Panische Angst in der Verliebtheit

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Kellerkind
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Beitrag Mo., 14.08.2017, 06:41

Interessant, diese Gedanken und unterschiedlichen Sichtweisen.

Bin gestern zumindest mit der Zahnbürste, einem Set Sportklamotten und W-Lan-Passwort bei meinem Freund eingezogen, und werde dort nun sehr viel Zeit verbringen. Bei meinen ersten Besuchen bekam ich hier und da zwecks Einrichtung mal zu hören: "Ach, das wollte damals die Ex so, mir ist das nicht wichtig". Da hielt ich geistig einen Moment inne, und fragte mich in alter Sitte, ob mich das stört. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest: nein, nicht wirklich. Früher, mit 20 hätte es mich definitiv total gestört, mit 30 glaubte ich, dass ich das so "tough" und "entschlossen" sei, dass ich darauf bestehen würde oder sofort wegrennen in so einer Situation, aber hier und jetzt? Ich bin erstaunt, wie gleichgültig mir solche Dinge geworden sind.
Das bisschen, was an Spuren von der Ex noch da ist, stört mich in keinster Weise. Das hat wohl damit zu tun, dass er Vater ist, und ich sowieso niemals nie nicht drumherum komme, von der Ex = Kindsmutter zu hören und dass deren gemeinsame Vergangenheit in Form des Sohnes ja sowieso omnipräsent sind und die sich jeden Tag auf Arbeit sehen. Genauso umgekehrt, wenn er bei mir ist mit meiner Tochter. Da wird natürlich AUCH über "Papa" geredet oder Anektoden von früher erzählt, und ja, ich habe auch Fotos... wenn auch wenige... mit meinem Ex-Mann. Damit muss er genauso klar kommen wie ich, da wäre es irgendwie seltsam, wenn man alle Spuren der Ex ausmerzen wolle.

Wenn mich allerdings irgendein Gegenstand tatsächlich stören würde, würde ich ihn schon bitten, es wegzutun und notfalls selbst wegräumen. Vor allem bleibt es sich ja schlimmstenfalls gleich, wenn es eh Streit gibt? Es gibt Streit, wenn ER es nicht weghängt, und wenn ICH es tun würde, gäbe es VIELLEICHT Streit, vielleicht wäre es aber auch okay, aber so oder so, ich hätte meinen Willen. Dann lieber Streit und ich hab mich durchgesetzt als Streit der zu nichts führt. Aber ich vermute, darum geht es nicht. Sondern eher um irgendein ominöse Prinzip, dass MANN so was nicht nur tut, sondern auch von sich aus zu wollen hat, sonst ist FRAU gekränkt.

Ich glaube, der Unterschied ist aber auch der, dass manche wenn sie zusammenwohnen immer noch zwischen "mein" und "dein" trennen. Nicht das Gefühl des ZUSAMMENWOHNENS haben ("WIR wohne jetzt hier.") sondern dass einer das Gefühl hat BEIM ANDEREN zu leben, und sich insgeheim immer nur zu Gast fühlt. Ich hatte mal einen Partner, der übernachtete jedes Wochenende bei mir und benahm sich auch entsprechend wie so ein kleiner Platzhirsch. Aber wenn ich was von ihm wollte, wie Müllrunter bringen oder eine Reparatur, betonte er immer, dass er ja schließlich nur GAST sei, und wenn er mir da jetzt z.B. die Lampe aufhänge, dann nur aus purer Gefälligkeit...*augenroll*... aber ich habe keine Recht, etwas zu fordern. Buh, das braucht doch auch kein Mensch, oder? Partner, die bei einem einziehen aber insgeheim emotional sich nicht einlassen, sondern sich als GAST fühlen statt als gleichberechtigter Mitbewohner.

Nichtsdestotrotz habe ich natürlich auch den typischen weiblichen "Nestbau-Instinkt" und möchte Spuren in seinem Zuhause hinterlassen. Er ist reif genug, dass er mir das mit 'nem Grinsen auch gestern von sich aus angeboten hat nach einem Ausflug zu Ikea. Er wisse ja, wie Frauen so ticken, deswegen habe er absichtlich wenig Deko, damit ich mich da noch ein wenig verewigen könne...*g*... er wolle mir ja nicht den Spaß nehmen. Und klar, werde ich nach und nach dafür sorgen, dass es nicht nur SEIN Zuhause ist, sondern mehr und mehr auch UNSER Zuhause. Aber eben NICHT um die Erinnerungen an eine Ex auszulöschen, sondern um neue gemeinsame Erinnerungen zu schaffen. Und derweil, bis wir wirklich richtig zusammen ziehen eines fernen Tages, sind gefühlt beide Wohnung uns. Er ist bei mir zuhause, ich bei ihm.
Auf das Bild-Beispiel übertragen, wäre die diplomatischste Lösung wohl gewesen, mit ihm gemeinsam ein NEUES Bild auszusuchen, dann hätte das alte ganz von alleine weichen müssen. Zum Beispiel im Ikea vor 'nem Bild stehen und schwärmen, und große Augen machen, dann fragt Mann: "Hmm, ja, schon schön, aber haben ja gar kein Platz." Hmm, wie wäre es über dem Bett, da würde es doch gut aussehen?" Dann wäre das alte Bild vermutlich ganz ohne Aufsehens von alleine verschwunden.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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Twerse
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Beitrag Mo., 14.08.2017, 09:24

Auch mal wieder Buchstaben von mir.

