Vertrauen und Selbstvertrauen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Helen76
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Vertrauen und Selbstvertrauen

Beitrag So., 06.11.2011, 14:57

Hallo!
Gerne würde ich einfach mal ein paar Gedanken loswerden – über Antworten würde ich mich sehr freuen!
Mit einer gewissen Regelmäßigkeit gerate ich nämlich selbst im engen Freundeskreis immer wieder in Situationen, in denen ich mich selbst plötzlich ungeheuer blockiere und es nicht wage, bestimmte – eigentlich ganz und gar harmlose – Gefühle, Wünsche, Ideen und Gedanken zu äußern oder bei irgendetwas die Initiative zu ergreifen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Situation sozusagen besonders "aufmerksamkeitslastig" ist, es ganz klar und möglichst noch "plötzlich" und aus dem Nichts heraus um mich – und zwar nur um mich – geht. Ist erstmal ein intensives Gespräch am Gange, kann ich mich durchaus wirklich öffnen. Dann aber klopfe ich gerne im Nachhinein mein eigenes Verhalten auf mögliche Fehler ab: Habe ich zu viel oder zu wenig geredet, war das, was ich gesagt habe, nicht eigentlich alles langweilig oder nervig, komisch oder anstrengend, hätte ich nicht dieses oder jenes tun sollen?
Abgesehen davon, dass das ungeheuer anstrengend ist, stört und irritiert mich die Tatsache, dass es sich auch um Menschen und Beziehungen handelt, die mir wirklich viel bedeuten, die viel über mich wissen, mich schon lange kennen (und umgekehrt) und für die ich eigentlich meine Hand ins Feuer legen würde, dass sie tatsächlich genau die sympathischen, liebenswerten und vertrauenserweckenden Personen sind, für die ich sie halte. Die nachträglichen Grübeleien und vieles, was sich nur im Kopf abspielt, gehen an diesen Menschen natürlich vorbei, und auch vieles andere lässt sich irgendwie "übergehen". In den wenigen Situationen, wo das nicht geht, befinde ich mich jedoch in arger Erklärungsnot für mein seltsames Verhalten. Für andere muss sich das, insbesondere wenn ich es zu begründen versuchte, doch wie ein riesiges Vertrauensproblem anfühlen, wie ein Hinweis, dass die Beziehung gar nicht die Tiefe und Vertrautheit hat, an die sie selbst glauben. Das möchte ich nicht, und so bleibe ich mit diesen Gedanken und Gefühlen ziemlich allein.
Tatsächlich ist es auch nicht so, dass ich den anderen Menschen Böses unterstellte, echtes Misstrauen mich plagte. Ich glaube, es geht vielmehr um mich und um die Grundfrage, ob es für andere tatsächlich in Ordnung sein kann, so wie ich bin. Es ist für mich eher ein Selbstvertrauens- als ein Vertrauensproblem. Meiner Sympathie und tiefen Zuneigung für diese Personen tut das alles nämlich keinen Abbruch. Andererseits frage ich mich, ob ich in dem Moment, in dem ich offenbar unterbewusst (und sei es auch unausgesprochene) Ablehnung für bestimmte, vielleicht ganz und gar harmlose Verhaltensweisen befürchte, nicht doch immer auch automatisch diesen Mitmenschen Unrecht tue – selbst wenn der Mechanismus ein anderer ist. Vielleicht mache ich mir etwas vor, wenn ich sage, es geht nicht um Vertrauen.
Ich weiß eigentlich gar nicht so ganz genau, was ich mir von diesem Beitrag erhoffe. Mich beschäftigt das alles gerade einfach sehr, zumal ich in den letzten Wochen zufälligerweise gleich mehr als ein Beispiel hatte, wo ich andere mindestens irritiert, wenn nicht gar ein wenig vor den Kopf gestoßen habe. Vielleicht kennt das ja jemand oder mag dazu Stellung nehmen, vielleicht kann mir manches auch einfach noch klarer werden. Mich verwirrt auch, dass diese Blockaden häufig so aus dem Nichts kommen und ihr Anlass so unglaublich nichtig erscheint, wenn man die Tiefe der Beziehungen bedenkt. Über Antworten jeglicher Art bin ich in jedem Fall sehr, sehr dankbar!

