Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich meinen Beitrag eigentlich schreiben soll. Vielleicht tut es mir auch einfach nur gut, mal meine Probleme und Sorgen von der Seele schreiben zu können.
Vielleicht ganz von Anfang an. Ich bin jetzt 27 Jahre alt – und war eigentlich schon mein ganzes Leben ziemlich einsam und extrem schüchtern. Während meines Studiums war es tw. ganz besonders schlimm. Es kostete mich zeitweise irrsinnige Überwindung alleine vor die Türe einkaufen oder spazieren zu gehen, weil ich immer dieses ständige Gefühl des „jeder starrt mich an“, des „ich bin hässlich“, des „anders Seins“ hatte – war immer extrem verkrampft in der Öffentlichkeit (besonders wenn ich alleine war), unsicher, schüchtern, hab sehr leise gesprochen, hatte Probleme den Blick gerade auf Personen zu halten, wenn ich andere Leute lachen hörte, stellte ich mir vor, dass sie wegen mir lachen, etc. In kurz: Ich war schüchtern, verkrampft, fühlte mich hässlich und hatte kein Selbstvertrauen. Es hängte wahrscheinlich auch damit zusammen, dass ich nie enge Freunde bzw. nie gute Bekannte hatte. Hatte auch noch nie eine Freundin. Woher auch?
Nun, irgendwann kam dann mal der Moment, wo mir meine Situation so richtig bewusst wurde. 1) ich bin/war mein ganzes Leben lang einsam – obwohl ich immer viele Freunde wollte; 2) ich hatte noch nie eine Freundin, obwohl ich mir schon seit Ewigkeiten vorgestellt habe, wie toll doch eine Beziehung wäre und 3) ich bin sehr, sehr oft traurig und deprimiert.
Was für andere komplett selbstverständlich war, habe ich mir tw. hart erarbeiten müssen. Es kostete mich zB EXTREM viel Überwindung, alleine Gewand kaufen zu gehen. Ich hab lernen müssen, mich ganz einfach auf eine Parkbank zu setzen und dort ein Buch zu lesen. Etc. Etc.
Mittlerweile fühle ich mich – im Vergleich zu vor 2-3 Jahren – deutlich besser. Alleine einkaufen (egal ob Gewand oder anderes) ist für mich überhaupt kein Problem mehr, ich gehe oft alleine spazieren, gehe in den Park, habe einen Tanzkurs besucht (!) und habe mich bereits zu einem anderen Kurs (alleine) angemeldet. Habe nun meine eigene Wohnung, einen guten Job, gehe laufen und Rad fahren, achte auf mein Äußeres und versuche mich modisch zu kleiden. Fühle mich insgesamt auch besser. Auch wenn es blöd klingen mag – aber ich muss mich loben (auch wenn das eigentlich alles Dinge sind, die für 99,9% der Menschen wohl selbstverständlich sind): ich bin viel selbständiger und in gewissen Situationen selbstbewusster geworden.
Allerdings – und jetzt leider das große ABER: Meine Selbstständigkeit und mein Selbstvertrauen (in manchen Situationen) mag sich gebessert haben; mein soziales Selbstvertrauen, meine Einsamkeit, mein Hässlichkeitsgefühl ist aber meistens weiterhin da.
Ich bin weiterhin extrem einsam, habe kaum Freunde, meine sozialen Kontakte beschränken sich aufs Büro (wo es allerdings recht gut mit den Kollegen läuft) und auf Treffen mit 2 Freunden, die ich allerdings nur 1x pro Monat sehen kann. Bei Beiden gibt es auch keine Möglichkeit, diese Kontakte zu intensivieren … Ich weiß einfach nicht, wie ich meine Einsamkeit besiegen kann. Wie ich neue Leute kennen lernen kann. Weder beim Tanzkurs, noch bei anderen Veranstaltungen hat sich bis jetzt etwas ergeben.
-) Ich bin zu verkrampft
-) Brauche ewig, bis ich locker gegenüber anderen Menschen bin
-) Denke zu viel nach
-) Bin schüchtern und unsicher (nerve ich sie eh nicht? Sage ich eh nichts falsches? Bin ich eigenartig?)
