übertriebene Reaktionen?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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bluest_light
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übertriebene Reaktionen?

Beitrag Do., 17.01.2008, 00:06

Hallo,

Ich habe Angst vor übertriebenen Reaktionen meinerseits, wobei ich manchmal nicht genau weiß, ob die Heftigkeit meiner Reaktion nun übertrieben ist oder nicht.... würd gerne wissen, ob das noch jemand kennt.

Bei mir ist das so: bei meiner Mutter und bei meinem Freund da halte ich mich nicht zurück, sage alles was mir in den Kopf kommt, was mich stört, ärgert, freut etc. Leider können mich beide nicht verstehen. Meiner Mutter erzähle ich deshalb in letzter Zeit nichts mehr und mein Freund sagt auch ständig, dass ich mich in Dinge hinein steigere. Wenn ich mich freue oder wenn ich mich ärgere, ich denke er findet es eigentlich fast immer übertrieben bzw. kann er es nicht nachvollziehen. Bin schon am überlegen ob ich mich von ihm trenne. Aber mein Problem: bei anderen Personen bin ich total zurückhaltend und gehemmt!! Trau mich kaum den Mund aufzumachen und wenn ich z.B. anrufe etc. komme ich mir schnell lästig etc. vor. Selbst wenn mich jemand ärgert oder wenn ich jemanden total super finde, kann ich es kaum zeigen, weil ich immer Angst habe, dass meine Reaktion unangebracht, übertrieben etc. ist.

Erkenne ja selbst, dass mir das von Mutter und Freund eingeredet wurde/wird.
Z.B. heute war ich bei einem Fest und hab die ganze Zeit kaum ein Wort mit irgendjemandem geredet. Komm mir da selbst total blöd vor. Dann gehe ich heim und rede wie ein Wasserfall auf meinen Freund ein, der aber von all dem nichts hören will!! Fühl mich da richtig abgewiesen - und dann denke ich mir, wenn nicht mal mein Freund hören will was ich sage, wie kann das dann jemand anderen interessieren... so dreht sich das im Kreis.

Ich weiß, dass es mein Freund nicht böse meint. Er will ja mit mir zusammensein - egal wie übertrieben meine Reaktion auch sein mögen Dachte lange, sonst würde eh niemand bei mir bleiben, aber mittlerweile habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass mich andere Leute besser verstehen... aber die sehen mich halt auch nicht ganz so oft. Habe Angst den Kontakt zu intensivieren, weil siehe oben...

Bin gespannt, ob jemand was dazu schreiben möchte.

bluest

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yuna
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Beitrag Do., 17.01.2008, 00:52

Hi bluest_light!

Das kommt mir alles sehr bekannt vor...

Bei mir ist es ähnlich. Im Freundeskreis und bei meinem Freund kann ich plappern wie ein Wasserfall, ohne Rücksicht auf Verluste. Manchmal steigere ich mich dann so sehr hinein (z. B. bei einem Streitthema) , dass ich mich gar nicht mehr unter Kontrolle habe. Irgendwann ermahnt mich dann mein Freund, es nicht zu bunt zu treiben, aber noch nicht einmal das höre ich in solchen Momenten.
Hauptsache ich kann meine Meinung ausposaunen, auch wenn gar niemanden interessiert.
Diese Eigenart trifft tatsächlich bei vielen auf Unverständnis, andere stört es hingegen weniger. Wenn ich aber bei Bekannten, mit denen ich nur hin und wieder Kontakt habe, halte ich mich zurück und bin ein stilles, liebes Mäuschen, aus Angst mich unbeliebt zu machen.
Das kennst du bestimmt...

Ich versuche aber mittlerweile, mir das mit dem Reinsteigern abzugewöhnen, denn ich habe gemerkt, dass mein Umfeld dieses Verhalten nicht lange einfach so hinnimmt. Es wirkt manchmal arrogant und egoistisch, wenn man die ganze Zeit plappert und noch nicht einmal merkt, dass es andere stört. Diese Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Es gab viele, die mir wirklich ins Gesicht sagten, dass ich arrogant bin, obwohl es gar nicht so ist.

LG

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Elfchen
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Beitrag Do., 17.01.2008, 07:59

Hallo!

Ich denke, dass ist wie ein Pendel: manchmal ist man still, weil man Angst vor seiner eigenen Reaktion hat, die zu heftig ausfallen könnte, manchmal kann man sich nicht bremsen und redet und merkt, dass das Pendel auf die andere Seite ausschlägt.

Irgendwann wird sich das einmitten, ihr seit Euch ja dessen bewusst!

