Einmal einsam, für immer einsam?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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leomic
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Beitrag Mo., 09.08.2010, 17:20

Willkommen im Club!
Jedesmal wenn ich offen auf andere Leute zugehe scheint es so, als ob egal was ich auch tue immer Distanz gehalten wird. Meine Lösung: scheiß der Hund drauf! Nein wirklich, wenn einen das Leben bzw. Umfeld nicht will, dann will ich es auch nicht. Auf Dauer gesehen grämt mich das weniger, ganz nüchtern betrachtet!

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nofling
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Beitrag Mo., 16.08.2010, 18:57

Zu dem Problem, dass ich bei beiden Therapeutinnen nicht genommen wurde: Ich hatte irgendwie bei beiden Therapeuten in Eindruck,
dass sie es gerne gesehen hätten, wenn ich mit irgendeiner klar definierten Krankheit, z.B Angstörung oder Depression zu ihnen gekommen wäre, die sie dann lehrbuchhaft behandeln können und dass sie mit so diffusen Problemen den meinen nichts anfangen können.
Das hat nicht unbedingt etwas mit ernst nehmen zu tun. Therapeuten müssen sich an die Regeln der Krankenkasse halten, die die Sitzungen bezahlt. Krankenkassen bezahlen nur Therapien für anerkannte Krankheiten. Das heißt, die Therpeutin muss bei dir eine Krankheit aus dem "Katalog" feststellen z.B. eine Depression oder eine Angststörung. Dies muss innerhalb von maximal 5 Sitzungen festgestellt werden. Dann muss die Therapeutin an die Krankenkasse einen Antrag stellen, in dem sie beschreibt, warum du eine der "Katalogkrankheiten" hast. Ist die Krankenkasse überzeugt, dann genehmigt sie eine bestimmte Zahl von Therapiestunden. Nur diese bekommt die Therapeutin bezahlt. Selbst wenn diese Stunden genehmigt werden, darf die Therapeutin aber nicht irgendwelche Therapien duchführen. Sie muss sich je nach Krankheit an ein vorgegebenes "Lehrbuchschema" halten. Die Therapeuten haben also relativ wenig Spielraum. Vielleicht hat man ja mehr Glück mit Therapeuten, wenn man sie privat bezahlt. Das ist leider sehr teuer.

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Eyjafjallajökull
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Beitrag Mo., 16.08.2010, 21:18

Janya hat geschrieben: Das Problem ist einfach zu lösen: Tritt Vereinen bei, besuche Volkshochschulkurse, gehe so viel wie möglich nach drausen (wenn nötig auch alleine) usw.
Das ist genau der Spruch, welchen ich schon lange nicht mehr hören kann... Ich versuchs mal im folgenden zu erläutern.

Ich hänge mich einfach mal hier rein... ich lese schon eine Zeit immer wieder hier im Forum. Finde diesen Thread gerade sehr interessant.

Zu meiner Wenigkeit... Ähnliche Geschichte. Nach der Schule zog ich für meine weitere Ausbildung in eine andere Stadt. Das ging auch gut, während der Ausbildung viele neue Leute kennen gelernt. Man war jung, man machte Blödsinn und es machte Spass. Nun ja, irgendwann hatte man halt das Abschlusszeugnis in der Hand und jeder ging seinen Weg. In meiner Klasse damals waren viele Auswärtige, die wieder zurückgingen. Ich blieb in der Stadt hängen (Jobbedingt). Aus der Ausbildungszeit blieb mir bis heute noch genau eine Kollegin.
Zwischenzeitlich hatte ich eine 5jährige Beziehung mit einer anderen Person (meine einzige Freundin bisher). Ging vor ca. einem halben Jahr in die Brüche... und seit dem: Krise. Schuld liegt bei mir, klar. Hatte mich nie um einen neuen Kollegenkreis bemüht, sondern mich nur auf meine Freundin fixiert. Kollegen aus der alten Heimatstadt? Kontaktabbruch meinerseits; 1 Person sehe ich allerdings noch - recht selten. Freunde hatte ich eh nie viele muss ich sagen.

