Fremde Welt... Autismus

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Amber
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Fremde Welt... Autismus

Beitrag Sa., 17.03.2018, 17:41

Liebe Mitglieder,

ich bin 36 Jahre alt und autistisch. Durch meinen Autismus habe ich kaum Zugang zu anderen Menschen und bin immer überreizt und überfordert.
Ich lebe in meiner eigenen Welt und kann mit der Außenwelt so gut wie gar nichts anfangen. Es gibt nur wenige Dinge in der Außenwelt, zu denen ich Bezug aufbauen kann. Eigentlich nur zur ursprünglichen Natur, zu dem Meer, zu Bäumen, Wäldern und Tieren und zur Nacht...
Ich bin Nachtaktiv und immer froh, wenn der Tag endlich vorbei ist, und es draußen dunkel und still wird.
Der Lärm und die Helligkeit und die Menschen am Tag sind ein Alptraum für mich.
Ich meide Menschen und Kontakte. Ich lebe sehr zurückgezogen und mir ist jedes Geräusch im Haus oder von draußen zu viel. Am liebsten würde ich an einem ganz einsamen dunklen Ort wohnen, wo niemand außer mir Zutritt hat. Einem Ort, der so schaurig wirkt, dass sich niemand dorthin verirren würde. Dann könnte ich endlich mal ohne Alpträume schlafen...

Ich bin schon seit vielen Jahren eher der Dunkelheit zugeneigt und kleide mich auch am liebsten in schwarz. Ich wirke auf Menschen immer abweisend und kühl, viele Menschen meiden mich und halten mich für Böse.

Auf mich wirken andere Menschen befremdlich. Ich verstehe sie meistens nicht.
Ich habe mal beobachtet, dass Menschen oft lachen, wenn ein Kind oder ein Baby lacht... Ich verstehe das nicht. Das mag hart klingen, aber ich kann für Kinder überhaupt nichts empfinden... Ich kann nicht zurück lachen, wenn ein Kind mich anlacht, ich kann nichts für das Kind empfinden, außer Unbehagen und dass ich schnell von da weg gehe, damit ich nicht mit dem Kind oder dem Baby konfrontiert werde.
Es ist mir sehr peinlich, weil die meisten mich wohl nicht verstehen werden, aber meisten empfinde ich regelrecht Abscheu vor dem Kind.
Es kommt mir immer vor, wie ein fremdartiges Ding aus einer anderen Welt...

Ich weiß, dass die meisten mich hier wohl nicht verstehen werden, aber ich kann mir ja meine Gefühle auch nicht herbeizaubern....

Ich werde und wurde oft als herzlos und kalt und böse bezeichnet, weil ich diese Emotionen nicht zeigen konnte, bzw. sie ja auch nicht habe.
Aber ich kann sie mir ja nicht herbeizaubern, sie sind nun mal nicht da.

Ich habe auch sehr starke Emotionen, aber für andere Dinge, als für Menschen....

Sorry für den langen Text, aber ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben...

Liebe Grüße Euch allen!

(Hinweis Admin: Betreffzeile um "Autismus" ergänzt, damit das Thema schon in der Beitragsübersicht ersichtlich wird. Ich hoffe, das passt so für Sie.)

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Sehr
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Beitrag Sa., 17.03.2018, 18:56

Hi,

wenn du eh alles meidest, der Dunkelheit usw. zugeneigt bist, stört sich doch niemand daran?
Oder wie meinst du das?

Und was hat es mit den Kindern auf sich?

Wo treffen sie auf dich oder umgekehrt?
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Gewitter
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Beitrag Sa., 17.03.2018, 19:44

Sehr hat geschrieben: Sa., 17.03.2018, 18:56Wo treffen sie auf dich oder umgekehrt?
Amber muss ja sicher einkaufen gehen, Arzttermine wahrnehmen, Familie und ähnliches, da trifft man ja automatisch auf Menschen.