-) in größeren Gruppen ziehe ich mich komplett in mein Schneckenhaus zurück und sage gar nichts mehr
-) so blöd es klingen mag, Smalltalk mit Männern ist für mich noch schwieriger (die Mehrzahl meiner (wenigen) Freunde ist auch weiblich)
Diese ganze soziale Unsicherheit und Einsamkeit führt bei mir automatisch zu dem oben beschriebenen Hässlichkeitsgefühl. Es gibt Momente, da fühle ich mich einfach so unglaublich hässlich – denke mir: „Kein Wunder, dass du keine Freundin hast – so wie du aussiehst.“
Ich möchte neue Leute kennen lernen. Ich möchte Spaß haben. Möchte Abends mit Freunden im Gastgarten sitzen, plaudern und Wein trinken. Möchte – so blöd das jetzt klingt – zumindest irgendwie versuchen, die Zeit nachzuholen, wo ich einsam und alleine in meinem Studentenwohnheim gesessen bin und mich nicht vor die Tür getraut habe. Möchte mit Freunden ins Kino gehen. Möchte verreisen (!!!!). Möchte schlussendlich – irgendwann einmal (ENDLICH) – eine Freundin, Kinder, Familie, … Meine Einsamkeit und Beziehungslosigkeit belastet mich oft sehr, sehr stark. Ich habe mir immer eingeredet, ich sei introvertiert – dabei stimmt das wohl gar nicht. Ich möchte soziale Kontakte, ich möchte Freunde um mich herum haben – nur brauche ich leider ewig, bis ich irgendjemanden an mich heran lasse bzw. ich mich locker genug fühle.
Es ist im Endeffekt ein Teufelskreis. Ich bin einsam – mein Selbstvertrauen sinkt dadurch – fühle mich hässlich – dadurch sinkt mein Selbstvertrauen wieder/weiter – …
Danke fürs Lesen
Einsamkeit - Selbstvertrauen - Hässlichkeit
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Hi raxxx333
Es freut mich zu hören, dass es dir inzwischen wieder besser geht.
Die Überschrift könnte genauso gut von mir stammen. Hab auch so meine Defizite.
Ich habe ein ganz geringes Selbstwertgefühl. Ist wohl eine Folge meiner Depressionen oder umgekehrt. Ich mache einen grossen Fehler: Ich mache mein Selbstwertgefühl von meinem Aussehen abhängig. Ich versuche wenns geht nicht in den Spiegel zu schauen, denn das was ich da sehe ekelt mich manchmal richtig an :(
Freunde (ich jab echt nicht viele, wenn ichs mir recht überlege eig. fast gar keine) fragen mich warum ich denn keine Freundin habe ich sei keineswegs hässlich. Ich muss halt dann eine plausible Erklärung abgeben. Auch kann ich draussen nicht einknicken oder darf keine Angst zeigen weil ich ja ''meinen Mann stehn muss''.
Aber ich habe vor Konversationen mit fremden Menschen Angst oder es ist mir unangenehm. Bin auf keinen Fall der Small Talk Typ. Auf jeden Fall bin ich wenns geht eher der ruhige Typ und mache kein Ärger weil ich Streit vermeiden will.
Freunde von früher schreiben mich öfter mal an ob wir uns treffen könnten aber ich hab immer Ausreden parat.
Ich habe einfach Angst sie würden mich ablehnen. Ich weiss ganz genau das ich nicht ihren Erwartungen entspreche.
Ich habe einfach diese sogenannte Selbstvergessenheit verlernt. Kinder z. B. haben diese Selbstvergessenheit. Sie spielen und lachen und tun was immer sie wollen. Es kümmert sie einen Scheiss was andere von ihnen denken.
Aber ich beobachte mich immer: Ist das jetzt gut was ich mache? Beobachten mich die Leute? Kann ich das jetzt sagen? Ich will nicht abgelehnt werden. Wirke ich nervös? Merken sie das ich Angst habe?
Ich will doch einfach mal wie ein Kind ausgelassen und voller Selbstvergessenheit mit Menschen interagieren können ohne alles hinterfragen zu müssen.
