Wenn die Motorik versagt

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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foolishness
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Wenn die Motorik versagt

Beitrag Fr., 11.10.2013, 09:50

Hallo ihr Lieben,

ich hab schon seit Jahren dieses eine Problem, allerdings habe ich noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Aber jetzt steht ein wichtiges Essen an und ich hab schon richtig Panik davor.
Ps.: Ich wusste mal wieder nicht, welches Forum passt, kenn mich hier noch nicht so aus. Wenn das wo anders hingehört, bitte verschieben.

Also: Immer wenn ich (auch nur leicht!) aufgeregt bin, spannt sich mein ganzer Körper an. Das ist aber mittlerweile keine normale Angespanntheit mehr, nehme ich an. Ich kann mich dann nämlich kaum noch bewegen. Beim "Herumlaufen" geht es, da sich durch die Bewegung die Angespanntheit löst. Stehen und Sitzen hingegen sind Horror.

Beispiel: Essen gehen
Betrifft hauptsächlich nur Essen mit fremden Menschen, wobei ich das sogar beim Kaffeetrinken mit meinem Freund und meinem Vater letztens auch hatte - evtl. da ich psychisch grade eh ein Wrack bin, isses grade besonders schlimm, wer weiß.

Erst einmal bin ich tierisch foh, wenn ich es auf den Stuhl geschafft hab und sitzen kann. Dann gehts aber gleich weiter - ich bekomme kaum die Hand zur Tasse ohne zu zittern, daraufhin verspannt sich mein ganzer Arm und ich kann ihn kaum bewegen. Ich lehne mich dann kurz zurück und denke "Ruhig... ganz ruhig... is doch nix Schlimmes hier". Das geht ein paar Sekunden gut, dann gleiches Spiel von vorne.

Dann das "mit der Gabel essen". Es ist mir teilweise wirklich nicht möglich, die Gabel zu meinem Mund zu führen. Das ist wie blockiert. Als wäre mein Arm steif. Wenn ich mich dann mit aller Kraft dazu zwinge, bin ich so am zittern, dass ich Angst hab mir die Gabel neben den Mund zu stechen. Klingt jetzt lustig, ist mir aber auch schon mehrfach passiert und das macht die Sache jetzt nicht besser.

Dabei bin ich eigentlich nicht unbedingt schüchtern. Musste mir letztens erst von einer Kollegin anhören "Was du da alles im Meeting wieder raus gehauen hast, so mutig wäre ich gerne". Dass ich gleichzeitig gern was getrunken hätte, das aber nicht ging, weil ich das Wasserglas nicht ohne was zu Verschütten zum Mund hätte führen können, das weiß natürlich keiner. Fazit: Sprechen geht, Denken geht, Handeln geht nicht.

Ich weiß nicht, ob das irgendwer hier kennt. Ich weiß nicht mal, inwieweit das noch normal ist oder zu viel oder ob das psychosomatisch ist oder oder oder...
Nur steht bald ein Essen bei der Mutter meines neuen Freundes an, und naja, die sind da halt etwas konservativer und ich muss mich echt gut benehmen. Und es gibt nicht mal Alkohol da (trinken sie alle nicht, nicht so wie in meiner Familie )... Hatte überlegt, ob ich davor Baldrian nehme oder irgendwas... aber vorher wollte ich mal hier nachfragen, ob es irgendjemand kennt oder schon erfolgreich überwunden hat.

Liebe Grüße und vor allem schönes Wochenende!
fool

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Hiob
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Beitrag Fr., 11.10.2013, 18:36

Wenn du in Gegenwart dieser Menschen so bist, können sie dir aus meiner Sicht nicht gut tun. Wieso gehst du denn nicht ausschließlich mit Menschen essen, die du magst und in deren Gegenwart du dich wohl und frei fühlst?

Lebst du dieses jetzige Leben erstmal in der Pflicht (Schwiegereltern, Chef, Kollegen...) und das nächste, in dem bist du dann frei und kannst meiden, wen du willst und treffen, wen du magst?

Hiob

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foolishness
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 14:05

Hallo,

erst mal sorry, ich bin momentan echt nur ein wandeler Nervenkeks und daher seltens im Internet.

Lieber Hiob, fass das bitte nicht falsch auf, aber das stimmt ja nun so gar nicht. Ich liebe meinen Freund, meinen Vater, meine Famile... und trotzdem bin ich einfach aufgeregt, wenn sie alle an einem Tisch sitzen. Ich verbringe aber gerne die Zeit mit ihnen - mal abgesehen vom Essen.

Ich kann mich doch nicht noch weiter zurück ziehen und nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen, nur aus Angst vor diesen blöden Motorikstörungen. Natürlich ist es im ersten Moment eine Pflicht, die Schwiegereltern besuchen zu gehen - aber ich WILL die ja nu jetzt auch endlich mal kennen lernen.

Und auch auf der Arbeit gehören Meetings, Arbeitsessen, etc. einfach dazu. In welchem Beruf ist man denn schon so frei, nur ausschließlich das machen zu können, was einem gefällt.

nein, ich möchte aber endlich "frei sein" und essen gehen mit wem ich mag ohne Angst davor haben zu müssen. So ist das.


So, aufgrund einer netten Pn, die ich bekommen habe, und tausend Umwege bei der Recherche im Internet, bin ich auf einen interessanten Gedankengang gestoßen.

Mal gucken, wie ich das auf die Reihe bekomme. Darf man hier Links einstellen?

Also, eine leichte Anspannung des Körpers ist bei Stress/Angstsituationen ein natürlicher Prozess (überlebenswichtig). Diese Anspannung kann bei übermäßiger Angst zum Zittern führen. Da der Körper sich auf das Weglaufen vorbereitet, und die Muskeln dazu erst mal warm werden sollen. (Hört sich jetzt bei mir blöd an, is aber so).

Nun ist es aber so, dass dies auch bei anikattacken und dergleichen passiert. Nur dass die Personen dann versuchen, das Zittern zu unterdrücken, und sich noch mehr anspannen. Dies verursacht grobmotorische Gesten, die meistens noch deutlich sichtbar sind, als das eigentliche Zittern, das unterdrückt werden soll.
Um so häufiger dies auftritt, und um so weniger sich der Körper danach durch Bewegung wieder entspannt (also das Weglaufen bzw Sport) um so verspannter sind die Muskelfasern. Dies kann sogar chronisch werden.

Dies führt auch wiederum zu Schlafstörungen, da die Muskulatur eben nicht entspannt ist (einfach ausgedrückt). Deswegen bin ich auch seit Jahren immer nur müde

Manchmal hilft es mir, wenn ich einfach den körperlichen Prozess verstehe, der da passiert, und das fand ich schon mal ganz interessant. Jetzt muss ich nur noch etwas gegen meine Ängste vor dem gemeinsamen Dinner machen.

Übrigens ist das MORGEN

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Farinata
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 14:17

Das klingt nach echtem Spasmus. Auch wenn die Psyche hier wohl auslösend sein dürfte: Hast du es mal mit hochdosiertem Magnesium und eventuell direkt vor dem Essen bzw. vor der gefürchteten Situation mit einer Baldrian-Hopfen-Mischung versucht? Keines macht abhängig und ist gerade für die Muskelentspannung hervorragend geeignet.

Daneben würde ich es über eine psychologische Beratung angehen.
Bester Gruß,
Farinata

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BlackKiss91
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 14:23

Ich glaube nicht, dass baldrian da helfen und wenn es über Jahre schon geht, wird es leider kein wundermittel geben für morgen. Hast du mit deinem Mann schon einmal darüber geredet?

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foolishness
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 15:06

Danke ihr beiden.

Baldrian habe ich bestellt, das werde ich testen. Und das mit dem Magnesium habe ich auch schon gelesen, da hab ich noch was zu Hause (Magnesium-Citrat). Das teste ich gleich mit und werde das auch mal wieder längerfristig nehmen.

Bisher habe ich mit noch niemandem darüber geredet. Nicht so konkret. Ehrlich gesagt habe ich selbst mich nie wirklich damit befasst, vor allem, weil ich das von Mal zu Mal immer besser zu Verstecken gelernt habe (z.B. beim essen behält man die Gabel in der Hand und erzählt irgendwas, dass keinem auffällt, dass man grade nicht essen kann. Das geht dann erst wieder, sobald alle weggucken.)
Daher habe ich das auch nicht in meiner damaligen Therapie angesprochen - könnte ich mich jetzt ohrfeigen für, das wäre ja mal was sinnvolles dabei gewesen. Aber ich habe beschlossen, das bei meinem Hausarzt einfach mal anzusprechen. Es nervt mich jetzt doch schon, zumal ich mich jetzt endlich mal damit auseinander setze und es nicht mehr als "halb so schlimm" abtue.

Was mir aber grade noch einfällt: Als ich die ersten Male mit meinem Freund essen war, war das nicht so schlimm. Damals hab ich dann immer Scherze gemacht "Das ist immer so, wenn mein Kreislauf absackt" - hatten ja kaum geschlafen - "da zitter ich immer so. Guck mal" - da ging das dann plötzlich. Blieb also beim "normalen Zittern", ohne so eine starke Verspannung oder gar Zuckungen. Aber das kann ich wohl kaum bei den Eltern morgen machen

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Farinata
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 16:53

Einen Tipp hätte ich noch, vielleicht für morgen: Klingt simpel, aber mir hat mal geholfen in einer anderen Sache (starkes Lampenfieber), dass ich mich voll auf die anderen Teilnehmer in der Runde konzentriert habe. Damit war ich von meinem eigenen Problem - der Angst - etwas abgelenkt.

Bei dir steckt vielleicht ja eine tiefere Angst dahinter, aber es ist auch die Angst, unangenehm aufzufallen, denke ich.
Bester Gruß,
Farinata

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Ulrich
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 13:01

@foolishness

Ich habe ein ähnliches Problem, und zwar bei allen möglichen Gelegenheiten. Ich mache dann Sachen, die ich kurz zuvor noch machen wollte einfach nicht zu Ende, weil ich es mir plötzlich anders überlege oder keine Lust mehr habe. Dabei spielt Anspannung und Angst eine große Rolle. Aber anders als du bin ich in diesen Situationen nicht am ganzen Körper angespannt, sondern es blockiert "bloß" die Motorik z.B. im Arm. Danach ist dann wieder alles normal, was das Körperliche betrifft. Aber ich fühle mich dann wie jemand, der "nichts" zu Ende bringen kann. Die Sache behindert mich nicht sehr, und meistens passiert es mir nur in den eigenen vier Wänden, wenn ich unbeobachtet bin.

Ich glaube, dass mein Problem im weitesten Sinn als Zwangsstörung betrachtet werden kann, obwohl in der Beschreibung in ICD 10 nicht explizit auf Hemmung der Motorik eingegangen wird. Es gibt ja viele verschiedene Ausprägungen von Zwang. Sehr häufig haben Leute, die sich gezwungen fühlen was Unsinniges zu tun, oder etwas Normales übertrieben oft zu tun, selbst das Gefühl, dass sie unsinnig handeln. Aber sie können es nicht stoppen. Ich hab nun bei ganz normalen Handlungen (die ich nicht übertrieben oft ausführe) oft das Gefühl es sei unsinnig. Ich hab also oft das Gefühl Normales sei unsinnig (d.h. normale Handlungen seien unsinnig).

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Wien111
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Beitrag Sa., 30.11.2013, 10:29

foolishness hat geschrieben:Hallo,

erst mal sorry, ich bin momentan echt nur ein wandeler Nervenkeks und daher seltens im Internet.

Lieber Hiob, fass das bitte nicht falsch auf, aber das stimmt ja nun so gar nicht. Ich liebe meinen Freund, meinen Vater, meine Famile... und trotzdem bin ich einfach aufgeregt, wenn sie alle an einem Tisch sitzen. Ich verbringe aber gerne die Zeit mit ihnen - mal abgesehen vom Essen.

Ich kann mich doch nicht noch weiter zurück ziehen und nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen, nur aus Angst vor diesen blöden Motorikstörungen. Natürlich ist es im ersten Moment eine Pflicht, die Schwiegereltern besuchen zu gehen - aber ich WILL die ja nu jetzt auch endlich mal kennen lernen.

Und auch auf der Arbeit gehören Meetings, Arbeitsessen, etc. einfach dazu. In welchem Beruf ist man denn schon so frei, nur ausschließlich das machen zu können, was einem gefällt.

nein, ich möchte aber endlich "frei sein" und essen gehen mit wem ich mag ohne Angst davor haben zu müssen. So ist das.


So, aufgrund einer netten Pn, die ich bekommen habe, und tausend Umwege bei der Recherche im Internet, bin ich auf einen interessanten Gedankengang gestoßen.

Mal gucken, wie ich das auf die Reihe bekomme. Darf man hier Links einstellen?

Also, eine leichte Anspannung des Körpers ist bei Stress/Angstsituationen ein natürlicher Prozess (überlebenswichtig). Diese Anspannung kann bei übermäßiger Angst zum Zittern führen. Da der Körper sich auf das Weglaufen vorbereitet, und die Muskeln dazu erst mal warm werden sollen. (Hört sich jetzt bei mir blöd an, is aber so).

Nun ist es aber so, dass dies auch bei anikattacken und dergleichen passiert. Nur dass die Personen dann versuchen, das Zittern zu unterdrücken, und sich noch mehr anspannen. Dies verursacht grobmotorische Gesten, die meistens noch deutlich sichtbar sind, als das eigentliche Zittern, das unterdrückt werden soll.
Um so häufiger dies auftritt, und um so weniger sich der Körper danach durch Bewegung wieder entspannt (also das Weglaufen bzw Sport) um so verspannter sind die Muskelfasern. Dies kann sogar chronisch werden.

Dies führt auch wiederum zu Schlafstörungen, da die Muskulatur eben nicht entspannt ist (einfach ausgedrückt). Deswegen bin ich auch seit Jahren immer nur müde

Manchmal hilft es mir, wenn ich einfach den körperlichen Prozess verstehe, der da passiert, und das fand ich schon mal ganz interessant. Jetzt muss ich nur noch etwas gegen meine Ängste vor dem gemeinsamen Dinner machen.

Übrigens ist das MORGEN
Hey! Kommt mir alles sehr sehr bekannt vor was du da erzählst! Wie war dann dein Dinner eigentlich? Gibt es schon was neues bei dir bez. dem Zittern?

lg.

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foolishness
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Beitrag Di., 03.12.2013, 12:27

Hallo ihr Lieben,

es tut gut zu lesen, dass man nicht die Einzige mit solch seltsamen Dingen is.

Das Essen ging aber eigentlich ganz gut. Nachdem ich beobachtet habe, dass alle den guten Pflaumenkuchen mit der Hand essen, war ich schon mal beruhigt. Hand geht besser als Gabel. Außerdem hatte ich vorher einiges an Magnesium genommen und da auch irgendwie das Gefühl, dass das geholfen hat. Vielleicht war es auch nur die Einbildung - aber was solls, wenns hilft?!
Das heißt, gezittert hab ich wie Espenlaub, bzw. meine Hand - aber es war nicht so schlimm wie sonst, mir kam es eher wie ein fast ganz normales Aufgeregt sein-Zittern vor. Hatte nur ganz kurz mal ene angespannte Hand beim Kuchen zum Mund führen, das ging dann aber gleich wieder.
Allerdings habe ich auch keinen Kaffee haben wollen, nur Wasser (Wasserglas ist einfacher als Kaffeetasse ). Mein Freund auch, daher ist das gar nicht aufgefallen. Oder hat er sich mir angepasst, weils unhöflich gewesen war, keinen Kaffee zu wollen (wir sind beide ganz große Kaffeetrinker eigentlich)? Wie auch immer, es waren alle sehr freundlich und sympathisch. Hab mich wohl gefühlt. Auch wenn ich am Ende nur ein ganz kleines Ministück Kuchen gegessen hab.

Das doofe is, jetzt wollen die zu Weihnachten gleich wieder essen gehen... Ich hatte es doch grad hinter mir
Ich frage mich halt, wie man das wegbekommt - denn in Runden mit Freunden, engeren Arbeitskollegen, oder auch Menschen die mich einfach nicht interessieren hab ich das ja nicht (bzw. nicht so sehr).
Vielleicht kann man so etwas auch lernen, indem man einfach öfter mit fremden Menschen essen geht (Z.B.), bis es einem nicht mehr schwer fällt? ... aber wie soll man so etwas anstellen....



Ulrich,
sorry, habe deinen Beitrag eben erst gesehen.
Wie sieht das denn aus, wenn du eine Handlung nicht zu Ende bringst? Hast du dann wirklich keine Lust mehr, oder "geht es einfach nicht", oder nur kurz nicht und dann ist die Blockierung sofort verschwunden?

Also bei mir ist es schon so, dass das Körperteil, welches grade "unter Beobachtung steht" - bspw. der Arm beim Essen - auch am heftigsten anspannt. Den Fuß kann ich in dem Moment noch normal bewegen. Das hilft sogar manchmal als Ablenkung. Dennoch merke ich, dass dieses Gefühl der Angespanntheit durch den ganzen Körper zieht - und da auch bleibt. Weiß nicht, ob es ganz klar ist, wie ich das meine. Ist so schwierig zu beschreiben.

Was ich beobachtet habe, ist ganz klar dieser Punkt mit dem "unter Beobachtung stehen". Fühle ich mich unbeobachtet, hab ich auch nichts (z.B. zu Hause).

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concerto
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Beitrag Di., 03.12.2013, 17:48

Das ist ganz sicher Angst.
Defensive Körperhaltungen wie beim Essen wirken fördernd auf die bereits vorhandene Anspannung/Stress.
Bewegung baut Anspannung/Stress ab, deshalb ist Stehen und Gehen leichter.

Kannst im Sitzen mal eine offensive Körperhaltung versuchen, also Körper zurücklehnen, Arme breit machen (nicht verschränken), Beine lang ausstrecken.
Zusätzlich kannst du dir vorher eine Situation ins Gedächtnis rufen, die dich sehr wütend gemacht hat. Geh in das Gefühl Wut hinein und verknüpfe es mit einem kurzen, agressiven Satz. Mehrmals machen (zum googlen: "NLP ankern"). In der Sitzsituation dann innerlich diesen Satz sagen und das Gefühl Wut mit ihm aufrufen. Ziel dabei ist, dass Körperhaltung und Gefühl übereinstimmen.

Essen und Trinken unter Beobachtung kannst du auch allein üben, dazu ein gut besetztes Restaurant in angemessener Entfernung vom Wohnort wählen. Zielvorgabe: das volle Glas umkippen, die Kartoffel von der Gabel auf den Boden fallen lassen und mit dem Ärmel in die Soße tunken. Bezahlen darfst du aber vorher (zum googlen: "paradoxe Intervention").

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Hiob
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Beitrag Di., 03.12.2013, 21:51

Ein Kardiologe sagte mir, Kamillentee soll helfen, wenn man ihn richtig dosiert.
Was richtig ist, sagte er mir, sagen Fachleute. Nur diese. Und man solle dem vertrauen, dann würde das die psychologische Wirkung erhöhen.

Liebe Grüße
Hiob

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Ulrich
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Beitrag Fr., 06.12.2013, 13:55

foolishness hat geschrieben:Hallo ihr

Das doofe is, jetzt wollen die zu Weihnachten gleich wieder essen gehen... Ich hatte es doch grad hinter mir
Ich frage mich halt, wie man das wegbekommt - denn in Runden mit Freunden, engeren Arbeitskollegen, oder auch Menschen die mich einfach nicht interessieren hab ich das ja nicht (bzw. nicht so sehr).
Vielleicht kann man so etwas auch lernen, indem man einfach öfter mit fremden Menschen essen geht (Z.B.), bis es einem nicht mehr schwer fällt? ... aber wie soll man so etwas anstellen....
Da hast das Problem also in manchen "Runden" und in manchen nicht. Vielleicht ließe sich das genauer analysieren, was die Gruppen, in denen das Problem auftritt gemeinsam haben. Tritt es nur auf, wenn du mit völlig Fremden isst? Dann ist es vielleicht eine Sozialphobie.
foolishness hat geschrieben: Ulrich,
sorry, habe deinen Beitrag eben erst gesehen.
Wie sieht das denn aus, wenn du eine Handlung nicht zu Ende bringst? Hast du dann wirklich keine Lust mehr, oder "geht es einfach nicht", oder nur kurz nicht und dann ist die Blockierung sofort verschwunden?
Das ist eine Mischung. Ich habe manchmal, wenn ich eine Handlung ausführen will, schon vorher keine richtige Lust dazu. Dann blockiert die Handlung manchmal. Danach ist dann in den Fällen, wo ich die gleiche Handlung nicht gleich noch mal auszuführen versuche alles normal. Besonders lästig ist es, wenn ich in ein Restaurant gehen will. Ich brauche dann manchmal eine viertel Stunde bis ich eingesehen habe, "dass es wirklich nicht geht".
foolishness hat geschrieben:
Also bei mir ist es schon so, dass das Körperteil, welches grade "unter Beobachtung steht" - bspw. der Arm beim Essen - auch am heftigsten anspannt. Den Fuß kann ich in dem Moment noch normal bewegen. Das hilft sogar manchmal als Ablenkung. Dennoch merke ich, dass dieses Gefühl der Angespanntheit durch den ganzen Körper zieht - und da auch bleibt. Weiß nicht, ob es ganz klar ist, wie ich das meine. Ist so schwierig zu beschreiben.

