Ich fühle mich so gefangen und alles scheint mir ausweglos...

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Manami
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Ich fühle mich so gefangen und alles scheint mir ausweglos...

Beitrag Di., 03.01.2017, 17:57

Heyho,

also ich weiß nicht ob ich hier richtig bin, aber ich möchte einfach meine Gefühle loswerden und werde jetzt einfach anfangen zu schreiben (zum 2ten Mal, da ich meinen Beitrag beim ersten Mal aus Versehen gelöscht habe )

Nun ja... ich bin 20 Jahre alt, männlich und komme aus Wien.
Ich weiß einfach nicht weiter und fühle mich im Moment so hoffnungslos und verzweifelt, dass mir manchmal die Worte fehlen.

Ursprünglich komme ich nicht aus Österreich, sondern bin mit meinen Eltern hier hergezogen (eher geflüchtet), als ich gerade noch 5 Jahre alt war.
Wir lebten damals in einem Flüchtlingshaus in Feldkirch/Vorarlberg und ich habe die deutsche Sprache sehr schnell gelernt, als ich in die Vorschule kam.
Ich war damals ein sehr aufgewecktes Kind, dass sehr neugierig war und habe mich schnell mit anderen Kindern in der Schule angefreundet.
Später sind wir nach Dornbirn umgezogen und ich kam aufs Gymnasium.
Die Zeit dort war für mich ganz ok, doch als ich älter wurde, begann ich mit sehr starken Selbstzweifel und Ängsten zu kämpfen.
Der Grund dafür war, dass ich in der Pubertät ruhig geworden bin und es mir schwer fiel, neue Freunde kennen zulernen, außerdem war die Tatsache, dass alle anderen Kindern außer vornehmen Familien stammten und ich nur ein Flüchtlingskind war, belastend für mich. Die Tatsache, dass ich damals etwas dicklich war und sehr ruhig und immer alte Sachen trug, weil meine Eltern manchmal sogar wenig Geld fürs Essen hatten, war der Nährstoff für Hänseleien und schottete mich immer mehr ab von den anderen.
Zwar hatte ich ein paar sehr gute Bekannte, aber das Gefühl, nicht dazu zugehören konnten sie mir nicht nehmen.

Dann kam mein 14. Lebensjahr und wir sind nach Wien umgezogen.
Ich war extrem dagegen, da ich Vorarlberg liebte, auch wenn für mich die Schule manchmal eine Qual war.
Ich kam auf eine Hauptschule und es wahr die Hölle für mich. Die Tatsache, dass ich sehr gut in der Schule war und ruhig, gefiel meinen Mitschülern nicht besonders und ich fühlte mich noch mehr fehl am Platz, als am Gymi.
Ich machte so schnell wie möglich den Pflichtschulabschluss, auch wenn ich die meiste Zeit geschwänzt habe, weil es für mich dort unerträglich war. Nur zu den Prüfungen bin ich gekommen und bin dann quasi am nächsten Tag nicht mehr erschienen...
Nachdem ich die Schule fertig hatte, wusste ich nicht was aus mir werden sollte. Ich wurde depressiv und war eine lange Zeit zu Hause, bis ich eine Lehre gefunden hatte.
Die Lehrzeit war am Anfang auch nicht so toll, da ich mich mit den meisten nicht verstanden habe und keine Drogen nahm wie sie (ich war in einer überbetrieblichen Firma und die Kids dort, waren nicht gerade die bravsten) und außerdem war ich wieder in der Berufsschule der beste und musste mir Ausrufe wie "Streber" gefallen lassen.
Die Lehrzeit über war ich einfach ruhig und versuchte nicht aufzufallen, dass war aber nicht immer sehr leicht, da die Ausbilder mich nicht so mochten...
Zeitgleich mit der Lehre habe ich mit der Berufsmatura angefangen und werde sie diesen Frühling abschließen.

Joa, dass war so meine Lebensgeschichte.
Ich bin jetzt auch die meiste Zeit deprimiert, da ich nicht selbstbewusst bin und mich einfach hasse.
Ich habe das Gefühl meine Jugendzeit vergeudet zu haben, da ich noch nie eine Freundin habe und glaube, dass ich auch nie eine finden werde.
Meinen Körper mag ich auch nicht und finde mich hässlich und unmännlich. Viele sagen, dass ich aussehe wie 14-15 und das macht mir auch etwas zu schaffen.
Ich bin eingesperrt in meinen negativen Gedanken und weiß keinen Ausweg. Meinen Lehrberuf will ich nicht weiter machen, weil es nichts für mich ist und ich habe mir überlegt später zu studieren, aber dann denke ich immer wieder daran, dass ich ein Loser bin und es niemals schaffen würde.
Das Verhältniss mit meinen Elter ist auch nicht so toll, meine Mutter arbeitet und mein Vater sitzt nur depressiv zu Hause rum...

