
Sofort.
Weil: SO redet man nicht mit dir.

Das ist KEIN Kündigungsgrund. :-)

Es ist nie zu spät damit anzufangen zu sagen "So REDEST du / REDEN SIE nicht mit mir." Vielleicht noch "Wenn wieder ein normales Gespräch möglich ist, weisst du, wo ich bin." - und RAUS gehen.
Keine Widerworte. Keine Erklärungen.
Dann ist dein Gegenüber nämlich im absoluten Adrenalin Modus und es käme eh nix an.
Ja, das sollte ich wirklich machen, ich kenne sogar auch jemanden bei uns in der Firma, die macht das wenn ihre Chefin "austickt". Ich erstarre dann meist nur total oder und das ist fast schlimmer verteidige mich und dann eskaliert es natürlich erst recht.
Miss_Understood hat geschrieben: Mi., 27.10.2021, 23:22 Wenn du da etwas aus deiner Vergangenheit immer und immer wieder re-inszenierst, vielleicht gelingt es, dir das ganze wie einen Film vorzustellen und dann eben jenen Szene für Szene umzugestalten. DU bist die Regisseurin deines Lebens!
(Es gibt dazu ein sehr gutes NLP Format, es ist vermutlich besser, wenn das ein fähiger Therapeut oder Coach mit einem durchgeht, selber geht das nicht wirklich so gut.)
Das würde mich sehr interessieren wie das geht. Da müsste ich dann zu einen NLP-Therapeut*in, oder? Ich bin momentan bei "Coachs" etwas vorsichtig, weil sich ja jeder so nennen kann und ich gerade mit einer sehr parteiischen Mediatorin zu tun habe, die auch "Coach" nennt und ganz offensichtlich eine totale Fehlbesetzung ist (weil eindeutig parteiisch) und mir eher schadet als nützt.

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petrapan
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Beitrag So., 31.10.2021, 22:19

~~~ hat geschrieben: Do., 28.10.2021, 20:19 Also damit Menschen Macht über dich haben, musst du ihnen ja selbst diese Macht über dich geben. Da hast du ja Kontrolle und eigene Verantwortung. Und klar, ist das alles andere als leicht, die Verantwortung für sich selbst und die eigenen Grenzen zu tragen und aktiv nach außen durchzusetzen. Aber es würde dir vermutlich besser gehen, wenn du anfangen würdest diesen Weg in mini mini kleinen Schrittsn zu gehen. Vielleicht erst mal nur gedanklich.
Das stimmt natürlich und ich merke auch, dass ich immer noch Probleme habe klare Grenzen zu setzen, gerade wenn es um Authoritätspersonen geht. Die letzten 2 Male, die ich mich für mich eingesetzt habe (bei der Arbeit), hat es mir einen Riesenärger eingebracht. Das ist 1,5 Jahre her und ich habe immer noch Riesenärger deswegen bei der Arbeit. Ich bin aber gerade dabei trotzdem für mich einzustehen, was mich jedoch immer wieder große Überwindung kostet. Und mir hoffentlich nicht noch mehr Ärger einbringt. Was natürlich auch eine blöde Einstellung ist. Ich werde immer wieder Ärger bekommen, weil man es ja sowieso nicht allen Leuten recht machen kann.
~~~ hat geschrieben: Do., 28.10.2021, 20:19 Deine Chefin ist nicht deine Mutter. Von einer Mutter ist man als Kind absolut abhängig. Aber als erwachsener Mensch nicht mehr. Das solltest du dir sehr bewussr machen.
Ich fühl mich ihr und auch ihrer Willkür halt oft total ausgeliefert, sie sitzt einfach am längeren Hebel. Ich war auch beim Personalrat, die sind aber leider auch nicht wirklich hilfreich. Ich werde es auch alles irgendwie hinbekommen, morgen habe ich ein wichtiges Gespräch mit der Personalabteilung, der war beim letzten mal sehr nett und auch verständnisvoll zu mir. Ich hoffe das wird diesmal auch so und dass ich mir nicht noch mehr Ärger einhandle.

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