Viel zu introvertiert für das Leben

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Imaging
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Viel zu introvertiert für das Leben

Beitrag Do., 09.02.2012, 20:00

Hallo!

Ich frage mich, ob ich nicht vielleicht einfach viel zu ruhig bin für das Leben. Irgendwie macht mich das in letzter Zeit total fertig.
Wenn ich Menschen neu kennen lerne, bin ich einfach total ruhig und in mich selbst zurück gezogen. Wenn ich versuche mich zu zwingen etwas mehr aus mir heraus zu gehen, bewirkt das das ich eher noch ruhiger bin. Weil ich es einfach nicht hinkriege und dann erst recht so eine Sprechblockade habe.

Wenn ich Menschen lange kenne (also Monate oder Jahre), ich mit ihnen auf einer "Wellenlänge" bin und ich in ihrere Nähe ein gute Gefühl habe legt sich das irgendwann.

Aber ansonsten bin ich halt immer die komische ruhige. Das kriege ich auch öfter zu hören. Ein Bekannter hat mich zum Beispiel gefragt, warum ich so ruhig bin und dann meinte er, dass er Menschen komisch findet, die so ruhig sind. Und als ich ein Praktikum gemacht habe, meinte der Chef zu mir, dass ich zu ruhig bin und das ich deshalb später Probleme haben werde. Und in so Vorstellungsgesprächen für einen Nebenjob war ich auch zu ruhig und ich denke deshalb habe ich den Job nicht gekriegt. Und alle stempeln mich deshalb als so eine Art "Versager", als "komisch" aber oder nehmen mich gar nicht wahr. Das macht mich echt fertig.
Mittlerweile fühle ich mich irgendwie so als wäre ich gar nicht so richtig in der Lage hier zu leben, wo es doch eben gerade so wichtig ist, nicht ruhig zu sein. Und frage mich, was mein Leben dann überhaupt noch für ein Sinn hat ...

lg

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Rezna
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Beitrag Fr., 10.02.2012, 16:08

Es ist nicht schlimm, ein stiller Mensch zu sein. Auch wenn die heutige Medienlanschaft und auch Wirtschaft (Arbeitswelt) den bis zur Schamlosigkeit Extrovertierten zu fordern scheint. Aber: Wir Stillen sind mehr als es im ersten Moment aus schaut... weil wir still sind. Logisch. Fünf Laute fallen eben mehr auf, als zehn Stille.

Ich kämpfe selber mit diesem Problem, wobei sich das mit dem Alter etwas bessert. Man kann dennoch älter werden, dennoch Berufe ausüben. Man kann (soziale) Kompetenzen entwickeln und sogar weit kommen. Vor allem das Internet empfinde ich diesbezüglich hilfreich, weil da kann ich leichter aus mir heraus gehen, und auch etwas erreichen.

Damals (so in deinem Alter) brauchte ich bei einer neuen Person die in meinem Umkreis auftauchte (wie etwa ein Freund meiner Schwester) VIER Jahre, ehe ich mit dem einigermaßen entspannt umgehen konnte. Auch in der Arbeit... bei der ersten Stelle brauchte ich auch rund vier Jahre, ehe ich enstpannt und normal mit meinen Kollegen reden konnte. Mittlerweile hat sich diese Zeit deutlich verkürzt... auch Situationsbedingt. Wenn in einer Runde jemand Fremder hinzukommt, kann ich den leichter ausblenden, und fühle mich nicht mehr so gehemmt wie früher (Anspannung ist da, aber es geht). Und je nach Leute brauchte ich zuletzt nur noch ein bis zwei Jahre. Wobei ich denke, dass ich das mittlerweile wieder verkürzt hat. Auf Reha schaffte ich schon nach drei bis vier Wochen (dabei aber eben täglicher intensiver Kontakt) einigermaßen normal mit den Leuten zu reden, zumindest hatte ich dann nicht mehr ständig Panik...

Lass dich davon nicht fertig machen, dass die Leute fordern, mehr zu reden. Ich kenne das auch. Noch in jeder Arbeitsstelle, jeder Runde in die ich stieß, wurde mein Stillsein zum Thema. Irgendwann lernte ich aber dazu zu stehen. Es wird ja auch irgendwann langweilig und ich denke nur noch: Immer dieselbe, langweilige Leier, kommt mal mit was Neuem.