Ephraima - mit dem Bewusstsein, dass du dich möglicherweise in eine Bindungsstörung bewegst, bist du schon nen guten Schritt in die Richtung, das auch wieder loszuwerden.

Ich hab mich in seiner Wohnung tatsächlich nur als Gast gefühlt. Nicht richtig integriert. War Seins, nicht meins. Es war angedacht, in naher Zukunft gemeinsam in was neues zu ziehen. Maximal 1 Jahr sollte das ne Übergangslösung sein.
In der Wohnung hab ich mich grundsätzlich nicht wohl gefühlt. Und ich gehöre zu den Menschen, die schöne Umgebung brauchen für die Seele.
Das hatte sicher Auswirkungen uns vll war ich dadurch unentspannter mit dem Bild als nötig war. Heute und mit Abstand finde ich es weniger dramatisch. Aber ich hab mich einfach erdrückt gefühlt zu dem Zeitpunkt.

Die einkauflösung war für mich nicht am Tisch, weil ich kein Geld für ein Bild gehabt hätte und meinem Freund nicht zumuten wollte, Geld in die Hand zu nehmen.
Ich muss allerdings zugeben, dass das eine recht chice Lösung gewesen wäre. :)

Selber abhängen ... Ich hab dran gedacht. Aber das hätte ich als Übergriff empfunden. Wahrscheinlich weil ich die Wohnung nicht als auch meine, sondern als seine empfunden habe.

Seine ex hat uns auch immer noch versucht zu ärgern. Ihm das Kind entzogen und mittels Kind manipuliert, ausgefragt und kontrolliert.
Mich hat sie nur als "die hexe" oder "deine Schlampe" oä bezeichnet. Das auch vorm Kind. Kind durfte auch auf gar keinen Fall Kontakt zu mir haben ...
Ich denke dadurch ist man so einem Menschen ggüber nicht frei genug, um seine Hinterlassenschaften positiv zu sehen.

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ephraima
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Beitrag Mo., 14.08.2017, 14:19

Liebe Twerse,

Ha! So war es bei uns auch, er schlug vor, dass ich zu ihm ziehe und wir dann zusammen nach etwas gemeinsamen schauen. Das wurde dann nix. Eine Ex hat mal auf seiner Party an ihm rumgekuschelt, anschließend hat sie unten an der Haustür meinen Namen vom Klingelschild gekratzt.... er beschrieb alle seine Ex immer als ebtweder Hexen oder Opfer seiner Unentschlossenheit. Die hatten dann irgendwann Burnout.

Als ich nach der Trennung mal zu seiner neuen Wohnung kam, saß da eine (natürlich) noch jüngere Freundin und hatte auch keinen eigenen Platz oder eigene Sachen dort.

Und schaute mich ängstlich an. Er muss schlimme Sachen über mich erzählt haben.

Ich hätte es auch als Übergriff empfunden, etwas einfach abzuhängen. Wenn die Beziehung gesund ist, stören diese ganzen Dinge doch auch gar nicht.

Übrigens: der Engländer schrieb mich an und fragt ob wir mal Tischtennis spielen oder was trinken gehen wollen.

Vor einigen Monaten fand ich den im Gespräch mal super und dachte: frag doch mal nach meiner Telefonnummer.

Nun fühle ich mich total erschöpft von den letzten Beziehungsstrapazen.

Und er hat sich ne Eigentumswohnung gekauft, in die er Mittwoch einzieht. ...Gutverdiener.

Ich mit meiner besseren Studentenbude hab da doch schon wieder Minderwertigkeitskomplexe.

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 19.08.2017, 18:07

Würde jetzt auch nicht 'einfach so mal eben' was abhängen, hier war ja schon drüber gesprochen worden.
@ephraima: ich kann dich verstehen ... die Zeit, die Zeit ... und was spricht dagegen, den anderen einfach mal zu treffen? Nur zu.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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ephraima
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Beitrag Sa., 19.08.2017, 22:55

Hab ich gemacht, war ne Pleite. War auch son Idiot, der jemanden dringend braucht. Aber der Grieche war wenigstens witzig.
Das hat dann nur dazu geführt, dass ich ihn wieder vermisst hab.
Und zu dem Mann ganz unfreundlich wurde.

War ne scheiß Idee.

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