Ich würde mich nicht als "isoliert" bezeichnen (es gibt Famile, 100 km entfernt), doch ich fühle mich so. Klar, auf der Arbeit hab ich täglich mit Arbeitskollegen zu tun. Ich mach auch Weiterbildung(en). Ich treffe im Rahmen dieser viele neue Leute, mit gleichen Interessen. Man versteht sich gut an den Kurstagen. Was ich einfach immer wieder empfinde: Abends geht jeder nach Hause... in seine Welt. Ich habe bei vielen Leuten einfach das Gefühl, man will gar nicht neue Freunde finden/kennen lernen. Ich werf das ja niemandem vor... aber es macht es verdammt schwer. Ich versuch immer mal wieder, eine private Unternehmung anzuregen. Aber das klappte bisher einfach nicht. ("Keine Zeit", "mal schauen" etc.)
Das selbe mit Arbeitskollegen. Eine Situation die ich nie vergessen werde, ist eine Geburtstagsparty. Ich war eingeladen, was ja an sich nett ist. Kannte dort niemanden, ich musste mich überwinden zu gehen, aber ich ging. Aber auch hier: Man will gar keine neuen Leute kennen lernen. Die Leute labbern über ihre Dinge - Ist verständlich, ich werfs wiederum keinem vor. Dennoch: Als "Neuer" ist man einfach irgendwie das fünfte Rad am Wagen. Wie soll man da reinkommen? Man kann nicht mitreden, man erhält nur geschlossene Antworten, wenn man was fragt... Ich pack solche Situationen nicht. Es war nur ein weiterer Schlag ins Gesicht.
Zudem bin ich beim besten Willen kein Vereinsmensch und meine Interessen wie z.B. Geschichte, Computer, Fotografie oder Natur sind leider eher einzelgängerisch prädestiniert. Und ich könnte nie in einen Verein und Interesse heucheln - sehr schlechte Voraussetzung, um Freunde zu finden.
Versteht mich nicht falsch: Das sollen keine "Ausreden" sein, warum das nicht klappt - es kann auch klappen. Aber gleiche Interessen = Freundschaft ist keine Garantie. Zudem gehören zum Freundschaft schliessen immer zwei und da ist halt die Frage: Wie wirkt man auf andere? Und wenn man innerlich mit sich nicht im reinen ist, wirkts halt wahrscheinlich scheisse auf andere...

Das Ganze (meine Lebensgeschiche etc.) ist noch wesentlich komplizierter, würde aber den Rahmen hier erstmal sprengen. Jedenfalls versuche ich mich immer wieder aufzuraffen, ich gehe in Situationen, wo man Kontakte knüpfen könnte. Aber jeder Rückschlag lastet schwer, man sieht nur noch das Schlechte... sich aufraffen wird immer mühsamer. Die böse Stimme im Kopf, die sagt, dass man schlecht ist, wird immer wieder bestätigt. Ich kenne die Lösungswege, ich möchte es, aber kann es nicht. Dies mögen viele nicht nach vollziehen können. Ich weiss, dass ich mir zu einem gewissen Teil selber im Weg stehe, aber kanns net ändern.
Und dann kommt eben diese "einfache Allroundlösung", wie oben zitiert... Wenns so einfach wäre! Freunde finden bzw. das Sozialleben an sich läuft eben nicht wie in einem "Lehrbuch ab" und genau damit tue ich mich so extrem schwer. Und jede (vermeintliche?) Ablehnung potentieller neuer Kontakte machts nur noch schlimmer. Und dementsprechend wirkt man auch auf andere... der Kreis schliesst sich! Die Frage aller Fragen ist, wie man diesen inneren Teufelskreis durchbricht. Ich suche schon so lange eine Strategie.

Es gibt Tage, da sage ich mir, ich schaffs auch alleine... Theoretisch habe ich alles... einen gut bezahlten + sicheren Job, ich bin gesund und lebe anständig. Aber der Kollege oder die Clique, der/die in der Nähe wohnt, wo man einfach mal hingehen kann... Fehlt... und zwar massiv!
There is just too much that time cannot erase.

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Beitrag Mo., 16.08.2010, 22:19

@Eyjafjallajökull:
Ich kann dir zwar nicht direkt helfen, aber ich habe mich in deinem Beitrag so erkannt, als ob ich in einen Spiegel sehen würde.
Schade wir alle haben irgendwie das selbe Problem, sind ähnliche Menschen was ja schon fast nach persönlichen Kontakt schreit, aber die räumliche Entfernung macht es (fast) unmöglich, dass sich hier Freundschaften entwickeln könnten, die für (unser spezielles) Leben etwas bringen würden.

