Ich und die Menschheit...

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Geschmacksneutral
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 23
Beiträge: 1

Ich und die Menschheit...

Beitrag Di., 07.02.2017, 21:23

Ich muss mal etwas loswerden das mir seit langer Zeit auf der Seele lastet. Kurz zu mir...

Ich bin Anfang-Mitte zwanzig, arbeitslos, single (nach einer Beziehung die mich oft an den Rand des Wahnsinns getrieben hat) und lebe vollkommen alleine. Ich würde das oft gerne ändern aber irgendwie scheint das für mich nicht so recht zu funktionieren. Jedes Mal wenn ich versuche "Freunde" zu finden scheitere ich.

Ich hatte seit jeher Probleme mit meinen Mitmenschen und sie mit mir. Ich war schon als Kind in der Vorschule ein Mobbing-Opfer wie es im Buche steht. Meine gesamte schulische "Karriere" verbrachte ich als Außenseiter. Ich bin irgendwann vollkommen verbittert und habe angefangen die Gesellschaft zu hassen. Auf der anderen Seite reicht auch nur eine kleine Geste im Alltag und auf einmal sehe ich die Menschheit wieder in einem ganz anderen Licht. Es ist fast so als gäbe es Menschen die meinen Glauben an das "Gute im Menschen" wiederherstellen und dann kommt so sicher wie das Amen in der Kirche einer der diesen Glauben kaputt macht.

Ich lebe zurückgezogen. Was meine gleichaltrigen Mitmenschen typischerweise tun und mögen (und das war schon immer so) widerstrebt mir. Ich trinke keinen Alkohol, nehme keine Drogen und ebenso wenig möchte ich in eine Disco, eine Bar oder was auch immer für einen Nachtclub gehen. Ich als "Nachteule" finde das "Nachtleben" zum kotzen. Ich mache gerne lange Spaziergänge in der Nacht, genieße die Ruhe und sauge die Atmosphäre einer schlafenden Kleinstadt (ja, auch eine Kleinstadt hat Atmosphäre!) förmlich auf.

Es gab Zeiten da habe ich mich bei "Freunden" (es waren mehr Menschen die einfach Mitleid mit mir hatten wie man mich irgendwann wissen ließ) einfach angehängt und ging mit in die diversen Nachtlokale. Doch es war mir immer ein Graus, die laute Musik (ich bin ein sehr musikalischer Mensch, aber "Electronic Dance Music" und Tanzen entspricht nicht meinem Geschmack!), die betrunkenen Menschen die sich oft nicht mehr unter Kontrolle haben....ich hass(t)e es!

Selbst wenn ich wollte, könnte ich mich heute nirgends mehr "anhängen". Ich kenne niemanden und niemand kennt mich. Ich denke oft darüber nach wie ich meine Situation verändern könnte. Aber ein Blick auf die Gesellschaft nimmt mir gleich jeden Mut. Schalte ich den Fernseher ein ist alles was ich sehe
  • Sex
    Geld
    Macht
    Klischees
    "Promi"-Verehrung
    Fitnesswahn
    Optimierungswahn
Ich bin so reizüberflutet von all dem Sex (mal ehrlich, "Amorelie" Werbung für Vibratoren und Dildos morgens um 8? Gehts eigentlich noch?)...mich widert das ganze Thema und alles drumherum schon nur noch an.

Ich war mal glücklicher. Früher hatte ich im "Online-Dating" ab und zu Erfolge, habe zumindest das ein oder andere Mädel kennengelernt. Heutzutage funktioniert auch das nicht mehr. Dabei war es oft so schön...zwar hatten all diese Personen auch ihre individuellen Probleme...wie sie eben jeder hat...aber die Momente waren schön und ich hätte mir gewünscht sie würden nie vergehen. Schade dass es im Endeffekt nie geklappt hat. Das eine Mal als es funktionierte (meine Ex-Freundin) hat mich nervlich fast zum Zusammenbruch gebracht. Anfangs waren die vermeintlich kleinen Probleme die sie so mit sich herumschleppte kaum aufgefallen...aber irgendwann ist man einfach entnervt...

Ich würde so gerne alles ändern. Aber wo und wie anfangen? Wer bis hierhin gelesen hat: vielen Dank! Ansonsten auch egal...schön sich das alles mal von der Seele geschrieben zu haben...wenn mir noch was einfällt häng ichs hier dran.