@Amber, du bist nicht herzlos und böse. Du bist eben, etwas anders, als die meisten Menschen. Wenn ich in Foren, von Menschen die autistisch sind lese, geht es ja allen ähnlich, wie dir. Es gibt auch Menschen, die nicht autistisch sind und trotzdem nichts mit Kindern anfangen können.
Arbeitest du? Tiere, Pflanzen und die Natur überhaupt, sind wunderschön. 💓 Aber für dich muß es schlimm sein, wenn die Menschen dich nicht verstehen.
Hast du Familienangehörige, Eltern oder Geschwister? Wie sind sie zu dir?

Liebe Grüße
Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.
:rose:

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Sehr
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Beitrag Sa., 17.03.2018, 20:41

Schon klar - aber da wird man doch auch nicht von Kindern oder sonstigen Fremden aufgefordert, sich zu mögen bzw. Sympathien zu entwickeln.
Und wenn sie oft als herzlos oder böse bezeichnet wird, frag ich mich halt, wo, von wem, wegen der Kinder? Kindergärtnerin?
[wegzudenken, mehr nicht]

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Thread-EröffnerIn
Amber
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Beitrag Sa., 17.03.2018, 20:56

Hallo,

ja, genau das, ich muss ja mal raus, Arzttermine, wöchentliche Termine, einkaufen, im Bus usw. Wenn es nach mir ginge, würde ich eine einsame Insel wählen, einen dunklen Ort, an dem nie jemand hingelangt. Wo ich ein sicherers Zuhause habe, wo niemand Lärm macht, wo ich mich von niemandem bedroht fühlen müsste.
Für mich sind Kinder einfach ein Alptraum, das liegt wohl auch daran, welche Erfahrungen ich selbst mit anderen Kindern früher, als ich selbst noch Kind war und auch heute noch gemacht habe.
Kinder sind laut und bösartig, respektlos, kennen keine Grenzen, respektieren nicht die Grenzen und die Gefühle anderer, im Gegenteil, sie können nur verletzen und zerstören.
Ich habe in meinem Leben ein paar ganz wenige Ausnahmen kennengelernt, wo ich wirklich erstaunt war, dass es das auch noch gibt, ein Kind, das nett ist und das keine böse Absichten hat.
Leider war das früher immer anders. Als ich selbst noch Kind und Jugendliche war, habe ich fast nur schlechte Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen gemacht. Und das über viele Jahre hinweg.
Ich habe generell kein großes Vertrauen in andere Menschen, weil ich die meisten einfach nicht verstehe. Sie sprechen eine andere Sprache als ich.
Ich sehe immer, dass andere oft Kindern sehr zusprechen und immer lachen, wenn sie Kinder sehen. Ich erstarre meistens zu Eis, wenn ich ein Kind sehe oder mich ein Kind ansieht. Es fühlt sich für mich schrecklich, fremd und bedrohlich an.
Mir kommt das Kind immer vor, wie ein "Ding aus einer anderen Welt". Auch wenn das jetzt etwas hart klingt, aber ich kann keine positiven Gefühle dafür entwickeln, eher genau das Gegenteil.
Ich habe mich deshalb immer schlecht gefühlt, weil niemand verstanden hat bzw. versteht, warum ich da keine Gefühle für habe. Das wird oft als kalt und herzlos gedeutet.
Auch, weil ich bei den meisten Dingen nicht mit anderen Menschen mitfühlen kann. Ich kann mich nicht in sie hineinversetzen und ihre Emotionen nicht nachvollziehen.

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Sehr
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Beitrag Sa., 17.03.2018, 21:05

"Kinder sind laut und bösartig, respektlos, kennen keine Grenzen, respektieren nicht die Grenzen und die Gefühle anderer, im Gegenteil, sie können nur verletzen und zerstören.
Ich habe in meinem Leben ein paar ganz wenige Ausnahmen kennengelernt, wo ich wirklich erstaunt war, dass es das auch noch gibt, ein Kind, das nett ist und das keine böse Absichten hat."

