Angst vor Ablehnung und Versagensangst - Alkohol

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Lösung
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 24
Beiträge: 3

Angst vor Ablehnung und Versagensangst - Alkohol

Beitrag Sa., 18.04.2020, 11:25

Hallo liebe Community,

bisher war ich stiller Mitleser und möchte zunächst für die vielen tollen Beiträge danken, die mir sehr geholfen haben.

Ich habe mich aufgrund meines hohen Alkoholkonsums auf die Suche nach den Ursachen dafür gemacht und wollte fragen, wie Ihr die Situation einschätzt und ob ich die richtigen Gründe ausgemacht habe. Ich würde euch bitten, von ''Such dir neue Freunde'' abzusehen, da ich erstmal meine persönlichen Gründe herausfinden möchte :)

Zu mir: Männlich, 24 Jahre alt, Fester Job nach Studium, ledig

Zur Situation: Wenn ich Abends mit Freunden in die Disko gehe, trinke ich immer sehr viel Alkohol um lockerer im Umgang mit Menschen zu werden und meine Ansprechangst gegenüber Frauen abzulegen.
In meiner Jugend von 13-15 Jahren hatte ich wenig Freunde, um ehrlich zu sagen einen. Auch Erfahrungen mit Mädchen hatte ich nicht gemacht, wie manch andere Jungs in diesem Alter. Mit Beginn des Alkoholkonsums war ich ca 16 Jahre alt und habe bemerkt, dass ich so leichter auf Mädchen zugehen konnte und lockerer im Umgang mit Menschen war. Ich habe neue Freunde gefunden und auch Kontakte zu Mädchen geknüpft. Dementsprechend habe ich in Zukunft immer häufiger und mehr getrunken.
Zuvor hatte ich, auch wenn es nur eine Gruppe von 3-4 Leuten waren, mich schnell verhaspelt und keinen greaden Satz raus bekommen. Auch bei Vorträgen in der Schule und später in der Uni bin ich immer sehr nervös geworden und habe mich verhaspelt und dies war mir dementsprechend unangenehm. Die Situation liegt bis heute vor.

Ich denke, dass die Ursache für diese Nervosität und auch Ansprechangst darin liegt, dass ich immer den Drang habe, alles richtig machen zu wollen --> Also Versagensängste. Auch glaube habe ich unbewusst Angst, dass sobald ich nicht mehr die Mengen an Alkohol trinke, die Situation entstehen könnte wie in meiner Jugend - also keine bis wenig Freunde zu haben --> Also Angstz vor Ablehnung

Ebenso ist schon früh von Seiten meiner Eltern Druck vermittelt worden, möglichst das Abitur zur schaffen und anschließend zu studieren was die Angst etwas falsch machen zu können, begünstigt hat.


Was meint ihr, liege ich mit dieser Einschätzung richtig?
Vielen Dank und ein schönes Wochenende :-)

Werbung

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12126

Beitrag Sa., 18.04.2020, 15:24

Deinen Angaben zur Folge hast du ein Problem mit dem Alkohol und DAS solltest du lösen.
Du irrst dich wenn du glaubst, dass dieses Problem mit dem Alk verschwindet wenn du die Probleme die deiner Meinung nach zum Alkohol führen, löst bzw. ihm auf den Grund gehst.
Der Alkohol löst deine Zwischenmenschlichen Probleme ja auch nur vordergründig, wenn du erstmal genügend tief in deiner Sucht drin bist ( und das ist nur eine Frage der Zeit) wirst du auch mit Alkohol sehr sehr einsam sein, weil sich alle die einen Kontakt wert wären, erst recht von dir abwenden werden.
Lass den Alkohol für einen längeren Zeitraum völlig weg und erst dann kümmere dich um deine anderen Probleme, wenn sie sich bis dahin nicht von selbst erledigt haben.

Bei mir war es zum Beispiel so. ;)
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


Thread-EröffnerIn
Lösung
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 24
Beiträge: 3

Beitrag Sa., 18.04.2020, 15:55

Hallo Nico,

danke für deine schnelle Antwort. Ich weiß, dass das Problem Alkohol ist - daher möchte ich eben die Ursache für den Konsum finden und habe daher diese Selbsteinschätzung geschrieben.

Ich bin mir nur unsicher gewesen, ob diese Ursachen realistisch sind und ich nicht auf der falschen Fährte bin.

Liebe Grüße

Benutzeravatar

merrypoppins
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 34
Kontakt:

Beitrag Sa., 18.04.2020, 18:02

Ich finde deine Selbsteinschätzung sehr plausibel. Du wirkst sehr reflektiert!
Ich denke auch, dass man durch Alkohol oder Drogen (wie es bei mir war) oft etwas kompensiert und viele ungesehene Probleme mit sich selbst dahinter schlummern. Vielleicht will man ein Loch in sich damit füllen, weil man sich nicht so nehmen kann wie man ist oder so.
Bei mir waren es z.B. die Drogen, die ich lange nicht sein lassen konnte. Also ist mit dem Alk aufzuhören zwar eine sehr gute Sache, aber gar nicht so leicht. Gut, dass du schon herausgefunden hast, wozu dir die Substanz verhilft, vielleicht kannst du ja immer mehr die Erfahrung machen, dass du auch ohne zu trinken gut mit Freunden reden kannst und es schaffst auf Leute zuzugehen. Umso öfter du diese guten Erfahrungen machst, umso weniger brauchst du dann den Alkohol, weil du auch ohne ihn lernst glücklich zu sein. Ich hoffe ich konnte ein bisschen helfen.
LG, merrypoppins

Werbung

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3989

Beitrag Sa., 18.04.2020, 20:39

ob diese Erkenntnis so stimmt kannst du natürlich nur selber heraus finden und beantworten.
Es kann durchaus so sein. Es kann auch ganz anders sein oder noch andere Ursachen haben.

Die Frage ist eher: Was machst du nun aus der Erkenntnis?
Führt diese Einsicht dazu dass du weniger Alkohol trinkst?

Versagensängste oder die Angst vor anderen zu sprechen kann man gut angehen und dagegen üben.
Auch therapeutisch angehen.

Warum lässt du dir nicht helfen?
Suchtberatungsstellen bieten da doch einen guten Einstieg


Thread-EröffnerIn
Lösung
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 24
Beiträge: 3

Beitrag So., 19.04.2020, 17:51

Danke für eure Einschätzungen!

Benutzeravatar

Malia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 71
Beiträge: 7808

Beitrag Mo., 20.04.2020, 13:36

Hallo, "Lösung",
was du beschreibst, kenne ich aus meiner Zeit vom 16. bis 26. Lebensjahr auch so ähnlich.
Allerdings haben sich hinter dem offensichtlichen Problem und den selbst erkannten "Gründen" nach dem Entzug schwerwiegendere Probleme herausgestellt.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag