Warum empfinden mich andere als seltsam?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Halfjillhalfjack
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Warum empfinden mich andere als seltsam?

Beitrag Fr., 02.05.2014, 15:30

Hallo!

Verzeihung, der Titel ist etwas komisch gewählt, da ich das schlecht in einem Satz ausdrücken kann. Es geht um Folgendes:
Erstmal zum Kontext: Ich habe gesichert Panikattacken, eine Soziale Phobie und Depressionen und war schon seit meiner Jugend (seit ich 17 war) immer wieder in psychotherapeutischer Behandlung. Die erste Therapie hab ich sogar wegen Sozialer Phobie begonnen; hat aber nicht viel gebracht (da tiefenpsychologisch fundiert).

Zum eigentlichen "Problem": Ich habe immer wieder im laufe meines Lebens von anderen zu hören bekommen, dass ich seltsam bin. In verschiedensten Formulierungen: Von skurril über ulkig bis hin zum Freak war alles dabei. Ich muss betonen, dass das NICHT nur Leute waren, die mich nicht kannten, sondern im Gegenteil oft Freunde, die mich sehr gut kannten - und schätzten!
Mir ist klar, dass sich die Eigen- und Fremdwahrnehmung sicher gegenseitig bedingt - wenn ich Angst hab in sozialen Situationen verhalte ich mich "komisch", zb steif oder so, und dann werde ich sicher auch als komisch wahrgenommen - das verstehe ich sogar ....ich bin da sogar überrascht, wenn da andere nicht so sehen. Dass aber Leute, die mich kennen, sagen, dass ich skurril und freakig bin, das verwundert mich zutiefst! Denn da habe ich gar nicht das Gefühl, mich komisch zu verhalten...... versteht ihr, wie ich das meine? Ich hab mich auch oft nicht getraut nachzufragen, wie die anderen das genau meinen. Bei der Freundin, die mich als kleiner Freak bezeichnet, kann ich es mir ungefähr denken: Sie ist sehr gutaussehend und konservativ und kleidet sich auch so, und ich habe mich immer eher "alternativ" gekleidet, nicht besonders weiblich angezogen usw. Was daran allerdings freakig ist, verstehe ich nicht. Ich habe vielleicht "kreative" Ansichten und so, aber ich empfinde das nicht als freakig. Und die Freundin meinte offenbar, dass ich etwas sehr besonderes bin in ihren Augen. Für sie war es wohl etwas besonderes, dass sie sich mit mir befreundet hat in der Schulzeit, obwohl ich so "anders" war - das hab ich gar nicht so wahrgenommen und kann es nur amüsiert (mehr oder weniger) registrieren. Offenbar gab es da große soziale Cliquen-Unterschiede oder weiß der Geier was. Auf jeden Fall hab ich das irgendwie nicht mitbekommen. Und auch HEUTE sagen mir Leute, die mich schätzen, dass ich ein Freak bin. Naja, sorry, ich fange an, mich zu wiederholen.

Ich bearbeite das zwar in meiner Therapie, aber es bringt mich total durcheinander. Also dieses Thema. Weil ich es nicht verstehe! Wenn die anderen das als seltsam wahrnehmen würden, was ICH als seltsam an mir empfinde, dann könnte ich es verstehen...aber so...... und dazu kommt, dass ich nie ein wirklich er Außenseiter war oder so - ich hatte immer sehr enge Freunde (die waren vielleicht selbst nicht cool, aber das machte mir nichts).

Ich weiß, dass man am besten auf die Meinung der anderen scheißt , aber ich mache mir da doch sehr viele Gedanken drum. Ich fänd es auch gar nicht schlimm, freakig zu sein, zu einem Teil bin ich es gern, denn ich stehe dazu, dass ich bestimmte Dinge vielleicht anders sehe, aber ich habe irgendwie das Gefühl, ich bin ein kleiner Alien der irgendetwas grundsätzlich nicht versteht :D..... ich wollte nur mal fragen, ob ihr solche Erfahrungen auch gemacht hat oder kennt!!

Ich würde mich sehr über jegliches Feedback freuen!

Liebe Grüße

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K4GE
sporadischer Gast
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Beiträge: 28

Beitrag Fr., 02.05.2014, 18:44

"Lasse die Leute reden und denken, was sie wollen!" Das ist leider leichter gesagt als getan. Manchmal kann man das nicht einfach verdrängen, denn schließlich will man einfach nur akzeptiert und beachtet werden und wenn dann Kommentare kommen, wie man sei ein Freak - das tut schon weh. Dann fühlt man sich abgestoßen und fragt sich, was mache ich denn falsch, wieso sagen die Leute das zu mir? Man fühlt sich selber fremd und Gedanken schwirren einem im Kopf herum. So wie bei dir gerade.

Es passiert schnell, dass Leute mit Worten wie "Freak" oder "Loser" um sich schmeißen. Gerade wenn sie auf Menschen treffen, die vollkommen anders denken und gerade nicht in das "Society-Raster" passen. Jeder Mensch hat dabei einen eigenen Raster und es definiert sich aus der persönlichen Entwicklung. Bei Menschen, die offen und neugierig sind, kann dieses Raster grobmaschiger sein, als Menschen, die nichts anderes kennen und nur ihre "Clique" um sich haben. Irgendwann empfindet man zum Beispiel Klamotten nach der Mode als "normal", weil eben alle Leute, die man kennt der Mode nachlaufen. Sieht man jemand, der ziemlich "unmodisch" herumläuft, wird er als "schlechter" und "unangenehmer" empfunden. So verhält es sich meistens immer mit neuen Sachen oder Sachen, die aus dem eigenen Blickwinkel "anders" sind.
Ich habe hier die Mode als Beispiel genommen, da du auch ein Beispiel mit Klamotten gemacht hast und Mode eben einen hohen Stellenwert bei den Jugendlichen haben.

Ich will dich nicht ermutigen, dass du dir diese ganzen Bezeichnungen zu sehr zu Herzen nimmst, aber ich finde es vollkommen richtig, dass du dir Gedanken darüber machst. Das ist der andere und einzige Weg, wenn man es denn nicht schafft, es zu verdrängen und zu ignorieren.
Hast du mal deine Freunde gefragt, wieso sie dich "Freak" nennen? Habe keine Angst vor der Antwort, denn daraus kannst du vieles lernen. Und vielleicht kannst du dich verbessern, denn wie heißt es so schön: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker!"

Das eigene Verhalten kann man gar nicht wirklich reflektieren. Hast du dich schon mal gefragt, wie du auf andere Leute wirkst? Ja, hast du und dich hat es ziemlich verwundert, wie deine Mitmenschen dein Verhalten sehen. Du denkst, dass du dich sehr "normal" verhälst, aber dein Verhalten ist für dich immer positiv. Ich will damit sagen, dass du erst über dein Verhalten urteilen kannst, wenn eine außenstehende Person dir eine Rückmeldung gibt. Sonst kannst du dich nur auf deine Moral und deine Sitte verlassen, aber auch diese werden von deinen Mitmenschen geprägt.
Ein weiteres Beispiel: Ein Mensch, der jahrelang in der Wildniss lebt, alleine und völlig abgeschieden ist. Was denkst du passiert mit ihm? Richtig, sein Verhalten erscheint "zivilisierten" Menschen vollkommen "freakig". Ein Dummkoopf, Hinterwelter, nur zu bemitleiden. Der Mensch, der in der Wildniss gelebt hat, ist sich selbst fremd geworden. Wieso? Sein Verhalten konnte ihm niemand reflektieren. Er verlor mit der Zeit sein Verhaltensmuster, alles was er gemacht hatte schien richtig und es ist ja auch in seinem Sinne richtig.
Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Deine Mitmenschen geben dir Feedback und du handelst (sofern angemessen und in deinem Sinne und Möglichkeit) danach. Ich kann dir sagen, dass wenn die Gesellschaft Klamotten verachten, dass wir alle nur noch nackig herumlaufen werden.

Ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr verwirrt. Frage ruhig nach, wenn etwas unklar ist. Ich werde dir alle deine Fragen beantworten.

Grüße
k4ge
"Nothing in life is to be feared, it is only to be understood. Now is the time to understand more, so that we may fear less."

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