So sind auch große bzw. ausgewachsene Menschen.
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candle.
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Beitrag Sa., 17.03.2018, 21:06

Und du bist wirklich Autistin? Wow, das erlebe ich gerade anders aus deinem Beitrag. Auch aus deinen vorigen Beiträgen. Aber ich bin ja kein Experte, weiß jetzt nur gerade nicht welches Anliegen du hast, denn vieles würde ja im Autismus begründet liegen.

LG candle
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rainman33
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Beitrag So., 18.03.2018, 00:52

Amber hat geschrieben: Sa., 17.03.2018, 17:41
Ich lebe in meiner eigenen Welt und kann mit der Außenwelt so gut wie gar nichts anfangen. Es gibt nur wenige Dinge in der Außenwelt, zu denen ich Bezug aufbauen kann. Eigentlich nur zur ursprünglichen Natur, zu dem Meer, zu Bäumen, Wäldern und Tieren und zur Nacht...
Ich bin Nachtaktiv und immer froh, wenn der Tag endlich vorbei ist, und es draußen dunkel und still wird.
Der Lärm und die Helligkeit und die Menschen am Tag sind ein Alptraum für mich.
Ich meide Menschen und Kontakte. Ich lebe sehr zurückgezogen und mir ist jedes Geräusch im Haus oder von draußen zu viel. Am liebsten würde ich an einem ganz einsamen dunklen Ort wohnen, wo niemand außer mir Zutritt hat. Einem Ort, der so schaurig wirkt, dass sich niemand dorthin verirren würde. Dann könnte ich endlich mal ohne Alpträume schlafen...
Da konnte ich einfach nicht widerstehen, auch ein paar Worte loszuwerden, da mir diese Zeilen so dermaßen vertraut vorkommen! Ich selbst bin zwar nicht dem Autismus-Spektrum zuzuordnen (vl. im weitesten Sinne dem Asperger-Syndrom), aber eine äußerst hochsensible (HSP) und komplexe Person mit schwerwiegenden Problemen, mich sozial irgendwie zu "integrieren" oder zu sozialisieren (seit meiner frühen Kindheit). Durch meine Hochsensibilität kenne ich auch die erwähnte permanente Reizüberflutung (unter Menschen und unvorhersehbaren Situationen) mehr als gut. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich Menschen grundsätzlich ablehne, aber ich hab seit jeher sehr "spezielle" Vorstellungen diesbezüglich, da ich die allerwenigsten Menschen auch nur annähernd "verstehen" oder in tieferer Weise "fühlen" kann..sie erscheinen mir in vielen Fällen in geradezu grotesker Weise fremdartig, maskenhaft und wenig bis gar nicht authentisch...
Tja, und trotz meiner Einsamkeit wünsch ich mir oft nichts sehnlicher (ähnlich wie du), als irgendwo weit weg von der Zivilisation (umringt von freier Natur) leben zu können..und mit keinerlei (unbekannten) Menschen mehr konfrontiert sein zu müssen..das wäre wohl sowas wie das Paradies für mich...

Also, wie du siehst, so fremdartig ist deine Welt auch für manche Nicht-Autisten gar nicht..

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blade
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Beitrag So., 18.03.2018, 05:55

Hallo
kommt mir eher wie "Angst steckt tief in den Knochen und überdeckt alles andere" vor
wenn ich das so sagen darf.

Was wäre denn zum Beispiel wenn der ruhige friedvolle sichere Ort luftig und hell wäre, nicht grell aber hell?
Wenn es mehr Kinder des freundlichen und rücksichtsvollen Typus geben würde?
Wenn es erlaubt wäre zuerst lächeln zu lernen?

Kinder sind Kinder.
Hinterfragen meist nicht so viel und sind "selbstverständlich" das woher sie kommen.
Im Kindergarten prallen also in einem gar nicht so übertragenen Sinn ganze Welten zusammen.
Kinderdschungel wäre also vielleicht passender, doch da würden sich die Eltern unwohl fühlen, wenn sie sich täglich in's Auto zwängen um ihren Nachwuchs im Wald auszusetzen.

Doch das ist nicht die Schuld der Kinder, weil es nicht ihre Entscheidung ist.
Als introvertierter eher feinfühliger Mensch kriegt man dabei systematisch die schlechten Karten zugeteilt.

Aber es ist trotzdem besser zu versuchen nicht zuviel durcheinander zu bringen sonst findet man aus dem Wald nicht mehr so leicht raus und muss nachtaktiv bleiben.
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Kaonashi
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Beitrag So., 18.03.2018, 09:42

Ich habe auch eine Autismusdiagnose (Asperger). Das mit den Kindern ist bei mir gleich, allerdings verabscheue ich sie nicht, sie sind mir nur unangenehm. Ich denke, ich habe ein bisschen Angst vor ihnen und weiß auch nicht, wie man sich Kindern gegenüber verhält. Daher ist es mir lieber, wenn sie Abstand halten. Gegen Babygeschrei bin ich allergisch, da möchte ich wirklich sofort die Ohren zuhalten oder den Ton wegmachen (falls es im Fernsehen ist).

Das mit der Nacht ist aber bei mir anders. Zwar mag ich die Ruhe in der Nacht, aber ich liebe das Licht an einem sonnigen Tag. Der Frühling, wenn alles grün wird, ist toll, und der Herbst, wenn die Blätter bunt werden. Den Sommer mag ich auch, aber nicht die Hitze.
Ich bin schon seit vielen Jahren eher der Dunkelheit zugeneigt und kleide mich auch am liebsten in schwarz. Ich wirke auf Menschen immer abweisend und kühl, viele Menschen meiden mich und halten mich für Böse.
Das sind eher depressive Gedanken. Vielleicht lebst du auch in einem unpassenden Umfeld.
Mich finden sicher viele Leute komisch, aber nicht böse, vor allem nicht die, die mich näher kennen.

Lass dir auch von niemandem einreden, dass Autisten keine Gefühle oder keine Empathie hätten. Das stimmt überhaupt nicht. Ich könnte dir etliche Links zum Nachlesen geben, falls Interesse besteht.
Ich glaube, wenn du zu dir selbst eine positivere Einstellung bekommst, dann sehen dich auch die anderen Menschen anders.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 18.03.2018, 13:23

Kinder sind nicht böse, zumindest kleinere Kinder nicht, denn das impliziert, dass das Kind es verstehen und absichtlich macht. Kinder sind ganz einfach ehrlich, und dass das verletztend wirkt ist für mich auch nachvollziehbar.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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collateral
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Beitrag Mo., 19.03.2018, 22:32

