Bei mir ändert sich sozial einfach nichts mehr...

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Aprikosenmarmelade
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Bei mir ändert sich sozial einfach nichts mehr...

Beitrag Sa., 30.06.2012, 22:26

Hallo liebe Forengemeinde,

ich bin knapp 27, noch im Studium (war im Ausland, krank usw.) und bin eigentlich durchaus vielseitig interessiert. Seit Februar mache ich Therapie, da ich immer wieder mit depressiven Verstimmungen, Panikattacken, Unwohlsein usw. zu kämpfen habe und ich mich seit Jahren mit sozialen Schwierigkeiten aller Art herumschlage. Angefangen bei Problemen mit den Eltern, der Familie allgemein, über zu Gruppenarbeitsproblemen in der Uni (das lief meistens so gut wie gar nicht) bis hin zu der Tatsache, dass ich im Laufe der letzten 2-3 Jahre so gut wie alle meine Freundschaften beendet habe, da ich einfach mit den Kontakten unzufrieden war und auch von einem sehr guten Freund, der allerdings weit weg wohnt, und meinem Therapeuten darin bestärkt worden bin.

Inzwischen habe ich außer meinen Eltern, meiner Oma und meinen Internetkontakten irgendwie gar keinen mehr. Ich habe zwar noch mal so ein paar "Rede"-Bekannte - z.B. in dem Wohnheim, in dem ich lebe; aber ansonsten tut sich nichts weiter.

Studieren tue ich in dem Sinne nicht mehr aktiv, da ich nur noch Examen jetzt mache. Die Examensarbeit ist geschrieben bzw. vorgezogen... und die restlichen Prüfungen habe ich kommendes Jahr (ich habe die auseinander gezogen, da ich kein BAföG mehr bekomme und mich nicht nur über Kredit finanzieren will - somit mehr arbeiten gehen ).

Vor etwa einem Jahr bin ich in dieses Wohnheim gezogen, da ich es familiär nicht mehr zum Aushalten fand.

Zunächst hatte ich im Wohnheim auch Kontakte; aber das ist mit den Leuten hier eben ein ständiges Kommen und Gehen. Viele wohnen hier max. 6 Monate. - was auch der Grund ist, wieso ich hier nicht mehr unbedingt Kontakte will.
Dann gab es eben mal Stress mit der Küche. Es krabbelten Würmer in der gesamten Küche umher und ich habe das moniert. Seitdem sind die WGler auf mich nicht mehr sooo gut zu sprechen und machen mich mitunter auch bei neuen Mitgliedern schlecht. Dabei war diese Kritik ja nicht mal unberechtigt.

Ich wüsste so einfach nicht mehr, wo ich noch Leute kennen lernen soll.
An der Uni ist der Zug abgefahren irgendwo. Da ergibt sich nix mehr... im Whm war es nur kompliziert bisher... und mit Sportaktivitäten habe ich es auch schon versucht. Da sind überwiegend Leute, die 1-2 Generationen weiter sind als ich.

Ich bin im Übrigen in einer Familie groß geworden, in der es mit den Angehörigen sehr viele Brüche gibt.

Mein Opa mütterlicherseits ist 1892 geboren worden. Er war ja bereits über 60, als meine Mutter auf die Welt kam. Er starb dann 1967. Meine Oma mütterlicherseits ist auch schon 1912 geboren worden... sie starb 1987. Die haben eben auch einen krassen Altersunterschied gehabt-
Die anderen Großeltern sind Jg: 1902 und 1922.
Meine Oma väterlicherseits lebt noch! Sie wurde 90 im Mai. -- aber mein Opa verstarb auch 1987.
Mein Therapeut sagt, dass sich so etwas extrem auswirkt... beide Elternteile sind bei mir mit Eltern aufgewachsen, die einen extremen Altersunterschied aufweisen und die auch früh gestorben sind quasi. Ich habe ja von meinen Großeltern nur meine Oma väterlicherseits überhaupt kennen gelernt.
Mein Therapeut meint eben, dass es sich sowohl auf meine Mutter als auch meinen Vater extrem ausgewirkt hat, dass sie eben beide Letztgeborene sind und es auch bei beiden so war, dass die Eltern sie in zweiter Ehe bekommen haben und die Geschwister eben alle Halbgeschwister sind.
Deshalb meint er eben, dass so etwas wiederum auf mich übertragen wird. Meine Eltern selbst haben eine Ehe, die seit 40 Jahren besteht. Sie sind beide nur 3 Jahre auseinander.
Aber ich denke, dass meine Eltern mir in sozialer Hinsicht irgendwie nur Negatives mitgegeben haben... obwohl ihre Ehe gut ist.

Ich fühle mich sozial gescheitert.

LG
Aprikosenmarmelade

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Aprikosenmarmelade
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Beitrag Sa., 30.06.2012, 22:28

Was ich meine ist, dass mir der Halt im Leben einfach irgendwo fehlt... ich fühle mich immer von anderen abgeschnitten, nie dazu gehörig usw.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 30.06.2012, 23:36

Aprikosenmarmelade hat geschrieben: Ich bin im Übrigen in einer Familie groß geworden, in der es mit den Angehörigen sehr viele Brüche gibt.

Mein Opa mütterlicherseits ist 1892 geboren worden. Er war ja bereits über 60, als meine Mutter auf die Welt kam. Er starb dann 1967. Meine Oma mütterlicherseits ist auch schon 1912 geboren worden... sie starb 1987. Die haben eben auch einen krassen Altersunterschied gehabt-
Die anderen Großeltern sind Jg: 1902 und 1922.
Meine Oma väterlicherseits lebt noch! Sie wurde 90 im Mai. -- aber mein Opa verstarb auch 1987.
Mein Therapeut sagt, dass sich so etwas extrem auswirkt... beide Elternteile sind bei mir mit Eltern aufgewachsen, die einen extremen Altersunterschied aufweisen und die auch früh gestorben sind quasi. Ich habe ja von meinen Großeltern nur meine Oma väterlicherseits überhaupt kennen gelernt.
Mein Therapeut meint eben, dass es sich sowohl auf meine Mutter als auch meinen Vater extrem ausgewirkt hat, dass sie eben beide Letztgeborene sind und es auch bei beiden so war, dass die Eltern sie in zweiter Ehe bekommen haben und die Geschwister eben alle Halbgeschwister sind.
Deshalb meint er eben, dass so etwas wiederum auf mich übertragen wird. Meine Eltern selbst haben eine Ehe, die seit 40 Jahren besteht. Sie sind beide nur 3 Jahre auseinander.
Aber ich denke, dass meine Eltern mir in sozialer Hinsicht irgendwie nur Negatives mitgegeben haben... obwohl ihre Ehe gut ist.

Ich fühle mich sozial gescheitert.
Also ich weiss nicht, aber ich habe den Eindruck daß der Therapeut in diese Altersunterschiedssache zu viel reindeutelt. Der Vater eines Freundes von mir war auch schon 60 als er in 2. Ehe mit seiner neuen Frau diesen Sohn bekam. Er ist absolut normal entwickelt und psychisch gesund, obwohl sein Vater zuhause nach längerer Krankheit verstorben ist als er Mitte 20 war.
Warum soll es schlimm sein wenn da ein Altersunterschied besteht. Warum soll es schlimm sein wenn man einen Teil der Grosseltern nie kennengelernt hat? Die Tatsache daß deine Eltern eine gute Ehe führen deutet doch darauf hin daß sie beide psychisch recht gesunde und stabile Individuen sind, keine Neurosenbündel. Sucht der Therapeut krampfhaft nach etwas in der Biografie und versucht da was zu konstruieren weil die Ehe der Eltern ja harmonisch ist und da nix hergibt.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Sa., 30.06.2012, 23:43, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 30.06.2012, 23:42

Aprikosenmarmelade hat geschrieben:Was ich meine ist, dass mir der Halt im Leben einfach irgendwo fehlt... ich fühle mich immer von anderen abgeschnitten, nie dazu gehörig usw.

War denn deine Kindheit okay? Wann hat denn das Gefühl angefangen?

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Aprikosenmarmelade
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Beitrag So., 01.07.2012, 00:14

Das Gefühl war eigentlich schon immer da, ehrlich gesagt, :( Bloß dass ich ja eben auch zeitweise mal Kontakte hatte, wo alles zunächst normal zu laufen schien.

Was mein Therapeut findet ist eben, dass einfach zu viele Brüche bei den Angehörigen da sind. So hat er das genannt. Und er meint, dass sich so was eben auf Eltern auswirkt, wenn der Vater meiner Mutter starb, als sie gerade mal 13 war. Meine Mutter hat das ja auch nie richtig verwunden.

Och, Probleme haben sie trotzdem. Meine Eltern sind durchaus sehr neurotisch; aber sie passen zusammen...

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Nico
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Beitrag So., 01.07.2012, 07:45

Bei meinen Eltern wimmelt es auch vor Halbgeschwistern, meine " richtigen Opas" hab ich auch nie kennen gelernt, ich bin aber niemals auf die Idee gekommen, dass das der Grund fuer all die Sch.... Die ich in meinem Leben gebaut habe, sein koennte.
Das ist halt der Nachteil wenn man keinen Thera hat der einen auf solche Ideen bringt.

Fehlen dir diese sozialen Kontakte eigentlich oder bringt es dich nur zum nachdenken weil es bei anderen halt nicht so ist ?
Ich habe im Vergleich zu vielen anderen auch relativ wenig Kontakte, mir passt es aber so wie es ist und ich moechte es nicht anders.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Hiob
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Beitrag So., 01.07.2012, 08:54

Hallo Apricosenmarmelade.

Bei mir hat es eigentlich auch in etwas so lange wie bei dir gedauert, bis ich mir dessen klarer wurde. Auch so mit 26-28 spitzte es sich zu, vermutlich, weil die Referenzgrößen, mit denen man sich vergleicht, also Gleichaltrige so langsam mit ihrem „Lebensaufbau“ davon zogen und ich mich völlig abgehängt empfand ohne Aussicht auf Besserung.

Bis heute hat sich dabei allerdings nicht viel bei mir geändert, also ich hab mich im Sinne der Menschen nicht „gebessert“, entspreche nicht den Vorstellungen eines „normalen sozialen Lebens“, aber mein Empfinden innerhalb der Welt/Außenwelt und das Empfinden als Mensch, der eigentlich früher oder später immer merkt, dass er mit seiner Vorstellung vom „ich bin“ einsam ist, ist friedlicher, stiller und angenehmer geworden. Die Reibungspunkte mit den Sollvorstellungen sind eigentlich ganz von selbst weggefallen, nicht indem ich mich versucht habe irgendwie zu bessern, eher, indem ich mich und den Wahnsinn außerhalb (das was sie als Normal empfinden) erforscht habe, so wie du es bereits begonnen hast.

Ich würde mich vielleicht nicht zu sehr darauf festnageln lassen, dass deine Erzeuger (rückwirkend bis zu Karl dem Großen) allesamt Schwierigkeiten hatten, untereinander und mit dem Leben klar zu kommen. Das kann als erste Hilfe dienen, dadurch merkst du, dass du nicht an allem Schuld bist und schlecht, wie man es uns so gern zwischen den Zeilen mitgibt. Weitergehend würde ich das aber dann mal abheften und schauen, was konkret deine Bedürfnisse sind, was du heute in deinem Leben vermißt und was du nicht magst. Nicht so schwammig, sondern mal im Stillen in wenige Sätze zusammenfassen. Dabei würde ich nicht unbedingt versuchen, das was du anstrebst mit immer mehr Kraft/Schwung und immer mehr Tricks zu erreichen, das wird immer wieder nur zum Scheitern führen und treibt dich m.E. immer mehr in den Kreislauf aus „ich schaff es nicht, ich bin schlecht“. Wie eine Hummel, die in meine Veranda fliegt und nicht mehr raus findet...sie fliegt immer wieder gegen die Scheibe und holt dann noch mehr und noch mehr Schwung, aber außer Kopfschmerzen hat sie nichts davon, sie findet nicht raus. Dabei ist die Tür, 3m daneben, offen. Hätte sie Freunde die ihr „einen guten Rat“ geben würden, würde sie wahrscheinlich mit noch mehr Schwung gegen die immer gleiche Scheibe fliegen.

