Die Suche nach dem Selbstwert

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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ataraxie
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Die Suche nach dem Selbstwert

Beitrag Fr., 21.03.2014, 09:33

Hallo liebe UserInnen!

Ich bin 23 Jahre alt, Student und komme aus Österreich.
Wie man wahrscheinlich aus dem Titel schließen kann, leide auch ich unter einem zu geringen Selbstwert.
Ich möchte an dieser Stelle nicht viele Worte darüber verlieren, in wie fern mich dies im Alltag einschränkt oder wie es dazu kam, sondern mir geht es um Folgendes:

Meine primäre Intention diesen Beitrag zu verfassen ist jene, Motivation auf meinem Weg zu einem positiveren Selbstbild zu finden indem ich hier die "Leidensgenossinnen" aufrufe, welche selbst die Bürde eines geringen Selbstwertgefühls tragen mussten und nach unvermeidbar harter Arbeit an sich selbst es geschafft haben, ihrem "Wunschselbstwert" ein Stückchen näher zu kommen.

Es tut sicherlich gut zu wissen, dass man nicht der einzige mit diesen Problemen ist und dass es auch andere geschafft haben, ihr Ziel im weitesten Sinne zu erreichen.

Also es würde mich freuen, wenn ihr euch zu Wort meldet und vielleicht kurz von Eurem Erfolg erzählt. Auch wenn es nur ein minimaler Erfolg ist, jede erfolgreiche Annäherung an seine Ziele ist meines Erachtens erwähnenswert und bewundernswert.

Ich bedanke mich schon einmal im voraus!

Liebe Grüße!

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Hiob
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 11:07

Hallo ataraxie.

Ich würde grundsätzlich erstmal untersuchen, ob du unter Selbstwert eher "etwas wert", also etwas be-Wertbares verstehst...das wären dann eher fertige Eigenschaften oder Dinge, Zeugnisse, Abschlüsse, erreichtes, zählbares und anderes materielle. Oder ob du darunter eher Fähigkeiten und Tätigkeiten, also eher Erleben und "dich selbst erleben" darunter verstehst.

Bevor hier Rezepte kommen, vielleicht suchst du erstmal in einer ruhigen Stunde danach, was genau du unter Selbstwert verstehst. Das genau für sich erstmal in Worte zu fassen, ordnet dein Denken.

Für mich sind es eher Fähigkeiten, mit denen ich mich identifiziere...ich probiere neue Dinge aus, bei denen ich Fähigkeiten und Fertigkeiten, auch handwerkliche oder auch geistige oder eher spirituelle tue. Also nicht nach dem Motto tausend mal sagen "ich bin ein Wildschwein", und dann hofft man, ein Wildschwein zu sein, sondern tun und ausüben. Also grunzen jetzt nicht unbedingt, das war nur ein Beispiel. Beispielsweise sowas was angeblich nur Fachleute können (Autos lackieren, Elektrik verlegen, drehen, drechseln, schnitzen.....) oder Wein herstellen oder dieses Jahr möchte ich Auberginen herstellen und verarbeiten. Oder bei einem bestimmten Thema mal "über den Schatten springen", mal etwas wagen, was ich mich nicht traue und einfach schauen, was geschieht.


Vielleicht kannst du erstmal grundsätzlich beschreiben, was Wert für dich ist. Der Wert, den dir vielleicht deine Eltern nie geben könnten, im Sinne von Bestätigung, lässt sich ja nicht herdenken oder ersetzen. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Es bleit also eher die Möglichkeit ab jetzt...z.B. deinen Wert zu entdecken. Aber Wert ist ein ideotisches Wort, Menschen einzuschätzen, auch sich selbst. Daher. Was ist für dich Selbstwert. Oder ist es nur bei diesem "ich bin der größte"-Spiel der Menschen täglich besser abzuschneiden?

Hiob

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ataraxie
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 13:27

Hallo Hiob!

Ich möchte hiermit erstmals ein großes Dankeschön für die ausführliche und konstruktive Antwort aussprechen!