Der Vorteil: Wenn ich was sage, wiegt jedes Wort so viel wie bei anderen einen ganzen Abend reden...
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Phönixia
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Beitrag Fr., 10.02.2012, 17:00

Hallo Imaging,

ich glaube nicht das du zu ruhig fürs Leben bist. (Wie kommt eigentlich auf so eine Idee??)
Ich glaube überhaupt nicht, dass Du zu ruhig bist. Du bist halt ruhig! Ich glaube auch nicht, dass Du deshalb Probleme bekommst.
Dein Problem scheint zu sein, also das was den Leuten komisch vorkommt, dass Du nicht ruhig sein willst.
Deshalb wirkst Du vielleicht blockert, verkrampft, unsicher und das irritiert möglicherweise einige Leute.
Du musst nicht viel reden, auch nicht im Berufsleben und ebenso muss man nicht viel reden im Vorstellunsgespräch, sondern es kommt eher darauf an; dass du sicher wirkst und unverkrampft. Das zählt mehr.
Deshalb solltest Du vielleicht eher an Deinem Selbstbewusstsein arbeiten.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 10.02.2012, 18:04

Bist du nur einfach der wenig kommunikative Typ oder bist du irgendwie in deiner Kommunikation gehemmt?

Bist du zB prinzipiell in der Lage alle für die Arbeit nötige Kommunikation problemlos zu absolvieren?

Hast du prinzipiell Interesse an anderen Menschen? Hast du Angst vor anderen Menschen?


Ich kann mir zu "introviertiert" und "wortkarg" einfach zu wenig vorstellen.

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Emoticoala
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Beitrag Fr., 10.02.2012, 18:33

Du bist noch sehr jung. Also lass Dir Zeit bei Deiner Persönlichkeitsentwicklung.
Wenn Du ein wenig mit Introvertiertheit und Extrovertiertheit spielen willst, kann ich Dir Improtheater empfehlen. Jede Volkshochschule bietet inzwischen Anfängerkurse an. Ist am Anfang nicht einfach, weil es Überwindung kostet. Ist für die Selbst-und Fremderfahrung aber sehr hilfreich und macht dann mit der Zeit wirklich Spaß.

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sevenstrike
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Beitrag So., 12.02.2012, 20:17

Hey, ich habe hier einen Artikel für dich, der "Introversion" nicht nur als Makel sieht.


http://www.neuropool.com/berichte/selbs ... ierte.html

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Imaging
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Beitrag So., 12.02.2012, 21:12

Hallo!
Arta hat geschrieben:Man kann dennoch älter werden, dennoch Berufe ausüben. Man kann (soziale) Kompetenzen entwickeln und sogar weit kommen.
Ja, das wäre schön, nur kann ich mir das leider gerade überhaupt nicht vorstellen . Ich bin nächstes Jahr mit der Schule fertig und habe echt keine Ahnung, wie ich so klar kommen soll.
Das durchzieht schon mein ganzes Leben. Früher als Kind zum Beispiel haben hier bei uns die "mündlichen Noten" und die "schriftlichen Noten" jeweils 50% gezählt. Das heißt selbst wenn ich damals "schriftlich" die Note 1 hatte, mündlich aber 4 hatte ich auf dem Zeugnis halt immer ein 3. Und manchmal hatte ich echt so eine Blockade, so dass ich mich gar nicht mündlich am Unterricht beteiligen konnte, selbst wenn ich wollte. Und ich hab' das Gefühl so geht das immer weiter. Man wird immer abgewertet, wenn man introvertiert ist. Es zählt einfach viel mehr, dass man eine Leistung gut verkaufen kann, dass man sich selbst darstellen kann. Es reicht nicht gut zu sein.

Arta hat geschrieben:Lass dich davon nicht fertig machen, dass die Leute fordern, mehr zu reden. Ich kenne das auch. Noch in jeder Arbeitsstelle, jeder Runde in die ich stieß, wurde mein Stillsein zum Thema.
Aber es ist mir halt total unangenehm immer so negativ aufzufallen. Ich habe schon gar keine Lust mehr, unter Menschen zu gehen, wenn sooo oft dieses "Nicht-reden" durch Andere zum Thema gemacht wird. Keiner akzeptiert mich so wie ich bin. Alle wollen, dass ich mich verändere. Und ich hab' das wirklich schon versucht. Wollte mich zwingen mehr zu reden. Aber ich kann es nicht. Das hat auch absolut nichts mit Wollen zu tun. Wenn ich könnte würde ich sofort extrovertiert sein. Weil ich ja sehe, was ich dadurch für Nachteile habe. Und jedes Mal wenn ich es versuche und dann für meine Verhältnisse wirklich schon viele rede, kommt trotzdem jemand und fragt, warum ich so wenig reden oder so etwas in der Art. Also selbst wenn ich mich anstrenge, ist es nicht genug. Und ich fühl mich mehr und mehr als Versager.
Phönixia hat geschrieben:ich glaube nicht das du zu ruhig fürs Leben bist. (Wie kommt eigentlich auf so eine Idee??)
Ich glaube überhaupt nicht, dass Du zu ruhig bist. Du bist halt ruhig! Ich glaube auch nicht, dass Du deshalb Probleme bekommst.
Doch in bin zu ruhig. Wirklich. Manchmal wenn ich in einer Gruppe bin, wo ich die Menschen nicht sehr gut kenne, dann rede ich vielleicht am Anfang was. Werde dann ja auch oft etwas gefragt ... was ich so mache und ähnlich Sache. Ja und Fragen beantworten kann ich. Aber dann? Meistens ist es dann nach diesen Anfangs-Small-Talk-Gesprächen so, dass ich dann gar nichts mehr sage. Wirklich nichts. Und das ich dann irgendwann einfach nur noch weg will, weil ich mich so schlecht fühle. Weil ich wieder versagt habe und es nicht geschafft habe, mich an dem Gespräch zu beteiligen. So fühlt es sich halt einfach an.
Phönixia hat geschrieben:Deshalb wirkst Du vielleicht blockert, verkrampft, unsicher und das irritiert möglicherweise einige Leute.
So wirke ich zusätzlich zu meinem Zu-ruhig-sein.

Es ist wirklich kein normales Zu-ruhig-sein. Ich bin immer und überall die ruhigste Person, weil ich manchmal einfach auch gar nichts rede. Oder nur wenn ich gefragt werde oder mich direkt jemand anspricht.

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Imaging
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Beitrag So., 12.02.2012, 21:15

münchnerkindl hat geschrieben:Bist du nur einfach der wenig kommunikative Typ oder bist du irgendwie in deiner Kommunikation gehemmt?
Es ist oft so, dass ich das, was ich sagen will, eigentlich als Gedanken schon in meinem Kopf formuliert habe. Und eigentlich würde ich das auch aussprechen wollen. Aber ich kann es nicht. Ich kann mich nicht überwinden. Und dann ist das Gespräch schon weiter fortgeschritten und sowieso zu spät, das noch auszusprechen.
münchnerkindl hat geschrieben:Bist du zB prinzipiell in der Lage alle für die Arbeit nötige Kommunikation problemlos zu absolvieren?
Mmh, ja also in meinem Nebenjob ist es so, dass ich schon rede, wenn es unbedingt sein muss. Aber es dauert eben total lange bis ich mich überwinde und manchmal, wenn es zum Beispiel besser wäre, etwas nachzufragen, mache ich das nicht. Weil ich mich nicht traue. Was in meinem Alter natürlich bescheuert ist. Also es ist zumindest schon vorgekommen, dass ich weil ich nicht gesprochen habe, dann Nachteile auf der Arbeit hatte. Und ich das ja quasi leider bewusst in Kauf genommen habe. Ich wusste es wäre besser, das mit jemanden abzusprechen, aber ich hab es trotzdem nicht gemacht . Ich glaube, das mich einige Menschen auch durch solche Sachen für etwas dumm oder so halten.
münchnerkindl hat geschrieben:Hast du prinzipiell Interesse an anderen Menschen? Hast du Angst vor anderen Menschen?
Vor Menschen, die ich seeehr lange kenne, habe ich keine Angst und ich treffe mich auch gern mit ihnen usw. Im Prinzip interessieren mich Menschen.
Aber ich habe schon irgendwie Angst, wenn das eine Situation ist, mit Menschen, die ich nicht so gut kenne. Ich denke mir dann zwar immer, dass das doch alles nicht so schlimm sein kann und zwinge mich quasi dazu, trotzdem in dieses Situationen ... aber danach fühle ich mich immer ziemlich schlecht. Weil ich so wenig geredet habe, weil ich nicht so locker bin, weil ich so komisch bin .... ich bin ja auch die ganze Zeit dann angespannt, so dass das Alles dann für mich auch ziemlich unangenehm ist ...

Tut mir leid, dass ich hier so rumjammere . Aber irgendwie macht mich das gerade echt fertig ...

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Tristezza
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Beitrag Di., 14.02.2012, 12:20

Hallo Imaging,

ich habe den Eindruck, dass es bei dir nicht primär um Introversion geht, weil du ja mit den Menschen in Kontakt kommen willst und dich nur nicht traust, etwas zu sagen. Du hast große Kontaktängste und einen deutlichen Leidensdruck. Deshalb würde ich dir empfehlen, eine psychotherapeutische Beratung oder Behandlung in Erwägung zu ziehen. Es könnte sein, dass du tatsächlich ein als "Krankheit" eingestuftes Problem hast, dessen Behandlung von den Krankenkassen bezahlt wird, vermutlich eine (generalisierte) soziale Phobie oder eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung. Beides ist psychotherapeutisch relativ gut zu behandeln.