Ich würde das was du anstrebst mal auf komplett andere Weise versuchen, auch auf eine Weise, der du bislang absolut keine Chance gibst. Das was du nicht mehr willst, vielleicht überhaupt ein Studium oder um mit den anderen mithalten zu können, all die schönen Dinge, wie Auslandsstudium, Praktika, Kurse, ....die man eigentlich nur tut, um den Lebenslauf zu schönen und mit anderen „mithalten“ zu können, vielleicht einfach das was du davon wirklich überhaupt nicht mehr magst, mal weglassen, ersatzlos streichen, auch Pflichtbesuche oder Menschen meiden, zu denen du eigentlich nurnoch gehst, um nicht ganz allein zu sein, die du aber sonst nicht ausstehen kannst.

Aus meiner Sicht verändert sich etwas in einem, wenn man Menschen meidet, die man nicht freiwillig sieht, Dinge lässt, die man nicht freiwillig tut, sich Zeit zum „sozial inkompetent sein“ nimmt, Zeit zum „schlecht sein“ oder „faul sein“. Ich hab den Eindruck, dass sich dadurch etwas in Gang setzt, was mehr Substanz hat, als dieser ewige Kampf mit sich selbst, doch hi und da besser zu werden. Was das eigentlich ist, „besser sein“, das stellt sich mir heute eigentlich erst sehr langsam klarer dar. Aber es ist anders als das was einem andere Menschen so aufzwingen wollten. Manche Veränderung hat erst eine Chance, wenn man den Willen, sie herbeizuführen aufgibt. Dabei stellen sich Veränderungen oft erst zeitlich versetzt ein.

Liebe Grüße
Hiob

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münchnerkindl
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Beitrag So., 01.07.2012, 09:11

Aprikosenmarmelade hat geschrieben: Was mein Therapeut findet ist eben, dass einfach zu viele Brüche bei den Angehörigen da sind. So hat er das genannt. Und er meint, dass sich so was eben auf Eltern auswirkt,.
Ja, tut es das denn? Haben deine Eltern konkrete psychische Probleme oder sonstige Verhaltensauffälligkeiten aufgrund dieser Vorkommnisse die man identifizieren könnte?

Weisst du, bis zum 2. Weltkrieg war es ja dank mangelnder medizinischer Möglichkeiten und einem gefährlicheren Leben völlig gang und gäbe daß Menschen auch in jüngren Jahren an irgendwas gestorben sind. Es gab also viel mehr Tode von Eltern samt Wiederverheiratungen des verwitweten Teils.
Nach der Logik müssten die ja alle in den Folgegenerationen nur noch lebensunfähige Psychokrüppel produziert haben, sodaß irgendwann drei Viertel der Bevölkerung nur noch psychischen Wracks bestanden hätte. Aber Menschen stecken solche Schicksalsschläge durchaus durchaus unterschiedlich gut weg, nicht alle entwickeln automatisch nur weil mit 13 ein Elternteil stirbt eine psychische Krankheit UND geben die dann auch noch in genau dieser Form an ihre Kinder weiter. Wenn sie psychische Probleme haben kann das auch an anderen Faktoren in deren Leben liegen als in dem Altersunterschied ihrer Eltern und dem frühen Tod eines Elternteils. ZB darin daß die Erziehung unterkühlt und mit Prügel versehen war, daß die Grosselterngeneration ein Kriegstrauma hatte oÄ.

Andererseits sagst du daß du in das Wohnheim gezogen bist weil es zuhause nicht mehr aushaltbar war. Anscheinend herrscht dort also doch nicht der harmonische Zustand? Wie sind denn deine Eltern so drauf, psychisch gesehen? Was haben sie dir denn weitergegeben an Fähigkeiten die zum Leben notwendig sind (oder auch nicht weitergegeben dank eigenem Mangel) ?

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Aprikosenmarmelade
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Beitrag So., 01.07.2012, 09:54

@ Nico: mir fehlt es schon, soziale Kontakte zu haben. d.h. es geht nicht bloß um eine kontrastive Sichtweise oder so. Ja natürlich, es fällt mir bei anderen auf, dass es bei denen besser oder anders läuft...

Natürlich macht mein Therapeut auch nicht hauptsächlich die Beziehung der Großeltern für meine Situation verantwortlich. Das ist jetzt auch bloß ein Teilbereich, den wir behandelt haben. Jedoch wäre ich selbst auf derlei nicht gekommen. Die Biografiearbeit haben wir in der letzten Stunde angefangen. Vorher sollte ich mal meine Biografie runterschreiben, was sehr umfangreich schon geworden ist und weswegen mein Therapeut sie auch noch nicht ganz gelesen hat. Hoffe, dass er es bis Do schafft.

Es muss auch sicherlich nicht primär an der Großeltern-Eltern-Konstellation liegen! Das habe ich vielleicht auch etwas missverständlich dargestellt. Was mir nur eben selbst auffällt ist, dass meine Großeltern auch schon Brüche erlebt haben eben... und das nicht bloß in der Beziehung zu den jeweiligen Partnern. Bei meiner Oma väterlicherseits, mit der ich mich fast besser verstehe als mit meinen Eltern und die auch versucht hat, bei mir vieles auszugleichen, wozu meine Eltern nicht imstande waren, hat auch ihren Vater sehr früh verloren. Aber sie ist unter dieser Last nicht zusammengebrochen. Sie ist bei weitem nicht so kaputt wie es meine Eltern sind. Dazu ist sie ja auch weitestgehend im Krieg groß geworden bzw. hat da ihre Jugend verbracht. :( Auf das mit meinen Eltern gehe ich bei Münchnerkindl weiter ein...

@ Hiob:
wow, das ist wirklich mal ein langer Beitrag. Du hast schon Recht, dass man seine eigene Lebenssituation nicht so viel mit anderen vergleichen sollte... und Pflichtveranstaltungen habe ich auch auf ein Mindestmaß runtergeschraubt. Ich sehe meine Eltern und meine Oma max. alle zwei Monate... ich möchte das einfach nicht öfter. Sie wohnen zwar in derselben Stadt wie ich; allerdings fast 1,5h entfernt. (so lange bräuchte ich mit der Bahn). Dass man das nicht alle paar Tage fahren kann, ist selbstredend. Ich muss mir das Ende meines Studiums jetzt auch weitestgehend selbst finanzieren, sodass nicht mehr viel Zeit bleibt, so viele andere Sachen zu machen.
Ich bin häufig abends auch richtig platt. Meistens bin ich das bei dem ganzen Sekundärstress schon um 16:00... *hüstel*

Wie ist das denn bei dir mit den sozialen Kontakten gelaufen? Sind die bei dir auch so gescheitert? Konntest du mit den Leuten nichts anfangen oder vice versa? Mir geht es häufig so, dass ich mit manchen Leuten nach gewisser Zeit nichts mehr anzufangen weiß. Vor allem wenn einige eben auch so eine Tendenz haben, einen in der Schwebe zu halten. Mein Therapeut meint in der Hinsicht, dass ich ein schlechtes Gespür dafür habe, wer gut zu mir passt.

Dazu muss ich aber eben sagen, dass ich in der Kindheit und Jugendzeit fast nur gemobbt worden bin und schon immer wenig Kontakte hatte. Mehr Kontakte hatte ich nur mal von 20-25. Ist aber durch Auslandsaufenthalte, Umzüge, Interessensverschiebungen, meine Veränderung usw. alles auseinander gegangen.

Vielfach hatte ich den Eindruck, dass die anderen immer gar nicht so richtig den Kontakt wollten, wie ich ihn mir erwünscht habe. Dass da Treffen schon zu viel verlangt waren, oder eben ich meine Bedürfnisse komplett hätte "herunterschrauben" müssen, damit der Kontakt überhaupt noch funktioniert. Ich bin da aber nicht der Typ für, dass ausschließlich ich die ganzen Kompromisse eingehe. Bei meinen Eltern verhielte es sich genauso: da müsste ich auch ausschließlich zurückstecken, wenn ich wieder bei ihnen einzöge.
Wenn es bei mir finanziell noch knapper werden sollte, würde ich mich eher noch beurlauben und Hartz IV beantragen... oder eben mir noch "blödere Arbeitsstellen" suchen.

Fortsetzung folgt.

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Aprikosenmarmelade
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Beitrag So., 01.07.2012, 10:06

@ münchner:

Na ja, diagnostiziert haben sie bisher nichts bekommen; aber das ist ja nicht schwierig zu erkennen, dass meine Mutter diverse Angststörungen hat, sich extrem von der Außenwelt zurückzieht und sich praktisch nur noch von meinem Vater, meiner Oma und mir überhaupt mal in die Außenwelt schleifen lässt. Sie arbeitet von zu Hause aus, d.h. ist "künstlerisch" tätig - ich möchte hier keine genauen Berufsbezeichnungen nennen. (mein Vater hat eine Halbtagsstelle im Dienstleistungssektor). Dazu muss sie immer erst 5-6x auf die Toilette gehen, bevor sie überhaupt das Haus verlassen kann... hat extreme hypochondriale Züge... also sie denkt ja immer schon, dass wenn bei ihr bloß mal im Bauch was grummelt, sie irgendwas Schlimmes hat (leider neige ich auch leicht dazu, aber bei mir hat sich das schon bisschen wieder gegeben) und seitdem sie durch die Osteoporose leichte Wirbelbrüche hatte, hat sie enorme Probleme, sich normal zu bewegen. (sie hat weder Physiotherapie, noch sonst was bekommen, d.h. der Orthopäde behandelt es lediglich medikamentös, wovon ich ja mal gar nichts halte). Also dass man gegen den Abbauch der Knochensubstanz etwas einnimmt oder mal was gespritzt bekommt, okay, aber meine Mutter müsste viel mehr machen im Alltag. Muskelkräftigung... und zusätzlich werden auch bei Bewegung die Knochen stabiler.
Meine Mutter hat zudem eine extreme Neigung, sich an meinen Vater und mich zu klammern, wobei sie das bei mir nicht mehr ganz so machen kann jetzt.
Mein Vater ist normalerweise nicht ganz so schlimm, wie ich finde. Bloß darf man den halt nicht weiter kritisieren, dann wird er cholerisch.

Wenn man irgendwelche Probleme mit dem Zusammenleben hat, darf man sie bei meinen Eltern an sich nicht äußern.
UND ICH HATTE IMMENSE PROBLEME.
Lebte in einem Durchgangszimmer bis über 20 hoch, sollte nur 2x die Woche duschen, im Winter gab es kaum mal Wärme in meinem Zimmer, sie haben rumgelabert, wie ach so viel ich ja essen würde usw.
Ständig Gelaber und Restriktionen und das dann noch bei jemandem mit ü20.
Warum ich das so lange mitgemacht habe?
Nun, die haben mich ja auch nicht gerade zur Autonomie erzogen und finanziell war es bei mir auch schwierig...
(ist es zwar jetzt auch; aber ich bin nun eher dazu in der Lage, das zu schlucken und es gibt bei uns jetzt die Möglichkeit seit etwa 1-2 Jahren, sich über Förderstellen in Schulen ganz gut was zuzuverdienen)
Damals redete ich mit meinen Eltern sachlich über diese Probleme; aber sie haben nur "dicht gemacht". Mein Vater redete ewig nicht mit mir.
Ich zog damals dann zu meiner Oma, kurz danach ging es ins Ausland, im Anschluss daran ging es zurück zu meiner Oma und später zog ich in eine WG um, wo es aber auch nur zum Krach kam und letztlich meldete ich mich beim Studentenwohnheim an.
Ist aber auch nicht das non plus ultra, aber auch immer noch besser, als bei meinen Eltern oder bei meiner Oma oder auch bei meiner EX-Mitbewohnerin zu wohnen.
Wenigstens "beschneidet" mich hier keiner in meiner Entfaltung.
Meine Oma fing im Übrigen irgendwann ja auch an: "die Wasser- und Stromrechnung wird bei 2 Personen so hoch, du gehst nicht mehr als 2-3x die Woche duschen... und die Heizung muss auch niedriger."
Nur beim Essen klöppelte sie dann über 500 Euro im Monat raus!


ich schreibe nachher noch mal mehr!