Um gleich auf den Punkt zu kommen: Was verstehe ich unter dem Begriff des "Selbstwerts" ..

Jeder Mensch bewertet sich individuell. Während der eine sich im metaphorischen Sinne als einen makellosen Diamanten betrachtet, gibt es wiederum andere Individuen die sich eher als Fußabtreter ihrer Mitmenschen ansehen.
Jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch hat besondere Fähigkeiten, einen besonderen Charakter und ein besonderes Erscheinungsbild. Doch nicht jeder bewertet seine diese Eigenschaften auf gleicher Ebene.

Nehmen wir als Exempel zwei Personen die besonders handwerklich begabt sind.
Während Person A wirklich stolz auf seine handwerkliche Begabung ist und sich dessen bewusst ist, dass er überdurchschnittliche Kenntnisse in diesem Bereich hat, sieht es Person B vielmehr als Selbstverständlichkeit und keineswegs als eine Fähigkeit die Anerkennung verdienen würde. Womöglich denkt sich Person B: "Naja, so besonders ist das jetzt auch wieder nicht, wirklich großartige Fähigkeiten besitze ich doch nicht."

Also zusammenfassend sind das zwei Personen, mit den gleichen Kompetenzen und Voraussetzungen, jedoch mit einem total anderen Selbstbild.

Es geht mir bei dem Begriff "Selbstwert" also darum, wie ich all die Eigenschaften, die mich und meine Person ausmachen, bewerte. Und spreche ich diesen Eigenschaften keine große Wertigkeit zu, so leidet natürlich auch mein Selbstwert darunter, da dieser von jenen definiert wird.

Hoffe dass dies Deine Frage einigermaßen beantwortet.

Liebe Grüße!

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viciente
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 16:35

.. dann wirds vielleicht hilfreich sein, mal diese deine bewertungen in frage zu stellen und zu überdenken; meinst du nicht?

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ataraxie
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 17:50

Nunja, den Selbstwert rein durch rationales Denken zu erhöhen lässt sich - so schön es wäre - eher schwerlich realisieren.

Gehen wir einmal davon aus, dass eine Person in ihrer Kindheits,-Jugendzeit wenig bis garkeine Anerkennung erfahren hat. Fähigkeiten und Leistungen wurden nicht anerkannt, es wurde sogut wie kein Lob ausgesprochen und ihre Fehler wurden stetig getadelt. Aussagen wie "Du kannst das nicht", "Du machst das falsch", "Was kannst du überhaupt?" stehen an der Tagesordnung dieser Person. Wie wirkt sich das auf den Selbstwert aus?
Die Person wird sich mehr oder minder als Nichtsnutz, Versager oder unfähig wahrnehmen. Was wiederum bedeutet, dass sie ihren eigenen Wert auf ein Minimum reduziert.

Die äußeren Einflüsse bestimmen zum größten Teil unser inneres Empfinden. Und wenn jemandem solch eine Wertigkeit über Erziehung bzw. soziales Umfeld "indoktriniert" wird, denke ich nicht dass es mit schlichtem Umbedenken getan ist.

(Man kann glaube ich diesem Exempel entnehmen dass es autobiographischer Natur ist :b)

Liebe Grüße!

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viciente
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 17:58

.. no ja, das versteh ich schon; was aber ist "schlichtes" umdenken"? du sagst doch selbst, dass dir da vieles indoktriniert wurde, das du als kind glauben musstest, weil es da nicht anders geht. vorhin allerdings hast du auch erwähnt, welche fähigkeiten du sehr wohl HAST. also "bestimmen" heute scheinbar immer noch weitgehend (längst vergangene und eventuell ganz falsche) "äussere" einflüsse deine überzeugungen darüber, was du angeblich wert bist oder nicht? er-klärst du doch alles selbst!