Hallo, ich bin ja ganz neu in diesem Kreis, aber ich kann auch zu diesem Thema meine "50 Cent" dazuwerfen.
Ich bin jetzt 45 und dachte immer, ok, ich mag Leute nicht so, war eben ein schüchternes Kind, wurde in der Schule gemobbt (eher von einer bestimmten Person abwechselnd hoffiert und schlechtgemacht, weil sie nicht das bekam, was ich hatte, sei es Fahrrad, Schuhe, Reitstunden, etc.) und hatte nie einen wirklich zuverlässigen beste Freund oder Clique. Ich machte meist, was andere nicht machten, nicht per se, sondern weil ich einfach nie diesen Herdentrieb hatte. Ich bin eher verträumt und künstlerisch, liebe alles Schöne, die Natur und Tiere und war schon als kleines Kind mit einem extremen Gefühlspotential ausgestattet, fand vieles unendlich traurig, machte mir Sorgen um die Welt und die Tiere und fragte mich bereits mit 3 (ja, das stimmt wirklich), wer ich bin, wenn ich nicht ICH bin...also die Schlüsselfrage des Seins an sich...ich versuchte immer, irgendwo dazuzugehören und ging dafür auch den unteren Weg. Bin auch eher unterwürfig im Konflikt, wofür ich mich mehr und mehr verachtete. Mittlerweile habe ich einen dermassenen Hass auf Autorität, dass ich die Vorstellung, für jemanden arbeiten zu müssen, nicht mehr ertrage. Ich war wechselnd selbstständig, Gelegenheitsarbeiter, arbeitslos...alles besser, als mich einem Schema unterzuordnen, dass mich unfrei macht. Und hier kommt das "asoziale": Dieses nirgends-dazugehören hat sich so dermassen zementiert, dass ich extrem aggressiv werde, wenn ich unter Menschen bin. Da ich zu wohlerzogen bin und die Aggression natürlich nie ausleben würde, leide ich lediglich unter den Auswirkungen dieser Machtlosigkeit. Menschen stressen mich ohne Ende. Ich fühle mich immer beobachtet, bewertet, taxiert. Meistens glotzen Leute auch wirklich dämlich. Auch wenn ich mir Mühe gebe, neutral, das heisst, nicht unfreundlich, auszusehen. Was widerum dazu führt, dass mich die Leute noch mehr nerven.
Ich wollte immer ein sozialer beliebter Mensch sein, aber selbst, wenn ich mich zu sozialen Interaktionen zwinge (und das muss ich mit allen Tricks, sonst vermeide ich es), endet es in oft peinlichen Situationen. Ich bin lange nicht geritten und habe mir vor ein paar Monaten eine Reitbeteiligung angetan. Ich habe Pferde immer geliebt. Reiten, jeden tag, je mehr, besser. Ich dachte, die Pferde sind der Köder, damit ich mich wieder mehr unter die Menschen traue. Aber denkste. Ich zahl lieber 100 EUR und reite vielleicht dreimal im Monat! Ich sitze zuhause und denke, dass ich zum Stall muss und mir grausts, das Haus zu verlassen! Und wenn ich dann dort bin, verhaspele ich mich beim Reden, vertue mich in Kleinigkeiten, als wäre ich nicht ganz sauber. Komme auch so rüber dann, als wäre ich geistig behindert oder so. Was ist das??? Ich habe schon keine Lust mehr, irgendetwas zu unternehmen, wo Menschen vorkommen. Am liebsten laufe ich mit den Hunden durch den Wald und wenn mir einer entgegenkommt, verfluche ich ihn schon von weitem. Gleichzeitig bin ich schrecklich einsam und habe Angst, verrückt zu werden mit mir allein. Ich habe das Gefühl, als würde ich der Welt entgleiten. Oder die Welt mir. Dabei finde ich die >Welt und das Leben, so wie es alles momentan abläuft, schrecklich und die Leute, die sich darin wohlfühlen, sind die letzten Idioten in meinen Augen. Was soll ich mit denen? Was teile ich mit ihnen? Ich bin ratlos. Mittlerweile werde ich auch immer nachtaktiver, denn da gelten nur meine Regeln (ich schreibe viel) und die Welt hält sich aus meinem Leben raus, zumindest für ein paar friedliche Stunden. Aber ich liebe das Leben, den Tag, das Licht. Nur nicht diese Gesellschaft und alle, die anscheinend so schrecklich zufrieden mit ihrem Leben sind. Denken die nicht nach? Man kann doch in dieser Welt nicht glücklich sein! Oder bin ich schon zu weit ver-rückt....dass ich mich nicht mehr in Deckung bringen kann mit den meisten Menschen?