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candle.
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Beitrag So., 01.07.2012, 10:10

Hallo Aprikosenmarmelade!

Ist dies deine erste Therapie? Auf mich wirkt es so als würdest du noch nicht genau wissen wie der Hase läuft.

Ich habe auch ein Teil der Großeltern nicht mehr kennenlernen dürfen, aber ich finde eher, dass es der Lauf der Natur ist. Natürlich kann man mit der Trauerbewältigung nicht klarkommen, aber sehe ich eben nur als einen Punkt, weil ja jeder Mensch damit klarkommen muß. Das heißt, da sind wir alle irgendwo gleich.

Interessant ist aber schon der Satz, dass deine Großeltern dir gaben was deine Eltern dir nicht gaben. Was hat da gefehlt? Was hat dir gefehlt? Darauf zielt auch eher die Biografie ab und nicht auf Daten. Wird ja keine Stammbaumforschung.

Wie gesagt, denke ich, dass du noch keinen Zugang hast zu dir und deiner Seele, aber das wird schon noch kommen!

Viele Grüße!
candle
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Aprikosenmarmelade
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Beitrag So., 01.07.2012, 10:18

Was mir fehlt?
Aufmerksamkeit, Zuwendung, Verständnis, Interesse, "Freundschaftlichkeit", jemand, der zu mir steht.
Meine Eltern haben das nicht immer wirklich geleistet und mich mit den größten Problemen meines bisherigen Lebens meistens alleine gelassen.
Sei es das mit meinen Augen, dem Mobbing oder auch meinen derzeitigen finanziellen Problemen. Und ich habe sie um Hilfe gebeten immer.
Mittlerweile habe ich keine Lust mehr, sie noch nach irgendwas zu fragen...

Ich habe das mit der Biografiearbeit schon verstanden, liebe Candle. Keine Sorge. Aber wir sind da bisher noch nicht weit gekommen.

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candle.
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Beitrag So., 01.07.2012, 10:22

Hm, ob deine Eltern mit deinen 27 Jahren jetzt noch finanziell für dich da sein müssen, bezweifle ich. Ich glaube auch gesetzlich hört das mit 27 Jahren auf, wo man davon ausgeht, dass ein Studium bis dahin abgeschlossen ist. Da müßtest du dich wohl jetzt auf eigene Füße stellen, ich weiß das ist nicht so leicht.

candle
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Nico
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Beitrag So., 01.07.2012, 10:25

Aprikosenmarmelade hat geschrieben:Was mir fehlt?
Aufmerksamkeit, Zuwendung, Verständnis, Interesse, "Freundschaftlichkeit", jemand, der zu mir steht.
Und bist du da auch bereit mit diesen Dingen bei anderen quasi in Vorleistung zu gehen, oder soll all das in erster Linie dir entgegengebracht werden?
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen dass sich alle von dir abwenden wenn du ihnen Aufmerksamkeit, Zuwendung, Verstaendnis und Interesse entgegenbringst.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Aprikosenmarmelade
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Beitrag So., 01.07.2012, 10:53

Na ja, es gibt leider so einige Leute, die sich von mir zurückziehen...
Ich bin halt nicht so der Spaßtyp... :( Was nicht heißt, dass ich nicht auch mal lustig oder so sein kann; aber Party und Disco liegen mir nicht, trinken tue ich nur sehr moderat und ich habe auch einen etwas anderen Musikgeschmack.

Was das Wohnheim angeht: viele studieren hier etwas Technisches... und ich bin mit meinen Geisteswissenschaften wirklich konträr zu denen. Ich lese halt auch wesentlich mehr als die meisten hier. Man merkt zwischen Technischen Studiengängen und Geisteswissenschaftlichen doch einen ziemlichen Mentalitätsunterschied. Hätte ich vorher auch nicht so gedacht.

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