Entwicklung zum 'Hikkomori'

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Wunds44
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Entwicklung zum "Hikkomori"

Beitrag Mi., 17.02.2016, 09:50

Eventuell haben die ein oder anderen hier schonmal von dem, in Japan bekannten, Phänomen des Hikkomori gehört.

Ansonsten wird das ganze auf Wikipedia ganz schön beschrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Hikikomori

Ich bin derzeit dabei mich in eine sehr ausgeprägte Richtung dieses Musters zu bewegen. An sich läuft das ganze schon seit 3 Jahren so und wird immer schlimmer.
2011 habe ich meinen Schulabschluss gemacht und habe dann 1 Jahr das Abi angefangen und abgebrochen, weil ich lieber arbeiten wollte (und weil ich mich einfach in der Klasse nicht mehr wohl gefühlt habe, da ich Schwierigkeiten habe mich zu integrieren).
Ich habe dann 4 Jahre rumgejobbt. Während dieser Zeit war ich immer wieder über sehr lange Zeiträume (teils 1 Jahr) komplett Arbeitslos. Während diesen Zeiträumen habe ich meinen Schlafrhythmus gewechselt und war nur noch Nachts wach. Den Tag habe ich komplett verschlafen. Das habe ich getan, da ich Nachts nur mich hatte. Im Haus laufe ich nachts keinem Familienmitglied über den Weg und mich kontaktieren auch keine Freunde oder sonst jemand. Also 0 soziale Kontakte. Für mich die Gegebenheiten unter denen ich mich wohl fühle.
Bis zum letzten Jahr wurde das immer mehr und mehr und ich bemerkte auch wie ich mich langsam an den einem bis zwei Tagen in der Woche, in der ich meine Freunde treffe, unter diesen nicht mehr wohl fühlte. Ich war verunsichert unter meinen Freunden und wollte lieber alleine Zuhause in meinem Zimmer sein. Inzwischen kompensiere ich das ganze mit Alkoholkonsum bei diesen Treffen, durch welchen ich natürlich "sozialer" werde.

Letztes Jahr habe ich dann eine Ausbildung begonnen. Diese habe ich vor einem Monat ebenfalls wieder an den Haken gehangen, da dieser Beruf einfach das komplett falsche für mich war. Nach langen Überlegen habe ich mich dazu entschieden es doch nochmal mit dem Abi zu versuchen, da ich diesesmal auch Motivation dazu hätte, denn es gibt ein Fach, dass mich seit einiger Zeit sehr begeistert, welches ich im Anschluss gerne an einer Uni studieren möchte.
Jedoch haben sich dort jetzt auch extreme Unsicherheiten entwickelt... Was, wenn mich dort auch wieder die sozialen Aspekte in das scheitern zwingen? Wenn ich das danna uch wieder abbreche? An sich wäre mir das, da muss ich ganz ehrlich sein, sogar relativ egal.. Ich würde mir dann einen Job suchen, in dem ich nicht viel Menschenkontakt habe und fertig. Um Geld ging es mir nämlich noch nie. Mit einer kleinen Wohnung, in der ich meine Ruhe habe und mich zurückziehen kann, wäre ich vollkommen zufrieden. Ich bin da sehr simpel gestrickt.

Zum jetzigen Zeitpunkt muss ich sagen, dass ich mich in 5 Jahren entweder in kompletter Isolation sehe. Entweder in einer eigenen, durch den Staat finanzierten Wohnung, oder in meinem Zimmer in meinem Elternhaus. Ohne Arbeit und höchstens mit einem sehr seltenen Kontakt zu Freunden, wenn überhaupt.

Das wäre für mich derzeit eine Gegebenheit, in der ich mich extrem wohl fühlen würde... Aber irgendetwas in meinem Hinterkopf sagt mir auch, dass es das doch nicht sein kann.