.. du sagst, du hast deinen eigenen wert - das was du von dir hältst - nur deshalb auf ein minimum reduziert, weil es dir einmal früher eingeredet wurde; wir alle jedoch wissen, dass sehr vieles das uns eingeredet wurde einfach nicht stimmt. insofern wär also eventuell deine EIGENE neu-bewertung angesagt .. und das entspricht in gewisser weise auch einer art "umdenken". letztlich hängt doch deine eigene meinung über dich selbst davon ab, wovon du überzeugt bist .. eingeredet (von anderen übernommen) oder realistisch (selbständig & unabhängig) eingeschätzt.

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blackstar81
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 19:33

Mir geht's genauso mit dem Selbstwertgefühl.

Die Frage ist, wie kann man das resetten, von einem früheren Falschbild auf ein aktuelles, komplett neues eigentlich?

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viciente
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 21:20

.. du redest von einem "falschbild" black; ist dieses bild das du jetzt von dir hast denn ein (früheres?) fremd- oder ein (aktuelles?) selbstbild?

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blackstar81
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 22:59

@viciente
Das ist ein früheres Selbstbildnis. Komplexbehaftet, und sicher nicht mehr ok und der Wahrheit entsprechend.

Jetzt muss ich es nur mehr irgendwie reparieren..

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viciente
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Beitrag Fr., 21.03.2014, 23:05

no ja, und wenn dir jetzt ohnehin schon klar ist dass es nicht der wahr-heit entspricht weil es u.a. gar kein realistisches selbstbild darstellt, sondern von einem früher von aussen eingeimpften fremdbild abgepaust ist .. was hindert dich dann daran, dieses durch ein für dich jetzt gültiges, deiner derzeitigen wahrheit entsprechendes zu ersetzen?

ps: nimm (nehmt) z.b. ein blatt papier (oder mehrere) und überschreibe es mit "ich kann gut/bin"; dann schreibst du alles dort hin, das dir einfällt. nicht für hier - nicht sofort, sondern schön langsam - ein paar tage oder auch wochen .. immer wenn dir was einfällt (kein krampfhaft nachdenken); ganz allein für dich. falls spontan zweifel auftauchen sollten, schreibst du es trotzdem hin. (die kann man sich später anschauen, wenn (noch) nötig). lies es dir hin- und wieder durch - und schreib hin was dir noch dazu einfällt. so z.b. könntest du mit der zeit eventuell ein ernsthaft aktuelles bild davon bekommen, was du tatsächlich selbst von dir hältst.

ps: ist natürlich alles auch für ataraxie gedacht.

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Hiob
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Beitrag Sa., 22.03.2014, 16:41

Ich würde vielleicht auch mal erforschen warum ich dieses vom Verstand ständig neu erzeugte Selbstbild mit diesem Selbstwert erhöhen will. Ich will etwas tun, damit mein Selbstwert steigt. Aber wozu?

*grübel*
Damit ich mit den anderen mithalten kann und im Verhältnis zu ihnen nachrüste?

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ataraxie
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Beitrag So., 23.03.2014, 16:12

Wozu den Selbstwert erhöhen?

Darauf würde ich gerne kurz eingehen.

Hiob, Du hast es eigentlich schon - höchstwahrscheinlich aber in einem anderen Kontext - selbst gesagt: "um mit den anderen mithalten zu können", und das setze ich hier bewusst unter Anführungszeichen. Denn es geht hier weniger darum, in irgendeiner Art und Weise "nachzurüsten", sondern, um es ganz schlicht und einfach auszudrücken, um seine Lebensqualität zu erhöhen.

Denn außer Selbstzweifel bringt ein minderbewerteter Selbstwert nicht viel mit sich.

Was bedeutet das zum Beispiel in einer Beziehung?
Eine hohe Tendenz zur Eifersucht, da ich meine Person als minderwertig einstufe und somit viele andere als potenzielle Konkurrenz ansehe da ich diese als besser, klüger, gutaussehender, begabter usw. betrachte. Denn ihren Wert stufe ich höher ein als meinen eigenen.