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Starfleur
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 17:38

Hallo Helen76,
dieses selbst-Blockieren ist ein normaler Schutzreflex. Man hat Angst zu scheitern und deshalb versucht man es meist erst gar nicht. Ich kenne das von mir selbst, wenn es darum geht, jemanden anzusprechen den ich gerne kennenlernen möchte. Mir hilft dabei immer folgendes Zitat: "Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren" und irgendwie stimmt's ja auch...

Die Welt geht davon nicht unter, wenn man sich etwas traut. Entweder man hat Erfolg, oder es war diesmal eben nichts. Egal worum es geht, man kann nichts verlieren, sondern nur gewinnen!

Wenn ich meiner Freundin etwas negatives mitteile und sie daraufhin verletzend wird, habe ich zwar eine Freundschaft verloren- jedoch eine die es eigentlich gar nicht wert war. Menschen die dein Herz verdient haben, bei denen kannst du deine Gefühle, Wünsche, Ideen und Gedanken freien Lauf lassen. Denn sie werden diese wertschätzen und mit Respekt behandeln.

Und jene die es nicht machen, da weißt du dann zumindest, dass sie es nicht wert sind, deine Freundschaft zu bekommen.

lg Starfleur.

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Helen76
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Beiträge: 7

Beitrag Di., 03.01.2012, 16:46

Hallo liebe Starfleur,

danke für die nette Antwort! Ich hatte damit gar nicht mehr gerechnet, fand meinen Beitrag dann im Nachhinein auch schon eher etwas peinlich...

Du hast natürlich absolut recht mit dem, was Du schreibst, und vermutlich ist das auch wirklich genau das, was man sich in solchen Situationen sagen muss und was ich probieren sollte. Was mich so irritiert hat, war wohl auch, dass es bei mir manchmal so unberechenbar ist, dass ich denselben Personen, mit denen ich schon lange Gespräche über Gott und die Welt geführt habe, plötzlich in einer anderen Situation nicht sagen mag/kann, dass ich eigentlich nicht so gerne ins Kino möchte, oder merkwürdig herumstammle, wenn es um meinen Musikgeschmack geht – völlig harmlose Dinge eben. Und dass sich manche dieser Harmlosigkeiten zu riesigen Blockaden aufschaukeln können, die für andere dann vermutlich schon irritierend sind – für mich in jedem Fall. Es muss nicht einmal, wie Du schreibst, etwas Negatives sein – oder eine mir unbekannte Person. Aber Du hast recht, das ist mit Sicherheit ein Schutzreflex. Ich hätte ihn nur zu gerne ein bisschen mehr unter Kontrolle...

Kennen andere das in der Form denn auch (und auch bei solchen banalen Dingen)?

Danke, starfleur, nochmal für Deine Antwort!

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Phönixia
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Beiträge: 917

Beitrag Di., 03.01.2012, 16:57

Hallo Helen,

bist du denn sonst ehrlich zu deinen Freunden/Bekannten?
Oder gibt es Dinge. die du vor deinen Freunden "verstecken" musst?
Weil du schreibst banale Dinge wie Musikgeschmack. Wissen deine Freunde welchen Musikgeschmack du hast. Da steckt glaube ich die Angst dahinter abgelehnt zu werden.

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Thread-EröffnerIn
Helen76
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Beiträge: 7

Beitrag Di., 03.01.2012, 22:05

Hallo Phönixia,

danke auch für Deine Antwort!
Ich denke schon, dass ich ehrlich zu meiner Umgebung bin – ehrlich in der Hinsicht, dass ich niemanden anlüge, aber vielleicht schaffe ich es tatsächlich leider nicht immer, ehrlich meine Meinung zu sagen, mich vollständig zu zeigen.
Das aus meiner Sicht besonders Merkwürdige ist eben, dass es so situationsabhängig und unterschiedlich sein kann. Im Gesprächsfluss kann ich mich meist durchaus persönlich äußern, fühle mich auch absolut wohl dabei, und ich denke schon, dass die Leute in meiner Umgebung einiges über mich wissen (die Mehrheit sicher auch über meinen Musikgeschmack, um das Beispiel aufzugreifen). Aber dann gibt es zum Beispiel Situationen, in denen ich vielleicht in einer kleinen vertrauten Gruppe bin, alle erzählen/präsentieren etwas von sich, und plötzlich heißt es: "Wie ist das bei dir? Sag du doch mal!" Und bei mir geht gar nichts mehr. Das ist nicht immer so, das kann auch ganz anders sein, aber gemeinsam ist diesen Vorfällen, dass ich mich plötzlich auf dem Prüfstand fühle, und dann reichen völlig banale Dinge aus. Ich verstehe nicht, warum ich die Vertrauensebene dann nicht "herüberretten" kann, warum ich offenbar unterbewusst fürchte, für harmloseste Dinge abgewiesen zu werden (ich glaube, damit hast Du nämlich recht), obwohl die betreffenden Personen doch ohnehin längst wissen sollten, wie ich "ticke"...
Kennst Du das denn auch?

Liebe Grüße,
Helen

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Starfleur
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Beiträge: 10

Beitrag Fr., 20.01.2012, 17:30

Helen76 hat geschrieben:Im Gesprächsfluss kann ich mich meist durchaus persönlich äußern, fühle mich auch absolut wohl dabei, und ich denke schon, dass die Leute in meiner Umgebung einiges über mich wissen (die Mehrheit sicher auch über meinen Musikgeschmack, um das Beispiel aufzugreifen).

Aber dann gibt es zum Beispiel Situationen, in denen ich vielleicht in einer kleinen vertrauten Gruppe bin, alle erzählen/präsentieren etwas von sich, und plötzlich heißt es: "Wie ist das bei dir? Sag du doch mal!" Und bei mir geht gar nichts mehr.
Im Gesprächsfluss denkst du nicht bewusst darüber nach. Du erzählst einfach von dir. Als ob es das normalste von der Welt wäre. Wenn du hingegen direkt darauf angesprochen wirst, bist du dir bewusst, dass jetzt alle auf dich gucken und abwarten was du jetzt sagst. Das ist ganz normal. Als ich meinen ersten Gesangsauftritt hatte, ich da oben stand, der Scheinwerfer auf mich gerichtet war und alle mich anguckten und darauf warteten dass ich anfing -das war ein ähnliches Gefühl. Aber wenn ich im Singen drin bin, können haufenweise Leute auf mich gucken, das bekomme ich dann gar nicht so bewusst mit.

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Thread-EröffnerIn
Helen76
sporadischer Gast
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Beiträge: 7

Beitrag So., 20.05.2012, 10:50

Liebe Starfleur,

oh weia, irgendwie ist die E-Mail-Benachrichtigung an mir vorbeigegangen (wahrscheinlich einfach übersehen...), und so habe ich Deine letzte Antwort völlig ignoriert... Entschuldigung dafür, und DANKE nochmal im Nachhinein!!!

Deine Erklärung erscheint mir ziemlich logisch. Trotzdem finde ich es verrückt, dass für dieses Verhalten offenbar weniger die Inhalte zählen, wie unangenehm oder heikel mir die sind, als vielmehr ganz diffuse, situationsabhängige Gefühle, die völlig vom Verstand abgekoppelt zu sein scheinen... Das macht das Ganze schwer steuerbar.

Du singst auf der Bühne? Machst Du das regelmäßig? Meine Hochachtung, mein Gesangstalent ist dann doch eher bescheiden...

Danke für Deine Antwort!

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