Werbung

Benutzeravatar

SchnickSchnack
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 34
Beiträge: 123

Beitrag Mi., 08.02.2017, 02:43

Was willst du denn genau ändern? Geht's dir nur darum, eine Freundin zu haben oder auch Freunde?

Und warum guckst du denn Fernsehen, wenn dich das Programm so nervt?

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12128

Beitrag Mi., 08.02.2017, 06:10

Du sitzt im Keller und wunderst dich dass es so finster ist.
Wenn du Sonne sehen möchtest mußt du ins Freie gehen.

Ich bin viel in der Natur und beim Sport unterwegs, da treffe ich z.B. im Winter in den Bergen bei -20 Grad viele junge Menschen bei Schitouren und wenn man mit denen redet ist da überhaupt nix von Saufen, Drogen, Sex, Disco etc. die haben ganz andere Dinge im Kopf.
Ebenso im Winter in der Kletterhalle oder im Sommer beim Mountainbiken, Bergsteigen usw.
Diese jungen Menschen, in der Regel halb so alt wie ich, sind ausgeglichen, bodenständig, hilfsbereit und freundlich.
Aber unter denen würdest du dich wohl ebenso nicht wohl fühlen und es wiederum ihnen in die Schuhe schieben.

Ich bin mir sicher dass es diese jungen Menschen auch in allen anderen Bereichen gibt, ( so habe ich sie auch z.B. im Rahmen meiner Arbeit bei der Flüchtlingshilfe kennen gelernt), die Frage ist viel mehr ob es denn überhaupt einen Bereich gibt für den du dich interessieren könntest, oder bist du viel zu sehr damit beschäftigt den Rest der Menschheit pauschal zu kritisieren?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Hiob
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 78
Beiträge: 2424

Beitrag Fr., 10.02.2017, 15:38

Geschmacksneutral: "Ich würde so gerne alles ändern. Aber wo und wie anfangen? "

Als bei mir irgendwann mal Diplomprüfungen ins Haus standen und ich mit meinen Studienkollegen vor dem dicksten Buch saß, blätterten wir drinnen herum und stöhnten, wie schwer doch dieses Buch sei. Wir blätterten weiter und dort wars noch schlimmer. Man konnte aufschlagen, was man wollte, ein Teilthema war schwerer und langweiliger als das andere.

Nach eine Weile fragte einer: "Wo fangen wir denn nun an?"
Ich meinte "Wie wärs mit vorn?" (Ich lag dann übrigens schon in der Sonne, als die anderen noch versuchten, ihren Plunder in der Regelstudienzeit zu schaffen.)

Es ist ganz gut, dass dir diese Welt so auf den Keks geht. Du merkst es wenigstens.
Ich würde mir jetzt Ruhe gönnen und mal eingie Sachen aufschreiben, die ich sofort ändern kann. Kleine Sachen, schaffbare. Und dann einfach mal mit dem ersten anfangen. Zum Freiwerden gehört einfach Praxis.

Wenns dich interessiert, können wir, Nico hat ja schon angefangen, gerne weitere Vorschläge machen. "Diskutieren" brauchen wir über die Vorschläge nicht, du setzt sie entweder um oder nicht, entwickelst daraus eigene Ideen oder nicht. Eine Einteilung nach "sinnvoll-unsinnig" oder "wirkungsvoll-wirkungslos" ist hierbei nicht notwendig. Damit können sich Intelektülle die Zeit vertreiben. Dein Gehirn kann nicht "erdenken", ob du dein Leben tatsächlich wirksam gestalten kannst. Du kannst es nur tun und dich dabei erleben.

Ob bei dir denn Interesse besteht, wird sich herausstellen.
H.