Interessant zu erwähnen wäre auch, wie in dem "Hikkomori" Artikel erwähnt, dass es bei mir auch der Fall war, dass ich in den ersten 3-4 Schuljahren absoluter Schulverweigerer war. Nachdem mich meine Eltern in den Schulbus zwingen mussten, bin ich an der nächsten Station wieder raus und nachhause gelaufen. Vorausgesetzt meine Eltern haben mich überhaupt erst aus dem Haus bekommen. Nach 3 Jahren Förderschule und dem anschließenden Schulwechsel auf eine normale Schule hat sich das dann jedoch gelegt und ich kam relativ gut klar.
Das absolute weigern hat damals aber fast dazu geführt, dass ich in ein geschlossenes Heim gekommen wäre. Auch haben meine Eltern geplant in ein Land auszureisen, in dem elterlicher Heimunterricht legal ist.

Der Wirkliche Hintergrund dieser Verhaltensmuster ist mir selber nicht 100% bewusst und ich würde gerne herausfinden, woran es liegt, um dann daran zu arbeiten. Meine Vermutung liegt darin, dass ich schon mein Leben lang extreme Schwierigkeiten hatte, aus gewohnten Mustern herauszukommen und Gewohnheiten abzulegen. Hätte ich die Wahl, würde ich am liebsten einfach nur komplett isoliert bis zu meinem Tod hinvegetieren und gar nichts tun.

Wie soll ich weiter machen?

PS: ich bin jetzt gerade auch wieder NOCH wach. Werde mich jetzt schlafen legen bis zum späten Abend, damit ich den Tag über niemanden über den Weg laufe und zu keinen sozialen Interaktionen gezwungen werde...

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ballpoint
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Beitrag Mi., 17.02.2016, 11:11

Wunds44 hat geschrieben:Interessant zu erwähnen wäre auch, wie in dem "Hikkomori" Artikel erwähnt, dass es bei mir auch der Fall war, ...

Das ist ja hochinteressant. Vielleicht solltest du herausfinden ob es Unis gibt wo man seinen eigenen Fall studieren kann. Stubenhockimorilogie oder so.
caute


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Wunds44
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Beitrag Mi., 17.02.2016, 11:17

ballpoint hat geschrieben:
Wunds44 hat geschrieben:Interessant zu erwähnen wäre auch, wie in dem "Hikkomori" Artikel erwähnt, dass es bei mir auch der Fall war, ...

Das ist ja hochinteressant. Vielleicht solltest du herausfinden ob es Unis gibt wo man seinen eigenen Fall studieren kann. Stubenhockimorilogie oder so.
Wenn das jetzt sarkastisch gemeint ist, wovon ich ausgehe, finde ich es schade, dass du dir nicht wenigstens meinen Beitrag durchgelesen hast, bevor du so etwas schreibst... Ansonsten hättest du nämlich gewusst, dass es sich dabei um eine extreme Angst von sozialphobie handelt, durch die sich solche Menschen in die totale Isolation zurückziehen.


Eremit
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Beitrag Mi., 17.02.2016, 12:38

An solchen Äußerungen wie der von ballpoint sieht man gut, dass es nicht unbedingt immer schlecht sein muss, lieber zuhause zu bleiben …

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Ephraim
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Beitrag Mi., 17.02.2016, 13:26

Meinem Eindruck nach, ohne ein profunder Kenner der Materie zu sein, gibt es in Deutschland, Europa, nicht ein derartiges "Honne" und "Tatemae", was ein großen Unterschied macht.

Während du hier als Leistungsverweigerer die Möglichkeit hast dich mehreren Subkulturen anzuschließen, damit, darin einen Platz oder eine Nische, wenn auch kein Lob (obwohl teilweise als Rebell-Rolle es ein paar Wege gibt), in der Öffentlichkeit zu finden, ist der Druck in Japan da viel stärker.

So ungefähr, hier sagt man "Ah ja, ist dir lieber ein Versager zu sein, wie du willst" (nicht meine Ansicht), dort würdest du das allgemeine Bild zu negativ beeinflußen, würdest stärker als Affront wahrgenommen.