Auch habe ich das Gefühl das ich so wertlos bin, immer jedem Unterlegen, dass ich gar keine Existenzberechtigung hab. Das alle Menschen perfekt sind und ich einfach ein Niemand.
Manchmal hasse ich die Menschen gleichermassen wie sie mich hassen.
Mein heutiges Leben lässt sich mit nur einem Wort beschreiben: Unvollkommenheit
Es fehlen Liebe, Freunde, Anerkennung, Wertschätzung, Selbstachtung, Lebensziele usw.
Ich habe das Gefühl das ich meine Lebensziele und Lebenskraft, das selbstsichere Behaupten der eigenen Person, die Selbstannahme irgendwo verloren habe.
Die Menschen merken das meist wenn man kein Selbstwertgefühl hat keine Lebensfreude. Es ist schwierig das zu überspielen. Mann wird dann einfach nicht respektiert.
Ich weiss es ist ein Zeichen von Schwäche und es sollte nicht so sein aber manchmal kann ich diesen Selbstmitleid nicht ausschalten. Er überwältigt mich. Also tut mir leid fürs volljammern
Was gibt dir immer wieder die Hoffnung zum weitermachen raxxx?
Es gibt da noch vieles mehr was mich belastet. Aber das reicht fürs erste.
Auf ne Antwort würde ich mich freuen raxxx.
Danke fürs lesen.
Sillux
Es freut mich zu hören, dass es dir inzwischen wieder besser geht.
Die Überschrift könnte genauso gut von mir stammen. Hab auch so meine Defizite.
Ich habe ein ganz geringes Selbstwertgefühl. Ist wohl eine Folge meiner Depressionen oder umgekehrt. Ich mache einen grossen Fehler: Ich mache mein Selbstwertgefühl von meinem Aussehen abhängig. Ich versuche wenns geht nicht in den Spiegel zu schauen, denn das was ich da sehe ekelt mich manchmal richtig an :(
Freunde (ich jab echt nicht viele, wenn ichs mir recht überlege eig. fast gar keine) fragen mich warum ich denn keine Freundin habe ich sei keineswegs hässlich. Ich muss halt dann eine plausible Erklärung abgeben. Auch kann ich draussen nicht einknicken oder darf keine Angst zeigen weil ich ja ''meinen Mann stehn muss''.
Aber ich habe vor Konversationen mit fremden Menschen Angst oder es ist mir unangenehm. Bin auf keinen Fall der Small Talk Typ. Auf jeden Fall bin ich wenns geht eher der ruhige Typ und mache kein Ärger weil ich Streit vermeiden will.
Freunde von früher schreiben mich öfter mal an ob wir uns treffen könnten aber ich hab immer Ausreden parat.
Ich habe einfach Angst sie würden mich ablehnen. Ich weiss ganz genau das ich nicht ihren Erwartungen entspreche.
Ich habe einfach diese sogenannte Selbstvergessenheit verlernt. Kinder z. B. haben diese Selbstvergessenheit. Sie spielen und lachen und tun was immer sie wollen. Es kümmert sie einen Scheiss was andere von ihnen denken.
Aber ich beobachte mich immer: Ist das jetzt gut was ich mache? Beobachten mich die Leute? Kann ich das jetzt sagen? Ich will nicht abgelehnt werden. Wirke ich nervös? Merken sie das ich Angst habe?
Ich will doch einfach mal wie ein Kind ausgelassen und voller Selbstvergessenheit mit Menschen interagieren können ohne alles hinterfragen zu müssen.
Auch habe ich das Gefühl das ich so wertlos bin, immer jedem Unterlegen, dass ich gar keine Existenzberechtigung hab. Das alle Menschen perfekt sind und ich einfach ein Niemand.
Manchmal hasse ich die Menschen gleichermassen wie sie mich hassen.
Mein heutiges Leben lässt sich mit nur einem Wort beschreiben: Unvollkommenheit
Es fehlen Liebe, Freunde, Anerkennung, Wertschätzung, Selbstachtung, Lebensziele usw.
Ich habe das Gefühl das ich meine Lebensziele und Lebenskraft, das selbstsichere Behaupten der eigenen Person, die Selbstannahme irgendwo verloren habe.
