Wo fange ich an?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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the_one
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Wo fange ich an?

Beitrag Sa., 01.10.2016, 08:33

Hallo liebes Forum,

etwas schwierig das ich nicht genau weiß wo ich anfangen soll. Trage so viele (für mich) schlimme Probleme auf den Rücken das ich nur schwer erkennen kann was ich tun soll.

Ich hole ein wenig aus.
Seit ich denken kann habe ich Probleme damit Gespräche aufrecht zu halten. Beim Ausgehen/Feiern ist es immer sehr schwer mich in ein Gespräch einzubringen bzw. das Gespräch überhaupt am laufen zu halten. Ich weiß einfach oft nicht was ich sagen soll.
Hatte früher immer einen größeren Freundeskreis und war ständig unterwegs, aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl einfach nur "Mitläufer" zu sein.
Mitte zwanzig hatte ich dann eine Zeit wo ich in Kifferkreise gekommen bin, habe dann jahrelang (3-4 Jahre) eigentlich täglich gekifft und mich irgendwann dann begonnen abzukapseln von vielen Menschen in meinem Umfeld. Mittlerweile kiffe ich natürlich schon jahrelang nicht mehr (bin 33), hatte irgendwann einfach keine Lust mehr darauf.

Das Problem das ich heute habe ist das ich mit einem relativ kleinen sozialen Umfeld da stehe. Habe im Prinzip zwei Freunde, wovon einer mittlerweile eine Familie hat und dadurch natürlich eher selten Zeit hat.
Natürlich gibts da auch noch ein paar Bekanntschaften/Arbeitskollegen mit denen man ab und an (also alle paar Monate mal) auf nen Kaffee geht.

Ich tue mir extrem schwer damit neue Kontakte zu knüpfen, wirke leider auf viele Menschen im ersten Augenblick unsymphatisch, was dann natürlich im Kombination mit dem Gesprächsproblem etwas blöd ist.

Das war jetzt mal im Prinzip Problem #1.

Kommen wir zu Problem #2. (wobei dieses Problem ziemlich sicher ausschlaggebend für alle andren Probleme ist)
Selbstwertgefühl. Was ist das?
Ich habe große Probleme damit mich selbst zu akzeptieren wie ich bin. Ich fühle mich nicht grad attraktiv (obwohl ich eigentlich denke im Durchschnitt zu liegen), hasse es so sozial verkrüpelt zu sein, bin unzufrieden mit meinen Leistungen... kurz: ich mag mich einfach nicht.
Und das obwohl ich weiß das es sehr viel gutes in/an mir gibt. Auf mich kann man sich verlasse, komme was wolle. Ich bin ein ehrlicher und treuer Mensch. Ich habe - wenn ich mich unter den Leuten wohl fühle - eine gute Portion Humor. ...ich bin im Prinzip einfach ein netter Kerl.
Meine Wunschvorstellung von mir selbst geht aber irgendwie in eine komplett andere Richtung. Folglich akzeptiere ich mich nicht und bin mit mir nicht zufrieden.

Problem #3
Beziehungen.
Meine letzte Beziehung (hat nur 2-3 Monate gehalten) bin vor 3-4 Monaten in die Brüche (wurde belogen/hintergangen) und daran knabbere ich leider noch immer. Hatte schon mehrere Beziehungen (auch eine längere die knapp 5 Jahre hielt), aber diese eine letzte hat mich irgendwie "zerstört". Das Problem ist das ich diese Ex für mich als perfekt empfunden habe bzw. immer noch empfinde. Und das obwohl ich weiß das sie es nicht ist.
Ich glaube aber die "Heilung" hier liegt einfach im kennenlernen anderer Frauen (ich rede hier nicht von sinnlosen rumvögeln... sondern nur vom kennenlernen), damit ich auch wieder erkennen kann das "auch andere Mütter schöne Töchter haben".
Aktuell fehlt mir aber glaube ich einfach die Nähe einer Frau... die Vertrautheit eines Partners.
Aber eine Freu kennen zu lernen fällt mir extrem schwer (siehe #1 und #2)


Also in Zusammenfassung:
Kein Selbswertgefühl/Selbstliebe, sozial verarmt, unglücklich Single.


