Soziale Kompetenz

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Harmonia
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Soziale Kompetenz

Beitrag Fr., 04.09.2015, 00:56

Liebe Foris
Mein Therapeut hat mir nach über zwei Jahren offeriert dass ich über keine soziale Kompetenz verfüge und auch nur deshalb, da ich seinen Fortführungsantrag gelesen habe, in welchem es um ein soziales Kompetenztraining geht.
Ich bin völlig am Ende. Er meinte, er würde dies nicht einmal in der Therapie äußern, wenn ich mich hier unangemessen verhalten würde.
Herzliche Grüße
Harmonia

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hawi
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 06:55

Hallo Harmonia,

nur nach dem beurteilt, was du schreibst?!
Auch manch Therapeut diagnostiziert wohl ab und an bei seinen Klienten weniger deren als vielmehr die eigenen Defizite. Auch wenn das natürlich gar nicht geht.

Versteh ich das richtig, du hast zwei Jahre eine Therapie. Dein Therapeut kommt dabei zu der Erkenntnis, dir ginge soziale Kompetenz ab, aber er spricht dies dir gegenüber nie an, thematisiert dies in keinster Weise während dieser Zeit. Mehr noch, er formuliert dazu – was auch immer – in seinem Therapiefortführungsantrag, lässt den dich lesen, ohne dir zumindest zu diesem Zeitpunkt vorab was über „soziale Kompetenz“ zu erzählen, obwohl er im Antrag entsprechendes Training empfiehlt, wohl die Fortführungsempfehlung grad darauf stützt?!
Und auch nachdem du das nun gelesen hast, weigert er sich, mit dir in der Therapie (oder auch daneben?) drüber zu reden, bzw. zumindest persönlich im Gespräch Stellung zu beziehen?!

Klingt für mich so schräg, dass ich arge Probleme hab, es zu glauben, so als gegeben zu nehmen.

????

Wenn das so geschah? Wäre für mich ein Fall eine externe Stelle, die Therapeutenkammer z.B.
Der Mann schiene mir dann doch arg ungeeignet für die Tätigkeit, die er ausübt. Ihm selbst fehlte die nötige fachliche als auch soziale Kompetenz.

LG hawi
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Harmonia
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 07:57

Es ist so, dass ich eigentlich keinen Zugang zu den Fortführungsanträgen hatte. Allerdings gibt es gerade ein Widerspruchsverfahren, wo mein Therapeut noch einmal deutlich gemacht hat, was der Gutachter so nicht berücksichtigt hat. Und dieses Schreiben habe ich dann gelesen, dass es aufgrund von Zwischenfällen in der Therapie gar nicht zum Sozialen Kompetenztraining kommen konnte, dies aber Bestandteil einer weitergeführten Therapie sein solle. Ich habe ihn darauf angesprochen, dass ich deswegen irritiert wäre, da er mich in der Therapie noch nie darauf aufmerksam gemacht hätte. Darauf antwortete er dann, dass er dies auch nicht tun würde, wenn ihm dies auffiele. Ich bin total erschüttert. Ich habe ihm eine E-Mail geschrieben, in der ich ihm das nochmal mitgeteilt habe, dass ich darüber sehr verärgert und traurig bin, dass er dies nicht anspricht bzw. angespriochen hat. Ich bin gespannt auf seine Reaktion.
Herzliche Grüße
Harmonia

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hawi
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 09:05

Harmonia,

es kann natürlich gute Gründe für einen Therapeuten geben, nicht immer gleich alles sofort anzusprechen, zu thematisieren, was ihm auffällt. Sinn macht so was für mich aber - mal unterstellt, es gibt diese guten Gründe – nur, um so was vom Klienten fern zu halten. Nur jetzt weißt du es halt. Zum einen dies, zum anderen äußert dein Therapeut schriftlich, zukünftig solle innerhalb deiner Therapie, oder wie auch immer, deine soziale Kompetenz wie auch immer, in Bezug was auch immer trainiert werden.
Irgendwas dazu sagen, äußern, will dein Therapeut aber nicht!!!
Das geht so schlicht nicht! Auch wenn ein Thematisieren aus seiner Sicht womöglich kontraproduktiv ist.
Du bist ja kein Ding, kein Objekt. Das bräuchte dann ohnehin eher keine soziale Kompetenz.
Du bist Subjekt, Individuum, egal wie kompetent, auf jeden Fall ein soziales Wesen.
„Soziale Kompetenz“ trainieren? Geht nicht ohne „passende“ soziale Interaktion. Zwar ist das natürlich eine sehr allgemeine Überschrift. Inhalte? Soweit ich sehe, lese, kommuniziert die dein Therapeut nicht, absichtlich nicht.
Was für mich genau das Gegenteil dessen ist, was er angeblich selbst anstrebt.
Ich würd ja noch verstehen, wenn er den Begriff „soziale Kompetenz“ lieber meiden will. Aber z.B. die Inhalte, von denen er meint, du solltest sie trainieren, die muss er dir doch nahe bringen, sagen. Spätestens wenn es ans trainieren geht, brauchst du Wissen um das, was du eigentlich trainieren sollst.