Was bedeutet dies im Alltag?
Ich traue mir automatisch viel weniger zu, wenn ich meine Fähigkeiten und womöglich vorhandenen Begabungen unterbewerte, was unter anderem hemmend für eine zum Beispiel berufliche Karriere sein kann. Denn wenn wir ehrlich sind, wieviele erfolgreiche Unternehmensführer kennen wir, die sich selbst als Versager, Nichtsnutze usw. betrachten? Die vorhandenen Ausnahmen würden nur die Regel bestätigen. Selbstzweifel sind in solch einer Position eher fehl am Platz. (Selbstzweifel, welche Folge eines zu geringem Selbstwerts sind)

Was bedeutet dies im Allgemeinen?
Wenn ich meine Person, also die Summe meiner charakterlichen Züge, Fähigkeiten, Begabungen und mein Erscheinungsbild einen adäquaten bzw. hohen Wert zuspreche, werde ich sicherlich - sowie es viele Leute handhaben - keinen materiellen Wertersatz brauchen, wie zum Beispiel ein teures Auto oder teure Markenkleidung, um mir selbst einen höheren Wert zu geben. Denn wie man längst weiß, ist Angeberei nur Kompensation eines geringen Selbstwerts.

Liebe Grüße!

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Betthupferl
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Beitrag So., 20.04.2014, 19:59

...es gibt da ein ganz ein interessantes Buch:
WER BIN ICH OHNE DICH?

Ich denke, viele Menschen (inklusive mir) BEWERTEN SICH über andere,
d.h.
mag er/sie mich, BIN ICH ES WERT gemocht, geliebt zu werden,
komme ich gut an...ect.

Vermutlich kann gesunder Selbstwert nur dann entstehen, wenn man sich erst einmal traut
GANZ ALLEIN IN DIESER WELT ZU STEHEN, und genau so hilflos für sich ein Leben zu beginnen -
so richtig EIGENVERANTWORTLICH, seinem Körper gut tun, so daß die Seele darin wohnen will, sich einen Job aneignen, der neben dem nötigen "Lebenssprit" auch noch Spass macht, und so weiter,
durch diesen SELBSTVERWIRKLICHTEN Erfolg kommt der erste Funken Selbstwert - aber wichtig dabei wohl, ohne diese Werke von Aussen bewertet haben zu wollen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Dann kommt der 2.Akt, es werden sich Menschen hinzu gesellen,
welche "die dann an dir knabbern wollen", und welche die auf gleicher Augenhöhe mit dir ein Stück deines Weges gehen wollen...
die Kunst dabei ist, herauszufiltern, welche von wessen Sorte sind
mit dem Wissen auch immer wieder auf die Schnauze fallen zu können,
sich dabei jedoch selbst nicht mehr zu verlieren,
sondern einfach den eigenen Weg weitergehen, immer weiter...
und eines Tages ist man wohl an dem Punkt,
wo man sich selbst spürt, das fände ich, wäre das Fundament Selbstwert:
SICH SELBER ZU SPÜREN !

Viele Menschen bekommen das von Kindes Beinen an mit geschenkt, dieses sich selber spüren dürfen,
andere, "wie du und ich" müssen sich das aus welchem Grund auch immer (Karma?) erst heraus arbeiten... wenn man anfängt zu verstehen, daß das Leben ein Mosaik ist, dann fällt es einem leichter dies anzunehmen -
wobei ich anerkenne, wie schwer dieses Gesetz des Lebens zu akzeptieren ist, in Anbetracht katastrophaler traumatischen Krisen auf dieser Welt...

ich denke, den Menschen auf diesem Planeten ist noch nicht bewusst,
wie unverantwortlich gehandelt wird,
wenn man bedenkt WIEVIELE MILLIONEN TRAUMATISIERTE KINDER HERAN WACHSEN die ein Selbst hatten, denen es aber auf unemenschlichste Art und Weise täglich genommen wird...
das sind die Erwachsenen von morgen, die wiederum
ihr Selbst suchen werden.
Liebe und Lachen wirken Wunder

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