Was meiner Meinung nach wichtig ist, die Hikikomoris wollen nicht stören, sie schaffen es nicht, aber sie tragen ihren Dissens absichtlich nicht nach draußen, sondern riegeln alles halt komplett ab, was anderen auch die Möglichkleit bietet, sie komfortabel, ohne Ecken, Störung zu übersehen.

Weiß nicht wie groß bei dir das Bedürfniß ist, durch deine Haltung nicht dein öffentliches Ansehen zu gefährden.

Mir kommt es teilweise so vor, als würde dich eine "Hikikomori"-Rolle nicht sehr stören, vielleicht weil sie in deinem Empfinden positiver besetzt ist als die (europäische) "Versager"-Rolle, du sie mehr mit einem möglichen, unter vielen, Lebenstilen verbindest.



Soweit ich weiß ist übrigens in Japan Psychotherapeut auch keine geschützte Berufsbezeichnung, jeder der will kann sich so nennen, ohne Ausbildung/Studium nachzuweisen(habe versucht daß nochmal auf die Schnelle genauer zu belegen, aber nur das http://www.japantherapist.net/ wo ein us-ausgebildeter sozialarbeiter unter Psychotherapie firmiert).
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen

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Hiob
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Beitrag Mi., 17.02.2016, 16:21

"...ich würde gerne herausfinden, woran es liegt, um dann daran zu arbeiten...."

Hai Wunds.
Möchtest DU an dir arbeiten oder verlangt man VON DIR, dass du das tust. Das wäre erstmal wichtig, herauszufinden. Eine Perle muss Jahrzehnte lang im Inneren einr Muschel reifen, bis sie in vollendeter Form an die Öffentlichkeit kann, vorher bleibt sie verborgen. Es gibt aus meiner Sicht schon Menschen, die einfach weniger Kontakt als andere brauchen, die auch erst in Angeschiedenheit "gedeihen" können...grundsätzlich würde ich das nicht als "bearbeitungsbedürftig" einschätzen. Die Frage wäre hier, möchtest du dich dabei auf eine Art Normmaß bringen, weil du den japanischen Begriff vermeiden magst...oder weil das als geeignete Methode siehst, glücklich zu leben... oder leidest du darunter so, das du eine Art Mindestmaß von Beziehungen für notwendig hälst, um überhaupt mit allem zurecht zu kommen, Glück egal, hauptsache nicht untergehen...oder willst du eher nicht auffallen? Darfst du dir denn ein Leben in Abgeschiedenheit nicht gönnen oder gönnt es dir jemand aus der Familie nicht?

Hiob

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rafiki
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Beitrag Mi., 17.02.2016, 20:44

Wunds44 hat geschrieben: Hätte ich die Wahl, würde ich am liebsten einfach nur komplett isoliert bis zu meinem Tod hinvegetieren und gar nichts tun.
Erschütternd, wirklich.

Dein Text ist verwirrend: einerseits redest zu von einem Studium, das dich interessieren würde, andererseits denkst du in solchen Sphären, wie der obige Satz sie ausdrückt.

Die Entscheidung liegt letztlich bei dir: entweder leben und aktiv werden oder (falls du dich nicht suizidierst) ein elendiges Dahinvegetieren mit allen mentalen und körperlichen Folgen das hat: fehlende Sozialkontakte schädigen das Hirn, Alkohol schädigt Hirn und andere Organe, Bewegungs- und Lichtmangel werden Folgen haben etc. Außerdem wird das deine Umwelt auf Dauer nicht mitanschauen, d. h. du wirst früher oder später gegen deinen Willen in Einrichtungen gebracht werden, wo du nicht hin willst unter Betreuung kommen und so weiter...... ist das erstrebenswert?

Du willst herausfinden, was der Hintergrund deiner Störung ist? Warum machst du dich nicht auf den Weg?
Achtung! Feind liest mit!

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