Ich würde so gerne selbstbewusst sein, tolle Freunde finden und die Welt genießen, aber ich fühle mich so eingesperrt und mein Kopf sagt mir, dass ich ein Loser bin und es nicht verdiene glücklich zu sein, da ich soviel Mist gebaut habe und auch niemals eine Freundin finden werde.

Ich weiß einfach nicht weiter...


Danke fürs lesen,

~ Manami

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Kirchenmaus
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Beitrag Di., 03.01.2017, 20:10

Hallo Manami,

ach, Mensch, mir tut das sehr leid zu lesen.

Mir scheint, du bist einfach im falschen Umfeld, und um das auszuhalten, machst du dich selber runter.
Kennst du das Märchen vom hässlichen Entlein? Das wurde auch verspottet und verstoßen inmitten der Entenschar, bis sich schließlich herausstellte, dass es ein stolzer Schwan war.

Ich möchte dir Mut machen, es mit dem Studium zu versuchen.

Glaub an dich, auch wenn es sonst niemand tut! Du kannst es schaffen!

Lieben Gruß
Kirchenmaus
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Kaonashi
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Beitrag Mi., 04.01.2017, 09:58

Ich glaube, du hättest gute Voraussetzungen, um ein Studium zu schaffen. Du bist intelligent (das zeigt das problemlose Lernen der Sprache und der Wechsel auf das Gymnasium), und ich habe auch den Eindruck, dass du in der Lage bist, Dinge zu Ende zu bringen, auch wenn sie nicht immer so leicht sind, und du weißt, was wichtig ist.
Das sind wichtige und gute Eigenschaften.
Wenn du sehr mit deinem Selbstbewusstsein/Aussehen haderst, oder wenn es sonst noch Dinge gibt, die dich belasten, kannst du das auch mal mit einem Arzt besprechen, der könnte beurteilen, ob eine Therapie notwendig oder sinnvoll wäre.

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Manami
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Beitrag Do., 05.01.2017, 00:59

Vielen dank euch beiden für die aufmunternden Worte

Ich werde es dann mit dem Studium versuchen, obwohl ich noch nicht ganz daran glaube, dass ich etwas schaffen kann.
Aber wie Kirchenmaus geschrieben hat, muss ich wohl einfach an mich selber glauben, auch wenn es niemand tut.
Was mich aber am meisten zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass ich einfach kein Selbstbewusstsein habe. Damit meine ich auch so alltägliche Dinge, wie Menschen ansprechen (vor allem Mädels xD) und wenn ich dann sehe wie die meisten gleichaltrigen darin keine Probleme haben, fühle ich mich immer mies und versinke in negativen Gedanken. Dann denke ich immer, was alles früher schief gelaufen ist und werde einfach unglaublich verkrampft.
Ich bin auch von Natur eher introvertiert und da macht mich diese Selbstunsicherheit noch mehr zu schaffen.
Da ich mit 20 noch nie eine Freundin hatte, habe ich auch Angst, dass mich Mädels als einen Loser abstempeln werden



Liebe Grüße

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Kirchenmaus
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Beitrag Do., 05.01.2017, 10:46

Hei Manami,

weißt du, du siehst halt auch immer nur diejenigen, die die Mädels ansprechen, denn die anderen sieht man ja nicht. Verstehst du, was ich meine? Die Schüchternen, Einsamen, diejenigen, die zu Hause sitzen etc. nimmt man ja nicht wahr. Aber die gibt es genauso.
Nicht alle sind toll und du bist der einzige, der Schwierigkeiten hat. Bisher war es doch eher so, dass du der Intelligenteste und Feinfühligste in deinem Umfeld warst und das zu Schwierigkeiten geführt hat, weil die anderen dich für diese feinen Qualitäten ausgeschlossen haben.

Vielleicht ist ein intelligentes Umfeld genau das Richtige und du wirst viel Akzeptanz erfahren?
Das wirst du aber erst wissen, wenn du es ausprobiert hast.

Vielleicht gibt es ja noch irgendwelche Gruppen, denen du dich anschließen könntest. Gut könnte ich mir für dich etwas in Richtung Philosophie, Weltanschauung, Religion (im weitesten Sinne) oder so vorstellen. Wo es um Werte geht und wo Menschen mitmachen, die auch auf der Suche sind.

Alles Gute!
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Manami
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Beitrag Sa., 07.01.2017, 23:28

Ja, über Gruppen habe ich auch schon nachgedacht.
Werde dann mal im Internet schauen und vielleicht finde ich ja was interessantes.

Danke :D

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