Die Menschen merken das meist wenn man kein Selbstwertgefühl hat keine Lebensfreude. Es ist schwierig das zu überspielen. Mann wird dann einfach nicht respektiert.
Ich weiss es ist ein Zeichen von Schwäche und es sollte nicht so sein aber manchmal kann ich diesen Selbstmitleid nicht ausschalten. Er überwältigt mich. Also tut mir leid fürs volljammern
Was gibt dir immer wieder die Hoffnung zum weitermachen raxxx?
Es gibt da noch vieles mehr was mich belastet. Aber das reicht fürs erste.
Auf ne Antwort würde ich mich freuen raxxx.
Danke fürs lesen.
Sillux
Hey Sillux,
vielen Dank für deine Antwort – und tut mir leid zu lesen, dass es dir ähnlich wir mir ergeht. Keine Sorge, du jammerst mich ganz sicher nicht voll!
… es ist teilweise wirklich erstaunlich, wie gut du Situationen/Gefühle/Gedanken beschreibst, die auch in meinem Kopf herumgeistern.
Ganz besonders stimmt der Teil mit der Selbstvergessenheit. Die gewisse Lockerheit, die so viele an den Tag zu legen scheinen (sei es gespielt oder echt), fehlt mir auch komplett. Erst gestern ist es mir beim heimgehen aufgefallen. Ich gehe (mMn) ganz normal auf der Straße spazieren, plötzlich sehe ich meine Reflexion in einer Fensterscheibe und bemerke, wie verkrampft, stocksteif, „unlocker“ ich eigentlich aussehe. Ich weiß es nicht ob auch andere diese Verkrampftheit sehen bzw. spüren, aber ich zumindest habe sie in diesem Moment ganz deutlich bemerkt. Das schlimme ist, dass ich sofort (obwohl es mir zuvor eigentlich gar nicht schlecht gegangen ist) noch verkrampfter werde, weil ich zwanghaft versuche, nicht verkrampft zu sein. Dadurch nimmt dann natürlich auch gleich mal wieder mein Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen ab. Es ist wahrlich ein Teufelskreis.
Das Gefühl der Unvollkommenheit kenne ich nur zu gut. Wenn ich manche anderen Menschen anblicke, glaube ich oft zu meinen, dass bei ihnen einfach alles perfekt läuft, alles sofort klappt, alle total selbstsicher, hübsch, locker, cool, sozial – in kurz: perfekt - sind. Logisch, auch dadurch sinkt mein Selbstbewusstsein, stelle mich selbst automatisch in eine unterwürfige Position, sehe mich als weniger wertvoll an.
Vielleicht hilft dir das ja: In solchen Situationen, wenn mein Selbstbewusstsein wiedermal am Boden ist, wenn ich mich wiedermal als den hässlichsten und unattraktivsten Menschen der Welt sehe, wenn ich wiedermal realisiere, dass ich seit 27 Jahren ohne Freundin da stehe und doch im Endeffekt nur ein riesiger Loser bin …
Ich bin wahrlich nicht in der Situation irgendwelche Tipps oder Weisheiten geben zu können – dazu sind meine ganzen Probleme und Sorgen viel zu präsent. Aber, da ich meine Situation in den letzten Jahren etwas verbessern konnte und weil du mich gefragt hast, was mir Hoffnung gibt: Hoffnung gibt mir die (wahrscheinlich naive, vielleicht leichtgläubige, definitiv zweckoptimistische) Gewissheit, dass es irgendwann einmal besser werden MUSS. Es haben so viele Leute Freunde gefunden, Spaß am Leben, Familie gegründet – warum sollten ausgerechnet wir beide es nicht schaffen? Es geht vielleicht nicht so einfach wie bei anderen, aber es geht – irgendwann, irgendwie. Es muss ganz einfach gehen.