Nun hast du dies Thema mitgekriegt. Reagierst durchaus so, wie wohl viele, die sowas für sich aus heiterem Himmel erfahren.
Soziale Kompetenz ….ist die Gesamtheit individueller Einstellungen und Fähigkeiten, die dazu dienlich sind, eigene Handlungsziele mit den Einstellungen und Werten einer Gruppe zu verknüpfen und in diesem Sinne auch das Verhalten und die Einstellungen dieser Gruppe zu beeinflussen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Kompetenz
Dein Therapeut hat selber Handlungsziele. Aber, soweit ich sehe, verknüpft er sie überhaupt nicht mit dir, kommuniziert sie nicht. Was wiederum kaum geeignet ist, dich im seinem Sinne zu beeinflussen.
Ich selber würde jedenfalls in ähnlicher Situation arg auf Distanz gehen. Würde, wie ich ja bereits schrieb, den Spieß umdrehen, zumindest in Gedanken dem Therapeuten erst mal Trainingsbedarf in Sachen sozialer Kompetenz zuordnen.

LG hawi
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Harmonia
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 11:58

Ich habe ihm zwar nicht seine soziale Kompetenz abgesprochen, aber mitgeteilt, dass ich sehr verärgert darüber bin und auch traurig. Dass es Probleme im Kontakt zu anderen Menschen gibt, ist offensichtlich, allerdings ist es eher so, dass ich mich im Kontakt ausgenutzt fühle, aus gutem Grund. Dass also gewissermaßen Probleme da sind, ist sogesehen nichts Neues. Aber dass es auf Verhaltensweisen bei mir geben könnte, die vielleicht unangemessen sein könnten, wurde so nie angesprochen. Und er sagte dann ja noch, dass wenn ihm dies auffallen würde er dies nicht ansprechen würde. Ich habe also das Gefühl innerhalb der Therapiestunde, dass alles gut läuft und ich mich offensichtlich demnach angemessen verhalte. Und jetzt hört es sich so an, als wäre dem nicht so. Welch ein Reinfall. ich habe ihm gesagt, dass ich mich auf den Arm genommen fühle und dass ich das Gefühl habe auf ihn reingefallen sein.
Die Therapiestunden gehen derzeit auf meine Kosten, das kommt ja auch noch hinzu. Wenn es eine Fortführung gibt, verbleiben lediglich 10h. Das ist ein Witz. Ich bin geneigt ihm mitzuteilen, dass ich derzeit keine weiteren Termine wünsche bis es einen Entscheid gibt.
Herzliche Grüße
Harmonia

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hawi
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 12:48

Harmonia,

schlicht weil du es jetzt so nimmst, wie du schreibst, bleib ich dabei, dass dein Therapeut da aus meiner Sicht sozial nicht kompetent agiert. Es sei denn, er hat für sein Verhalten therapeutische Gründe, die weder dir noch mir bekannt sind.

Ich glaub gar nicht mal, dass das, was – ohne nähere Erklärungen deines TE – nun bei dir ankommt, was du für dich wertest, bewertest, wirklich so gewertet werden muss.

Hier aber statt deines Therapeuten inhaltlich was zu schreiben, seh ich grad nicht, käme mir falsch vor.
Ich finde, er hat sich da was selbst eingebrockt. Entweder er schafft es noch, dir doch was näher zu bringen, so zu vermitteln, dass es für dich und ihn passt. Oder er schafft es nicht, dann ist er schlicht der falsche Therapeut für dich. Dann, wie ich finde, auch für andere.

Du reagierst grad jedenfalls so, dass ich an dir im Gegensatz zu deinem TE nichts in Sachen „soziale Kompetenz“ bemängele.