Lg, Tristezza

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 14.02.2012, 12:49

Imaging hat geschrieben:
Tut mir leid, dass ich hier so rumjammere . Aber irgendwie macht mich das gerade echt fertig ...
Ne, passt doch. Aber was du beschreibst hört sich für mich nicht introvertiert an sondern nach Sozialphobie.

Weil der introvertierte hat wenig Interesse am Umgang mit anderen Menschen. Du aber hast Angst davor. Introvertiertheit ist eine grundlegende Charakterfrage, eine Sozialphobie ist eine erworbene psychische Erkrankung.

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Thread-EröffnerIn
Imaging
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Beitrag Mi., 15.02.2012, 21:39

Tristezza hat geschrieben:Deshalb würde ich dir empfehlen, eine psychotherapeutische Beratung oder Behandlung in Erwägung zu ziehen.
Ich glaube das könnte ich nicht. Egal, wie schlecht es mir damit auch gehen würde. Und ich weiß auch nicht, ob so was überhaupt wirklich notwendig ist.
Das Problem ist, allen anderen Menschen spiele ich immer vor, dass mich das überhaupt nicht stört ... dass ich sowieso nie Probleme habe usw. Ich finde einfach alles, was ich an mir irgendwie als Schwäche empfinde, sollte auf keinen Fall irgendjemand mitbekommen. Das wäre mir zu unangenehm.
Deshalb glaube ich auch nicht, dass ich das irgendjemandem erzählen könnte.
Außerdem ist es für mich auch schon ein Problem irgendwo anzurufen. Und das müsste ich ja wahrscheinlich um einen Termin auszumachen.
Ich brauche zum Beispiel immer Ewigkeiten, um einen ganz normalen Kontrolltermin beim Zahnarzt zu machen. Meistens verschiebe ich das dann von einen Tag auf den nächsten bis ich dann endlich mal anrufe. Und da geht es nur darum, am Telefon zu sagen, dass ich einen Kontrolltermin brauche. Mehr eigentlich ja nicht. Und das kann ich schon nicht, bzw. brauche Ewigkeiten.
Aber solange ich mich noch zu diesen ganze Dingen zwingen kann, ist es ja vielleicht auch gar nicht so ein Problem...

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Tristezza
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Beitrag Mi., 15.02.2012, 22:10

Imaging hat geschrieben:Ich finde einfach alles, was ich an mir irgendwie als Schwäche empfinde, sollte auf keinen Fall irgendjemand mitbekommen. Das wäre mir zu unangenehm.
Darf noch nicht mal ein Spezialist für psychische Probleme was davon mitbekommen? Ich glaube, der hört jeden Tag viel Schlimmeres als das, was du zu erzählen hättest.
Imaging hat geschrieben:Außerdem ist es für mich auch schon ein Problem irgendwo anzurufen. Und das müsste ich ja wahrscheinlich um einen Termin auszumachen.
Ich brauche zum Beispiel immer Ewigkeiten, um einen ganz normalen Kontrolltermin beim Zahnarzt zu machen.
Na ja, aber du schaffst es dann doch noch, obwohl so ein Kontrolltermin sicher nicht so wichtig ist wie es in deinem Fall eine psychotherapeutische Behandlung wäre. Aber der Leidensdruck scheint bei dir (noch) nicht groß genug zu sein, um diesen Schritt zu wagen. Hast du eine Idee, wie du ohne therapeutische Hilfe etwas gegen dein Problem tun könntest?

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Mary-Lou
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Beitrag Mi., 15.02.2012, 23:20

Hallo Imaging,

vieles von dem was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Auch wenn es sich in manchen Dingen bei mir anders verhält, so kann ich mich doch mit vielem identifizieren.

Wie verhält es sich denn bei dir mit dem "können"? Wäre bei dir nicht die Angst, könntest du dann einen ganz normalen Small-Talk mit einer dir unbekannten Person führen?

Ich denke auch, dass dir eine Therapie helfen könnte. Klar, das erste Telefonat ist echt blöd. Und meistens gehen dann auch noch die ABs dran. Da habe ich auch mehrere Anläufe dazu gebraucht. Aber wenn du dann den Richtigen gefunden hast, ist es nur noch halb so schlimm. Ich schweige viel in meinen Therapiestunden. Sehr viel. Manchmal kann ich nichtmal auf eine Frage antworten. (Ohne, dass sie mir permanent Fragen stellt, sage ich eh nichts). Irgendwann habe ich es in meiner Verlegenheit tatsächlich mal fertig gebracht zu fragen, ob es für sie anstrengend ist, wenn sie mir alles aus der Nase ziehen muss. Ihre Antwort lautete zwar "ja", aber sie hat dabei gelacht. Und ich fühlte mich nicht schlecht dabei. Wäre das nicht dein Problem, müsstest du ja auch nicht hin.

An einem Punkt unterscheiden wir uns vielleicht. Zwar leide ich aufgrund mehrerer Erlebnisse auch an einer Sozialphobie, aber ich habe in meiner Kindheit bereits nicht gelernt viel zu kommunizieren. Meine Therapeutin nannte mich verstummt. Nun will sie mir das Reden erlernen. Ich habe noch keine Vorstellung, wie das funktionieren soll, aber ich lasse mich überraschen
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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Imaging
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Beitrag Do., 16.02.2012, 22:54

Tristezza hat geschrieben: Darf noch nicht mal ein Spezialist für psychische Probleme was davon mitbekommen?
Ich glaube, das Alles, was damit zusammen hängt, mir wirklich zu unangenehm wäre.
Tristezza hat geschrieben: Hast du eine Idee, wie du ohne therapeutische Hilfe etwas gegen dein Problem tun könntest?
Also momentan ist es so, dass ich halt trotzdem unter Menschen gehe, auch wenn ich es gar nicht will. Weil ich denke, wenn ich jetzt gar nicht mehr unter Menschen gehe, die ich nicht so gut kenne, wird es das vielleicht verschlimmern, weil ich es ja nicht mehr gewohnt sein werde.
Aber so wirklich verbessern tut sich daran eigentlich auch nichts - eher im Gegenteil.
Ich weiß allerdings auch nicht wie sich überhaupt jemals irgendwas daran verbessern könnte.
Aber auf jeden Fall habe ich jetzt schon irgendwie Panik, wie das werden soll mit den Vorstellungsgesprächen etc., die bald anstehen Und selbst wenn ich einen Job hab, die Situation im Büro. Also eigentlich will ich erst mal eine Ausbildung machen.
Vieleicht sollte ich aber doch irgendwas Richtung Studium machen. Weil ich das glaube ich nicht hinkriegen werde und vermutlich sowieso keinen Ausbildungsplatz finden werde ..

Mary-Lou hat geschrieben:Wie verhält es sich denn bei dir mit dem "können"? Wäre bei dir nicht die Angst, könntest du dann einen ganz normalen Small-Talk mit einer dir unbekannten Person führen?
Ich weiß nicht, ob ich unbedingt Small-Talk führen könnte. Ich glaube schon. Zumindest kann ich ja ganz normal mit Menschen sprechen, die ich sehr lange kenne.
Tristezza hat geschrieben:An einem Punkt unterscheiden wir uns vielleicht. Zwar leide ich aufgrund mehrerer Erlebnisse auch an einer Sozialphobie, aber ich habe in meiner Kindheit bereits nicht gelernt viel zu kommunizieren.
Naja, also ich habe schon in meiner Kindheit mit meinem Elternn zum Beispiel kommuniziert. Aber nie über persönliche Dinge und nie wirklich viel. Aber ich weiß nicht, ob das daher kommt.
Ich denke das ich einfach so bin. Ich finde es auch irgendwie nicht richtig, die Schuld außen zu suchen.

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pet27
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Beitrag So., 26.02.2012, 08:26

Imaging: Introvertiertheit ist anerzogen, nicht angeboren, was verschiedene Ursachen haben kann. Das kann die Unterdrückung (Gängelung und Kritik) durch herrschsüchtige Eltern sein, das können schlechte Schul-Leistungen sein, sodass Du Dich nicht den Mund aufzumachen, Deine Selbst-Beherrschung aufzugeben und ganz natürlich zu sein getraust (gesundes Selbstbewusstsein).
Weil Du aus Dir heraus gehst, wenn Du mit jemandem "warm" geworden bist, handelt es sich um eine "soziale Angst" unter der immer mehr Menschen leiden. Wenn diese Hemmung (Blockierung) seit Jahren vorhanden ist und "tief sitzt", dann ist keine Gesprächs-Therapie, sondern eine Verhaltens-Therapie zu empfehlen. Mich stört der aus der Kranken-Heilung stammende Ausdruck "Therapie", weil Du keineswegs krank, sondern nur ein wenig verhaltensgestört bist.

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