Ich hab mir kleine Ziele gesetzt. Möglichst oft den Alltagseinkauf erledigen (also nicht 1x pro Woche einkaufen gehen, sondern jeden Tag ein wenig kaufen – ist vielleicht anstrengend, aber man kommt dadurch unter Leute). Sich im Autobus neben jemand fremden setzen. In einer fremden Gegend spazieren gehen. In den Park gehen und sich (mit Buch) auf eine Parkbank setzen. Ins Museum gehen. Später mal Tanzschule (das hat mir irrsinnig viel geholfen!). Sport machen (man fühlt sich wirklich für einen halben Tag viel, viel besser!). Meine aktuellen Ziele: auf der Straße spazieren gehen und einfach wildfremde Menschen, ohne Grund, anlächeln UND neue Freunde finden. Ich schaffe es NOCH nicht, es ist ein Weg mit tausenden kleinen Rückschlägen. Aber ich werde es irgendwann einmal schaffen. Ich muss es schaffen.
Zum Thema Hässlichkeit: Wie schon oben geschrieben, bei der kleinsten Unsicherheit, kommt sofort das Gefühl der unbeschreiblichen Hässlichkeit in der mir hoch. Aber auch in diesen Situationen: warum eigentlich? Selten aber doch wird man auf der Straße angelächelt. Noch nie hat jemand fremder zu mir gesagt (egal ob ein garstiges Kind, im Streit oder auf offener Straße) oder mich fühlen lassen, dass ich wirklich hässlich bin. Leute setzen sich beim Autobus fahren auf den Nachbarsitz. Babys lächeln dich manchmal an. Bei dir kommt noch dazu (was ich zB noch nie gehört habe, was mir aber unglaublich viel weitergeholfen hätte): dass deine Freunde doch sagen, dass du „keineswegs hässlich“ bist … und ganz ehrlich: wenn es so wäre, ist es nicht auch völlig egal? Warum sollte unser Aussehen unsere Lebensfreude bestimmen? Warum sollte man Hobbys die man gerne macht, nicht so genießen können, wenn man hässlich bzw. nicht gar so schön ist? Das macht doch eigentlich keinen Sinn, oder?
Ich kann nur von mir reden – aber vielleicht ergeht es dir ja auch so: Ich glaube ich denke einfach zu viel nach. Analysiere und überlege zu viel. Vielleicht sollten wir uns einfach, ganz der hedonistische Ansatz, Tätigkeiten suchen, die uns Spaß machen – und der Rest (Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Selbstvergessenheit) erledigt sich dann von automatisch.
Klingt egoistisch, aber wichtig wäre für mich Freunde zu finden, damit ich abgelenkt werde – nicht dauernd alleine bin und wieder auf solche Gedanken komme …
vielen Dank für deine Antwort – und tut mir leid zu lesen, dass es dir ähnlich wir mir ergeht. Keine Sorge, du jammerst mich ganz sicher nicht voll!
… es ist teilweise wirklich erstaunlich, wie gut du Situationen/Gefühle/Gedanken beschreibst, die auch in meinem Kopf herumgeistern.
Ganz besonders stimmt der Teil mit der Selbstvergessenheit. Die gewisse Lockerheit, die so viele an den Tag zu legen scheinen (sei es gespielt oder echt), fehlt mir auch komplett. Erst gestern ist es mir beim heimgehen aufgefallen. Ich gehe (mMn) ganz normal auf der Straße spazieren, plötzlich sehe ich meine Reflexion in einer Fensterscheibe und bemerke, wie verkrampft, stocksteif, „unlocker“ ich eigentlich aussehe. Ich weiß es nicht ob auch andere diese Verkrampftheit sehen bzw. spüren, aber ich zumindest habe sie in diesem Moment ganz deutlich bemerkt. Das schlimme ist, dass ich sofort (obwohl es mir zuvor eigentlich gar nicht schlecht gegangen ist) noch verkrampfter werde, weil ich zwanghaft versuche, nicht verkrampft zu sein. Dadurch nimmt dann natürlich auch gleich mal wieder mein Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen ab. Es ist wahrlich ein Teufelskreis.
Das Gefühl der Unvollkommenheit kenne ich nur zu gut. Wenn ich manche anderen Menschen anblicke, glaube ich oft zu meinen, dass bei ihnen einfach alles perfekt läuft, alles sofort klappt, alle total selbstsicher, hübsch, locker, cool, sozial – in kurz: perfekt - sind. Logisch, auch dadurch sinkt mein Selbstbewusstsein, stelle mich selbst automatisch in eine unterwürfige Position, sehe mich als weniger wertvoll an.