LG hawi
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Harmonia
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 14:18

Hallo Hawi,
mein Therapeut hat sich gemeldet mit dem Hinweis, dass er sich hierzu am Montag nochmal melden würde, da er es heute nicht mehr schaffen würde.
Ich habe gerade das Gefühl zwei Jahre in den Sand gesetzt zu haben und jede Menge Illusionen im Kontakt zu anderen Menschen aufgedeckt zu haben, allerdings nicht mithilfe der Therapie. Wenn man einmal in eine hilfsbedürftige Rolle gerutscht ist, ist es schwierig hier wieder heraus zu kommen. Und selbst jedwede Therapie scheint mir inzwischen eine Illusion zu sein. Niemand kann einem helfen, man muss sich selbst helfen können. Wenn man dies nicht schafft, dann hat man verloren. Wenn man einmal den Fehler begangen hat sich auf andere Menschen einzulassen, denen man vertraut hat, die dieses Vertrauen allerdings missbraucht haben, ist dies der Beginn einer traurigen Abwärtsspirale.
Ich möchte raus aus dieser kranken Gesellschaft, irgendwohin, wo man nichts mehr mit Menschen zu tun hat.

LG Harmonia
Herzliche Grüße
Harmonia

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hawi
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 15:15

Harmonia,

sicher hab ich leicht reden bzw. schreiben, weil ich nicht in deiner Haut, deiner Situation stecke.
Dennoch, … nö! Das siehst zu schwarz, finde ich.

Ich glaub auch nicht dass Flucht dir was bringt. Die wenigsten Menschen halten es allein nur mit sich, ganz ohne andere Menschen aus, nicht für länger, nicht lebenslang.

Vielleicht guckst einfach mal, auch mal nach, ob sich das Maß, das du an dich und andere legst nicht ändern, verschieben u.ä. lässt.
Leben ohne auch enttäuscht zu werden, immer mal wieder, ist schlicht nicht zu kriegen. Für dich nicht, für niemanden. Manch Risiko lässt sich zwar vermeiden, aber nicht jedes. Auch, grad im zwischenmenschlichen Bereich nicht. Niemand schafft es, es hinzukriegen, selbst nie verletzt zu werden, auch nicht, selbst nie andere zu verletzen.
Vertrauen?! Enttäuschtes?! Es gibt sicher zig Varianten, persönlich so damit umzugehen, dass es halbwegs für einen passt. Nur dass finden der passenden Variante? Das nimmt dir keiner ab, kann dir niemand abnehmen.
Ich glaub schon, dass andere dir helfen können, aber wenn, dann vor allem dabei, dass du dir bald selbst besser helfen kannst. Nicht immer einfach. Und sogar wenn es gelingt, es bedeutet dann nur, dass Enttäuschungen von dir anders wahrgenommen werden, nicht, dass es sie dann nicht mehr gibt.

Es gibt sie …. immer, aber nie nur Enttäuschungen.
Sogar zu deinem Thera?
Wenn du bis vor kurzem noch gut mit ihm klar kamst? Warum meinst dann jetzt, die zwei Jahre Therapie seien in den Sand gesetzt?
Klar, das was hier Thema ist, nicht gut! Aber muss das bedeuten, alles ist nun verkehrt, schlecht?

LG hawi
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Harmonia
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 17:24

Hallo Hawi,

ja, du hast recht- zum Leben gehören auch Enttäuschungen- sie sollten allerdings nicht überwiegen, es sollten die positiven zwischenmenschlichen Beziehungen überwiegen. Wenn dies nicht passiert, dann wird es heikel und es gibt so einige Eremiten in unserer Gesellschaft, ich hätte kein Problem damit so zu leben (im Grunde genommen bin ich auch nicht weit entfernt davon), wenn ich wüsste, wie dies gut gelingen könnte völlig autark zu sein, auch finanziell.
Enttäuscht von meinem Thera: naja, er konnte mir jedenfalls nicht helfen, aber ich kann ihm fast nicht böse sein, ich bin mir sicher, dass er grundsätzlich sein Bestes gibt. Es war gut endlich mal alles raus lassen zu können, was sonst niemanden interessiert hat oder hat verstehen können oder auch wollen. Aber es gab sicherlich auch einige Verfehlungen- das ist nicht weiter schlimm, aber das mit der mangelnden sozialen Kompetenz hat mich doch sehr getroffen und eben noch mehr, dass er mir dies in einer Sitzung nicht mitteilen würde, wenn mir solch ein Malheur passieren würde. Das ist für mich unverständlich und inakzeptabel und ich bin gespannt, wie seine Argumentation ausfallen wird.