Grüessli Brösmeli
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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bluest_light
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Beitrag Do., 17.01.2008, 13:52

Danke für eure Antworten. Ihr 2 habt das ganz gut auf den Punkt gebracht. Merke oft direkt wie ich die Kontrolle verliere. Das ist mir zwar bewusst, aber hab keine Ahnung wie "einmitten" funktioniert...Hat jemand vielleicht schon eine Strategie gefunden z.B. mir hilft ein bisschen Sport oder Tagebuch schreiben. Aber irgendwann kommte es dann doch meist wieder hoch.

Früher hatte ich meine Mutter als "Puffer", jetzt meinen Freund. Früher hat er auch gesagt, ich solle es nicht so bunt treiben etc. Das hat mich ein wenig eingebremst, aber in letzter Zeit denke ich schon über Schluss machen nach, er merkt das und geht nun mehr auf meine Launen ein (dadurch werden sie nicht weniger).... Fühl mich nicht gut dabei. Aber wenn ich ihn wirklich verlasse, dann würde ich ganz ohne Puffer dastehen und ich weiß nicht genau was ich dann mache. Habe ein paar wenige Freunde, wo ich halbwegs in der Mitte bleiben kann. Aber das Pendel schwankt oft bedrohlich in die eine Richtung oder die andere Richtung. Selbst wenn ich einen neuen Freund finden würde, kann ich nicht wissen ob das Pendel nicht wieder mal einen Stoß bekommt.
Zuletzt geändert von bluest_light am Do., 17.01.2008, 16:26, insgesamt 1-mal geändert.

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yuna
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Beitrag Do., 17.01.2008, 15:29

Hey bluest!

Eine zeitlang habe ich Tai-Chi gemacht und meditiert. Hat sehr geholfen, nur im Moment komme ich leider nicht mehr dazu....

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lostlove
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Beitrag Do., 17.01.2008, 17:54

Hallo light!

Mir geht´s genauso. Ich bin auch total still, bin auch schon seehr oft darauf angesprochen worden. Habe schon paar mal die Abteilung gewechselt und jedes mal muss ich mir dann wieder anhören "du bist so still" "warum redest denn nichts" "bist du immer so still?" etc..
Wenn wir morgens immer alle bei Tisch sitzen und Kaffee trinken, rede ich kein Wort, weil ich so unsicher bin und ich einfach eine totale Blockade habe.
Meine Schwester arbeitet in der selber Firma und ich gehe jeden Tag zu ihr rauf essen. Und wenn ich dann bei ihr oben bin gehts los .. quatsch quatsch quatsch.. da rede und rede ich .. *gg* .. Ich rede dann auch von Dingen und erzähle ich was es denn alles für Neuigkeiten gibt, was es neues in der Welt gibt, welche Schlagzeilen in der Zeitung mich aufgeregt haben, was ich tolles neues gehört habe usw... Ich denk mir dann auch immer "was red ich da eigentlich für einen Schwachsinn"
Es ist so, als müsste man alles nachholen und dann redet man so viele Sachen auf einmal und es nimmt fast kein Ende.

Aber sobald ich dann wieder in meinem Büro bin (sitze mit zwei Kolleginnen im Zimmer) fangt das große Schweigen wieder an ... Echt komisch.. weiß auch nicht, warum das so ist...

Aber einer Freundin von mir gehts genauso. Wir haben erst gestern drüber geredet.. dass wir bei der Familie und bei Freunden eh total anders sind..

Also du bist nicht allein

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bluest_light
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Beitrag Fr., 18.01.2008, 09:59

Danke, tut gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin

@lostlove: solche Situationen wie bei dir im Büro kenne ich auch sehr gut. Mir ist es dann auch immer totatl unangenehm, wenn ich darauf angesprochen werde, dass ich so still bin... Dabei interessiert es mich oft eh, was die anderen reden, aber hab Blockade mich einzubringen. Danach erzähle ich dann meinem Freund was es wieder alles neues gibt etc.

Würd echt gerne wissen warum das so ist...

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lostlove
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Beitrag Fr., 18.01.2008, 16:21

Ja, so gehts mir auch. Ich denke mir dann zwar immer dass ich gern etwas dazu sagen würde, aber es kommt kein Wort aus mir heraus. Ab und zu werfe ich mal ein Wort in die Runde, aber das wars dann.
Irgendwie denke ich mir auch immer, dass das diejenigen eh nicht interessiert, was ich sage. Und bevor ich etwas falsches sage, sage ich eben nichts und denke mir nur meinen Teil. Keine Ahnung ob man das irgendwie wegbekommt. Man grenzt sich dadurch leider auch irgendwie aus. Denn die anderen denken dann, dass man mit ihnen nicht reden will oder mit ihnen nichts zu tun haben will. Sie können das halt nicht nachvollziehen, wie es ist, wenn man so gehemmt und blockiert ist. Es ist nicht leicht ...

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