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rainman33
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Beitrag Mi., 21.03.2018, 11:05

@collateral

Du könntest mein Bruder sein, ganz ehrlich, so vieles von dem, was du schreibst, kenn ich persönlich mehr als gut, z.B. auch deine Worte über die "paranoid" anmutenden Gefühle des "Beobachtet-Werdens", darunter leide ich nun schon seit meiner Kindheit! Auch das frühkindliche Mobbing, die Ablehnung von Autorität, die soziale Ausgeschlossenheit, die Naturbezogenheit, die Neigung zu tieferer Reflektion, usw. Leider zählen Menschen wie wir offenkundig zu einer extremen Minderheit (wohl noch seltener als "klassische" HSP oder Menschen mit Asperger-Syndrom), und daher ist unsere Einsamkeit wohl auch immanent vorprogrammiert..ich selbst hab in meinem gesamten bisherigen Leben vl. 2 oder 3 Menschen (persönlich) kennengelernt, die so ähnliche Vorstellungen, Wahrnehmungen und Empfindungen über die soziale Umwelt und die Welt an sich mit mir geteilt haben.. :-((

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Sakura1
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Beitrag Mi., 28.03.2018, 15:18

Ich erkenne mich in deinem Beitrag total wieder.
Als hätte ich den Beitrag geschrieben.
Mir sind Kinder auch suspekt. Als Frau kann ich mir deswegen oft Vorwürfe anhören. Nach dem Motto "das ist nicht normal, dass man als Frau keine Kinder mag".

Aber diese Vorwürfe sind mittlerweile ok für mich.

Auch ich mag die Nacht lieber als den Tag. Aber bei mir ist es eher so, weil ich mich hässlich finde und Angst habe wenn ich das Haus verlasse wenn es hell draussen ist. Denn da sehen mich ja alle.
Wenn es finster ist, sieht mich niemand. Wenn es hell ist, glaube ich oft , alle schauen mich an und denken: "wie hässlich ist die denn bitte?"
Das ist schlimm für mich.

Ich habe bei mir die Vermutung, dass ich Asperger habe.
Wobei ich eher glaube, dass das Mobbing das ich im Jahr 2016 und 2017 durchmachen musste, mich so verändert hat, dass ich zur zeit einfach eine Abneigung zu Menschen habe.

Vllt ändert sich das wieder auch wenn ich vor dem Mobbing auch schon mit Menschen kaum etwas anfangen konnte.
Danke für deinen Beitrag denn ich weiss jetzt, dass es nicht nur mir so geht.
Lg
Miss Japan aus Wien. :-P

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collateral
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Beitrag Do., 29.03.2018, 14:23

Autismus ist die am meisten fehldiagnostizierte Störung. Es gibt viel mehr Menschen, die in das >Spektrum fallen, es aber nicht ahnen, sondern andere Gründe für ihr Versagen, ihre Ängste oder Zwangsverhalten suchen. Ich ging immer davon aus, dass ich halt eh nicht in diese Welt passe und Leute mich doof finden:) So oder so, Diagnose oder keine, man muss einen Weg finden, das meiste für sich aus dem Leben rauszuholen. Ich versuche jetzt nicht mehr, mich zu "integrieren" (was vorraussetzt, dass es einee Normgruppe gibt, die man anzustreben hat - was falsch ist, da jeder verschieden vom anderen ist, manche ähneln sich halt nur mehr als andere, und dann denkt man, aha, DAS sind die "Normalen"...) sondern mache einfach mein Ding. Wenn ich einer Sache aus dem Weg gehe und weiss, dass ich sie trotzdem machen bzw konfrontieren soll, merke ich das spätestens, wenn sich überall dieselben Mauern vor mir aufbauen und ich einfach "durch" muss und mic überwinden. Meistens spüre ich dann auch, dass ich was gelernt habe, dass es wichtig war, den Druck auszuhalten. In allen anderen Fällen gilt jetzt die Devise: ich zuerst. Natürlich ohne anderen zu schaden. Aber die Welt hat auch nichts von mir, wenn ich leide oder voller Hass da rumlaufe. Anstrengend bleibt es allemal....

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