Ich denke ja das das Selbstwertgefühl das Hauptproblem ist. Leider habe ich schon sooo viel versucht das in den Griff zu kriegen. Bücher gelesen, Meditationen, Sport (mache ich regelmäßig), usw usf. Nichts hilft mir.
Auch bin ich seit knapp 2 Monaten in Therapie wo es sich um das dreht, aber auch das hilft mir nicht mich zu lieben.


Ich erwarte nicht das mir hier irgendjemand die Lösung auf einen Silbertablett serviert, aber vl. hat jemand den einen oder anderen Denkanstoß für mich.

Vielen Dank fürs Lesen

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blade
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 10:29

Vielleicht ist in der Frage bereits die Antwort enthalten?

Selbst - Wert - Gefühl.

mit Argumenten und Bilanzen kann man nur den defezitären Status definieren, mehr nicht.

mit Sport, Meditation, etc. bedienen Sie eigentlich "die Stimme, die Ihnen sagt, ...."

lösen Sie sich von der Zielvorgabe dieser Stimme.
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 10:37

Hallo Blade,

danke für die Antwort.
Achja, der Versuch einfach zufrieden zu sein mit dem was man ist. Sich in Bescheidenheit üben und das positive am Vorhandenen sehen...
Eine schöne Idee, auch ein schöner Gedanke, und natürlich logisch betrachtet der richtige Weg.
Wenn da nicht der tiefe Wunsch wäre jemand zu sein der man nicht ist. Jemand zu haben den man nicht kriegen kann.

Ich nerve mich selbst weil ich viele Mittel und Wege aus meinen Problemen von der Theorie her kenne, ich aber nicht fähig bin diese umzusetzen bzw. zu verinnerlichen.

Den Sport mache ich nur für mich selbst damit ich zufriedener mit meinen Körper bin, ich setze ihn nicht als "Medizin" für meine Probleme ein.

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blade
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 10:44

betrachten Sie es einfach als ein Übung - üben Sie sich im empfinden von Frieden.

Beim Sport denken Sie ja auch nicht, daß das das eigentliche Leben ist. Oder?
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Kaonashi
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 12:44

blade, wieso siezt du? In Foren sagt man doch immer "du", dachte ich.

Was mir zu dem Selbstwertproblem einfällt, aber das wäre etwas, was in der Therapie zu besprechen wäre: wo kommt das her? Wer hat dir in der Kindheit vermittelt, dass du nicht in Ordnung seist? Oder waren es deine Schlussfolgerungen aus irgendwelchen Ereignissen? Das musst du aufdecken.
Wenn du dann die Hintergründe deiner Glaubenssätze erkennst, dann merkst du, dass du kein bisschen besser oder schlechter bist als andere.

Wenn du in Kontakten am Anfang nicht gut reden kannst, dann muss das nichts Schlechtes sein. Du brauchst eben mehr Zeit, um ein bisschen vertrauter mit den Leuten zu werden. Außerdem machst du dir vielleicht mehr Gedanken darüber, was andere erwarten. Das ist im Grunde nicht so schlecht, man darf es damit nur nicht übertreiben. Die anderen müssen klarkommen damit, wie du bist, und du hast ein Recht so zu sein, wie du bist.

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Beitrag Sa., 01.10.2016, 15:30

Hy Kaonashi,

tja. Ich denke das auch dieses Rätsel eigentlich schon gelöst vor mir liegt. Mein Vater war schwerer Alkoholiker. Also er schlug mich nie oder ähnliches, aber er war halt absolut nie für mich und meine Geschwister da.
Scheinbar suche ich daher ständig Bestätigung, was in Kombination mit den oben genannten Problemen natürlich ein Teufelskreis ist.