LG Harmonia
Herzliche Grüße
Harmonia

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hawi
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 08:30

Harmonia hat geschrieben:....aber das mit der mangelnden sozialen Kompetenz hat mich doch sehr getroffen ...
Hallo Harmonia,

ich schrieb ja bereits, dass ich da gar nicht bei deinem Thera bin, viel eher bei dir.

Aber …..

Du hast dem Thread hier selber den Titel „soziale Kompetenz“ gegeben.
Thema war und ist das aber hier als solches ja gar nicht so sehr. Wenn, dann fast eher bezogen darauf, wie angemessen oder unangemessen sich dein Thera grad verhält, dass er dich enttäuscht, sich nicht grad so benimmt, dass die Vertrauen in ihn ungetrübt ist.

Das die eine Seite.

Die andere, die dich ja wohl zur Überschrift gebracht hat: „soziale Kompetenz“!
Müsste dich ja gar nicht beschäftigen, jedenfalls nicht so sehr. Etwas, das nur dein Thera in Unterlagen geschrieben hat, das er nicht näher ausführt, ausführen will. So lange das so ist, könntest du das als etwas unverständliches nehmen, als unbegründete Einzelsicht, -meinung deines TE. Negativ ja, Grund für deine TE Beziehungsprobleme, auch das. Aber mehr dann auch nicht.

Ist es das allein?
Für mich jedenfalls denkbar, dass du der „sozialen Kompetenz“ noch mehr beimisst.
Wie es dein Thera formuliert hat, weiß ich nicht, deine Formulierungen hier klingen so, als ob es für „soziale Kompetenz“ einen Ein-/Aus Schalter gäbe, als ob sich Mensch sortieren ließe, in Kompetente und Inkompetente,
Menschen mit und ohne entsprechender Kompetenz. Und wer nicht kompetent ist, verhält sich dann sozial nicht angemessen (anderen gegenüber).

So ist aber ja nicht. Schon gar nicht so formuliert.
Ich spar mir mal eigene Worte, Erklärungen dazu, was alles dazu gehört. Gibt genug Internetseiten, die das besser als ich erklären.

Vielleicht les ich das ja falsch, aber ich hab den Eindruck, du nimmst die Trainingsempfehlung deines Therapeuten so, als ob du erst mal lernen solltest, dich anderen gegenüber richtig, anständig zu benehmen. Als solltest du also für andere trainieren. Ist es im Ergebnis zwar sicherlich auch, aber doch völlig anders.
Dienen würde so was zu aller erst dir selber, meine ich. Weder ist es schädlich, noch für irgendjemanden völlig unnütz. Natürlich muss niemand. Aber mal die Situation, auch deine Therapiebeziehungsprobleme außen vor gelassen. Vielleicht kannst du so ja mal selbst auf „soziale Kompetenz“ sehen, dir ansehen, was das ist, was die Inhalte entsprechender Trainings sind, kannst selbst nachsehen, ob das für dich passt, dich weiter bringen könnte oder nicht.

LG hawi
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 08:51

Ein soziales Kompetenztraining ist eine Form von Gruppentherapie, wo es zB darum geht im praktischem Experiment mit den anderen Teilnehmern fühlen zu lernen, ab wann Nähe unangenehm wird bzw wie viel Distanz man möchte, Bedürfnisse ruhig und selbstbewusst zu äussern etc.

Wenn soziale Kompetenz bei dir ein grosses Thema ist, dann würde eine stationäre Therapie evtl gut helfen können, weil man da jeden Tag Gruppentherapiesitzungen hat, auch mal für eine Weile gemeinsam mit den anderen Patienten lebt und dabei Hilfe hat wenn nötig.

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Grashalm
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 09:14

Liebe Harmonia,

nur mal eine kleine Anregung: vielleicht soll das Kompetenztraining dir dazu verhelfen, deine Bedürfnisse (siehe der Kommentar von münchnerkindl) geltend zu machen.

Du schreibst:
Harmonia hat geschrieben:Dass es Probleme im Kontakt zu anderen Menschen gibt, ist offensichtlich, allerdings ist es eher so, dass ich mich im Kontakt ausgenutzt fühle, aus gutem Grund.
Naja, und um ausgenutzt zu werden, muss man sich erst einmal ausnutzen lassen... Auch wenn es jetzt vielleicht ein wenig hart klingen mag (ich kenne schließlich deine konkrete Situation nicht): Wenn dich so viele Menschen ausnutzen, musst du ihnen auch irgendwie das Gefühl gegeben haben, dass man es mit dir machen kann... Bitte versteh mich nicht falsch, ich möchte das Verhalten damit nicht gutheißen.

