Unerwarteter Trigger - Selbsthass steigt ins Unendliche

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Corumbra Myosotis
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Unerwarteter Trigger - Selbsthass steigt ins Unendliche

Beitrag Di., 10.05.2011, 01:03

Mein grundlegendes Problem liegt im Verhältnis zu mir selbst. Mein Selbsthass ist in den letzten Monaten enorm gestiegen, Selbstfürsorge ist quasi nicht mehr vorhanden und ich kämpfe enorm dagegen an, mich wenigstens nicht offensichtlich zu verstümmeln.

Wirklich gemocht habe ich mich nie, aber in den letzten Monaten ist es pathologisch geworden. Zum Einen durch meine eigene Unfähigkeit gesund zu werden, zum anderen auch dadurch, daß ich wieder viel zugenommen habe (circa 5 kg - Ich bin essgestört, es ist subjektiv viel). Dies führte nun wiederum dazu, daß ich unter anderem deshalb kaum bis gar nicht mehr unter Menschen ging, mich nicht mehr mit Freunden traf, weil ich mich selbst so abstoßen, nicht zumutbar finde. Es hart mich enorme Überwindung gekostet allein den wöchentlichen Termin bei meinem Therapeuten wahrzunehmen, weil ich mich so entsetzlcih schäme und deshalb eigentlich gar nicht da sein will.

Nun ist heute Folgendes passiert ... Ich musste zu einer Amtsärztin. Ich wusste, daß das alles andere als angenehm für mich ist, da zu nah, aber damit habe ich wirklich nicht gerechnet.
Sie hat in ein Aufnahmegerät gesprochen ... Dann wollte sie daß ich aufstehe, um herumzulaufen, fragte mich dann noch wie groß ich sei. Und nach dem Gewicht. Ich sagte, daß ich es nicht wüsste, sie meinte "Kein Problem" und deutete auf die Waage, ich sagte nur "Keine Chance" ... Und sie diktierte daraufhin etwas in ihr Gerät von wegen "eher übergewichtig". Den Rest des Gespräches erinnere ich nur noch schemenhaft ... Während des Laufens, blieb ich stehen, weil das ankam, dieses eine Wort, und es kreiste in meinem Kopf ... Jedenfalls scheint meine "Vorstellung" danach wohl recht überzeugend meine Arbeitsunfähigkeit demonstriert zu haben. Ich sagte, daß ich gehen wollte, war völlig apathisch, dissozierend...

Ich musste danach noch durch die ganze Stadt, wie auf dem Präsentierteller, ich wollte nur noch weg sein ... Das riss so viel wieder auf. Das bestärkte mich so in meiner Meinung von mir.
Ich habe es niemanden gesagt, was mich so getroffen hat und werde es wohl auch nicht. Mir würde ja doch niemand die Wahrheit sagen, um mich zu schonen.

Übermorgen habe ich meinen Therapietermin. Ich weiß, daß ich mit ihm nicht darüber sprechen kann, weil er 1.) ein attraktiver Mann ist und 2.) Mir sicher nicht sagen würde "Wurde ja mal Zeit, daß das mal jemand sagt... " Das ist zu verkraften... Aber ich will nicht einmal mehr hingehen, um den Rest der Liste abzuarbeiten. Ich merke selbst bereits jetzt schon, wie ich wieder "zu mache", wie ich auf Distanz gehe und er wird fragen, wie es war oder was los ist ... Wie gesagt,von der Tatsache abgesehen, daß ich ja da sein muss ... Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll, das hat mich so getroffen, so meine negative Instanz bestärkt, die so riesig ist und gegen die ich permanent ankämpfe...
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Ive
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Beitrag So., 29.05.2011, 12:48

Hallo!

Was wurde denn aus Deinem Therapietermin?

Ive

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Corumbra Myosotis
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Beitrag So., 29.05.2011, 19:14

Ich sagte ihm gleich zu Beginn, daß es mir noch nie so schwer gefallen ist zu kommen, wie an diesem Tag, was natürlich gleich als "Erfolg" verbucht wurde. Pfff ...
Wir haben fast eine Stunde darüber geredet, ohne daß ich es ausgesprochen hätte, auch wenn ich meinte, daß ich eigentlich nicht darüber sprechen will.
Was die Konsequenz daraus war, etc. ... Er hat herumgerätselt, was es wohl gewesen sein könnte, konnte sich aber nicht vorstellen, daß es etwas geben kann, das ich nicht schon mal gehört habe... Wirkte besorgt, ob meines Zustandes dort...
Ich weiß nicht, ob er es sich dann letztlich doch denken konnte oder nicht, oder ob er sich noch weiter Gedanken draüber gemacht hat. Ich glaube nicht ...

Seitdem ist jedenfalls einiges anders.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 29.05.2011, 20:29

Also daß Gutachtergespräche von Menschen mit psychischen Problemen als traumatisierend/retraumatisierend wahrgenommen werden ist aber an sich nicht so selten. Weil man muss da einer wildfremden Person aus dem Stehgreif Dinge erzählen die man sonst zB bei einem Therapeuten nur nach längerer Zeit des Kennens und auch nur wenn es gerade passt bespricht. Plus man wird dort "beurteilt", es hat also schon was von einem Viehmarkt wenn der Gutachter weniger einfühlsam ist.

Zu sagen "ich wurde bei einer Begutachtung mit Dingen konfrontiert die ich als traumatisierend wahrgenommen habe" das ist absolut nicht ehrenrührig und du bist damit in Gesellschaft vieler anderer Menschen denen es ähnlich ergeht bei solchen Terminen. Ich hab auch schon mal eine ziemlich schlechte Erfahrung mit einem Gutachter gemacht (einer vom Arbeitsamt, das war das allerletzte, das war so ein älterer Knacker, der hat nur gemeint ich soll mir einen Mann suchen und einen Job und dann wäre alles völlig in Ordnung, und ich habe eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung plus massive Konzentrationsprobleme nach einem Burn Out und Psychotischer Episode), aber auch schon gute.

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Corumbra Myosotis
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Beitrag So., 29.05.2011, 20:42

Ja, so in etwa hab ich es ja auch formuliert. Aber der VT in ihm wollte natürlich konkret wissen, um was es ging...

Mir graust es schwer davor, das Gutachten einzufordern, was ich wohl brauche, da man mich jetzt zum Sozialamt abgeschoben hat...
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Corumbra Myosotis
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 21:06

Seit dem kann ich dabei zusehen, wie meine Therapie den Bach 'runter geht.

Und statt etwas dagegen zu tun, scheine ich alles dafür zu machen ...

Ich geb ihm keine Chance mehr. Letzte Woche wieder ein "darüber kann ich nicht reden". Jedes Mal sag ich ihm, daß ich nicht mehr kommen will, daß es sowieso keinen Sinn macht, versuche ihn von mir zu stoßen, so wie ich es ständig bei mir selbst versuche, was aber natürlich nicht geht. Warte jedes Mal darauf, daß er sagt "Jetzt reicht es. Ich will nicht mehr.", je weniger ich mich bemühe, desto schneller geht es sicher - ...
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