Vielleicht hilft dir das ja: In solchen Situationen, wenn mein Selbstbewusstsein wiedermal am Boden ist, wenn ich mich wiedermal als den hässlichsten und unattraktivsten Menschen der Welt sehe, wenn ich wiedermal realisiere, dass ich seit 27 Jahren ohne Freundin da stehe und doch im Endeffekt nur ein riesiger Loser bin …
Ich bin wahrlich nicht in der Situation irgendwelche Tipps oder Weisheiten geben zu können – dazu sind meine ganzen Probleme und Sorgen viel zu präsent. Aber, da ich meine Situation in den letzten Jahren etwas verbessern konnte und weil du mich gefragt hast, was mir Hoffnung gibt: Hoffnung gibt mir die (wahrscheinlich naive, vielleicht leichtgläubige, definitiv zweckoptimistische) Gewissheit, dass es irgendwann einmal besser werden MUSS. Es haben so viele Leute Freunde gefunden, Spaß am Leben, Familie gegründet – warum sollten ausgerechnet wir beide es nicht schaffen? Es geht vielleicht nicht so einfach wie bei anderen, aber es geht – irgendwann, irgendwie. Es muss ganz einfach gehen.
Ich hab mir kleine Ziele gesetzt. Möglichst oft den Alltagseinkauf erledigen (also nicht 1x pro Woche einkaufen gehen, sondern jeden Tag ein wenig kaufen – ist vielleicht anstrengend, aber man kommt dadurch unter Leute). Sich im Autobus neben jemand fremden setzen. In einer fremden Gegend spazieren gehen. In den Park gehen und sich (mit Buch) auf eine Parkbank setzen. Ins Museum gehen. Später mal Tanzschule (das hat mir irrsinnig viel geholfen!). Sport machen (man fühlt sich wirklich für einen halben Tag viel, viel besser!). Meine aktuellen Ziele: auf der Straße spazieren gehen und einfach wildfremde Menschen, ohne Grund, anlächeln UND neue Freunde finden. Ich schaffe es NOCH nicht, es ist ein Weg mit tausenden kleinen Rückschlägen. Aber ich werde es irgendwann einmal schaffen. Ich muss es schaffen.
Zum Thema Hässlichkeit: Wie schon oben geschrieben, bei der kleinsten Unsicherheit, kommt sofort das Gefühl der unbeschreiblichen Hässlichkeit in der mir hoch. Aber auch in diesen Situationen: warum eigentlich? Selten aber doch wird man auf der Straße angelächelt. Noch nie hat jemand fremder zu mir gesagt (egal ob ein garstiges Kind, im Streit oder auf offener Straße) oder mich fühlen lassen, dass ich wirklich hässlich bin. Leute setzen sich beim Autobus fahren auf den Nachbarsitz. Babys lächeln dich manchmal an. Bei dir kommt noch dazu (was ich zB noch nie gehört habe, was mir aber unglaublich viel weitergeholfen hätte): dass deine Freunde doch sagen, dass du „keineswegs hässlich“ bist … und ganz ehrlich: wenn es so wäre, ist es nicht auch völlig egal? Warum sollte unser Aussehen unsere Lebensfreude bestimmen? Warum sollte man Hobbys die man gerne macht, nicht so genießen können, wenn man hässlich bzw. nicht gar so schön ist? Das macht doch eigentlich keinen Sinn, oder?
Ich kann nur von mir reden – aber vielleicht ergeht es dir ja auch so: Ich glaube ich denke einfach zu viel nach. Analysiere und überlege zu viel. Vielleicht sollten wir uns einfach, ganz der hedonistische Ansatz, Tätigkeiten suchen, die uns Spaß machen – und der Rest (Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Selbstvergessenheit) erledigt sich dann von automatisch.
Klingt egoistisch, aber wichtig wäre für mich Freunde zu finden, damit ich abgelenkt werde – nicht dauernd alleine bin und wieder auf solche Gedanken komme …
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