Dass dein Therapeut so ein Mysterium daraus macht und dich im Trockenen sitzen lässt, versteh ich allerdings auch nicht. Ich finde es nachvollziehbar, dass du gekränkt bist.
"Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war." - Bertolt Brecht -


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Beitrag Sa., 05.09.2015, 09:23

Vorab: Ich wäre auch gekränkt.

Dennoch: "Soziale Kompetenz" - das heißt ja nicht, dass jemand "asozial" ist, wenn er diese Kompetenz nicht hat. Es heißt eigentlich nur, dass dir im Umgang mit Anderen Fähigkeiten fehlen, die diesen Umgang AUCH FÜR DICH SELBST angenehm machen würden. Umgangssprachlich versteht "man" darunter allerdings wohl in der Tat eher Leute, die nur an sich denken und laut, schrill und "ungezogen" sind. Davon würde ich bei dir nun nicht ausgehen...

Was das Verhalten an sich betrifft: Kein Psychotherapie-Patient (und auch überhaupt niemand) verhält sich einfach nur und grundsätzlich gut und richtig. Du kannst also davon ausgehen, dass du auch wegen deines Verhaltens dort sitzt. So heißt ja z.B. eine Verhaltenstherapie deshalb so, weil es da ums Verhalten geht. Deshalb wundert es mich, dass du so überrascht bist, dass dein Verhalten problematisch sein soll

Zum Therapeuten selbst und zu seinem Vorgehen kann ich hier nicht viel sagen.

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stern
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 09:43

Harmonia hat geschrieben:Mein Therapeut hat mir nach über zwei Jahren offeriert dass ich über keine soziale Kompetenz verfüge und auch nur deshalb, da ich seinen Fortführungsantrag gelesen habe, in welchem es um ein soziales Kompetenztraining geht.
Ich bin völlig am Ende. Er meinte, er würde dies nicht einmal in der Therapie äußern, wenn ich mich hier unangemessen verhalten würde.
Ich habe noch nicht alle Antworten gelesen, aber die Aussage, dass du über keine soziale Kompetenz verfügen sollst, finde ich eine Frechheit. "Keine" geht gar nicht und daher kann man das schon daher nicht ernst nehmen, weil es ziemlich überzogen sein dürfte. Das ein Training natürlich zu begründen ist, ist klar... aber nicht so, finde ich.

Defizite im Bereich der sozialen Kompetenz heißen nicht automatisch, dass man sich wie ein Rüpel benimmt... sondern vielleicht sogar im Gegenteil, dass jemand zu angepasst ist. Aber jede Kompetenz abzusprechen, finde ich auch nicht kompetent... wobei es schon einen Unterschied macht, was besprochen ist und was Antrag ist (bei Anträgen ist ja nicht der Patient der Adressat), sondern es es muss begründet werden, warum du ein entsprechendes Training benötigst.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 13:15

Harmonia hat geschrieben: Mein Therapeut hat mir nach über zwei Jahren offeriert dass ich über keine soziale Kompetenz verfüge und auch nur deshalb, da ich seinen Fortführungsantrag gelesen habe, in welchem es um ein soziales Kompetenztraining geht.
Ich bin völlig am Ende. Er meinte, er würde dies nicht einmal in der Therapie äußern, wenn ich mich hier unangemessen verhalten würde.


Ich würde mir übrigens einen anderen Therapeuten suchen. In einer Therapie kann man sich, ausser man wird dem Therapeuten gegenüber sehr aggressiv eigentlich nicht unangemessen verhalten. Es ist klar, dass man, wenn man zu einem Therapeuten geht irgendwelche Defizite hat, sonst würde man da nicht hingehen. Von daher muss man von einem Therapeuten erwarten können, dass er einen nicht nach solchen Kriterien bewertet oder beurteilt und selbst wenn das Gespräch auf sozial inkompetente Verhaltensweisen kommt er das auf eine nicht-wertende Weise bespricht.

Und dass du über GARKEINE soziale Kompetenz verfügst kann schon mal nicht wahr sein, dann wärst du ein schwerer Autist oder sowas. Die sind zT völlig unfähig normal sozial zu interagieren. Das würde ich mit keine soziale Kompetenz bezeichnen.

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