Ja. Es ist alles etwas paradox und für mich manchmal schwer zu erklären (bzw. überhaupt zu verstehen).
Bei meiner Therapie wurde mir gesagt das ich schon depressiv bin und mir beim Weg "zurück uns Leben" auch Antidepressiva helfen würden.
Das ist aber ein rotes Tuch für mich. Warum? Ja, jetzt kommts.
Ich will eigentlich komplett anders sein und kann mich selbst überhaupt nicht akzeptieren, Medikamente möchte ich aber nicht nehmen denn diese könnten mich verändern. (Mal ganz abgesehen davon das ich nichts davon halte meine Psyche mit Medi's zu heilen. Bin kein Fan von Tabletten)

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Kaonashi
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 16:50

Naja, niemand kann komplett anders sein als er nunmal ist. Man hat eine bestimmte Ausstattung an Eigenschaften, und einige davon sind eben unveränderlich. Es geht darum, sich so zu nehmen, wie man ist. Arbeiten kann man an Kleinigkeiten im Verhalten, die einen stören. Aber sich grundlegend ändern kann man nicht. Die Frage ist also immer noch, warum magst du dich nicht? Und ist es nicht so, dass nicht du selbst "falsch" bist, sondern deine Bewertung deiner selbst ist falsch?

Mit Medikamenten kenne ich mich nicht besonders gut aus. Aber ich denke, sie verändern solche Denkweisen nicht, sie verbessern nur die Stimmung und machen vielleicht offener für neue Gedanken?

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Beitrag Sa., 01.10.2016, 17:12

Ja, es gibt ja auch einige Eigenschaften die ich positiv finde, jedoch gebe ich denen für mich selbst zu wenig wert. Ehrlichkeit, Treue, Verlässlichkeit, Einfühlsam... es gibt schon etliches was "gut" ist an mir und was ich auch als solches empfinde.
Meine Denkweise ist hier aber das dies alles Werte sind, die sich erst rausstellen/offenbaren wenn man jemand besser kennt. Und soweit komme ich meist nicht.

Warum genau ich mich selbst nicht mag... ich kann es leider nicht beantworten. Vl. einfach deshalb weil ich andere Menschen sehe wie glücklich sie sind. Während ich schon lange sowas wie Glück nicht mehr gespürt habe, und ich - derzeit - auch keinen Weg sehe das Glück zu erreichen.

Aber ja, du hast recht. Ich bewerte mich vermutlich falsch, die Frage ist - wie kann ich diese eigene (negative) Bewertung abschalten?


Hab einiges darüber gelesen über diese ganzen Mittelchen. Ich verteufle das Zeug nicht - keineswegs. Ich glaube das es vielen Menschen auf Ihren Weg hilft, sehr sogar. Für mich selbst will ich es aber einfach nicht nehmen. Sollte ich damit glücklich werden wären da die ganze Zeit die Gedanken das dies nur wegen dieser Pille is... sie lässt mich glauben das es mir gut geht. So wären dann meine Gedanken.

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blade
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Beitrag Mi., 05.10.2016, 07:46

es gab einst eine Zeit, wie lange das her ist kann ich auch nicht genau sagen, da kontrollierten die Menschen ihre Gedanken. sie taten das unter anderem indem sie die Gedanken mit ihren Herzen prüften und wenn diese Gedanken ihren Herzen nicht gefielen, dann ließen sie es nicht zu, daß diese Gedanken weiter in ihnen existieren durften.

Heute kontrollieren Gedanken Menschen, sie tun das indem sie das Herz der Lächerlichkeit preisgeben und die Menschen dazu bringen sich ihrer Menschlichkeit zu schämen.

Gedanken werden nie hinterfragt.
Nie angezweifelt.
Immer als etwas eigenes angenommen.
Sie sind die Herrscher, nicht die Menschen.

Doch da müsste man anfangen, wollte man kein Sklave mehr sein.
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