Was ich beobachtet habe, ist ganz klar dieser Punkt mit dem "unter Beobachtung stehen". Fühle ich mich unbeobachtet, hab ich auch nichts (z.B. zu Hause).
Da spricht wirklich einiges für Sozialphobie und zwar deshalb, weil es nur auftritt, wenn du dich beobachtet fühlst. Bei mir ist es eher umgekehrt. Wenn ich unter Leuten bin habe ich Angst aufzufallen und mache "alles richtig". Aber allein in meiner Wohnung erlaube ich mir diesen Unsinn. Da sieht es ja keiner.

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Farinata
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Beitrag Fr., 06.12.2013, 14:47

Mach dir immer wieder klar, die anderen sind mit sich selbst beschäftigt, und niemand beobachtet dich in Wirklichkeit, sondern es ist nur deine Angst, die dir das einflüstern will - du projizierst hier also.

Und selbst WENN du deine Gabel runterwirfst, es laut klirrt, und du einen Moment lang einen roten Kopf bekommst: Davon geht die Welt nicht unter. Wir überbewerten eigenes Verhalten. Es ist die Selbstbeobachtung und stetig wache Kritik an unserem eigenen Selbst - vorwiegend Stimmen aus unserer Vergangenheit - die uns vormacht, es sei alles so dramatisch, was nicht ganz rund läuft.

Nimm also Schnitzer und kleine Pannen in Kauf - und dann kanns nur noch besser werden. Hej, ich hatte das früher auch mal mit dem Händezittern, und zudem zuckte mein Mund, wenn ich aufgeregt war. Das kam definitiv durch das selbst Beobachten und Gegenhalten, also vermeiden wollen. Heute ist alles längst Schnee von vorgestern.

Geh es ganz rational an, dann bist du schon viel gelassener.
Bester Gruß,
Farinata


wemugu
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Beitrag Fr., 06.12.2013, 21:42

Hallo an alle! Bin gerade hier reingestoßen... seit 2005 begleitet mich die Diagnoes bipolare affektive Störung.
Das hier diskutierte Thema beschäftigt mich auch sehr und ja, es tut gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin.
Ich selbst habe viel Zittern (Hände, manchmal sogar Kopf, Knie) und ich weiss nur zu gut wie belastend das sein kann.
Ich versuch immer gut mit mir zu sein und mich nicht innerlich dafür zu bestrafen bzw. mich schuldig zu fühlen. Und ich kann das manchmal besser, manchmal weniger gut. Aber das Annehmen ist sicher wichtig, sonst ist nur noch mehr Druck da, der eh schon von aussen zu kommen scheint.
Ich denk mir: Steh zu dir, du hast nix zu verlieren und die, die dich deswegen verurteilen --> weg damit! Ich kann nichts dafür und eine Bewertung ist hier fehl am Platz. An meinem Arbeitsplatz gab´s mal ne Situation wo ein Kunde und eine Kollegin mich darauf angesprochen haben und kürzlich bei einem Referat war das durch Stress bedingte Zittern auch voll da. Ich weiss wie unangenehm das ist. Liegt wohl auch am fehlenden Vertrauen (wenn nicht sogar Urvertrauen). Ich sagte dann so: "Das gehört nun mal zu mir dazu"... und ich selbst verstehe ja auch woher das kommt und dass es oft eindeutige Auslöser gibt. Aber ja, kenne auch die Situation, wo ich mich echt wohl fühl und trotzdem Zittern muss... positiver Stress. Naja, auch Atmen kann helfen und nicht schon Vordenken (ich weiss, dass ich da Zittern werde)... einfach alles zulassen das kommt. Aber wie gesagt, ist leichter gesagt als oft getan Lg

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