Werbung

Benutzeravatar

Kaonashi
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 1244

Beitrag Sa., 11.02.2017, 11:57

Ich war schon als Kind in der Vorschule ein Mobbing-Opfer wie es im Buche steht. Meine gesamte schulische "Karriere" verbrachte ich als Außenseiter. Ich bin irgendwann vollkommen verbittert und habe angefangen die Gesellschaft zu hassen. -- Quelle: viewtopic.php?f=3&p=918325
Das kann ich verstehen, kommt auch häufig vor, wenn man so viele schlechte Erfahrungen macht. Das blöde ist nur, dass es einen nicht weiterbringt. Ich glaube, es ist besser, wenn man versucht zu verstehen, was in einem selber vorgeht, und auch was in anderen Menschen vorgeht. Deshalb habe ich mich immer intensiv mit Psychologie beschäftigt. Dadurch konnte ich besser einordnen, warum Menschen sich so oder so verhalten, und ich konnte besser einordnen, was mein Anteil an manchen Dingen war.
Auf der anderen Seite reicht auch nur eine kleine Geste im Alltag und auf einmal sehe ich die Menschheit wieder in einem ganz anderen Licht. Es ist fast so als gäbe es Menschen die meinen Glauben an das "Gute im Menschen" wiederherstellen und dann kommt so sicher wie das Amen in der Kirche einer der diesen Glauben kaputt macht.
Es ist ja gut, wenn du das Gute noch sehen kannst. Es ist aber nicht richtig, dann alles Gute wieder zu leugnen, nur weil mal was Negatives kommt. Wie man so sagt "wo Licht ist, ist auch Schatten", und das Negative gehört zum Guten und zum Leben einfach dazu. Die Welt ist nicht per Plan gut gemacht, sie ist, wie sie ist. Und Menschen müssen in der Welt überleben und haben dafür ihre Strategien entwickelt, die eben auch nicht immer nur gut sind.
Ich lebe zurückgezogen. Was meine gleichaltrigen Mitmenschen typischerweise tun und mögen (und das war schon immer so) widerstrebt mir. Ich trinke keinen Alkohol, nehme keine Drogen und ebenso wenig möchte ich in eine Disco, eine Bar oder was auch immer für einen Nachtclub gehen. Ich als "Nachteule" finde das "Nachtleben" zum kotzen. Ich mache gerne lange Spaziergänge in der Nacht, genieße die Ruhe und sauge die Atmosphäre einer schlafenden Kleinstadt (ja, auch eine Kleinstadt hat Atmosphäre!) förmlich auf.
Das finde ich gut. Du musst das tun, was dir Spaß macht und guttut, und andere machen das, was ihnen Spaß macht. Wenn man eher ein introvertierter Typ ist, dann mag man eben auch ruhigere Beschäftigungen, das ist völlig normal.
Ich bin so reizüberflutet von all dem Sex (mal ehrlich, "Amorelie" Werbung für Vibratoren und Dildos morgens um 8? Gehts eigentlich noch?)...mich widert das ganze Thema und alles drumherum schon nur noch an.
Ich finde auch, dass Sex überbetont wird. Aber vielleicht stört es dich auch deshalb, weil es dich triggert, weil du keine Partnerin hast und etwas vermisst. Dann ist einem die übertriebene Sexualisierung nicht so egal, wie wenn man schon alles hat, was man sich wünscht.

Ich denke, Leute, die eher ruhig sind und kein Nachtleben in Bars etc. mögen, können passende Frauen eher an anderen Orten finden. Vielleicht am Arbeitsplatz, in einem Verein, einer Freizeitbeschäftigung oder von mir aus auch im Internet. Aber dann muss man auch die eigenen Ansprüche mal hinterfragen. Gibt ja viele, die jammern, dass sie keine abbekommen, aber dann eine lange Liste haben, was die Frau alles haben oder nicht haben soll. Sie darf z.B. nicht dick sein, sie muss vorzeigbar sein usw. also vielleicht hätte man ja die Chance, jemanden kennenzulernen, der äußerlich nicht perfekt ist, aber in dem man etwas tieferes findet als eben nur Äußerlichkeiten.
Ich würde so gerne alles ändern. Aber wo und wie anfangen?
Ja, was genau ändern? Ich denke, man kann nur sich selber ändern, andere nicht.
Siehst du nur alles negativ, weil du einsam bist? Dann wäre das auch das einzige, was geändert werden müsste. Entweder findest du jemanden, oder du lernst, wie man allein klarkommen kann, ohne alles negativ zu bewerten.


MariJane
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 28
Beiträge: 998

Beitrag Sa., 11.02.2017, 12:44

Verstehe das bitte mit nem Augenzwinkern. Wobei ich die Idee wirklich nicht so schlecht finde, weil du dir ja Menschen wünschst, die zu dir passen und vor allem deine Abneigungen teilen. Darüber schreibst du letztlich mehr als über die Dinge, die du magst...

http://ze.tt/endlich-die-dating-app-fue ... en-ist-da/

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag