Horror vacui

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Robinsonade
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Horror vacui

Beitrag Sa., 27.01.2018, 08:01

»Wie sieht ein Leben aus, das vorbei ist aber noch nicht vorüber?«

Einen Anfang zu finden ist so schwer. Nach Jahren des Schweigens, wie nach einem Wachkoma, zu erwachen, man hat so viel mitbekommen, schweigend hingenommen, was um einen herum passierte, und jetzt, weiß man nichts mit seiner Wachheit anzufangen, wie gelähmt nimmt man seine Tage hin – Zeit, die hat man, sehr viel Zeit zum denken.

Die passiven Lebensjahre haben eine Erfahrungslücke hinterlassen, welche sich in Verständnislosigkeit manifestiert hat. Schön ist für mich die Vorstellung hier auf Menschen zu treffen, die vielleicht ähnliche Gefühle kennen - nicht in die Gesellschaft zu passen - dennoch ihr Dasein absolvieren.

Die Erfahrung, beim brechen seines Schweigens auf Unverständnis zu stoßen, welches allermeist, bestimmt gut gemeint, in tröstenden Phrasen ihr Ende fand, ermüdeten so sehr, ließen vergessen, das man eigentlich etwas sagen wollte…

In der Hoffnung auf Verständnis.

Liebe Grüße,
Robinsonade

PS: Ich bin nicht suizidal!
»Du weißt, dass du krank bist, wenn du anfängst Gesundheit zu simulieren.«

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blade
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Beitrag Sa., 27.01.2018, 10:32

Schrecken ist etwas
Leere ist nicht Schrecken
enthält sie Schrecken
ist es nicht Leere.

Vielleicht ist es Ungeduld und das Gefühl des "zu wenig"?
Dasein absolvieren ist irgendwie so ein programmatisches Ding (warten bis die Mitoseuhr abläuft?)

wie wäre es mit Dasein ausbauen? ich meine so als Robinsonade..
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Hiob
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Beitrag Sa., 27.01.2018, 15:58

Ich würde warten, bis ich etwas entdecke und dem dann rücksichtslos nachgehen. Diese Idee, Begeisterung oder das Interesse wird nicht die selbe Größe und Lautstärke haben, wie bei anderen Menschen. Vielleicht brauchst du eine Lupe, vielleicht musst du in eine leisere Umgebung. Erst wenn du die ersten Dinge wahrnimmst und erlebst, zeigen sich neue. Du kannst keins überspringen oder dessen Wert vorausdenken. Mit steigender Fließgeschwindigkeit wird der Bach klarer. Alles neue wird besser erkennbar.

H.

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Robinsonade
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Beitrag Sa., 27.01.2018, 18:25

@blade

Danke für Ihre Reaktion. Ich bin mir nicht sicher ob ich mich verständlich ausdrücken konnte, das Gefühl des Nichtverstandnseins ist mir wohl bekannt, meine oftmals umständliche Ausdrucksweise ebenso…
Daran möchte ich ja gerne arbeiten - dieser Funke veranlasste mich hier ein Profil zu eröffnen.

In meiner Robinsonade habe ich mich inzwischen ganz gut eingerichtet, dennoch, ›mein Dasein ausbauen‹ – steckt das nicht mit in meinem Wunsch hier auf ebenfalls Betroffene zu treffen?



@Hiob

Auch Ihnen mein Dankeschön für Ihre ausführlichen Ratschläge.
»Du weißt, dass du krank bist, wenn du anfängst Gesundheit zu simulieren.«

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blade
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Beitrag Sa., 27.01.2018, 19:31

Hallo Robinsonade

vacuitas kann übersetzt werden als Freiheit oder als Leere.
meinten Sie also "Schrecken der Freiheit"?

dann hab ich das tatsächlich falsch verstanden
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Thread-EröffnerIn
Robinsonade
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Beitrag So., 28.01.2018, 05:48

Hallo blade,

in diesem Fall, hat es nach meinem Verständnis, keine Relevanz ob ich mit Leere oder Freiheit übersetze. Beides passt. Lateiner bin ich nicht, bei der Auswahl meiner ›Überschrift‹ folgte ich einem Gefühl, welches ich mit diesem Zitat verbinde; dieses Gefühl hier zu beschreiben würde jeden Rahmen sprengen...

Dankbar bin ich für Ihren Hinweis hinsichtlich der Bedeutung von ›vacui_tas‹!
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blade
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Beitrag So., 28.01.2018, 05:58

war nicht bös gemeint, bin auch kein Lateiner.
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baobab
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Beitrag So., 28.01.2018, 06:02

Freiheit und Leere in Zusammenhang finde ich sehr interessant.

Hallo Robinsonade,

mag deinen Namen.
weckst Erinnerungen an mein Lesen von Robinson Crusoe und alles Inselgefühl.
Eine Insel zu sein oder zu haben finde ich schon viel.
Lange habe ich das Lied "Da wird eine Insel sein" von Klaus Hoffmann rauf und runter gehört.

Persönlich finde ich die Vorschläge von: "erweitern" wie auch "sanft zu etwas hinfühlen, vorsichtig, wenn auch nur wenig geht", sehr passend und bin froh, sie hier so präzise und schwarz auf weiß zu lesen, auch in Zusammenhang.

Dir kann ich nur sagen - ja, ich kenne es wohl, was du beschreibst - und deine Signatur haut mich schier um, passt sehr, sehr gut. Das Gesundheit vorspielen können kann aber auch Schutz sein, weil wenn das Kranke offen ist, was in einer Phase nicht mehr zu verbergen war - ist es nicht besser (obwohl ich das mal vermutete).
Sobald man weiß, dass es Schutz sein kann und das dahinter kennt ist schon was geschafft.

Lieben Gruß, baobab
- Bitte erstmal keine Antworten in meinem Blog-Thread, weil es mich überfordert -

In Wirklichkeit gibt es nur die Atome und das Leere.
Demokrit

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Robinsonade
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Beitrag So., 28.01.2018, 06:08

@ blade

Ich habe es nicht als ‹bös‹ verstanden...
»Du weißt, dass du krank bist, wenn du anfängst Gesundheit zu simulieren.«

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Robinsonade
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Beitrag So., 28.01.2018, 07:17

@ baobab

Hallo baobab,

auch dir möchte ich danken, für deine Aufmerksamkeit.

Ja, zu ›Freiheit & Leere‹ muss ich an Jean Paul Sartre denken:

»Sartre gibt das Beispiel des Gefangenen: Der sei nicht frei, aber sei frei zu wählen, ob er den Ausbruch aus dem Gefängnis versuchen wolle oder nicht. Nicht darauf kommt es an, was man aus dem Menschen gemacht hat, sondern darauf, was er aus dem macht, wozu man ihn gemacht hat.«

Ich meine mich, inzwischen, ganz gut zu kennen, soweit man sein ›Gesicht selbst erkennen‹ kann, ohne Spiegel; aber ich weiß wie es sich anfühlt…

Dass Ängste ursächlich sind für meine ›Situation‹, das weiß ich, ebenso, um meine Verantwortung bei der Konstruktion eben dieses Circulus vitiosus…

Liebe Grüße,
Robinsonade
»Du weißt, dass du krank bist, wenn du anfängst Gesundheit zu simulieren.«

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blade
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Beitrag So., 28.01.2018, 07:50

Circulus viciosus
da läuft bei mir die Assoziationskette an
bei den keltischen Druiden zB war die Spirale ein wichtiges Symbol

der Versuch den Kreis zu durchbrechen läuft auf eine Zerstörung des Flusses hinaus
manchmal kann es vielleicht angezeigt sein den Gordischen Knoten zu durchtrennen, aber das muss nicht immer so sein.

wenn man den Kreis genau kennt und seinen Zyklus abschätzen lernt, dann kann man eventuell mit dem richtigen Timing eine Intervention setzen, diese muss gar nicht gewaltig sein, wenn dabei der Schwung des Kreises ausgenutzt wird (Vibration ist Energie und wird zur Kraft, wenn man ihr Richtung verleiht, siehe auch Sandfiguren auf Glasplatten durch Geigenbögen etc.)

so wird aus einem quälenden sich im Kreis bewegen (sinnloses gefangen sein) evtl eine Aufwärtsspirale (Befreiung)??

ist jetzt etwas philosophisch geraten
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baobab
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Beitrag So., 28.01.2018, 09:39

Mag diese Art Philosophie, empfinde sie das Weibliche einschließend.

Durchbrechen scheiterte, Eruptionen zogen sich wieder zurück, manchmal enger danach noch.
Was meines Erachtens möglich ist, ist ein vorsichtiges an die Grenzen gehen, von innerhalb.
(Feldenkrais: man erweitert die Grenzen nicht, indem man sie übertritt, sondern in dem man vorsichtig an die Grenzen geht und sie so langsam erweitern kann).
Feldenkrais könnte vielleicht hilfreich sein, selbst eiere ich aber bisher nur "drum herum".

Spirale ja - Kreis aber auch, manchmal offen, manchmal geschlossen.
Die Idee eines Zyklus und ihn kennen zu können gefällt mir.
Aber auch die Erfahrung, der Zyklus vertieft sich von selbst. Wenn man ihn (zu)lässt.
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Demokrit

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baobab
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Beitrag So., 28.01.2018, 09:48

Robinsonade erinnert hier an Bionade, diese leckere Limo(nade), weiß nicht, ob nur meins oder Absicht.
Bionade verbinde ich mit Prickeln, Vibration.

Sartre und auch Camus, mag ich phasenweise auch sehr.
Den Gefängnis-Gedanken kenne ich.

Ich glaube, ganz ohne Spiegel kann man sich gar nicht erkennen?

Ängste - ja - eigene Verantwortung ... auch .... für mich fühlt es sich an, wie einen schwarzen Berg bezwingen müssen (oder sehr viel schwarz annehmen müssen).
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Demokrit

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