Tut mir leid, diesen Thread zu missbrauchen aber das musste mal raus.
Ich kann die Achtung aller Menschen entbehren, nur meine eigene nicht.

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cremoso
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Beitrag Mi., 18.08.2010, 07:21

Das was du da alles probiert hast, hab ich auch versucht. Ergebniss...ich fühl mich einsamer denn je. Irgendwie weiß ich net so recht, wie man Freunde findet. bzw. wie das funktioniert. War in der Schule auch immer allein und fand das irgendwie normal. Nur irgendwann kommt man drauf, dass es net so normal ist und merkt die einsamkeit

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73Victoria
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Beitrag Do., 05.05.2016, 17:35

Janya hat geschrieben:@Gothika:

Nun habe ich mir mal so einen Psychoratgeber gekauft zum Thema Kontakte knüpfen, in dem wurde genau das Gegenteil von dem behauptet was Du in Punkt 4 schreibst. Und zwar wurde dort die Theorie aufgestellt, dass jemand nicht deshalb von anderen abgelehnt wird, weil er uninteressant, unkommunikativ, keine Freunde hat und mit sonstigen negativen Eigenschaften ausgestattet ist, sondern weil er selber denkt er wird aufgrund dieser Eigenschaften von anderen abgelehnt werden und deshalb im Umgang mit anderen Leuten verklemmter und weniger offen ist. Es wurden da so Beispiele gebracht von Leuten, die sich nicht an Gesprächen beteiligen, weil sie Angst haben etwas dummes zu sagen oder Leute die bei der Partnersuche nie selber die Initiative ergreifen, weil sie sich für hoffnungslos häßlich halten.

Fazit des Buchs: Man muss in erster Linie lernen sich selbst zu lieben und Selbstbewusstsein aufbauen, bzw. den negativen Gedanken von dem Gegenüber abgelehnt zu werden abstellen und dann soll der Rest von selbst klappen.

Keine Ahnung, was ich von dieser Aussage halten soll. Ist die in Punkt 4 beschriebene Befürchtung abgelehnt so werden aufgrund der Tatsache, das man alleine dasteht nur Einbildung?
Ja, ich denke, das stimmt genauso wie Punkt 4, auch wenn es das exakte Gegenteil davon ist. Warum wohl? Warum wohl denkt jemand so "negativ" von sich selbst, daß er sich dann so "tollpatschig" am gesellschaftlichen Parkett verhält? Weil er schon FRÜHER in seinem Leben bedauerlicherweise all jene Erfahrungen machen musste, wie sie in Punkt 4 aufgelistet sind, daß er sich später dann auch so fühlt.

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Wasser
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Beitrag Fr., 20.05.2016, 10:31

Hallo,

bei mir ist es ähnlich. Ich hatte nie wirklich einen großen Freundeskreis (eher noch als Kind). Mir hat das auch nichts ausgemacht bis ich 15 oder 16 war…dann auf einmal habe ich mich danach gesehnt nach sozialen Kontakten und habe nie irgendwo Anschluss gefunden. Man muss auch dazu sagen, dass ich damals sicherlich sehr steif und verkrampft gewirkt habe einfach weil ich so schüchtern und unsicher war. Dann hatte ich zwei Beziehungen, wobei ich immer gerne mit den Freunden meiner Freunde wegging etc. aber ich hatte nie einen eigenen Freundeskreis.

Dann habe ich mich vor 2 Jahren von meinem Freund getrennt und ich stand völlig alleine da. Das war sehr hart und ich habe dann angefangen immer mal wieder Leute von der Arbeit oder aus dem Studium zu fragen wie es ihnen den geht und was sie den so machen….mittlerweile ist es so, dass ich immer noch keinen festen Freundeskreis habe, aber immerhin gibt es ein paar Leute in meinem Leben mit denen ich mich ab und zu treffen kann und mit denen ich auch über private Dinge reden kann. Wichtig dabei war vor allem, dass ich mich gegenüber diesen Leuten öffne, dass ich Fehler vor diesen Leuten zugeben kann und halbwegs offen mit ihnen reden kann.

Ich hoffe, dass sich der Kontakt zu diesen Menschen weiter vertieft und richtige Freundschaften daraus werden. Ich hoffe so sehr, dass das irgendwann klappt.

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